Sonntag, 27. September 2015

Reisebericht Ägypten

Reisebericht–  „ein Euro – ein Euro – heute alles umsonst – nur Schauen kostet  !„

Was mich bewogen hat, als Frau mehr oder minder alleine wieder einmal in ein arabisches Land zu reisen das scheint etwas mit „inschala" zu tun zu haben … Aber wie manch einer bereits weiss, mein Bericht kommt nicht mittels moderner Technik verschleihert aus Egypt, sondern aus heimatlichen ungarischen Gefilden - hamdullah. Auch gab es keine Kamele für mich wie der ein oder andere mir vorher freudestrahlend eröffnete (… haben mir aber nicht gesagt, wo die mit all den Kamelen hin wollen ?!?... ),  dennoch gab es ein oder andere Heiratsangebot, wenn auch manchmal „nur" als „Zweitfrau" – (der Ägypter darf immerhin vier Frauen heiraten vorausgesetzt, das Haus ist ferig und komplett eingerichtet, der Schmuck ist auch für die Frau vorhanden und er muss in der Lage sein, alle Frauen zu versorgen und gleich zu behandeln, ferner gilt Seitensprung als „Schande" – was für den Ägypter ein schwerwiegender Vorwurf ist. ) – Andere Länder, andere Sitten! Wenn ich das mit Deutschland vergleiche: ---- welche Erstfrau weiss wirklich von der Zweitfrau (zu deutsch „Geliebten" ) ?!? – Wobei die Ägypter eine sehr schlechte Meinung von den deutschen Männern haben: „die deutschen Männer liegen nur am Pool und schlafen, anstatt sich um ihre Frauen zu kümmern" – „ die deutschen Männer haben kein Gefühl und einen schlechten Charakter, während sie mit ihren Frauen hier sind, schauen sie ständig nach anderen Frauen" – usw. usw. … Erst habe ich das als besondere Art der Anmache angesehen, aber nach einiger Zeit, wurde mir bewusst, dass die Meinung weit verbreitet ist, woraufhin ich die Paare näher betrachtet habe.  Deutsche Paaren wirken viel weniger zusammenhörend  als arabische, warum auch immer. Nun aber zu meinem eigentlichen Bericht.

Von Wien flog ich direkt nach Hurghada (einer Stadt von dessen Existenz ich bis vor kurzem nichts wusste …). Bereits im  Flieger begann die Karavane, das heisst meistens stand durch das halbe Flugzeug die Toilettenschlange – die letzten konnten sich nur schwerlich entscheiden, ob rechts oder links, der Weg war der gleiche, nur eventuell die Wartezeit nach „Murphy" länger. Ich habe derweil Überlegungen angestellt, warum wir wohl so viel zu trinken bekamen (könnte es ein, dass wir gleich Kamelen Wasser für die Wüste einlagern sollten?! …)Wir Frauen haben zwar zwei Höker, aber irgendwie kamen wir mit der Technik nicht klar… ;-))) so war dies für viele gleich die erste Lektion in Sachen Geduld üben – kaum am Boden ging es weiter Schlange stehen – erst am Visum, dann am Zoll und Einwanderung, letztlich  am Kofferholen – verflixt noch mal: gibt es hier nirgends Frauen ? ... Kann ja heiter werden! … Und über allem hin ein recht ruppiger Kasernentonfall mit knappen Anweisungen – dieser änderte sich im Hotel in den eines Lehrkörpers. – So sassen wir alsdann wie Schüler auf der Bank und der Lehrer, nein Reiseleiter ! fragte und immer wieder ob wir es auch verstanden haben, wir meldeten uns brav, wenngleich auch etwas befremdet und wiederholten  immer wieder Zeiten und Anweisungen. – Hey vielleicht habe ich Trainingslager gebucht und keine Urlaubsreise !?! – Aber vielleicht war er einfach nur freundlich auf unser Wohl besorgt und wollte sich vergewissern, dass wir seinem deutschsprachlichem Wasserfall mit arabischen Einschlag folgen konnten und wir wirklich nicht vor der Anstrengung des Zuhörens erschöpft eingeschlafen sind. – endlich hatten wir Schulfrei! - nächste Schlange! – diesmal vor dem Hotel-check-in. – Trotz 950 Leute, die in dieser Nacht ein-wie auch auscheckten, ging es erstaunlich schnell. – Wir bekamen Schlüssel und Plan in die Hand, unsere Koffer waren bereits irgendwohin verschwunden … und so ging ein jeder gleich einem Pfadfinder los, sein Zimmer zu finden – Jetzt wurde mir schnell klar, wozu der Plan notwendig war. In diesem architektonischen 1000-und eine-Nacht-Highlight war man ohne Plan fast zwei Tage rettungslos verloren (obwohl ich ja sehr lauffreudig und neugierig bin, habe ich manche Ecken erst am Tag vor meiner Abreise entdeckt) – aber immerhin war meine Zimmernummer selbst für ein von der Wüste ausgetrocknetes Hirn leicht zu merken:1234! – Im Zimmer folgte der nächste Schlag: irgendetwas muss mit der Buchung schief gegangen sein! : - entweder ich habe eine Suite oder eine Gemeinschaftsunterkunft für einen Harem gebucht. – So stand ich denn vor dem baldachinüberdachten Bett und wartete auf die anderen vier Personen, die da wohl noch übernachten sollten … - …. Hah – es kam doch keiner! – und so hatte ich eine riesige Spielwiese für mich ganz allein (.. was eigentlich auch wieder ein Quatsch war …. ;-))) – na ja man kann nicht alles haben *)

