Donnerstag, 30. März 2023

30 - Mikesch - der kleine Kater Naseweis

 ... die kommenden Tage vergingen für die drei wie im Flug. Sie hatten sich viel zu erzählen und waren richtig gute Freunde geworden. Es nahnte die Zeit des Abschieds. Je näher der Hafen kam, desto trauriger, aber auch freudiger wurden sie. Traurig waren sie, weil sie wussten, dass sie sich wahrscheinlich nie wieder sehen werden. Etwas hilflos in ihrer Traurigkeit versprachen sie zu einander Kontakt zu halten, wohl wissend, dass das ein unerfüllter Wunsch ist. Freudig waren hingegen Tante Mo und ihr kleiner grauer Freund. Sie freuten sich auf ihr zu Hause. Tante Mo konnte es kaum erwarten, ihr kleines Häuschen und vorallem ihren üppig blühenden Bauerngarten zu sehen. Und ihr kleiner grauer Freund? Auf der Reise war ihm etwas ganz besonderes deutlich geworden. Es gab eine kleine, süsse Mäusedame, die er während der Reise schmerzlich vermisst hatte. Bis dato war er eher als Mäusecasanova unterwegs, weshalb ihr die kleine Püppi  abblitzen liess. Nun wusste er, dass er immer auf der Suche war. Aber auch, dass er seinen Schatz in Gestalt von Püppi längst gefunden hatte. Es quälte ihn der Gedanke, dass die liebevolle Mäusedame sich womöglich einem anderen Mäuserich zugewandt haben könnte. Am liebsten hätte er sich nach Hause gebeamt. 

Am Abend bevor das Schiff der Hafen erreichte, rief Tante Mo Mikesch in ihre Kabine. Da stand ein riesiger Karton auf den Tisch. Trabte Mo sagte: "Das ist mein Abschiedsgeschenk an dich". Als Mikesch den Karton öffnete, traten ihm vor Rührung die Tränen in die Augen. Hunderte grauer Fellmäuse blickten ihm entgegen. Tante Mo musste Tage damit verbracht haben, sie für ihn zu nähen. Mit einem Mal kam sich Mikesch richtig schäbig vor, weil er so mit sich beschäftigt gewesen war, dass ihm nicht in den Sinn kam, sich für seine Freunde ein Abschiedsgeschenk zu überlegen. Tante Mo meinte zwinkert :" damit du deine Arbeit erledigen kannst". Als sie erkannte, dass Mikesch mit seiner Fassung rang, nahm sie ihn schnell in ihre Arme. Mikesch versteckte seinen Kopf in ihre Armbeuge und schluchzte lautlos vor sich hin. 

Und wie in letzter Zeit so häufig,  vermisste er die Geborgenheit einer Familie und eines Zuhauses.

Die Nacht konnte Mikesch kein Auge zu bekommen. Seine Gedanken kreisten ohne Resultat und als am kommenden Morgen der Abschied kam, stand ein ziemlich verkaterter Kater am Gangway. 

Der Abschied fiel kurz, fast schon tonlos aus. Sie drückten sich herzlich als wollten sie sich nicht mehr loslassen. Es folgte ein kurzes Nicken und die stumme Frage : "willst du nicht mit uns kommen?" Mikesch antwortete mit einen stummen kleinen Kopfschütteln. Tante Mo und ihr kleiner grauer Freund verließen das Schiff. Mikesch sah ihnen lange nach. 

Mit einem Mal streichelte ihm jemand über den Kopf. Als er aufsah, blickte er direkt in Pittyu's verständnisvolle Augen. "Ich weiss nur zu gut, Abschied ist immer ein klein bisschen wie Sterben" . Eine  Weile standen sie noch stumm nebeneinander. Dann rief die Arbeit sie aus ihren düsteren Gedanken. Manchmal ist Arbeit eine gute Medizin. So stürzte sich der kleine Kater Naseweis in folgenden Tagen die Arbeit des vermeindlichen Mäusefangens. Wenn Mikesch gar so niedergeschlagen war, dann brachten ihn die Crewmitglieder zum Lachen. Sie waren eben doch eine grosse feste Gemeinschaft, in jeder sich aufeinander verlassen konnte und die einem auch in schweren Zeiten Halt gab.

Mikesch fuhr viele Male die Tour nach Island und zurück. In der Regel blieb er an Bord. Irgendwie war ihm die Lust auf Abenteuer vergangen. Erstaunlicherweise gingen ihm die Fellmäuse nie aus. Es wurde ihm schon langsam unheimlich.


... Fortsetzung folgt...


Copyright Julietta Günther 

Montag, 13. März 2023

29 - Mikesch - der kleine Kater Naseweis

 ... Tante Mo hatte sich auf ihre alten Tage einen Wunsch erfüllt. Von ihrem kleinen grauen Freund ermutigt, kaufte sie sich die erste Jeans ihres Lebens und weil sie sich um Jahre jünger fühlte, kam gleich noch eine Jeansjacke dazu und ein paar Turnschuhe. Sie fand ihre neue Kleidung Klasse, super bequem und sie bedauerte, nicht schon früher, sich eine Jeans gekauft zu haben. Auf ihrer Reise wollte sie nicht darauf verzichten. DOCH, aus Island war das eine schlechte Wahl. Die Klamotten wurden schnell feucht und waren in Island kaum trocken zu bekommen. Nachdem am zweiten Tag trotz Sommer ein eiskalter Wind blies und sie bei ihrem Ausflug auf einen Gletscher kräftig froh, führte sie ihr erster Weg nach der Rückkehr ins Hotel,  in einen Laden. Sie erstand Unterwäsche und Pullover aus Merinowolle, die die Feuchtigkeit nicht so schnell aufnahmen und schneller trockneten. Es folgte eine regen- und winddichte Jacke. Nach dem morgigen Graupelschauer mit Sturmböen, entschied sich Tante Mo noch für eine Mütze, Schal und Handschuhe, sowie einen leichten Rucksack, in dem sie alles Unnötige verstauen konnte, wenn am Nachmittag die Temperaturen über 20 Grad schnellten. Auch eine Schlafmaske erstand sie. Da es im Sommer nicht dunkel wurde, hatte Tante Mo kein Auge zugetan und war ziemlich gerädert. Das Highlight war ein leuchtend roter Badeanzug mit kecken schwarzen Punkten und Spitzenbesatz, darin sah sie aus wie ein Marienkäfer mit Spitzenkragen. Ihr gefiel es. Das neue Outfit war zwar irre teuer, doch machte sich die nächsten Tage bezahlt. 

Tante Mo erzählte, dass es auf Island aktive Vulkane gibt, wovon circa alle fünf Jahre einer ausbricht. Überall findet man Laufe der. Wegen den Vulkanen gibt es auch heisse Quellen, die selbst im Winter zum Baden einladen. Als Tante Mo von den Geysiren erzählte, die Wasser und Wasserdampf in die Luft schleuderten  war Mikesch froh, keinen Zwischenstopp dort gemacht zu haben. Geysire, die mit ihrer Wasserfontäne, die Umgebung mit Wasser und Wasserdampf nass machten, liessen Mikesch erschauern Er hasst Wasser, gleich auf welcher Art  und dann womöglich auch noch ein kalter Wind. Igitt, nein danke! Nichts für Mikesch!

Doch ein Gutes hat es. Die Hauptstadt Reykjavik wird fast komplett mit Erdwärme versorgt. Das wiederum wäre was für Mikesch. So ein kuscheliges warmes Plätzchen in Nähe der Heizung ist nicht zu verachten.

Die beiden hatten auch die Pferde gesehen, die die Emails der Touristen beantworten. Die Isländer scheinen Humor zu haben.

Von Reykjavik war Tante Mo begeistert. Die Stadt zeigte einen Spannungsbogen von alter Wikinger Geschichte und neuer moderner Kunst und aus Tante Mo sprudelte es nur so heraus.

Doch mit einem Mal hielt sie inne und ihre Stimmung veränderte sich. Traurig sagte sie, dass es auf Island keine Blumen gibt, überhaupt wenig Pflanzen. Sie begann von ihrem kleinem Backsteinhäuschen zu reden und von ihrem geliebten Bauerngarten, in dem es jetzt so üppig in allen Farben blühen würde. Ihr Heimweh lag schwer in der Luft. Im nachfolgenden Schweigen, hing jeder seinen Gedanken nach und wieder verspürte Mikesch den kleinen Stich in seinem Herzen und wieder trat für ihn die Frage auf, wo denn seine Heimat sei.

....

Ihre trüben Gedanken, wurden abrupt von der Schiffsglocke unterbrochen. Die drei waren so in ihre Erzählung vertieft, dass sie nicht merkten, wie die Zeit vergangen war. Längst stand das Mittagessen auf dem Tisch und sie beeilten sich, zur Messe zu kommen.


... Fortsetzung folgt...


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28 - Mikesch - der kleine Kater Naseweis

 ... anders als sonst, war Mikesch schon sehr früh aus der Koje. Nach dem Frühstück ging er an Deck. Mäuse sind bekanntlich eher abends aktiv und so hatte der kleine Kater Naseweis einige Freistunden.

Just als er es sich gemütlich machen wollte. Hörte er Tony rufen;" hi, Leute! Da ist eine Maus, fang sie!"

Mikesch folgte Tonys Handzeichen. Mist, da rannte der Cousin von  Tante Mo's kleinem grauen Freund, über die Planken.

Nochmal Mist. Mikesch hatte keine Fellmaus bei sich und jetzt sollte er jagen. Da war guter Rat teuer...

Blitzschnell schoss ein Plan in Mikesch Kopf. 

Der kleine Kater machte einen Satz geradewegs auf den Rand eines Eimers, der da stand. Der fiel mit lautem Getöse um, der Cousin konnte sich in Sicherheit bringen. So weit so gut.. bis dahin hatte sein Plan funktioniert. Doch Mikesch  hatte übersehen, dass der Maat, den Eimer dort hin gestellt hatte, weil er das Deck schrubben sollte. Der Eimer fiel polternd um und das darin befindliche eiskalte Wasser ergoss sich über Mikesch. Igitt, auch noch Salzwasser! Wie ein  nasser Hund stand der kleine Kater dort und zitterte wie Espenlaub. Just in dem Augenblick kam Tante Mo an Deck. Sie nahm das kleine Katerchen hoch, wickelte ihn in ihre Jacke und trug ihn in ihre Kabine. Dort wusch sie ihm mit warmen Wasser das Salzwasser aus dem Fell. Armer Mikesch! Kater hassen Wasser! Anschliesslich rubbelte sie ihm das Fell fast trocken. Dann holte sie ein Ungeheuer aus dem Bad, das einen Höllenlärm machte. Mikesch wurde ganz bange. Doch dann merkte er, dass das Ungeheuer  warme Luft blies und sein Fell dadurch trocknete. Irgendwann fand Mikesch Gefallen daran. Er stellte sich auf die Hinterbeine, hob seine Vorderpfoten und begann Pirouetten zu drehen. Ab und an, lies er den Ententanz in seine Choreografie einfliessen. Dabei zeigte er seine Kehrseite dem Fön und wackelte mit dem Hintern.

Währendessen lachte Tante Mo Tränen. Als Mikesch trocken war, rollte er sich in den Sessel. Ein leises Klopfen an der Tür ertönte. Der Steward brachte den Tee mit etwas Gebäck. Unbenerkt war Tante Mo's kleiner grauer Freund auf dem Servierwagen mitgefahren und schlich sich leise in die Kabine. Er setzte sich bei tante Mo auf den Schoß.

Sie begann von Island  zu erzählen...


... Fortsetzung folgt ...


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Sonntag, 12. März 2023

27 - Mikesch - der kleine Kater Naseweis

 ... ihr habt sicher gemerkt, dass Mikesch eine Pause gemacht hat. Er wollte etwas für sich sein und nachdenken. Jetzt aber wird er schnell nachholen, von seinen Fahrten zu erzählen.

In Island angekommen, warteten schon Tante Mo und ihr kleiner grauer Freund am Pier. Eigentlich sah man nur Tante Mo. Ihr kleiner grauer Freund hatte sich versteckt. Er hätte nicht an Bord kommen dürfen und do schlich er sls blinder Passagier an Bord. Mikesch begleitete sie in ihre Kajüte und freute sich riesig sie zu sehen. Die beiden wiederum waren glücklich als die hörten, dass Mikesch mit ihnen zurück fährt. Sie nahmen sich vor, Mikesch von Island zu erzählen.

Aber zuerst musste der kleine Kater wieder an die Arbeit ...aufpassen, dass keine Mäuse an Bord kamen

😉

Wenig später verriet das Brummen des Motors und das Rollen des Schiffes, dass sie abgelegt hatten und suf Fahrt waren.

Abends trafen sich alle in der Messe. Da Tante Mo der einzige Passagier war, durfte sie gemeinsam mit der Crew die Mahlzeiten einnehmen.

Währendessen verbrachte ihr kleinet grsuer Freund die Zeit bei seinen Verwandten im Schiffbauch.

Tante Mo genoss die Gesellschaft der Crewmitglieder. Die wiederum freuten sich, von ihren Familien zu erzählen.

Es war ein lustiger Abend. Einer holte eine Harmonika hervor. Rr wurde begleitet von lauten, mal schrägen Gesängen der Mannschaft... und jede Menge Gelächter und Frotzeleien, wenn jemand ach gar so schräg sang.

Seeluft macht müde, so verabschiede sich Tante Mo recht früh und sich Mikesch hörte seine Koje rufen...


... Fortsetzung folgt ...


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Samstag, 4. März 2023

Renovieren einmal anders

Mein ältester Sohn war gerade einmal ein halbes Jahr. Er war kein pflegeleichter Säugling, sondern einer der alle zwei Stunden an die Brust musste, dann eine Stunde nuckelte, eine Stunde schlief, um dann wieder zu brüllen. Tag und Nacht! Ich kam reichlich an meine Grenzen.

Wir wohnte damals in einer kleinen Dachgeschosswohnung mit Schrägen. Gerade erst eingezogen, frisch renoviert und das kleines Reich unserer jungen Familie.