Nach der Odysee zur Lobby, einem Bier und der Weltreise zurück in mein Domizil fiel ich in den Schlaf – und das scheint irgendwie bei mir am ersten Urlaubstag Methode zu haben, hätte ich beinahe wieder das erste Frühstück verpasst. Also schnell raus aus den Federn, Dusche kann warten, knurrender Magen nicht ! – verflixt noch einmal: wo ist denn das eine Restaurant, wo es auch nach 10 Uhr noch Frühstück gibt - … - ich hab’s – hat Ähnlichkeit mit Schnellrestaurant, aber was solls, Büffet ist gross und Frühstück noch reichlich vorhanden und meine Stimmung wurde schlagartig besser (wer mich kennt, weiss ein Lied zu singen, wie grantig ich bin, wenn ich müde oder hungrig bin – war zum Glück allein und so konnte ich für mich granteln) – nach dem Mahl ging ich auf Entdeckungstour. Erst Anlage, dann wagte ich mich vor den Hotelkomplex. Rechts Strasse, links Strasse, gegenüber das Schwesterhotel, lauter kleine Geschäfte, verdammt warm und windig – also schnell stand der Entschluss fest, ein Hut muss her! „nur ein Euro! – schauen kostet nichts! – wehe dem, der einmal einem der vielen Händler in die Finger gefallen ist..! – aber immerhin gibt es in den meisten Fällen einen heissen Tee und einen Plausch gratis. Warum aber alle kaufwütigen Frauen Claudia heissen sollen, ist mir ein Rätsel. – Egal, hab Hut, der sich allerdings als Fehlkauf erweisst! – Schwuppdiwupp und der warme Wüstenwind fegt ihm vom  Kopf und ich fege dem Hut die Strasse hinterher! – also gut: nächste schwerwiegende Entscheidung *: ein Käppi solls sein, aber bitte in rot und mit Fischen drauf (bin ja schliesslich am Meer…) – Das erweist sich auch wieder recht schnell als schöne, aber falsche Kaufentscheidung: verdammt warm unter diesem Käppi! – Und so nimmt die Verwandlung meines Outfits in Richtung „arabische Beduinenfrau" seinen Anfang. Ein Tuch auf dem Kopf ist die optimale  Lösung, (schützt vor der Hitze, das Hirn vor Austrocknung – zu mindest teilweise ;-) , die Haare vor der Sonne (obwohl sie bereits knistern wie trockenes Reisig), wirkt wie ein Ventilator, da sich beim Laufen der Laufwind unter dem Tuch im Nacken fängt und fungiert als Schutzschild vor allzu lästigen Händlern.


 Der nächste Weg führte mich durch das  Schwesternhotel, zum Meer, d.h. ich bin erst einmal in dem wunderschönen Park hängengeblieben und habe den ersten Anfall von Fotowut erlebt … dann Meer … Strand ist nicht gerade der Hit – und … das Meer verflixt  brrrrr …. – aber Meer! Danach retour mit all meinen Schätzen des ersten Tages, andere Restaurant für das Abendessen gesucht, Platz auf der Terrasse gefunden zusammen mit Traudl und Michael. Run auf das Büffet und so stehe ich mit  Salatteller in der einen Hand, den grossen Teller in der anderen da, als mit einem Mal der wüste Wind mein Kleid bis zur Halskrause erhebt …nach dem mein Gesicht nun verdeckt war, war alles andere nicht mehr ganz so peinlich, aber leider war ich mit der landestypischen „ein-Euro"-Gepflogenheit noch nicht vertraut, sonst hätte ich mir auf diese Art meine Urlaubkasse etwas aufpolstern können…. ;-))) Der nächste Tag stand für die Fahrt Richtung Luxor (irgendwie war der Ablauf geändert und so fuhren wir erst nachmittags los) zuerst verschwanden wieder wie mit Geisterhand die Koffer um dann am Bus wieder aufzutauchen, dann fuhren wir ab zum Konvoisammelplatz. Das mutet schon recht seltsam an, die Busse und andere Fahrzeuge sammeln sich auf einem grossen abgesperrten, unter Polizeischutz gestellten Gelände. Ich weiss nicht so recht, ob ich mich jetzt sicher oder unsicher in Anbetracht der bewaffneten Touristenpolizei und ihrer Schutzschilder fühlen soll … - … Etwas mulmig fühle ich mich schon als der Kovoi sich wie eine Schlange durch die Wüste bewegt. Interessanterweise fahren die Autos ohne Licht und nur wenn Gegenverkehr auftaucht, blinzt kurzzeitig das Licht auf und bei jeder Kurve blinken die Fahrzeuge. Und es folgen unsererseits Mutmassungen über das wieso und warum – teils wilde pantasievolle Ideen … Um 22.00 Uhr sind wir in Luxor an der Anlegestelle. Magen knurrt recht laut, wohl Anbetracht des nicht eingenommen Mittagessens und der vorgerückten Stunden haben wir wohl alle mehr oder minder einen „Tiger im Tank" Wieder heisst es Koffer an der Strasse stehen lassen … - und siehe da, sie tauchen tatsächlich mit flanierenden Euro-Händen in der Kabine auf. Erstes Essen ist spät , aber Klasse. In der Kabine umfallen und erst einmal schlafen …, zumal es gleich am ersten Tag recht früh aufstehen heisst.

Erste Besichtigungstour in Theben-West (=Luxor-West) mit Tal der Könige, Hatschepsut-Tempel, Kollosse von  … (Name entfallen – Hitze zeigt erste Ausfallerscheinungen …). Seltsam irgendwie hatte wohl jeder eine andere Vorstellung vom Tal der Könige. Was ist? – karge Berge, heiss, staubig und scheinbar ohne jegliche Lebewesen (ausser Touristen und Ein-Euro-Akteure jeglichen Genres…) und ein paar Löcher im Fels ?!? – aha, das soll also das Tal der Könige sein – welche ein Glanz, na ja wohl eher Staub … - Wir also rein in die erste Grabkammer. Whow – absolut beeindruckend. Malereien, die den Tagesablauf erzählen, Hieroglyphen, die uns Mamdouh an anderer Stelle „vorliest", Positiv- und Negativreliefe … staunend und neugierig gehen wir Schritt für Schritt in die Grabhöhlen weiter (begleitet von Ein-Euro-Akteuren ) – ein Foto=ein Euro – eine Erklärungen=ein Euro etc. pp.. In einem der Grabkammern erklärte uns einer die Zeichnungen und er hatte seinen Euro absolut verdient. Die allerdings wohl sinnvollste Ein-Euro-Investition war der Grabwächter, der mein Tuch gebunden hat, wie bei den Beduinen. Absolut super: ab sofort sah ich zwar etwas wunderlich aus, aber hatte meine mobile Klimaanlage immer bei mir.Genial!! – Und als Tourist macht man sich sowieso oft lächerlich, also war es mir schlichtweg egal, was die anderen von mir dachten – mir war nicht heiss  und mir bretterte nicht die Sonne aufs Hirn – Klasse war auch der Nebeneffekt: keiner der Händler fasste mich an, hin und wieder wurde ich zwar auf Arabisch angesprochen, aber im Grossen und Ganzen konnte ich ab dem Moment ziemlich unbehelligt durch die Händleralleen gehen. Selbst als ich alleine in Luxor durch den Bazar ging, wurde ich ziemlich in Ruhe gelassen. Erstaunlicherweise erinnerten sich einige am nächsten Tag an mich und auf mein „la schukran"