Eines Tages, ich war gerade am Mittagessen vorbereiten, das gesalzenes Nudelwasser stand auf der Herdplatte, die begann warm zu werden. Mein Sohn wurde munter und wieder erfüllte ein "Ich habe Hunger"- Gebrüll die Räume. Ich ging ins Wohnzimmer, nahm ihn an die Brust. Er nuckelte schmatzend vor sich hin. Ich musste wohl eingeschlafen sein, denn nach einiger Zeit wurde ich wach, weil mein Spross nach dem Milchzapfhahn suchte und ihn gefunden hatte. Nach der Fütterung beschäftigte ich mich noch eine Weile mit meinem Sohnemann.

Es waren inzwischen gute drei Stunden vergangen als mir einfiel, daß ich irgendwann einmal Nudelwasser aufgesetzt hatte. Flugs lief ich in die Küche. Der Topf auf dem Herd hatte mittlerweile alle Anlauffarben erhalten und war innen mit einer weissen Salzschicht überzogen. Das Wasser war verdampft. Der Topfboden und die Herdplatte glühten rot. Nachdem die Herdplatte ausgeschaltet war und das Ensemble langsam begann sich abzukühlen, wollte ich den Topf von der Platte nehmen. Es ging nicht! Topf und Herdplatte waren miteinander verschmolzen. Nach einiger Zeit schaffte ich es dann doch noch die beiden Komponenten von einander zu lösen, doch die Platte war nicht mehr zu gebrauchen.

Ich war so mit dem Topf und dem Herd beschäftigt gewesen, daß ich garnicht auf meine Umgebung achtete. Als mir ein Tropfen vom Dachfenster in den Nacken fiel, bemerkte ich, daß die Küche sich in eine Sauna verwandelt hatte. Die Scheiben waren beschlagen und das Wasser lief an ihnen herab. Als ich mich dann umdrehte, traf mich fast der Schlag. Bei den Möbeln sah es nicht anders aus. Aber richtig heftig waren die Wände. Dort hatte sich in Folge des Wasserdampfes, die frischen Tapeten gelöst und waren nun von den Wänden gerollt. Autsch! Ich wusste nicht, ob ich die Angesicht dieses Ergebnisses nun lachen oder weinen sollte. Aber eines wusste ich ganz sicher, mein Mann wäre sicher nicht erfreut darüber und es stand neues Tapezieren an. Die Tapeten liessen sich ja noch verwenden, waren ja fein säuberlich von den Wänden gerollt.  Aber es brauchte ein paar Tage bis die Wände so trocken waren, daß die Tapeten dort überhaupt hielten.



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Freitag, 3. März 2023

Ein Schaf, ein Jäger und eine Anektode reicher

Vor einigen Jahren, wir hatten gerade unsere ersten vier Schafe bekommen, erhielten wir auch gleich unsere erste Lektion, was man als Schafshalter sein lassen sollte.

Eines hatten wir nicht bedacht:
für unsere Hunde waren das Eindringlinge. Fremde, die in ihrem Revier nichts zu suchen hatten.

Nichts ahnend ließ Männe morgens die Hunde raus.
(Na ja! Ahnung hatten wir damals wirklich nicht viel oder besser gesagt, wir waren reiflich naiv an das Thema Schaf herangegangen)

Buddy lief in den Garten, verrichtete sein Geschäft bis ... na bis er die Schafe erblickte. Da gab es für ihn kein Halten mehr. Rufe unsererseits wurden ignoriert. Buddy raste auf die vier Schafe  zu. Männe dem Hund hinterher. Es herrschte reichlich Tumult, was mich auf den Plan rief. Drei Schafe sprangen über den Zaun. Der Hund wurde von dem Hindernis abrupt gebremst, was mir Gelegenheit gab, den Hund anzuleinen und von den Schafen wegzuführen.

Ein Schaf war zurück in den Stall getrabt. Doch die anderen waren auf der anderen Seite des Zaunes, außerhalb des Grundstückes. Da Schafe von Natur aus Fluchttiere sind, gestaltete sich das Zurücktreiben nicht so einfach. Eines rannte freiwillig zurück ins Gehege. Ein anderes Tier rannte in den Wald und blieb für immer verschwunden. Vermutlich lief es irgendwann einmal einem überraschtem Jäger vor die Flinte. Und das vierte Tier ? Das wurde nahezu zu einer never ending story!

Wir hatten circa fünfhundert Meter entfernt einen Nachbarn, der auch Schafe hatte. Seine Tiere waren auf einem Grundstück, das an drei Seiten eingezäunt war und auf einer Seite von Dickicht und Wald begrenzt war. Seine Tiere blieben den ganzen Tag draußen, teilweise auch außerhalb Sichtweite des Eigentümers.

Unser Schaf war wie Doktor Kimbel auf der Flucht. Wir suchten es, doch fanden es nicht. Im Dorf hatten wir die Nachricht verbreitet, daß bei uns zwei Schafe abgängig seien und wir um Nachricht bäten, falls jemand die Tiere sähe. Wir hatten die Hoffnung schon aufgegeben. Nach gut einer Woche bekamen wir die Meldung, daß bei unserem Nachbars ein fremdes Tier aufgetaucht war und seine Herde anführte. Wir sollten doch mal schauen, ob das unseres sei.

Wir hin und der Nachbar berichtete uns, daß er sich seit ein paar Tagen wundere, daß seine Herde begonnen hatte, zu wandern. Noch verblüffter war er, als er feststellen musste, daß seine Herde von einem ihm unbekannten Schaf angeführt wurde. - Unser Schaf hat sich eine Herde gekapert!

Wir wollte unser Schaf zurück und so mussten wir es wieder einfangen. Das gestaltete sich schwieriger als gedacht. Denn kaum kam man dem Schaf näher als zwanzig Meter - schwupps - Hufe in Bewegung gesetzt und wir sahen von dem Schaf samt Herde nur noch eine Staubwolke.

Tagelang versuchten wir es, auf die unterschiedlichste Weise. Nichts führte zum Erfolg.

Dann bestellten wir ein Jäger, der es mit einem Betäubungsgewehr schiessen sollte. Doch - unser Schaf war kein blödes Schaf! Kaum kam der Jäger in Schussreichweite - Schaf war weg! Zwei Tage lang lag der Jäger vergeblich auf der Lauer. Kaum Gewehr angelegt - Schaf war weg!

Nun war guter Rat teuer. Der Nachbar wollte unser renitentes Schaf, das nur Unruhe in seine Herde brachte, nicht behalten und wir wollten es wieder haben. Was nun?!?

Wir grübelten und grübelten. Dann kamen wir auf die Idee, die Schafe in eine Art Gatter zu treiben. Doch das gab es bei dem Nachbarn nicht. Per Schubkarre fuhren wir zwei Rollen Zaunmaterial hin und zogen bei ihm provisorisch ein Gehege. Die Schafe wurden hineingetrieben. Die ganze Herde stand drin, nur unser Schaf blieb draußen ... Verflixte Sch.. noch einmal! Neuer Versuch! Gleiches Spiel! Dann kam der Hafer als Lockmittel dran. ALLE Schafe rein ins Gatter. Super! Doch zu früh gefreut! Als die Männer das Schaf fassen wollten, sprang es über den Zaun. An dem Tag lief nun garnichts mehr.

Nächster Tag, neuer Versuch. Ich blieb zu Hause. Nach drei Stunden hörte ich von Weiten ein Tumult. Ich ging auf die Terrasse und hörte: "Komm, Du blödes Vieh!" - "Lauf endlich weiter!" - "Nein, nicht dorthin" - "Komm endlich"- "Pass auf, es reißt sich los!" usw.
Alleine die Konversation brachte mich zum Lachen.

Dann sah ich die Gruppe: fünf gestandene Mannsbilder mit hochroten Kopf und dazwischen ein ziemlich widerborstiges Schaf. Zwei der Männer waren vermutlich beim Einfangen im Mist gelandet. Einer zog das Schaf, das sich wild gebährte und in alle Richtungen zog, in die es nicht  sollte. Zwei schoben das Tier und fielen immer mal wieder der Länge nach hin. Die anderen beiden prusteten und krümmten sich vor Lachen.

Irgendwann hatten sie es geschafft, das Tier ins Gehege zu bringen. Kaum von der Leine, lief das Schaf seelenruhig in seinen Stall, fast als wollte es sagen "Ätsch, Euch habe ich es aber gezeigt!"

Die Männer erzählten, daß sie das Tier x-mal in das Notgehege treiben mussten. Immer wieder ist es ausgebüchst: mal über den Zaun. Einmal hat es einen der Männer am Eingang umgerissen und ist davon getrabt. Ein anderes Mal ist es glatt über das Hausdach abgehauen. - Immerhin irgendwann hat es geklappt. - Danach lebte das Tier einige Jahre bei uns und es blieb der einzige Ausflug.

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Mittwoch, 1. März 2023

Das kleine Mädchen "Ich trau mich nicht"



In einem kleinen Dorf irgendwo auf der Welt lebt ein kleines Mädchen namens Anne. Sie ist ein liebes Kind und jeder mag sie gerne. Oft ist sie mit ihren Schulkameraden unterwegs. Aber sie hat ein grosses Problem. Wenn ihre Freunde, sie mitnehmen wollen, um im Wald nach Walderdbeeren zu suchen, dann sagt Anne : "geht ohne mich, ich trau mich nicht". Ab und zu gehen sie über die Brücke zum Bauern. Dort besuchen sie die kleinen Kätzchen und holen frische Milch. Die Kinder lieben es, wenn sie aus dem Deckel ihrer Milchkanne, die noch kuhwarme Milch trinken können. Doch an der Brücke bleibt Anne stehen: "geht ohne mich, ich trau mich nicht".  Dann eines Tages im Herbst haben ihre Freunde mit ihren Pappa's Drachen gebastelt. Anne's Papa hat einen ganz besonderen  Drachen gebaut. Er ist achteckig und hellgrün, wie Anne Lieblingsfarbe. Er einen hat ganz langen Schwanz mit vielen bunten Schleifen. Als die Freunde sie abholen und Drachensteigen lassen wollen, sagt sie nur "geht ohne mich, ich trau mich nicht". So geht das tagein tagaus, ob beim Radfahren, Schaukeln, Rollschuhlaufen und vieles mehr. Anne sagt immer immer nur "geht ohne ich, ich trau mich nicht". Manchmal wenn sie keiner sieht, dann weint sie leise vor sich hin. Wie gerne wurde sie gerne auf dem Rad ihre Haare im Wind flattern lassen, doch sie traut sich nicht. Warum, das weiss keiner. Im Dorf nennt sie mittlerweile jeder nur "Ich trau mich nicht".

Eines Tages ging "Ich trau mich nicht" mit ihrer Mutter spazieren. Ganz in ihrer Nähe ist ein Wildgehege mit Wildschweinen und Rehen. Mama hat ihr erzählt, dass es dort kleine Rehkitze und Wildschweinferkel gibt. Die wollten sie anschauen gehen. "Ich trau mich nicht" hat die letzten Tage deshalb extra Eicheln gesammelt. Die lieben die Rehe und die Wildschweine. An Mamas Hand gingen sie dort hin. Es hatte die letzten Tage geregnet und der Weg war rutschig. Mit einem Mal glitt Mama aus und fiel hin. Da sie "Ich trau mich nicht" an den Hand hielt, fiel auch die hin. Beide lagen in einem Berg voller Laub. "Ich trau mich nicht" ist nichts passiert ist, da sie ganz weich auf Mama Bauch gelandet war. Aber Mama lag mit verdrehtem Fuss am Boden. Der Fuss tat ihr ganz doll weh und Mama konnte nicht aufstehen. "Ich trau mich nicht" wurde ganz bang, als sie ihre geliebte Mama so liegen sah. Ehe ihre Mama etwas sagen konnte, rannte "Ich trau mich nicht" davon und rief "ich hole Hilfe !". - Und weg war sie. Die Mama bliebt alleine zurück.

"Ich trau mich nicht " rannte so schnell sie konnte. Sie lief durch den dunklen Wald, einen Weg entlang. Vorbei an den abgeernteten Maisfeldern. Als Abkürzung nahm sie den Weg über die Wiesen und kam an den kleinen Bach. Sie wollte hinüber springen, doch beim ersten Mal gelang es ihr nicht und sie rutschte aus. Beim zweiten Mal, nahm sie noch mehr Anlauf und sie flog förmlich über den gluckernden Bach unter ihr. Sie rannte weiter über die Felder, über die kleine wackelige Brücke und kam bald danach an den Rand des Dorfes. Dort stand eine Telefonzelle. Mama hatte ihr schon ganz früh erklärt, was sie tun muss, wenn sie einmal Hilfe holen musste. Sie war damals noch keine zwei Jahre alt, aber sie erinnerte sich heute noch ganz genau. Doch sie war zu klein und kam nicht an den Hörer. So sehr sie es auch versuchte, es wollte einfach nicht gelingen. Sie war schon ganz verzweifelt, als eine Frau des Weges kam und sie fragte, ob sie ihr helfen könne. Nun erzählte ihr "Ich trau mich nicht", was geschehen war. Die Frau rief für sie die Rettung an und bald danach kam ein Krankenwagen. "Ich trau mich nicht" setzte sich auf den Sitz neben dem Fahrer und erklärte ihm, wo er hinfahren musste. Bald waren sie bei der Mama. Der Sanitäter machte Mama einen Verband und gab ihr eine Spritze gegen die Schmerzen. Dann wurde Mama in den Krankenwagen gehoben und sie fuhren mit ihr ins Krankenhaus. "Ich trau mich nicht" durfte mitfahren. Nach einer Untersuchung stellten die Ärzte fest, dass Mama sich nur den Fuss verstaucht hat. Das tut zwar sehr weh, aber es war nicht so schlimm. Mama bekam einen neuen Verband und durfte nach Hause. Dort allerdings musste sie sich ein paar Tage ausruhen. Weil Mama nun im Haushalt nichts machen konnte, kam ihre Oma helfen.

Die Oma schaute erst Mama an, dann "Ich trau mich nicht" und dann wieder Mama. Sie sagte zur Mama "wie mutig doch unsere Kleine ist !"  Mama meinte, "ja, sie ist wirklich sehr mutig und wir sind mächtig stolz auf sie". Da erst merkte "Ich trau mich nicht", was sie getan hatte: sie war ganz alleine durch den dunklen Wald gerannt, über die Wiesen und die Brücke, sogar über den Bach ist sie gesprungen. Manches muss man einfach nur einen ersten Schritt tun und sich trauen. Sie hatte aber noch etwas anderes gelernt: wenn sie einmal selber nicht weiter weiss, dann gibt es sicher jemanden, den sie fragen kann und der ihr hilft.