Die nächsten Tage waren so voller Erlebnisse, dass sie sich nicht mehr eindeutig den Tagen zu ordnen lassen – es war einfach nur der „Wahnsinn für mich" (alla Reinhard Fendrich). Um nur ein paar Daten zu nennen,
- wir besichtigten: den Hatschepsut-Tempel (als ich abseits der anderen war, positionierte
- mich  ein Tempelwächter immer wieder neu, liess mich drehen, auf Zehen stehen, wies meine  Blickrichtung und zeigte mir auf die Art und Weise die Besonderheiten, die ich selbst so nie gesehen hätte),
- in einer Parfümerie schrieb der Verkäufer meinen Namen auf ein Papyrus-Buchzeichen in Hieroglyphen und wir unterhielten uns fast eine halbe Stunde lang über alles Mögliche,
- wir sahen, Karnak, Luxor-Tempel, das Luxor-Museum, Tempel von Edfu und Kom Ombo, Isistempel, Assuan-Staudamm, den unvollendeten Obelisken,  den botanischen Garten in Assuan
- besuchen eine Alabaster-, eine Parfüm- und eine Papyrusfabrik
- wir staunen über die gigantischen Bauten, die himmelhohen Säulen, die tonnenschweren Skulpturen,
- lernten wie echter Papyrus sich von Bananenblätter unterscheidet
- fangen an Spass am Handeln zu entwickeln
- geniessen die herrlichen Landschaften, die an uns vorüberziehen, mit den Häuser, die alle irgendwie unfertig aussehen und auf deren Dach das Zuckerrohr zum Trocknen lagert und deren Bewohner mit ihren Eselkarren eine idyllische Szenerie darstellen.
- Es entwickeln sich Freundschaften und wir haben eine Menge Spass zusammen, lachen bis die Tränen kommen, teilen Erlebnisse miteinander, lernen mit Unterstützung  unseres Reiseleiters sowie der Kellner einige sehr nützliche Worte Arabisch. Wunderbare Kontakte zu lieben Menschen, wie Traudl und Michael aus der Umgebung von Graz, Ines und Matthias aus Berlin, das indische Ehepaar Rose und Sam aus Deutschland, Marco und … (sorry, aber mit den beiden Namen stehe ich auf Kriegsfuss), Marion und ihr Sohn Marco aus Cham, Franz der seinen Urlaub nur krank erleben durfte und arabischen Ärzten in die Hände fiel, Mamdouh unser Reiseführer. Und viele andere mehr
- An einem Saftladen spendiert uns der Mann an der Kasse eine Runde Zuckerrohrsaft – mmh war der lecker!
- Wir fuhren mit einem Wassertaxi über den Nil, geniessen die Felukkenfahrt zur Elephantrine Insel
- Wir erleben Bauchtanz (na ja die Netzstrümpfe und die High Heels haben einen eigenwilligen Touch … - no comment – oder doch: siehe weiter unten ..), einen nubischen Tanzabend in  dessen Rahmen ein Derwisch sich mindestens zehn Minuten schnell in eine Richtung dreht (nach dem 10-ten Mal, dreht sich mein Magen mit – später beruhigt er sich wieder) und in Ablauf des Abends ich mich unverhofft auf der Bühne zum Stocktanz wiederfinde (scheinbar habe ich es ganz gut hinbekommen, denn ich wurde verwundert gefragt, ob ich Deutschland Stocktanz tanzen würde ?!? … - nee, wusste garnicht, dass dies ein Tanz ist!), eine Jallabaijah-Party (siehe Foto), ein Candle-Light-Dinner, ein Galadinner (jeweils mit 6 Gängen),
- Geniessen italienischen, asiatisches und arabisches Büffet