Was glaubt ihr, wenn ihr jetzt auf dem Spielplatz jauchzen seht? Wer auf der Schaukel in den Himmel fliegt? Wer sich den Wind beim Radfahren durch die Haare wehen lässt? Stimmt! -

Es ist eine glückliche, lachende Anne, die nun längst nicht mehr "Ich trau mich nicht" heisst.



copyright Julietta Günther


Samstag, 25. Februar 2023

Rauchzeichen

Es geschah in grauer Vorzeit als meine Kinder ware sechs und zwei Jahre alt. Sie bekamen ein Buch in dem das Leben der Indianer beschrieben war. Daraus lasen wir ihnen abends als Gutenachtgeschichte ein Kapitel vor. Fortan versuchten die Jungs und ich uns lautlos durch die Wälder zu schleichen. Manchmal klappte es sogar.

Eines Sonntagmorgen wurden wir von einem seltsamen Geruch wach. Da arbeitsfreier Tag schliefen wir sonntags etwas länger.  Die Kinder waren schon wach und aus ihren Betten. Sie sassen friedlich im Wohnzimmer auf dem Boden und sagten sie spielen Indianer. Noch immer konnte ich mir keinen Reim auf den seltsamen Geruch machen und war weiter auf der Suche nach der Quelle. Mit halben Ohr hörte ich den Bengeln zu. Irgendwann sagte einer, dass es schade sei, dass das Lagerfeuer nicht brennt ... 

... da schrillten bei mir die Alarmglocken!

Ich fragte, wo sie denn ein Lagerfeuer gemacht hätten. Als sie mir es zeigten, traf mich schier der Schlag. Wir hatten fast sechs Meter, deckenhohe Regalwand voll mit Büchern und Aktenordner. Meine Jungs hatten ihr Lagerfeuer genau unter eines der Regalbretter angezündet.🙈 Das Brett war an der Unterseite schon reichlich schwarz und ich mag es mir nicht ausdenken, was passiert wäre, wenn das Lagerfeuer nicht ausgegangen wäre.

Der Schutzengel hat kräftig Überstunden gemacht!


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Samstag, 4. Februar 2023

3 - Kettö-Labu - Die Geschichte, der zweibeinigen Katze - Fortsetzung Nr. 2

3 - Kettö-Labu - Teil 3

Hallo !!! ... Ist da wer ? - Ich bin hier ! - Wer ich bin ? - Na kennt ihr mich nicht? - Ich bin Kettö-Labu, die zweibeinige Katze mit den tollen Ideen ....

Heute Nacht hatten meine Brüder und ich eine Superidee: MM bereitet uns immer so ein tolles Frühstück mit vielen Leckereien. Wir dachten uns, heute machen wir mal MM ein Frühstück. wir haben uns da etwas ganz Tolles einfallen lassen: Wir haben den Tisch gedeckt! na ja eigentlich nicht den Tisch, da dürfen wir nicht rauf, sondern rechts und links neben dem Tisch. Dafür haben wir auch ganz tolle Leckerbissen besorgt: auf der einen Seite gab es junges Vögelchen und auf der anderen Seite frisches Mäuschen. War wirklich super lecker, wir haben alle davon probiert und waren gespannt auf MM Reaktion .... Und wirklich, sie kam und rief "ach, was ist denn das ?" - Nur klang das nicht ganz so begeistert, wie wir uns das vorstellten. Vielleicht lag es auch daran, dass wir etwas viel davon genascht hatten, und Mäuschen und Vögelchen schon reichlich abgenagt aussahen ... Upss .... - MM machte sich daran, ihr Frühstück aufzusammeln. Das war vielleicht ein Spass !! Besonders bei dem Vögelchen ;-)) da flogen die Federn nur so auf ! :-))) und jedes Mal wenn MM sie auf der Schippe hatte, flogen sie beim nächsten Kehrwisch wieder unter .... - Irgendwann holte sich MM das laute Ungeheuer zu Hilfe. Die Menschen nennen es Staubsauger, was ja jetzt eigentlich Quatsch ist. Eigentlich müsste es doch Federsauger heissen. Oder? - Wenn ich mir das Ganze so durch den Kopf gehen lasse, dann ist unsere Überraschung angekommen, doch Begeisterungsstürme gab es keine :-(( - Da erging es uns wohl wie vielen Ehemännern, die Ihren Frauen so nützliche Dinge wie Bratpfannen oder Nudelholz zum Geburtstag schenken.-
... Die Menschenfrau scheint da ihre eigenen Vorstellungen von gelungenen Überraschungen zu haben .....

Die letzten Monate war ich ein wenig schreibfaul und so kommt es, dass ich einiges nacharbeiten muss. Aber wundert Euch nicht, wenn alles ein wenig durcheinander kommt ...
Es gibt wirklich viel zu berichten ....

Nach dem Winter kam der Frühling und mit ihm die warme Sonne. Und ich ? ... Nichts wie ab durch die Mitte, wer will denn da  nach weiten Landen, wo es doch hier Sonne, Sommer, Sand und Mehr  gibt ? - Mehr Heuschrecken ;-)) - ich bin jetzt kräftig am Trainieren: ich springe !!! erst weit nun auch noch hoch. Nichts Besonders meint ihr? ... na dann probiert das einmal mit Beinen, die nur bis zu eurem Knie reichen ... merkt ihr was? ... Könnte glatt bei der Para-Olympik für Katzen mitmachen! - Auf jeden Fall wird mein Speiseplan nun kräftig mit Heuschrecke, Käfer, Maus etc. aufgestockt. Und zwischen den Mahlzeiten aale ich mich genüsslich in der Sonne und lasse mir beim Mittagsschläfchen mein Sommerfell bescheinen.

Die kleine Graue ist jetzt ständig bei uns, hat auch gemerkt, dass die Grundversorgung hier eindeutig besser ist als immer nur die Wald-Feld-und-Wiesen-Kantine. -- Unser Zoo wächst !

Im Frühsommer gab es ein trauriges Ereignis und MM flog überraschend mit Ihrem Freund nach Spanien. Ganz schnell hatten sie dafür gesorgt, dass es uns wärend ihrer Abwesenheit an nichts mangelte. Doch das bedeutete auch, dass ich im Haus bleiben musste, während meine Brüder durch das offene Küchenfenster ein und aus maschieren konnten.
Das war ja soooo gemein !!! - Draussen schien die Sonne, hüpften die Heuschrecken und ich hatte Hausarrest. Wieso eigentlich, ich hatte doch dies Mal nichts ausgefressen !?!? - Schluchz - Heul - Jaaauulll !.
Doch MM hatte die Rechnung ohne mich gemacht!- Was ich mir in den Kopf gesetzt habe, dass bekomme ich auch irgendwie hin. Und ich wollte nach draussen !!! - Ausgiebig habe ich die Lage begutachtet. Da stand das Fenster offen, darunter stand einerseits der Wagen für das Gemüse und etwa 10 cm entfernt, der Gasofen ... Grübel, grübel, grübel ... da erinnerte ich mich daran, dass ich im Fernsehen einmal einen Bericht von Freeklimern gesehen hatte, dachte mir, "was die können, das kannst du auch" - Und fleissig trainiert. .... und trainiert ... hangelte mich nach oben  .... und draussen war ich !!! Jipphie Jipphie Jeyh!!! Heuschrecken, jetzt hat Eure Stunde geschlagen ! - Mann das war Klasse und ich stolz wie Oskar!

MM und ihr Freund blieben länger weg als beabsichtigt. Aber wir hatten eine gute Betreuung. Doch während MM in fernen Ländern Kakalaken jagte, kamen hier zu Hunderten die Ameisen ins Haus. aus allen Fugen kramten sie Material hervor und bei uns sah es aus wie nach einer Überflutung. Überall lag irgendwelches Baumaterial, Erde und was weiss ich nicht noch alles. Und bei dem ganzen Ärger nicht genug, die kleine Graue hatte Flöhe mitgebracht. In der ganzen Aufregung vor der Abreise hatte MM vergessen, die Schlafzimmertür zuzumachen. Jetzt hatten wir eine Ameiseninvasion in Küche, Flur und Bad und einen grossen Flozirkus im Bett und Fell. Kurz bevor die beiden wieder zurück kamen, gab es auch noch ein Unwetter und die Hälte der Trauerweide krachte auf den Boden und in die Einfahrt. - wo war sie nun unsere "heile Welt"? - Mitten in der Nacht kamen beide müde an, musten draussen parken und voller "Begeisterung" machten sie sich ein Notlager. - 

So ein Mist ! - Was bitte können wir dafür? - Alles wurde gewaschen, ausgespritzt und wir liefen tagelang mit einem staubigen, stinkenden Fell herum. - Dem Baum musste die Motorsäge zu Leibe rücken...

Doch, hihi, lange Zeit hatt MM garnicht bemerkt, dass ich raus konnte .... Irgendwann wurde sie stutzig und fragte ihren Freund, ob der mich rausgelassen hat .... das grosses Rätselraten ...

Und ich .... tat so als wäre ich die Unschuld vom Lande ... ;-))

Und so vergingen die Tage und leider auch der Sommer. Noddi und Doddo waren jetzt meistens ein Herz und eine Seele, wenn es nicht gerade ans Fressen ging. Da verstand Doddo keinen Spass.

Es wurde Ende Oktober und innerhalb von ein paar Tage sanken die Temperaturen über 30 Grad. Doddo, wurde immer unförmiger. Sie bekam Junge! - Hey, wieso Junge und kein Mädchen ??? - Eines Tages, besser gesagt Nachts, es war bitterkalt, fast minus 20 Grad. Bekam sie ihren Nachwuchs. - Dieser doofe Hund, wusste erst nicht was er damit anfangen sollte und verteilte die Kleinen überall. Als MM am nächsten Morgen raus kam, hatten die ersten die Kälte nicht überlebt. MM versuchte die Kleinen in Sicherheit zu bringen, doch Doddy bliebt nicht in der warmen Hütte, sondern verkrümelte sich im Holzhaus. MM zählte immer wieder durch und wunderte sich, dass die Zahl sich laufend änderte. Des Rätsels Lösung: 1. Doddo war noch bei der Geburt dabei, 2. versteckte sie die Jungen unter Holzscheiten. - Ich sag ja "doofer Hund" - Aber das Coolste kommt erst noch: am Tag zuvor war Holz eingelagert worden und zwei der kleinen hatten sich unter das Holz gerobbt .... Könnt ihr Euch vorstellen, was jetzt kommt? .... Richtig "Rettungsaktion kleiner Hunde" und grosse Umschichtaktion Holz. - MM war zwei Stunden beschäftigt, um mehr als 4 Raummeter Holz umzuschichten und MM's Freund am Abend hell auf begeistert, als er sah, dass seine geordneten Holzstapel sich zu einem wilden Durcheinander  entwickelt haben :-(( . Leider half das Alles nichts, nach vier Wochen haben von den acht leider nur zwei überlebt. Eine Hundemädchen (also doch nicht nur "Junge" !!) und eine Hundejunge. Die machten vielleicht einen Krach und Augen hatten sie auch keine, zumindest nicht am Anfang. MM meinte, wir wären da pfiffiger gewesen... - Klar, wir sind schliesslich auch intelligente Katzen und keine doofen Hunde ...

So jetzt hatte unser Zoo schon wieder Zuwachs bekommen !! Die beiden heissen Buddy und Jeanny. Später stellten unsere Menscheneltern fest, dass die Namenswahl nicht so glorreich war, da die Namen sich zu sehr ähneln und bei Kommando sich weder Noddi, Doodo noch Buddy angesprochen fühlen ;-)) ... ich denke da eher, dass sie nicht hören wollen ...;-) - mach ich ja auch manchmal .... pssst nicht weiter sagen ....

Jeanny kam zu anderen Menscheneltern, Buddy blieb bei uns. Das ist vielleicht ein verfrorener Hund !! Ständig macht er uns den Platz hinter dem warmen Ofen streitig. Und auch sonst eine reinste Plage: frisst uns das Futter weg, klaut uns die Knochen und dann auch noch den Ofenplatz. - Aber ansonsten ist er verträglich, wenn er nicht gerade wieder einmal uns über den Haufen rennt. - Hat denn der Hund keine Bremse ??  - und verfressen ist der !!! - Hilfe ! Der frisst uns allen noch die Haare oder das Fell vom Kopf ! - MM nennt ihn schon Staubsauger, weil er alles aufsammelt, was sich irgendwie fressen lässt. Nur letztens hat "doofer Hund" sich den Magen verreckt. Eigentlich sollte er ja wissen, dass man Holzspäne nicht frisst, dannach hat er gereihert und war ein Häufchen Elend. Fast tat er mir leid, doch wie sagt er Volksmund "wer so viel frisst ist dämlich" - Noch einer von der Rasse ;-)

Eine Neuerung gab es noch: seit Neustem ist MM's Schuhschrank hinter dem Ofen. Nicht, dass es eine Platzfrage war, vielmehr Buddy verwendet MM's Schuhe als Kopfkissen. - was der wohl daran findet, seinen Kopf auf einen nach Fussschweis riechenden Turnschuh zu betten ? - Der Arme, scheint an Geschmacksverwirrung zu leiden..

Etwa zur gleichen Zeit arbeitete MM's Freund auf einer Baustelle und dort leistete ihm bei der Arbeit eine Katze Gesellschaft. MM's Freund erzählte oft von ihr und dass sie eine sie und blind sei. Als dann das Bauvorhaben an einem Freitag abgeschlossen war, kam er Abends nach Hause und war sooo traurig wegen seiner "Cillu", so hatte er die Katze getauft. Sie hätte doch niemanden, wer sich jetzt wohl um sie kümmert, etc. pp. - das ging den ganzen Abend so, zwischendrin traten ihm Tränen in die Augen. Bis schliesslich MM es nicht mehr mit ansehen konnte und sagte, ok, wir holen morgen Deine Cillu, wo 5 Katzen satt werden, da wird es auch noch eine 6.- am nächsten morgen fuhren die beiden da hin, doch Cillu kam dies Mal nicht als sie gerufen wurde. Da war MM's Freund erst traurig, dann enttäuscht, dann wieder traurig .... das war vielleicht ein Wochenende !!! Am Montag dann waren ein paar Kollegen noch auf der Baustelle um Aufzuräumen, - natürlich , was glaubt ihr: "bewaffnet" mit Katzenkorb und Katzenfutter und siehe da, abends konnte MM's Freund seine Cillu in Empfang nehmen. Er strahlte auf allen vier Backen und MM war bis auf weiteres abgeschrieben : Cillu hier, Cillu dort. - sieh wie sich kugelt, wenn ich sie kraule ... oder sie kann sogar Männchen machen. .....  Mann oh Mann, mann kann's auch übertreiben !.. doch in einem hat sich MM's Freund kräftig geirrt: sie ist keine sie, sondern ein er, Kater eben und beileibe nicht blind, sondern er kann mit den Augen so zwinkern, dass sie trübe erscheinen. Und ansonsten hat der Gute Starallüren !! - Er frisst nur aus einem eigenen Fressnapf und auch nicht alles, Hundetaps nur die einer bestimmten Marke und noch weitere Macken. Kaum zu glauben, dass ein streunender Strassenkater einen so ausgewählten Geschmack hat .... Auf jeden Fall hat Cillu unser Leben reichlich durcheinander gebracht. Hinzukommt, dass Fetz, alias Fekete-Féher umbenannt wurde. Er ist ebenso schwarz-weiss wie Cillu, nur hat dieser eine schwarze Nase. - Nee, Cillu war nicht im Kohlekeller, er ist von Geburt an so. Auf jeden Fall heisst er seitdem Cilla und der Neue in unserem Zoo, Cillu. - Jetzt habe ich eine Super Idee, ich benenne MM und ihren Freund einfach auch um .... Nur wie ??? ..---.. Wie wär's mit Bonny und Clyde?.... na das passt nicht. --- Oder mit Dick und Doof?... sie ist zwar klein, aber nicht doof und er ist gross, aber nicht dick,  abgesehen von einem kleinen Bäuchlein, den Männer im mittleren Alter meistens haben ;-)) --- Hanni und Nanni passt auch nicht, zwar sind die beiden unzertrennlich, aber eben auch Mann und Frau ..---.. Ich hab's !!!: Tina und Chris ...und zusammen sind sie Chris-Tina, ein unschlagbares Team !

Fetz alias Cilla


So wächst unsere Familie immer weiter ....

So langsam hat der Winter Einzug gehalten. Dieses Mal mit viel Schnee. - ich mag keinen Schnee, der ist nicht nur weiss, sondern auch kalt. Und das tut meinen Beinen nicht gut. Sie zittern dann wie Espenlaub. Bei dieser Jahreszeit halte ich mich am liebsten drinnen auf, da ist der warme Ofen und so manche Leckerei, die ich ergattere. A propo Leckerei : ich habe eine neue Angewohnheit, um an diverse Leckereien zu kommen .... Immer wenn Tina isst, egal was , dann flitze ich flink zu ihr, plaziere mich neben sie und setze meinen herzerweichendes "grosse Augen-Blick" auf ... Wenn das noch immer nicht wirkt, dann kratze ich ihr mit der Pfote solange an ihrem Bein, bis .... ja bis sie spätestens dann mir (genervt ;-))  ) einen Leckerbissen zuwirft. Doch dass mache ich nur, wenn Chris-Tina alleine sind. Wenn Gäste da sind, dann zeige ich, dass ich eine gute Kinderstube genossen habe und halte mich dezent zurück.

Nach unserem Flozirkus hatten wir mehr oder minder Schlafzimmerverbot, doch nun ist es kalt und Chris-Tina halten die Zimmertüren zum Durchheizen offen ...
Das ist unsere Stunde !! - Immer wenn Tina schläft, dann schlüpfe ich hinein ins Zimmer und rauf aufs Bett und kuschel mich auf die Decke... echt cool ist es, wenn ich einen Logenplatz zwischen Chris und Tina ergattere. Das ist mollig warm, nur muss ich flink sein, wenn sich einer dreht .... Auch nicht übel ist es, wenn ich mich in Tina's Arm verkrümeln kann. Seitdem ich auch nicht mehr das Bett mit dem Katzenklo verwechsele ... upss, ich war damals noch sehr klein :-(( ..... nun denn, seitdem werde ich auch nicht mehr gleich wieder hinaus komplimentiert und mit viel Glück, kann ich die Nacht dort übernachten. - Auf jeden Fall warte ich immer ab, bis Ruhe ist im Schlafzimmer ..... ;-))  - Nur blöd, dass meine verstümmelten Hinterbeine auf dem Parkettboden klopfen, so werde ich manchmal vorzeitig entdeckt und muss raus. ... aber wie auch im richtigen Leben so hat man meistens eine zweite Chance. Und die, da könnt ihr sicher sein, nutze ich ... ;-))) So für heute Schluss, noch ein wenig Geduld und dann .... ab in die Koje ...  Motor anwerfen und schnurr ...

... Nachtrag...

Der nächste Frühling kam. Ich war inzwischen zu einer, noch immer zierlichen, aber erwachsene  Katzendame herangewachsen. Lange spukte in mir schon der Wunsch nach einer eigenen Familie. Eines Tages stand mein Entschluss fest. Am kommendem Tag packte ich mein Bündel und ging. Am Abend hatte ich mich schon von MM und meinen Brüdern verabschiedet. Sie wunderten sich etwas darüber, dass ich so verschmust war.

Ich hasse Abschiede und so ging ich ohne Worte. Am Abend und die kommenden Tage hörte ich MM mich rufen. Sie suchte nach mir und anhand ihrer Stimme merkte ich, dass sie traurig war. Doch es ist wie bei Kindern. Die Eltern geben ihnen Flügel zum Fliegen. Doch fliegen müssen sie ganz alleine ... und das werden sie.
Ich habe nur zwei halbe Hinterpfoten, die ich als Flügel nutze. Sie haben mich weiter gebracht als jemals gedacht.

MM gab mir die Chance zum Leben und die habe ich genutzt. Ich bin anders als die anderen und wenn ich heute im Kreis meiner Kinder sitze, bin ich glücklich über jeden Tag meines Lebens, dass ich leben durfte. Vielleicht werde ich nicht so alt wie andere Katzen, aber ich habe ein erfülltes Leben. 

copyright Julietta Guenther












Dienstag, 31. Januar 2023

2 - Kettő Labu - Die Geschichte, der zweibeinigen Katze - Fortsetzung Nr. 1

Das war nicht meine Hündin. 
Ein Schnappschuss beim Spaziergang 

Hallo, ihr kennt mich ja bereits.

Also auf geht es zu neuen Abenteuern: Mittlerweile bin ich zwar noch immer die kleinste, aber dennoch schon mächtig gewachsen und habe noch mehr gelernt.

Eigentlich wäre ich eine ganz normale Katze, wenn ... ja wenn meine Behinderung nicht wäre. Aber man kann schliesslich aus jeder Katastrophe noch etwas Gutes herausholen. Ich habe inzwischen den Dreh heraus, wie  ich an besonders gute Leckerbissen gelange: meine Brüder stürmen bei Wind und Wetter nach draussen. Wir haben gerade Winter und mir gefällt es einfach in der warmen Stube besser als draussen bei Schnee und Eis. Obendrein bin ich keine besonders gute Eisläuferin. Wenn ich schon auf zwei Pfoten laufe und mit den anderen beiden balanciere, dann müssen meine Laufpfoten nicht zu Rutschpfoten werden - zumal mir die entsprechenden Kufen dazu fehlen . --- hihi ---- das habe ich mir jetzt bildlich vorgestellt. Katze mit Kufen! Kommt bestimmt cool ! :-)) - Aber zurück zu den Leckerbissen. Brüder draussen und ich also drinnen. - Jetzt kommt es!! - Menschenmami wurschelt in der Küche, ich glaube kochen nennt man dieses. Kaum, dass ich das höre, flitze ich in die Küche, schaue etwas ratlos in den Fressnapf und setze mein allerliebstes "ich habe sooo Hunger"-Gesicht auf und sage kurz ein kleines Katzenhallo. - Glaubt mir, das wirkt fast immer ... - Schon fliegen mir die Katzen-Leckerbissen zu und ich komme mir dann vor wie im Schlaraffenland. Zumal ich festgestellt habe, dass es auch unter dem Menschen-Menue ein paar nicht zu verachtende Leckereien gibt. - Ach übrigens ich liebe gekochte Kartoffeln. Die waren eigentlich ursprünglich für den Hund gedacht. Aber ich dachte mir, man sollte alles mal probiert haben. - Vorallem Klasse ist, dass ich aus dem Hundenapf fressen darf, Hund erlaubt es mir und wartet bis ich fertig bin - zwar nicht immer, aber immer öfter. - Hat wohl Respekt vor mir oder ist einfach nur gut erzogen und lässt einer Dame den Vortritt. - Mir wurscht, Hauptsache mir schmeckts.-

A propo Hund: Es sind mittlerweile zwei: Menschenmamis Freund hat den zweiten angeschleppt und gesagt, damit jemand auf sie aufpasst, wenn er nicht da ist. - Das ich nicht lache! Dieses kleine kohlrabenschwarze Wollknäuel, das meinen Bruder "das kleine schwarze Phantom" als anderen Hund ansieht ... - na ja damals wusste ich noch nicht, dass Hunde auch grösser werden, nun - dieser ist mittlerweile schon mächtig gross. Er soll ein Schäferhund sein, nur wo sind die Schafe ? Vielleicht kommen die hinterher, wer weiss ? Auf jeden Fall geht er inzwischen der Menschenmami bis zur Hüfte und ist ein ganz lieber, wenn er nicht gerade wieder einmal unser Futter wegfrisst. Aber ansonsten ist er ganz ok. Mit Flocke und Teddy hat er sich angefreundet, die geben sich zur Begrüssung immer Nasenstüper. - Igitt auf kalte Hundeschnauze kann ich verzichten! Obendrein stinkt Hund nach Hund. Intelligent ist Noddi, so heisst Hund Nr. 2 auch noch.

Nur gestern habe ich schallend gelacht:
Also ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, wenn ich ein paar Streicheleinheiten will, dann kratze ich der Menschenmami ein bischen am Bein und sage Hallo. Klar könnte ich auch zu ihr auf den Schoss hochklettern. Aber ich bin doch nicht doof, so ist es bequemer. Sie hebt mich dann hoch, krault mich und ich kuschel mich genüsslich in ihren Arm.
Noddi war ausnahmsweise im Haus, weil er sich am Tag zuvor verletzt hatte und nicht richtig laufen konnte. - Wie ich schon sagte, er ist ein intelligentes Kerlchen. - Etwas später setzte sich die Menschenmami in den Garten in die Sonne. Noddi ging zu ihr hin und kratze sie ein bischen am Bein. Wenn sie sitzt und er steht, dann geht er ihr bis Kinnhöhe. Auf jeden Fall stellte er sich vor sie hin, die Vorderpfoten auf ihre Oberschenkel, so wie ich es mache, wenn ich hochklettere. - nur bei mir kommen dann auch noch die hinteren Läufe hinterher. Bei Noddi mussten diese aber trotz mehrfacher Versuche am Boden bleiben. Also hat er versucht, sich mit den Vorderpfoten und dem Kopf genau wie ich, einzukuscheln. Das sah zum Piepen aus. Menschenmami lachte Tränen. Und ich auch - Und da sag doch mal einer, Hund lernt nicht von Katze .... - Vielleicht lernt er es auch noch, seine Haufen zu vergraben, wie wir es tun ... -

So jetzt ganz schnell ins weiche Bett. - Menschenmami ist gerade nicht im Zimmer. - Geschafft! -- ACH MIST! Sie hat mich erwischt.  - Dann probiere ich es eben später noch einmal .... Aber sie hat mich freundlicherweise auf eines der Kissen am Fenster gesetzt. Hier ist es schön warm und ich kann mir die Sonne auf den Pelz brennen lassen. - Jetzt erst einmal eine Runde schlummern. - Gääähn, bin ich müde! - - - - -

Mmmmh, was riecht denn da so lecker? Flugs in die Küche. Scheint Schnitzel zu geben. - Richtig! für mich gibt es auch ein Stückchen - Hey ihr doofen Brüder: ich bin drin und hab ein kleines Schnitzel und ihr müsst euch mit den pelzigen grauen Mäusen behelfen! - Upps, jetzt war ich wohl etwas zu laut und übermütig. Da kommen alle drei herbei geflitzt. - OK, jetzt ist teilen angesagt. Doch Menschenmami passt genau auf, dass jeder gleich viel ergattert. Sie sagt, das ist wie damals als ihre Söhne klein waren. Damals musste sie auch immer genau aufpassen, dass beide das gleiche bekamen, sonst gab es Streit. - Na ja, Streit gibt es bei uns keinen, nur klaut einer dem anderen das Stückchen Fleisch weg und der langsamste geht leer aus.- Doch da passt die Menschenmami schon auf. - Warum Katzen eigentlich kein Schweinefleisch fressen sollen, weiss ich nicht, mir jedenfalls schmeckt es sooo gut. - Nach dem Schnitzel habe ich noch einen Nachstisch ergattert;  ein rohes Ei. Meine Brüder sind darauf nicht so besonders scharf, nur Teddy mag es auch. Ich mag es gerne und obendrein bekomme ich davon ein schönes glänzendes Fell. Und ein bischen ein Mädchen bin ich ja schliesslich auch. Wenn es auch ausser meinen Brüdern hier im Haus keine anderen Kater gibt, aber wer weiss, vielleicht kommt eines Tage mal ein Katzenprinz ..... Hallo, merkt ihr was? Ich werde langsam erwachsen! Mir spuken schon die Jungs im Kopf herum ...