- Spielen Billard (hallo Traudl und Michael: die Fotos von euch in Aktion lassen mich immer wieder Schmunzeln und ich denke daran, welchen Spass wir hatten.)
- An Bord auf dem Sonnendeck sitzen oder in der Kabine auf dem Bett liegend die Landschaft vorrüberziehen sehen, war schon ein Genuss! – Und das Essen erst!: viel, gut und mindestens drei Kilo mehr – zum Glück, dass man für dieses Übergewicht im Flieger nicht zahlen muss. Da wär ich fällig gewesen …- aber super lecker war’s –….
- Wir erleben, wie unser Schiff am Anlagesteg immer wieder die Position wechselt ohne, das wir es gemerkt haben. Da kommt man von einer Besichtigungstour und mit einem Mal liegt das Schiff, dass erst direkt am Kai lag auf fünfter Position oder man geht ins Bett an fünfter und startet den nächsten Ausflug an dritter
- Wir erfahren die Treffsicherheit der Händler in ihren Nussschalen auf den Nil. Manchmal hilft nur noch schnelles Ducken, manchmal hat man Pech! Dann treffen Jallabaijah, T-Shirt, Tücher, Handtücher oder sonstiges auf unvorsichtige und neugierige Touristen. Das Ganze hat Ähnlichkeit wie die Erstürmung einer Festung und statt Pech und Schwefel werfen wir die Waren wieder zurück vom Boot ins Wasser, je nach unserer bescheidenen Treffsicherheit…. )
- Amüsieren uns über die vermummten Japaner mit ihren weissen Handschuhen, Regenschirmen gegen die Sonne und Gesichtsmasken
- Ich hatte sehr schöne und interessante Gespräche mit Ägyptern über die kulturellen Unterschiede, über ihr Leben, wie sie leben, arbeiten, Familie und vieles mehr. Die Leute begegneten mir offen und freundlich. Ich durfte einen Blick in die andere Welt abseits des Tourismus blicken. Und was ich sah, war nicht immer erfreulich. Wir Touristen zerstören in diesem Land sehr viel an ihrer Kultur. Oft habe ich mich gefragt, wo die Würde der Menschen bleibt, wenn die Grenze zwischen Handeln und Betteln so nah beieinander liegt. Wenn wir auf einen Schiff vorbeifahren an Menschen, die in bitterer Armut leben. Und manchmal auch nur, wenn wir als Touristen die Einheimischen wie Attraktionen fotografieren ohne zu fragen oder uns über Jahrhunderte lang gewachsene Traditionen hinwegsetzen. Frauen durch die Strassen gehen, wie sie sich in Deuschland nicht auf die Strasse trauen würden und deren Männer sich darüber aufregen, wenn ihre Frauen wie Freiwild behandelt werden. Oder wenn es den wachsenden Tourismus deutscher, betagteren Frauen gibt, die sich dort unten einen jungen Liebhaber leisten. Wenn man hinter die Kulissen schaut, sieht man einen der Bevölkerung gegenüber „agressiven" Tourismus. Ich habe mich gefragt, was die Menschen wohl denken und fühlen, wenn mind. zwei Mal am Tag der Konvoi durch ihre Städte rauscht, alle Zugangsstrassen zu der Fahrroute gesperrt sind, der Verkehr zum Erliegen kommt und die Menschen vorort warten müssen, bis der Spuk der Buskaravane durch und vorbei ist. Wie ist es in einer „abgesperrten" Hotelmeile zu arbeiten, in derer es kaum Frauen gibt, da diese zu Hause bei ihren Kindern leben und deren Männer viel an ihre Familien denken. –