Wieder ein neuer Tag - es schneit - Sonne mag ich eindeutig lieber. Dodo, der Chaotenhund wie in Menschenmami nennt, weil er immer ausbüchst und auf Jagd geht, hat sich wieder einmal etwas Neues einfallen lassen. Nun macht er einen auf "rettet den Hund, rettet die Katze". - Menschenmami ist hellauf begeistert ! - Gestern abend musste Noddi auch an die Kette. Menschenmami mag keine "Kettenhunde", wie sie es nennt. Aber Noddi lernt von Dodo langsam das Streunen und Wildern, und das will Menschenmami nun erst recht nicht. Also mussten beide zur Sicherheit über Nacht an die Kette. Nur da hat sie die Rechnung ohne Doddo gemacht! - Doddo ist lange Zeit bei einem Herrchen gewesen, der sich nicht besonders um sie gekümmert hat und sie an die Kette gelegt hat. Auch Fressen hat sie nicht immer bekommen. So hat sie gelernt, wenn ihr gar so sehr der Magen geknurrt hat, auszureissen und sich selber um Nahrung zu kümmern.  Nun war gestern Noddi auch an der Kette. Und was macht Dodo? - Die Kette kann sie ja nicht durchbeissen. - Also: hat sie ganz flink Noddis Halsband durchgebissen. Und weil das noch nicht genug war, hat sie dieses endgültig unbrauchbar gemacht. - Das war aber noch immer nicht alles: Bei ihrer Befreiungsaktion hat dies auch gleich Teddy von seinem Flohhalsband befreit. - Jetzt sind beide frei! - Nur Noddi muss in die Scheune, bis ein neues Halsband da ist und Teddy bekommt in der Zwischenzeit Flöhe! Super! - Der soll mir bloss vom Leib bleiben.

A propo Leib: Die Kälte scheint meinem Bruder Fetz die Gehirnwindungen einfrieren lassen oder etwas anderes. -  Auf jeden Fall: Fetz spinnt !!! Und das nun schon seit ca. 2 Wochen. Vor ein paar Tagen hat er mit mir wild rumgetobt und mir dabei dauernd in den Nacken gebissen. Mann-O-Mann das tat vielleicht weh! Obendrein gurrt er ständig wie ein Hahn. Wer weiss, wo der in der Schule war !?! Vielleicht in der Hühnerschule. Er riecht ja ständig nach Heu und Stall. - Aber - Eindeutig: Der hat wirklich eine Meise! Zum Glück ist er die meiste Zeit draussen.

Habe ich euch eigentlich schon die Story von Teddy erzählt? Nein ? - Nun denn: Erzählt habe ich aber schon, dass Teddy alias Fekete alias kleines schwarzes Phantom alias ... kohlrabenschwarz ist und abends auch noch grosse kohlrabenschwarze, runde Augen hat. Vor ein paar Wochen allerdings, hat sich die Menschenmami schwer gewundert: Ihre Fekete Cica war mit einem Mal garnicht mehr schwarz, sondern grau. Erst dachte sie, Teddy wäre vielleicht mit seinen Pfoten irgendwo hineingetreten - aber es blieb nicht bei den Pfoten. Ein paar Tage später war auch der gesamte Bauch grau. Heute ist er wieder pechschwarz. - Des Rätsels Lösung: Teddy bekam neues Fell und das ist scheinbar erst einmal grau oder aber: Vielleicht geht Teddy alle paar Wochen zum Katzenfriseur und lässt sich sein Fell frisch schwarz färben. Wer weiss ?

nmjfjvc - Wisst ihr was das ist? - Flocke hat versucht auf dem Computer zu schreiben. Hat er bei der Menschenmami gesehen. Aber scheinbar klappt das noch nicht mit der Rechtschreibung oder er schreibt in einer mir unbekannten Sprache. Vielleicht ist er auch ein ganz gebildeter Kater und kann mittlerweile die Katzensprache auch schreiben. - Tschuess - ich flitze mal zu ihn hin und frage ihn gleich einmal. vielleicht kann ich diese Sprache auch lernen. Menschenmami sagt immer, je mehr Sprachen man spricht, desto  besser kann man sich auf der Welt verständigen. Zur Zeit lernt sie ihre sechste Sprache: Chinesisch. Sieht komisch aus. Menschenmami meint zu ihrem Gekricksel, es würde aussehen als wär einer von uns mit den Pfoten erst in der Tinte gewesen und dann über das Blatt getrabt. - Weiss sie eigentlich nicht, wie schwer es ist, Tinte wieder von den Pfoten zu bekommen ? Obendrein Katze mit blauen Pfoten .... - .... vielleicht kommt diese Mode ja noch. Bestimmt spätestens dann, wenn Menschenmami weiter Chinesisch lernt und ihre neue Kollektion vorstellt. Hey, da kommt mir eine Idee ! Sie könnte doch eigentlich auch eine Katzenmode erfinden. Oder? - Kann mir das gut vorstellen: eine kleine elegante Stola aus Mausefell, Variationen in grau und braun, je nach Fell. Oder: mir ein paar kleine, weiche Fellstiefelchen für meine behinderten Hinterläufe. Oder: sie hat da so einen tollen flieder, blau charierenden Stoff. Echt edel. Wie wäre es damit mit einem Katzencape? Oder ....   - vielleicht sollte ich mich gleich an meine Kollektion machen. Stifft und Papier sind drüben auf dem Schreibtisch.  - Nur ein Problem haben ich noch: ich kann nicht Nähen. Aber Menschenmami sagt immer: was andere Leute gelernt haben, kann sie auch lernen. - Allerdings hat die Sache einen Haken: ich kenne keine Katze, die Nähen kann .... mmmmh ..... tssss ..... Nun denn, vielleicht bin ich dann eben die erste, die es kann. - So ich mach mich an die Arbeit - Ach nein! zuerst will ich mit Flocke sprechen. - - -

Das war wohl nichts, mit Flockes Sprachkenntnissen. Typisch Mann und Technik! Er hatte den Computer als neues technisches Spielzeug entdeckt und musste gleich damit spielen. Tolles Styling, satter Sound, jede Menge Features - etc. Bla Bla Bla. Hat auf sämtliche Knöpfe gedrückt, kam aber nicht viel dabei raus und es wurde ihm schnell langweilig damit. Vielleicht hätte er zuerst die Bedienungsanleitung lesen sollen ... Dann wüsste er, das aus einem Computer nun einmal kein Katzenfutter kommt. - Doch nicht so intelligent wie ich dachte. - Jetzt ist der Computer passee.

Ein paar Tage später: Menschenmami hat sich zum Thema Katzenmode geäussert. Sie sagt, damit kann man zwar ne Menge Kohle machen, aber sie findet, dass man Tiere nicht vermenschlichen sollte. Und eigentlich hat sie Recht. Jede Katze ist einmalig, jede sieht anders aus und hat ihren eigenen Charakter. Wir haben so ein schönes glänzendes Fell mit einer ganz einzigartigen Maserung. Im Winter ist es mit unserem Fellmantel schön mollig und im Sommer angenehm kühl. Nichts behindert uns beim Jagen und Klettern, auch  engt uns nichts ein beim Schlummern. .... Aber so ein paar Stiefelchen für meine lädierten Hinterpfoten wäre vieleicht doch nicht so schlecht. - Doch eine Frage gibt mir zu denken: Warum ziehen sich die Menschen gleich an? Jeder Mensch ist doch auch einzigartig schön ... Na ja, vielleicht deshalb, weil sie nur ein kleines Fell haben und das wärmt im Winter nicht so gut wie unseres. ----

Whow! Ich kann flirten! -
Anders als bei den Menschen ist es bei uns Katzen ganz normal, wenn Bruder und Schwester miteinander flirten und ... - habe ich gelernt. - Also ich habe es probiert, wie ich es bei der grösseren Katze gesehen habe, die uns immer wieder besucht. Die ist echt krass. Aber davon erzähle ich euch später. Ich also flirte auf Teufel heraus mit meinen Brüdern, anderer Kater ist ja nicht im Haus und draussen ist es mir immer noch meistens zu kalt. Und - hihi - es wirkt. - Nur kam damit gleich das nächste Problem: Flirten ist ja ganz schön und gut, aber wie halte ich mir dann die Jungs vom Pelz ? Gewusst wie! - Wenn einer meiner Brüder mir zu nahe auf den Pelz rückt, drehe ich mich blitzschnell auf den Rücken. Die sind dann immer ganz perplex und ich habe Zeit mich aus dem Staub zu machen. -Ts, Ts, Ts - bei den Menschen ist es eigenartiger Weise genau umgedreht. Wenn eine Menschendame nichts vom Menschenmann wissen will, dreht sie ihm den Rücken, wenn doch - aber das gehört hier nicht her ... :-) Aber neugierig bin ich doch: Kürzlich also war Menschenmamis Freund da und die beiden haben einen mächtigen Krach gemacht. Also Teddy rauf aufs Bett und ganz interessiert zugeschaut, nur Flocke meinte, er müsste Menschenmami zu Hilfe eilen und ist mit einem mächtigen Satz dazwischen gesprungen --- Oha! --- Die Rettungsaktion kam wohl nicht ganz so gut an! - Auf jeden Fall gab es erst einmal einem Tumult im Schlafzimmer: jeder sprang aus dem Bett, bis auf Teddy, der immer noch die Szenerie interressiert studierte. Als Menschenmami ihn dann erblickte war es mit ihrer Fassung vorbei, sie fing schallend an zu lachen und verfrachtete und uns alle vier kurzer Hand aus dem Zimmer. - Seitdem heisst es "geschlossene Gesellschaft- Katzen müssen draussen bleiben" - Schöne Sch... -  So heisst es denn "selbst ist die Frau" und ich übe fleissig. - Kater Bruder kommt und ich mit einem Satz "rauf auf den Kater". - Das ist vielleicht ein lustiges Spiel! Es führt jedes Mal dazu, dass Bruder ganz verdattert ist, mich sehr konsterniert anschaut und dann schleunigst Reissaus nimmt.- Na ich weiss ja nicht, langsam deucht mir, dass ich irgendetwas bei diesem Spiel nicht richtig verstanden habe !?!?! - Meine Brüder wollen irgendwie nicht richtig mitspielen.

Menschenmami, die ich ab jetzt MM nenne. Sie hat zwar nicht so `nen grossen Busen und nicht so ein weisses Kleid und steht auch nicht über einem Lüftungsschacht. Aber - Ist kürzer! Also MM wohnt in einer Kirche. - Im Ernst! - Also das Haus war mal Kirche, dann Schule und jetzt Wohnhaus mit Kirchturm. - Kommt echt cool. Und ihr solltet mal das Gesicht der Leute sehen, wenn sie sagt, sie wohne in einer Kirche. - Zum Piepen! - Nun aber zu der Kirche. Wie es sich für eine richtige Kirche gehört, hat diese auch einen Glockenturm mit einer richtigen Glocke darin. Und - jetzt kommt es: sie läutet auch: morgens um 7.00 Uhr, mittags um 12.00 Uhr und abends um 19.00 Uhr - jeden Tag! da kam am Anfang bei MM erst einmal Freude auf, besonders als Sonntagsmorgens die Glocke erklang. Mittlerweile hat sie sich daran gewöhnt und die Glocke gehört zum Tagesablauf. Inzwischen haben die Menschen im Ort auch wieder pünktlich ihr Mittagessen auf dem Tisch stehen. Während der Renovierungsarbeiten hat MM die Menschen hier im Dorf gewaltig ins Schleudern gebracht. Beim Renovieren wurde nämlich immer mal wieder die Sicherung ausgeschaltet. Was MM damals aber noch nicht wusste, war, dass damit die Kirchenglocke auch keinen Strom hatte. Als Folge dadurch entweder gar nicht, unregelmässig oder zu falschen Zeiten schlug. - So hatte sich MM gleich richtig im Ort eingeführt und bei den Dorfbewohnern für knurrende Mägen gesorgt. - Aber nach einigen Tagen wusste jeder im Ort: die Rothaarige Deutsche treibt wieder einmal ihren Unfug mit der Kirchenglocke. - Im Mittelalter wäre sie dafür vermutlich auf dem Scheiterhaufen gelandet. Aber nachdem der schwarze Teddy mit Vorliebe bei ihr auf der Schulter sitzt, hätte es dazu sicher auch noch andere Anlässe gegeben ... :-) - Aber zurück zur Kirchenglocke. Als wir hierher kamen, machte uns der Krach der Glocke mächtig Angst und beim ersten Glockenschlag hat sich jeder von uns verkrochen. Am liebsten unter dem Bett. Nur Jeanny war besonders schlau. Der erste Glockenschlag und Jeanny sauste los - und verkroch sich - genau im Erker unter der Glocke, wo obendrein noch die Wände und der Boden bei jedem Schlag vibrierte! Echt doof! - Die Jungs und ich, wir hatten uns nach an paar Tagen daran gewöhnt. Doch jetzt: es gibt jemanden, der ist tatsächlich noch blöder als Jeanny: Noddi nämlich. Dieser Hund ist doch jetzt schon drei (!) Monate hier und jedes Mal wenn die Glocke erklingt, fängt er laut zu Jaulen an. Das dauert etwa bis zum sechsten Glockenschlag, dann hat er sich wieder beruhigt. - Dodo hingegen hat sich bislang überhaupt nicht um die Glocke geschert. Aber vermutlich wurde sie von Noddi angesteckt: Seit ein paar Tagen jault sie auch oder sie rennt zum Kirchturm und kläfft die Glocke an. - Öfters mal etwas Neues!

Oh! - Beinahe hätte ich es vergessen: Ich wollte euch doch von der grösseren Katze erzählen, von der ich das Flirten gelernt habe. Die ist wirklich krass! Es auch eine kleine Katzendame und ihr Besitzer war der gleiche wie Dodo´s. Er hat sie einfach zurückgelassen, wie Dodo. Wie ich schon sagte, MM ist wie Doctor Doolittle. Eines Tages hat die kleine Graue, wie MM sie nennt, sie zum Einkaufen begleitet und seitdem besucht sie uns öfter. Die kleine Graue ist eine zierliche grau melierte Katze, die überhaupt keine Angst vor Hunden hat.

Hin und wieder, wenn sie in der Stimmung ist, schmust sie mit den Hunden und lässt sich von Dodo das Fell schlecken. Aber! - wenn es ihr zu wild wird, weil beide Hunde mit ihr Toben wollten, ist Vorsicht geboten: dann wird sie richtig fuchtig und jagt kurzerhand die Hunde durch den Garten. Das sieht vielleicht lustig aus! Kleine Mieze jagt grosse Hunde! und ihr glaubt garnicht wie schnell sich die beiden vom Acker machen ...

Kleine Katze - Grosse Wirkung - sage ich da nur!

Was mich allerdings wundert, ist dass die kleine Graue auch Deutsch versteht. Bei uns bin ich das ja gewöhnt: wie sind schliesslich eine multilinguale Familie. Aber bei ihr hätte ich das nicht vermutet. Aber es ist schon lustig in welchem Sprachenkauderwelsch wir uns unterhalten. MM spricht mit ihrem Freund nur ungarisch, mit ihrer Familie deutsch, mit ihren anderen Freunden ungarisch, deutsch, englisch oder einer anderen Sprache, mit uns spricht sie deutsch-ungarisch im Wechsel durcheinander oder Katzensprache. Wir sprechen in der Katzensprache, Noddi und Dodo in der Hundesprache, die wiederum MM und ihr Freund verstehen. Und jetzt lernen wir untereinander auch noch Deutsch, Ungarisch und Hunde- bzw. Katzensprache. Seit Neustem redet Noddi mit uns! Echt Klasse! MM weiss dadurch immer wenn eine von uns Katzen vor der Tür steht und hinein will. Noddi begrüsst uns nämlich wie folgt: Erst wird freundlich gebellt, dann folgt ein "Wuff" und dann ein dunkles "Wuh" und vielleicht dann noch eines. - Sesam öffne Dich, die Tür geht auf.

Neulich allerdings mussten wir lachen: Unser Nachbar meinte, sein Hund würde seit kurzer Zeit in einer anderen Tonlage bellen. Er vermutet, dass dieser jetzt in deutsch bellt. Lachend meinte eine andere Nachbarin dazu: Er solle mal genauer hinhören, sein Hund würde jetzt bestimmt "hund" "hund" "hund" beim Bellen sagen.
 :-)

Übrigens hat Fetz noch eine neue Mode: Normalerweise lässt er sich nur von MM´s Freund Kraulen. Wenn aber MM´s Freund nicht da ist, setzt er sich bei MM auf den Schoss. Na ja, sitzen stimmt nicht so richtig. Er legt sich mit dem Rücken auf MM´s Oberschenkel, den Hinterkopf an ihren Bauch, seine Hinterpfoten stemmt er gegen die Tischplatte und lässt sich den Bauch und die Vorderpfoten kraulen. Erstaunlicherweise zieht er dabei sogar seine Krallen ein, was bei ihm mehr als ungewöhnlich ist. Da wird die kleine Wildkatze mit einem Mal ganz zahm! Meistens schläft er nach kurzer Zeit ein und dann: - schnarcht er, dass sich die Balken biegen.

So jetzt habe ich keine Lust mehr zum Erzählen. Tschüss ich geht jetzt Spielen oder besser gesagt auf Jagd. Gerade ist nämlich ein Käfer vor meiner Nase herum gekrabbelt. Und wenn ich eines lieber mag als Fressen, dann ist es Jagen. Und ich bin echt gut darin, trotz meiner 2und2 halben Beine oder vielleicht gerade deshalb. Ich bin dadurch verflixt gelenkig und kann mich blitzschnell in alle Richtungen drehen. - Jippieh! - Käfer ich komme! ----



copyright Julietta Guenther

Samstag, 28. Januar 2023

1 - Kettő Labu - Teil 1 - Die Geschichte, der zweibeinigen Katze ... (geschehen vor mehr als 15 Jahren)



Gestatten - mein Name ist Labu - Kettö-Labu. - Nicht zu verwechseln mit James Bond. :-) ! - Nein im Ernst: Ich bin Kettö-Labu, eine kleine pfiffige Katzendame aus Südungarn mit Paprika im Blut und jede Menge Unsinn im Kopf. Und ich liebe ungarische Salami ....
.
Na ja - eigentlich habe ich viele Namen - So heisse ich auch Tigrisch (Getigerte) , Kis Someru (Kleine Traurige),  Kitschike (Kleines) , Zap-Zerap-Cica (die klauende Katze), Repüle Cica (die fliegende Katze) usw. aber dazu später. Ich erzähle euch meine Geschichte:


Wir waren fünf als wir geboren wurden. Ich war das einzige Katzenmädchen und musste mich von Anfang an gegen meine Brüder behaupten - Und wie ! Doch wir sind ein lustiger Haufen und hatten schon vor der Geburt jede Menge Spass. - Für unser Mammi war erst die erste Schwangerschaft und so wusste sie noch nicht was auf sie zu kam ... ;-) - Also es fing damit an, dass wir anfingen zu strampeln ...hihi ... - Jedes Mal wenn Mammi sich zum Schlafen hinlegte, hat irgendeiner von uns sie in die Seite getreten ... - Mami sprang wie von einer Tarantel gestochen auf und fuhr herum - doch da war keiner ..!?!..... :-) - Oder doch fünf kleine Katzengeister in ihrem Bauch - aber das wusste sie ja nicht ... - -Hatten wir einen Spass !!! - Doch leider dauerte dieses Spiel nur etwa drei Wochen. Danach hatte Mami sich an uns gewöhnt.

- Also liessen wir uns etwas Neues einfallen: Mami wurde immer runder, oder besser gesagt unförmiger. Unsere Menschenmami lachte immer, wenn sie Mami sah und meinte, Mami sei wohl die erste Katze, die sie sieht, die einen Spoiler hat. Stimmt schon, wobei Mami von oben betrachtet wohl eher die Form eines Schlüsselloches hatte: Dünner Kopf - Dicker Bauch (Wir!) - Dünnes Hinterteil. - Nun denn: Mamis Spoiler nahm immer mehr Ausmasse an, uns hingegen fiel ein neuer Blödsinn ein: - Mami ging also die Treppe herunter, als einer von uns rief "alles nach vorne !!!" - Gesagt - getan !!! - Was kam, das war dann weniger gut:  Mami purzelte mit Karacho und Gepolter die Treppe hinunter - nur eben nicht alleine - "Autsch" - "autsch" - "AUTSCH" - "autsch" - "Autsch" - "Jaaauuuul" ---- Mensch das tat weh! - Danach war erst einmal Ruhe - wir mussten unser blauen Flecken pflegen. - Stimmt nicht ganz: ganz ruhig war es nach dem Treppensturz nicht: Unsere Menschenmami lachte Tränen als sie herbeieilte und unsere verdatterte Mami sah.

Es kam also der Tag unserer Geburt und damit begann das Unglück - aber dazu später.Wir wurden im Juni geboren. Es war ein schöner Tag, sagte man, wir konnten ja noch nicht sehen. Mami war ja absolut unerfahren, aber eines muss man ihr lassen: sie hat sich für unseren Empfang einen ganz besonderen Ort ausgesucht: das grosse Ehebett unserer Menschenmami! War schön weich und gross! - Nur Mami meinte später, dem Gesicht der Menschenmami nach zu urteilen, war diese nicht sehr amused darüber. - Na ja - Mami hat auch eine grosse Schweinerei veranstaltet! Und da sie zuerst nicht wusste, was sie mit uns anfangen sollte, hat sie uns erst einmal im ganzen Bett verteilt: fünfe an der Zahl! - Mami hat sich dann aufs Ohr gelegt und hat es der Menschenmami überlassen, uns einzusammeln. ... und Mami dazu ...

Da waren wir nun! Haben also das Licht der Welt erblickt, das wir nur noch nicht sehen konnten. - Wer waren wir ? -

Wir bekamen Namen, und da unsere Menschenmami aus Deutschland kommt, aber in Ungarn lebt und sehr kreativ ist, haben wir mal deutsche, mal ungarische Namen - und diese ändern sich immer Mal wieder - ja nachdem was wir wieder einmal angestellt haben oder einfach nur nach Laune.

Ich gestatte mir hiermit, uns vorzustellen:

FLOCKE - sollte eigentlich Locke heissen, weil er mit lauter kleinen Locken im Fell auf die Welt kam. Doch dieser Name war selbst meiner Menschenmami zu doof - also wurde daraus Flocke. Flocke heisst heute jedoch nur noch "Szürke Cica", was ungarisch ist und soviel heisst wie graue Katze. Flocke alias Szürke Cica ist ein grauer (man glaubt es fast nicht :-)) ) ruhiger Kater. Er und ich, wir waren die kräftigesten nach der  Geburt.


TEDDY: (Im Ernst!) - aber nicht dass ihr glaubt: Mami hätte sich in der Auswahl unseres Vaters vertan ! - Teddy bekam seinen Namen von seinem Aussehen und seiner eingedatschten Nase. Er hatte wirklich mehr Ähnlichkeit mit einem kleinen Teddybär als mit einer Katze. Teddy war ein ganz stiller Kater, aber nicht blöd! Denn während wir uns einen Kampf um die vollste Zitze leisteten, lag Teddy bei Mamis Hinterbeinen und hat abwechselnd mal oben und mal unten Futter gefasst. Ich weiss garnicht, ob er überhaupt einmal den Standort gewechselt hat. Irgendwie kann ich mich nicht daran erinnern. - Nun denn - auch Teddy hat das Namenswechselspiel nicht unbeschadet überstanden - heute heisst er schlicht und einfach "Fekete". Was auf deutsch soviel heisst wie "Schwarz". Teddy Schwarz ist kohlrabenschwarz, bis auf die Zunge und die Zähnen. Obendrein schauen aus dem Fell auch noch zwei kugelrunde, kohlrabenschwarze Augen. Teddy Schwarz ist Meister im Futterbeschaffen! Wenn Menschenmami gekocht hat und es steht noch etwas davon auf dem Herd - dann kommt das "kleine schwarze Phantom" und schwupps ... - sobald er die Menschenmami hört, dann versteckt er sich blitzschnell hinter dem Herd und setzt eine Unschuldsmiene auf. - Nur, das klappt nicht immer ... - manchmal bekommt er richtig Ärger ... - doch dafür hat er auch etwas Leckeres ergattert . ;-))


Und dann war da noch

JEANNY: Das war zwar auch ein Katerchen, aber das hübscheste ("Legszebb") von uns allen. Zierliches schwarz-weisses Katerchen, immer etwas tapsig und absolut süüüüssss ! Jeanny war der Liebling aller Menschen und von uns. - Nur leider haben ihn die neuen Zähne und eine Magenverstimmung in den Katzenhimmel befördert. Der Arzt hat ihm noch Medizin gegeben, aber Jeanny wollte irgendwie nicht mehr so richtig und hat sich verabschiedet.


Dafür haben wir

FETZ: Auch ein schwarz-weisser Kater (heute: Fekete-feher"). Aber was für einer !!! - Als er geboren wurde war er ganz zierlich und der letzte, der den Weg aus der Wurfkiste fand. Selbst den Weg zu den Zitzen musste ihm Menschenmami zeigen. - Aber er hat sich gemausert und ist heute ein richtiger, teilweise recht wilder Kater. Eine spätere Episode hat ihm auch den Namen "Vad-Cica" eingebracht, was soviel heisst wie Wildkatze. - Sieht man ihm garnicht an, nicht wahr? Die andere Katze auf dem Bild bin ich einer meiner Lieblingsbeschäftigung.



Und dann bin dann noch ich:

TIGRIS: ausgesprochen Tigrisch, was so viel heisst wie Tiger. Bei dem Namen war Menschenmami nicht sehr kreativ. Warum? - Nun denn, ich bin ein kleines grau-getigertes Kätzchen. - Dafür habe ich heute die meisten Namen ;-)

Nun beginnt meine Geschichte:

Wie schon erwähnt: mit der Geburt beginnt das Unglück, oder besser gesagt danach. - Wir waren fünf gesunde kleine Kätzchen, aber .... - Mami war absolut unerfahren und wusste wirklich nicht, was sie mit uns anfangen sollte. .... - bei vier von uns hatte sich Stunden nach unserer Geburt die Nabelschnur um die Hinterbeine gewickelt. Mami wusste nicht was sie machen sollte ....  Als die Menschenmami abends von der Arbeit nach Hause kam, war es zu spät. Sie hat uns von der Nabelschnur befreit, aber drei von uns haben das nicht heil überstanden: Jeanny verlor eine Hintertatze, Flocke ein halbes hinteres Bein  und mich hat es ganz schlimm erwischt: zwei halbe Hinterbeine waren nicht mehr zu retten. Das Malheur verschaffte mir meinen Namen "Kettö-Labu", Zwei-Beinig. Menschenmami war dann auch ziemlich ratlos, doch dann kam Mamis Instikt zum Vorschein und mit einem Mal wusste sie ganz genau was sie tat. Sie amputierte unsere lädierten Hinterpfoten soweit nötig und die nächsten Wochen umsorgte sie uns ganz liebevoll. Mich hat sie immer wieder mit ihrer Pfote an ihre Zitzen geschoben. Na ja, es war manchmal auch nicht ganz einfach, zumal mir meine Hinterbeine höllisch wehtaten. Und wir hatten bei dem allen auch noch Glück! - Mami hatte sich vor der Geburt bei unserer Menschenmami einquartiert. Und diese hat ein Herz für Tiere. Freunde sagten zu ihr "Mensch lass doch die Kätzchen einschläfern - ist doch eine Quälerei" - aber Menschenmami sagte nur "wenn die Natur es so will, dass sie überleben, dann sollen sie leben ... - wir werden sehen ..." - Na ja gequält haben wir uns schon, aber in den ewigen Katzenhimmel wollten wir dann doch nicht. Und - wir haben uns mächtig angestrengt: Flocke stieg als erster aus der Wurfkiste. Diese war immerhin 20 cm hoch und Flocke gerade einmal 10 cm gross. War eine stattliche Leistung! Dann folgte ich und Jeanny kletterte als vierte raus. - Teddy ist aus Versehen aus der Wurfkiste geplumpst. Als er auf Mami rumturnte, hat er die Kurve nicht bekommen und plums! - Draussen war er! - Nur Fetz liess sich Zeit.