Allein diese Woche Erleben und Erfahrens würde reichen ein Buch zu füllen. Ich habe eine sehr intensive Woche hinter mir und es war etwas ganz Besonderes, zum einen wegen der unheimlich reichen Kultur, den Kulturschätzen, zum anderen und insbesondere wegen der Menschen, die mir begegneten. Im Grunde müsste ich jetzt einen Break machen, aber mein Urlaub hat noch eine Woche und jeder von uns weiss, dass an die Woche Nil so schnell nichts herankommt.
Wehmut kommt auf beim Checkaus vom Schiff „ist es wirklich schon vorbei ?...."

Wieder Koffereigenleben: von der Kabine auf den belebten Gehsteig einer der Hauptstrassen! Wunderte mich jedes Mal, dass die Koffer da sind wo sie hin sollen und keine Beine bekommen haben. Überhaupt lief alles wie am Schnürchen, wenn es sich für unsere Augen manchmal recht unorganisiert angemutet hat. Dennoch die  komplette Woche lief mit ihren Besichtigungstouren minutengenau ab und was das Schöne und Angenehme war, wir hatten immer genügend Zeit uns die jeweilige Sehenswürdigkeit in Ruhe nach der Führung auf eigene Faust anzusehen. – Nur warum waren es immer die gleichen Leute, die immer zur letzten Minute kamen? – Na ja, ehrlich gesagt, manchmal gingen Eure Uhren zwei Minuten nach … ;-))) – und wir haben uns abgewechselt … *) Seltsamerweise war es immer einer aus der oben angeführten Weltenbummler-Truppe!

Nach vier Stunden Fahrt durch die Wüste wieder in Hurghada. Es hat geklappt mit der Zimmerreservierung und 1-2-3-4  - ich bin wieder hier! – jetzt finde ich mich auch besser zurecht. Und mich erwartet die erste Überraschung: Schweiz on Tour macht „palaver-palaver mit den Fischen" mit anschliessender Sonnenbrandpflege und … na ja und der Rest des Urlaubs ist unter „Sch… wars!s" auszubuchen … und endetet mit einem „Ausbruch" aus einem ägyptischen Krankenhaus und den darin befindlichen Ärzten. (nicht für mich !)- Ich habe wider aller Vernunft und Unkenrufen so ziemlich alles gegessen und getrunken was man nicht soll: Eis, Eiswürfel in der Calpriniha, Majo im Salat, Salat an sich, ausgepressste Säfte im Laden an der Strasse, und – ich habe meine Zähne mit dem Wasser aus der Leitung geputzt. – Ich war nicht wie manch einer meinte des Wahnsinns, sondern dachte schlichtweg „inschala, wenn es sein soll so ist es eben, wenn nicht dann ist es erst recht ok … „ – obendrein hatte ich ja noch einiges vor: Z.Bsp. am Dienstag „palaver-palaver mit den Fischen" und das habe  ich auch gemacht …

„Palaver-palaver-mit den-Fischen", der Lieblingsspruch unseres Reiseführers des Tages, bedeutete so viel  wie ein Tagesausflug Schnorcheln. Raus ging’s mit dem Boot (was eigentlich mehr nach einer grossen Motorjacht aussah – man gönnt sich ja sonst nichts- ein Tag mal „Krösus-Feeling"  … ein Glück, dass mein Geldbeutel nicht durchsichtig ist, sonst wär der Krösus schnell entlarvt ;-)) …). Wir hatten drei herrliche Schnorchelgänge bei den Korallenriffen, sahen jede Menge bunter Fische, ein Wrack, eine Napoleonfisch-Familie (ganz schon gross der Fisch, fast so gross wie ich – aber ich bin noch nicht so dick wie der … - … noch nicht…), einen schwarzen Manta, Korallen, Seeanemonen uvm. – Eine dicke, rosane Qualle streifte über meinen Rücken, das war mir absolut nicht geheuer! Überhaupt habe ich vor diesen Viechern einen Heidenrespekt. Nett war es in dem Schwarm gestreifter Barben zu schwimmen. Einer dieser Fische hat mich zu seinem Schwarm erkoren und gab fleissig Fisch-Küsschen auf meine Taucherbrille, um dann sich meiner Kamaralinse zu widmen. Effekt: kleiner Fisch kommt ganz gross auf’s Bild. – Nach Zwischenstopp auf einer Insel mit herrlichen Sandstrand , neigte sich ein wunderschönes Erlebnis dem Ende. Abgerundet wurde der Tag durch einen güldenen Sonnenuntergang über dem Meer und eine nette Plauderrunde mit Weltenbummlern über ihre Reisen.