Also so war ich als gesundes hübsches Katzenmädchen geboren worden und nun war ich behindert. Meine Brüder wurden immer übermütiger und tobten rum, nur ich konnte nicht wie ich wollte .... Ich war sooo traurig und darum nannte mich Menschenmami dann auch bald Kis Someru (Kleine Traurigkeit). Zum Glück dauerte dieser Zustand nicht allzu lange - ich wollte ja leben - Und um das musste ich ganz gewaltig kämpfen ! - Zuerst kamen die Zähne. Beinahe wäre ich Jeanny vorangegangen. Ich hatte kaum noch Kraft, aber Menschenmami hat sich ein Tuch um den Bauch gewickelt und mich wie ein Kängeruh-Baby getragen, damit ich es schön warm habe. Sie hat mich wieder aufgepäppelt. Als später die Magengeschichte kam, war ich schon ganz schön stark und sie hat mich nicht so gebeutelt wie meine Brüder.

Wieder gesund und mit neuen Zähnen, war ich noch immer traurig, aber ich wollte LEBEN !!! Also begann ich Schritt für Schritt, mich mit meiner Behinderung zu arrangieren. Aber was ist eine Katze, die nicht laufen kann ? Eben ! - ein lahmer Bettvorleger - doch dazu war ich zu jung und obendrein ist dieser in der Regel nicht lebendig, sondern ausgestopft :-)) - Und lebendig war ich ! So lernte ich denn zu laufen. Und das hat mir einen neuen Namen eingebracht "Repülö-Cica", was in etwa so etwas wie Flugzeug-Kätzchen bedeutet. Der Grund dafür liegt in meiner Lauftechnik: da nur halbe Hinterläufe habe, muss ich vieles mit den Vorderbeinen machen. Also Technik Nr. 1: Ich laufe auf den Vorderbeinen und stelle zur Balance beide Hinterläufe wie die Flügel eines Flugzeuges aus - und ab geht die Post ! - Und glaubt ja nicht, dass ich damit langsam bin. Weit gefehlt: ich kann ganz schön flitzen damit!

Irgendwann habe ich dann bemerkt, dass ich andere Dinge kann, die meine Brüder nicht können: Gesetz der Fall: Feind in Sicht oder ganz schmaler Durchgang - Dann kommt Technik Nr. 2 zum Einsatz: Vorderbeine kräftig in Gang gebracht, Hinterpfoten und Popo in die Höhe und ab durch die Mitte! Ich kann auf dem Kopf laufen ! Ätsch - Du nicht! Feind ist dann meistens so perplex, bis der dann wieder aufwacht bin ich längst über alle Berge.

Technik Nr. 3 verhilft mir ins kuschelig weiche Bett (wo wir nicht hin sollen ;-) ) oder öffnet mir Türen, die meinen Brüdern verschlossen bleiben. Meine Vorderbeine sind verdammt stark - wie das ganze Katzenmädchen. Und ein paar Mal an der Tür gezogen, schon ist sie offen und ich mit Sicherheit drin.

Technik Nr. 4 ist die Beste von allen. Meine Brüder sind mittlerweile viel grösser und stärker als ich, um nicht zu sagen, ich bin sehr klein. Ergo musste ich mir etwas einfallen lassen, um ans Futter zu kommen. Das heisst eigentlich hat mich Flocke darauf gebracht. Flocke und ich, wir haben mit einem Ball gespielt, als dieser unter den Schrank rollte. Ich also Anlauf genommen, mich auf den Bauch geworfen und flach wie eine Flunder unter den Schrank gerutscht. - Flocke hat das auch probiert .... - Boing - .. Mann hat das einen Schlag gelassen! Flocke schaute als hätte er ein Brett vor dem Kopf gehabt, was wohl auch der Fall war. Auf jeden Fall habe ich kräftig gelacht als ich ihn so sitzen sah. Meine Brüder haben noch ein paar Mal versucht, es mir nach zu machen. Doch jedes Mal mit dem gleichen geräuschvollen Ergebnis. - Und ich? Hatte wieder etwas gelernt, was mir mehr als nützlich ist. Beispielsweise wenn uns die Menschenmami ein paar Leckerbissen zu wirft. Da ich nicht so dick wie meine Brüder bin, die den Weg zu den Leckerbissen blockieren, kommt         Technik Nr. 4 zum Einsatz: ich rutsche also bäuchlings unter den Beinen meiner Brüder durch und ehe diese es merken habe ich eins-zwei-drei die Leckerbissen ergattert und bin mit Technik Nr. 2 auf und davon. - Gewusst wie !

Mittlerweile bin ich acht Monate alt und kann so ziemlich alles machen was ich will. Nur auf Bäume klettern, wie Flocke das kann, das schaffe ich nicht - noch nicht .... Und ansonsten, die einzige katzenbehinderten gerechte Einrichtung, die ich habe ist eine Katzen Behinderten Toilette. Eigenlich ist das nur ein Katzen-WC mit wenig Streu drin. Das Balancieren fällt mir etwas schwer, wenn ich beim grossen Geschäft zu viel Streu unter den Vorderpfoten habe und einsinke. So weit so gut. Hey! Und ich kann mir sogar mit meinen verbliebenen Hinterpfoten, die Ohren putzen. Das schafft Flocke nicht, der putzt noch immer die Luft ... - Da ist Akrobatik angesagt .... und ich bin verflixt gelenkig ....

In den letzten Monaten ist viel passiert in meinem kurzen Katzenleben.

Als erstes habe ich meinen Papi kennen gelernt. Mami nahm uns mit nach draussen und kurze Zeit danach kam Papi. Au Backe! - Papi hat bestimmt für Cats Pate gestanden. Er ist so ein richtiger verdreckter, ausgefranzter Strassenkater, immer mit einem Schmiss am Auge und einem Riss im Ohr, Fell verklebt und sein Geruchssinn muss auch abhanden gekommen sein. Mami muss blind gewesen sein oder es war Nachts, wo bekanntlich alle Katzen grau sind. - Aber er ist lieb! - Wenn wir draussen sind, ist er immer in der Nähe und passt auf uns auf. Auch lässt er uns immer zu erst fressen. Er sieht zwar grauslich aus, aber er ist der tollste Katzenvater der Welt! - Leider  nachdem wir flügge waren, haben Mami und er sich ein neues Revier gesucht.

Dann hat uns die Menschenmami in Verwirrung gesetzt. Wir wohnten in einem kleinen Haus mit Garten direkt am Wald. Eines Tages kam sie mit einer Unmenge brauner Ungetüme, die alles mögliche in dem Haus verschluckt haben. Die Ungetüme waren herrlich zu Spielen, Toben und Verstecken. Erst hatten sie oben ein Loch, dann keines mehr, dann wurden sie überein gestellt und eines Tages waren sie weg. Dieses Spiel fand mehrfach statt. Wir konnten uns keinen Reim darauf machen und wurden immer unruhiger. Eines Tages kamen mehrere Männer und immer mehr verschwand aus dem Haus. Irgendwann war fast alles leer und ich hörte, dass die Menschen von "Umzug" sprachen und das jetzt fast alles fertig sein. Doch was bitteschön ist ein "Umzug" ? - Uns wurde langsam Himmelangst. Werden wir jetzt auch in diese braunen Ungetüme gestopft ? - Mit einem Mal sagte die Menschenmami, so jetzt können wir fahren, ich packe nur noch die Kätzchen ein. - Wir also ab ... - nein nicht in diese braunen Ungetüme, sondern in unseren kuscheligen Katzenkorb. - Nur - Fetz nicht! - Der hat so richtig Fetz gemacht, hat gefaucht, um sich gebissen, die Krallen ausgefahren und damit die Menschenmami bös zugerichtet. Sie hat heute noch die Narben seiner Krallen. - Auf jeden Fall ist Fetz mit Gebrüll und Affenzahn auf und davon - wir dachten, den sehen wir nie wieder .... - Aber wir haben die Rechnung ohne unsere Menschenmami gemacht.

Am Freitagnachmittag fuhren  wir zu unserem neuen Domizil. Noch grösserer Garten und vorallem kein Halbstarker, der wie bekloppt in einem Ralleytempo die kurze Schotter-Strasse nach hinten prescht. Hier fahren selten Autos. - Ein kleines Katzenparadies! Aber Flocke war traurig: Fetz war sein liebster Spielkamerad und er fehlte ihm so sehr. Aber nicht nur ihm, auch wenn Fetz mittlerweile ein richtiger Rabauke geworden war, den keiner so richtig anfassen durfte. Eine richtige "Vad-Cica" (Wildkatze) eben.

Das ganze Wochenende hat sich Menschenmami um Fetz Sorgen gemacht und am Montag hat sie sich mit Karton, Wäschkorb, Futter, jede Menge Decken und Klebeband ausgestattet und ist zurück zum alten Haus gefahren. Fetz hat jaulend vor dem Haus gewartet. Dem hat ganz schön der Magen geknurrt, Zwei Tage ohne Futter und Mamis Zitzen standen auch nicht mehr zur Verfügung... - Fetz hat uns später erzählt, dass die Menschenmami ihn zuerst mit Futter versorgt hat und dann versucht hat, ihn in den Korb zu verfrachten. Er wieder mit ausgefahrenen Krallen entwischte, doch letzlich es der Menschenmami gelang eine Decke über ihn zu werfen und ihn in einen Karton zu verfrachten. So sass er dann ganz kleinlaut, maunzend im Karton und wurde noch kleinlauter als das Auto sich in Bewegung setzte. Wir waren vorher noch nie Auto gefahren! - Aber die Freude war gross, als er uns sah. Flocke und er sind erst einmal eine halbe Stunde wie wild durch den Garten getobt. Heute ist Fetz alias Fekete-Feher mittunter eine richtige Schmusekatze und lässt sich gerne graulen. - Wenn er in Stimmung ist .... Wenn nicht, ist Vorsicht geboten ....

Kaum eingezogen kam für uns eine schlimme Zeit. Wir haben das andere Wasser nicht vertragen und wurden alle sehr krank. Jeanny hat uns verlassen und lange Zeit sah es bei Bärchen ganz schlecht aus. Menschenmami hat ihn alle halbe Stunde mit Flüssigkeit, Nahrung und Medizin versorgt, er hat furchtbar gestunken und war dann so schwach, dass er den Kopf nicht mehr heben konnte. Wir hatten alle keine Hoffnung mehr. Doch eines Tages hatte er sich irgendwie zwei Meter voran geschleppt und als ob die Menschenmami ihn verstanden hätte, nahm sie ihn hoch und trug ihn zum Futternapf. Und tatsächlich: fing er wieder an zu Fressen und von da an ging es bergauf.

So aber nun zurück zu mir.

Wir hatten jetzt einen grossen Garten zum Toben und auch im Haus war viel Platz trotz all der braunen Ungetüme. Es war Sommer. Das war toll.- Ihr müsst wissen, ich liebe es draussen zu liegen und mir die Sonne auf den Pelz brennen zu lassen oder Heuschrecken zu jagen. Ihr solltet mal sehen, welch eine geschickter Jägerin ich bin.

Eines Tages kam Menschenmami vom Einkaufen. Sie hatte viele Kisten im Auto. Auch unsere ehemalige Futterkiste war vollgepackt und wurde ins Haus gebracht. Als dann die Menschenmami das nächste Mal ins Haus zurück kam, habe ich ihr einen riesigen Schreck verpasst. Ich flitzte an ihr vorbei ins Wohnzimmer und hörte nur wie sie ausrief "um Gottes Willen, was ist den mit dem Bein der Katze passiert". Sie kam sofort hinter mir her und fing schallend an zu lachen. - Während sie draussen war, habe ich mich in die Küche geschlichen (das geht sehr gut, da ich so klein bin ...). Dort stand unsere ehemalige Wurfkiste und darin waren viel Lebensmittel und eine Packung mit Hühnerbeinen. Und - Zap-Zerap - eines geklaut. ... Wie ich da hoch gekommen bin und wie ich die Packung aufbekam, das bleibt mein Geheimnis ..... :-))) - Ich also mit meinem Zap-Zerap-Diebesgut, daher auch mein Name Zap-Zerap-Cica, losgeflitzt. Just in diesem Moment kam die Menschenmami wieder herein und sah nur wie mir ein blankes, nacktes Bein abstand und ich fluchtartig das Weite suchte. --- :-))) --- Hat lecker geschmeckt, mein Diebesgut. Das durfte ich nämlich behalten. Menschenmami meinte, wenn die Kleine es schafft aus dieser hohen Kiste aus der Packung ein Hühnerbein, so gross wie sie selbst, zu stibitzen, dann hat sie es auch verdient, es zu behalten. Auch später habe ich diesem Namen noch öfter alle Ehre gemacht .... ;-)

Klein darf man sein, behindert auch - aber man muss sich nur zu helfen wissen. :-))

Wir haben den Sommer viel im Garten zu gebracht. Mein Aktionskreis wurde immer grösser. Menschenmami wundert sich schon längst nicht mehr, wie ich irgendwo hin komme. Nur mit meiner Mauerkraxelei habe ich sie unlängst in Erstaunen versetzt. Aber wenn man will, geht alles. Nur manchmal eben anders, als es erwartet wird.

Eines Tages im Herbst gab es eine grosse Veränderung. Menschenmami braucht nur einmal durch den Ort zu laufen, schon laufen ihr fremde Tiere hinterher und die hören auch noch auf sie. Menschenmamis Freund nennt sie deshalb schon scherzhalber "Doctor Doolittle" Sie geht auf jeden Fall nie alleine spazieren, irgendein Viech begleitet sie mit Sicherheit. Eines Tages war er da, ging jeden Tag mit zum Laden und wieder zurück und - eines Tages blieb er bei uns. - Oh Schreck: Ein grosser zotteliger, total abgemagerter Hund. - Ich kann ja nicht gerade behaupten, dass ich Hunde liebe und schon garnicht so ein grosses Untier. Obendrein ist er doof. Er merkt nicht einmal, dass wir garnicht mit ihm spielen wollen. Also Hund war da und meine feigen Brüder: Schwanz eingezogen und ab unters Bett. Also blieb es an mir hängen, die Stellung zu verteidigen. Ich die kleinste von uns! Auf in dem Kampf gegen halben Meter Hund. Ich also an dem Hund vorbei, der wollte doch glatt auch mit mir spielen ! Dann bin ich einfach hochkannt, habe auf einer Vorderpfote balanciert und habe ihn mit der anderen mit Schwung und ausgefahrenen Krallen einen Schwinger auf die Nase verpasst ....
 "Jaauuul" - Hund auf Rückzug!