Ein weiteres Highlight stand für mich am Donnerstag auf dem Programm: eine Tour in die Wüste mit dem Quad!- so ging es denn als „Wollmännchen" verkleidet 25 km in die Wüste zu einem Bediunendorf (… weiss garnicht wer mich so betitelt hat – aber seht selbst, die Ähnlichkeit verblüfft *) – Heiss war’s, verdammt harte Piste (hatte bislang noch nie Muskelkater der Gedärme, aber das sollte sich gen Abend ändern) und vorallem staubig wars, besonders nachdem mein Vordermann den glorreichen Einfall hatte vor mir im Zick-Zick-Kurs zu fahren !!! – Irgendwo muss doch da der Weg sein – upps – nee das war wohl eine Bodenwelle -  … aber es war trotzdem „ober-affen-geil" !!! so volle Pulle durch die Wüste zu brettern. – Danach knirschte es zwar zwischen den Zähnen und in meinen Ohren nahm ich die Wüste mit ins Hotel und überhaupt hatte meine Aussenfarbe gleich einem Kamäleon die Farbe eines Erdmännchens angenommen und ich hätte mich im Sand liegend vermutlich nicht mehr von der Umgebung abgehoben. – Nach dem Wahnsinnsritt durch die Wüste und wieder retour, stand noch ein gemächlicher Ritt auf einem Wüstenschiff bevor. – Die Viecher sind ganz schön hoch, können spucken und schaukeln. – Es gibt übrigens in Ägypten nur auf dem Sinai Kamele, sonst nur Dromedare. – Es war einfach eine affenstarke Tour und zurück im Zimmer, habe ich kurzerhand alle Klamotten schnurstraks in den Laundry-Sack des Hotels fallen lassen, um mich dann anschliessend in langwieriger Säuberungsaktion u.a. auch meiner neuen Haarfarbe zu entledigen.

Ich könnte noch viel berichten, vom  Land, der Kultur, den Leuten, den vielen Eindrücken und Erlebnissen. Es waren eine besondere Reise, die einen sehr grossen Eindruck bei mir hinterlassen hat und mich in eine andere Welt katapultiert hat. Eine Welt, die es sich lohnt anzuschauen …

… aber jeder, der mich kennt, weiss, dass ich mir noch viel von der Welt anschauen will und so gibt es bereits wieder die nächsten Planungen, mit ein paar besonderen „Projekten". Auf dem Plan stehen u.a.: noch eine Rundtour durch Italien, dessen Kultur mich besonders fasziniert – der Pilgerweg in Frankreich/Spanien. Eine Wanderung der indivuellen Erfahrung, die sich seit fast zwei Jahren in meinem Hirn festgesetzt hat – meine Träume von den beiden Chinareisen: Wanderung entlang der chinesischen Mauer und die Yangtse-Tour – und …. Es gibt noch ein paar weitere Träume, die ich mir je nach Laune und Pegelstand in meinen Finanzen erfüllen werde. – also ihr könnt sicher sein: ihr hört noch von mir …

Danke für die positive Resonanz auf meine anderen Berichte und ich hoffe, ich habe die Geduld derer, die schon mehrfach nach diesem Bericht gefragt haben, nicht allzu lange auf die Probe gestellt *

Eurer „Wollmännchen" Julietta

copyright Julietta Guenther