- Seitdem lässt er mich in Ruhe, Freunde sind wir noch immer nicht, aber ich muss mir auch nicht wie meine Brüder gefallen lassen, dass dieser doofe Hund mir mit seiner grossen Zunge mein Fell nass macht und total versaut. - Bin schliesslich ein hübsches kleines Katzenmädchen ! Eine kleine "Prinzessin Eisenherz" !


copyright Julietta Guenther

Dienstag, 24. Januar 2023

In der Stille der Nacht



Langsam senkt sich die Nacht über die Stadt. Die Strassenlaternen sind längst an und im fahlen Licht des vergehenden Tages eilen die Leute nach Hause. Im Treppenhaus eines fünfstöckigen, im viktorianischen Stil erbauten Hauses ist es still, doch aus dem Wohnungen dringen verhalten die Geräusche aus den Wohnungen. Stock für Stock gehen wir hinunter an den Wohnungstüren vorbei. Aus einer hört man leise Beatmusik, hinter einer anderen ist es mucksmäuschen still, dann führt der Weg vorbei an Kinderlachen, aber auch eine Etage tiefer an lautstarkem Ehekrach. So ein Treppenhaus ist Zeuge vieler Dramen, Freuden und weis von dem Wechsel der Zeit.

Unten im ersten Stock geht die Tür auf und heraus tritt das Fräulein Maier. Tagsüber ist sie halbtags als Buchhalterin in einer grossen Firma beschäftigt. Sie ist eine scheue, leicht verhuschte graue Maus, die abends in ihr anderes Leben schlüpft. Wer nichts von ihrem zweiten Leben weis, erkennt sie nun nicht wieder. Sie tritt forsch aus ihrer Wohnungtür und macht sich eilig auf den Weg in ihrem viel zu kurzem Röckchen, den hochhackigen Stiefel und der blonden Lockenperücke. Eine Weile noch bleibt der Duft ihres billigen Parfüms in der Luft hängen.

Wir folgen ihr auf die Strasse und sind gleich Teil eines regen Treibens. Auto an Auto schiebt sich der Verkehr durch die Stadt. Im Scheinwerferlicht erkennen wir die Silhouetten der Insassen, flüchtige Schatten ohne Gesicht. Auf den Bürgersteigen eilen die Menschen vorbei: manche kommen müde und erschöpft von der Arbeit nach Hause, einige treffen sich mit Freunden in der nahgelegenen Pizzeria, andere haben sich in grosser Abendgarderobe geworfen, die ahnen lässt, dass etwas Außergewöhnliches auf den abendlichen Plan steht. Es ist ein stetiges Kommen und Gehen, dass einen schwindelig werden lässt, würden wir an einem Platz statisch stehen bleiben und das Treiben beobachten. Wir reihen uns in die Ströme der Menschen ein, sehen in manchmal ausdruckslose Gesichter, spüren den Schmerz in manchen Herzen und hören das befreiende Lachen einiger junger Leute. Unser Weg führt uns vorbei an hellerleuchteten Restaurants, einer stadtbekannten Imbissbude, an der Trauben von Menschen sich ihr schnelles Abendbrot in Form einer Currywurst einverleiben. Wir treffen auf den Tross der Hundebesitzer, die mit ihren Vierbeiner noch schnell eine Runde um den Block gehen, bevor auch für sie der Feierabend beginnt. Doch wir sehen auch die traurige Kehrseite einer Stadt, die für gescheiterte Existenzen nur ein Heim auf der Strasse hat. Es sind ältere, oft hochgebildete Männer und ein paar Jugendliche, fast noch Kinder, die wir unter einer Unterführung treffen. Sie suchen dort Schutz vor der Nacht und dem leicht eingesetzten Sprühregen. Eine Weile verweilen wir dort, hören ihren Geschichten zu, fühlen uns hilflos ihnen nicht helfen zu können, laufen schnell in den noch offenen Supermarkt und kommen mit einer Tüte voll Lebensmittel und natürlich auch ein paar Dosen Hundefutter zurück. Es leben viele Hunde mit ihren Besitzern auf der Strasse, die liebevoll von ihren Besitzern behandelt werden. Die Tierliebe der vorbei eilenden  Passanten ist oft größer als die Menschenliebe und so bekommen die Hunde der Strasse öfter einmal einen Leckerbissen, während ihr Herrchen oder Frauchen mit knurrendem Magen daneben steht. Seltsame Welt !

Wir verlassen die Gruppe unter der Brücke, mit ihren eigenen Gesetzen und Regeln und setzen unseren Weg fort. Der Regen hat wieder aufgehört, doch er hat die Menschen von den Strassen vertrieben und so wird es langsam still in der Stadt. Richtig still wird es jedoch nicht wirklich. Ein ständiges dumpfes Brummen ist das dauernde Grundgeräusch einer Metropole, hin und wieder hört man ein Martinshorn in der Ferne und die letzte Straßenbahn  biegt quietschend in ihre Endhaltestelle. Sie spuckt ihre letzten Fahrgäste des Tages aus, die sich auf ihren Heimweg machen: Frau Heinmann kommt von ihrer Nachtschicht und eilt nach Hause. Ein verliebtes Pärchen läuft weltversunken den Weg entlang, um alle paar Meter stehen zu bleiben und sich innig zu küssen. Sie sind in ihrer eigenen Welt und bemerken nicht einmal die Gruppe leicht alkoholisierter Jugendlicher, die lautstark an ihnen vorbei gehen und einige Zotten über sie reissen. Dann sind alle Passanten verschwunden und es bleibt das stetige Brummen der Stadt, die Scheinwerferlichter der nun spärlich vorbeifahrenden Autos spiegeln sich im regennassen Asphalt der Strasse.

Der Weg führt uns in den Stadtpark. Hier tauchen wir in eine andere Welt. Von den Bäumen fallen uns Wassertropfen des Regens in den Nacken, die Blätter rascheln leise im Wind und die Luft in schwer vom Duft der nassen Erde. Hier hat die Nacht tausend Augen, die manchmal im Licht der vorbeifahrenden Autos aufblinken. Es sind die Katzen, Marder und auch ein streunender Hund auf ihrem nächtlichen Beutezug. Ganz in der Nähe hören wir ein Käuzchen und auch das Singen einer Nachtigall klingt von Ferne her. Längst schon haben die Tiere des Waldes den Weg in die Stadt gefunden und nicht unweit auf der grossen Wiese können wir im schwachen Licht der Nacht ein paar Rehe erkennen. Ein Fuchs kreuzt ohne Scheu unseren Weg, schaut uns kurz an, ganz so als wolle er sagen "was sucht denn ihr hier mitten in der Nacht?" Von irgendwo her hören wir auch das Grunzen der Wildschweinrotte, die seit kurzem sich im Stadtpark angesiedelt hat.

Auf einem nunmehr verlassenen Spielplatz setzen wir uns, zum Schutz vor dem erneuten sanften Regen, in einer Hütte. Ein Spielplatz, der auch tagsüber eher von zwielichtigen Gestalten und Hunden besucht wird, als dass friedlich spielende Kinder dort fröhlich die Rutschen und Schaukeln benutzen. Wir hängen unserer Gedanken nach und lassen unseren Blick im fahlen Licht der Parkbeleuchtung über die grosse Spielwiese schweifen. Es ist ein schöner alter Park, der wohl in der wilhelminischen Zeit angelagt worden war. Die Wiese säumen grosse staatliche alte Bäume, die an heißen Sommertagen wohltuend Schatten spenden. Am Rand des Parkes sehen wir das Planetarium, dass einen spannende Einblicke in die Weiten des Universum gewährt. Wir erinnern uns an unseren ersten Planetariumsbesuch,  Wir waren gerade erst ins Teenageralter gekommen, noch nicht ausgewachsen, die Beine waren zu kurz und so hatten wir Mühe, die Kippsessel in der Schräge zu halten. Immer wieder kippte uns der Stuhl in die Senkrechte. Irgendwann lagen wir mehr auf der Sitzfläche als dass wir sassen, doch die recht unbequemen Haltung ermöglichte uns, nach oben an die Decke des Planetariums und somit in den projektzierten Sternenhimmel zu schauen.

Erinnerungen kommen, Erinnerungen gehen ... - in der Stille der Nacht ...


Copyright Julietta Günther

Tante Mo und ihr kleiner grauer Mitbewohner

Tante Mo lebt in einem winzigen verwunschenem Haus an einem kleinen See. Es ist ein rotes Backsteinhaus mit grünen Fensterläden. An einer Seite rankt sich grüner Wein empor. Ein schmaler geschwungener Weg führt zu dem Häuschen durch einen wunderschönen Bauerngarten. Dort wachsen allerlei Gemüse zwischen Tagetes, Lupinen, Jungfern im Grün, Cosmea, Bartnelken und vielen mehr. Sie verströmen einen Duft, der an Sommer und Paradies erinnert. Auch ein paar Sonnenblumen erheben sich über dem unterschiedlichen Grün der Gemüsepflanzen, das in Formen nicht verschiedener sein könnte. Da tanzen die filigrane Stengel der Karotten zusammen mit den lanzenförmigen Blättern der Schwarzwurzeln im Sommerwind. Neben den  knackigen Blätter des jungen Weisskohls stehen die langen Lanzen der Zwiebeln und des Knoblauches. Die runden Blätter der Radieschen schmiegen sich an den Salat. Im Hintergrund ranken die Bohnen an Stangen empor, die mit ihren zierlichen roten Blüten wunderschön anzusehen sind. Am Rand des Weges wachsen Kräuter, hier Lavendel, dort Zitronenmelisse, auch findet man Majoran, Rosmarin, Petersilie, Minze, Ysop, Oregano, sowie Thymian und Basilikum in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Sobald man daran vorbei geht und die Kräuter streift, erfüllt ihr Aroma die Luft. Neben dem Haus steht ein grosser Lindenbaum, der im Juni mit seinem Blütenduft jeden betört. Auf dem Hof tummelt sich das Federvieh, im Gras liegt Tante Mo's Mischlingshund Tornado in der Sonne und lässt sie sich auf den Pelz brennen, die dreifarbige Katze Minou beobachtet von ihrem Aussichtspunkt auf dem Baum das Treiben. Auf dem See ziehen ein paar Enten ihre Bahnen. Ins Häuschen gelangt man durch einen Rosenbogen mit unzähligen roten, rosafarbenen und gelben Blüten, die wild durcheinander wachsen und schon alleine durch ihre Farbmischung ein kleines Stilleben sind. Tante Mo lebt in ihrem selbst geschaffenen Paradies.

Sobald man ins Haus eintritt, ist man direkt in der grossen Wohnküche. Das Häuschen ist gemütlich mit viel Holz eingerichtet und erinnert ein wenig an die Blockhütten aus den Winnetou Filmen. Es steht ein grosser, quadratischer, schwerer Holztisch mit vier Stühlen vor dem Fenster. Wenn man dort sitzt, hat man einen wunderschönen Blick in den Garten, über die Felder auf die entfernten Hügel. Tante Mo hat für die Fenster rotkarierte Gardinen genäht und auf der Fensterbank stehen kleine Blumentöpfe mit Usambaraveilchen in den unterschiedlichsten Farben. Tante Mo liebt Usambaraveilchen und immer wenn sie bei Freunden ein neues Exemplar sieht, bittet sie sie um ein Blatt, dass sie dann zu Hause in die Erde steckt. Sie freut sich jedes Mal riesig, wenn dieses Blatt Wurzeln bekommt und kleine neue Blätter hervorspriessen. Tante  Mo kocht und backt für ihr Leben gerne und so hat sie auch sehr viel Sorgfalt beim Einrichten ihrer Küche eingesetzt. Ganz besonders stolz ist sie darauf, dass sie einen alten, mit Rosen handbemalten Holzherd ergattern konnte. Das ist ihr ganz besonderes Schmuckstück in ihrem Küchenreich. Darauf zaubert sie die tollsten Gerichte und die Kuchen und Brote daraus, sind einfach ein Gedicht. Wenn Tante Mo abends aus ihrem Garten ins Haus kommt, macht sie sich ein feines  Abendessen und setzt sich an ihren Tisch. Neben ihr liegt ihr Hundchen und die Katze hat ihren Lieblingsplatz neben dem Ofen eingenommen.

Tanto Mo macht es sich abends oft an ihrem Esstisch gemütlich. Sie bekommt selten Besuch. Ihr Sohn ist längst erwachsen und lebt weit weg in der grossen Stadt. Ihr geliebter Mann, hat sie schon lange verlassen. Eines Tages sitzt sie, wie immer, alleine vor ihrem Abendessen und sie wird wie so oft ganz traurig darüber. Ihre Gedanken führen sie zurück und erinnern sie an die schönen, glücklichen Jahre mit ihrem Mann, bevor eine Krankheit ihn ihr nahm. Sie stützt ihr Gesicht in ihre Hände und weint leise ein wenig vor sich hin. Mit einem Mal streichelt etwas ganz sanft über ihr Gesicht und als sie aufschaut, blickt sie verwundert in zwei kleine schwarze Knopfaugen. Tante Mo glaubt ihren Augen nicht zu trauen, schliesst schnell die Augen und macht sie dann ganz langsam wieder auf. Nein, sie hat sich nicht getäuscht und sie träumt auch nicht. Vor ihr auf dem Tisch steht mit einem leuchtenden Schein eine kleine graue Maus, die sie ganz freundlich anschaut und ihr weiter ganz sanft die Tränen von der Wange wischt. Mit einem Mal sagt die Maus:" Du musst nicht traurig sein. Ab jetzt bist Du nicht mehr alleine. Ich bin jetzt bei Dir und werde Dir Gesellschaft leisten, wann immer Du es wünschst. Du kannst mir alles erzählen und ich werde Dir von der grossen weiten Welt und den Menschen berichten"

Und so geschah es.... Abends setzte sich die kleine graue Maus vor Tante Mo's Teller und sie erzählten sich, was sie den Tag über so erlebten. Tante Mo sprach von ihren Sorgen, liess die kleine Maus an ihren Freuden teilhaben, erzählte von ihren Träumen und besprach mit ihr ihre Pläne. Die kleine Maus fesselte Tante Mo mit Geschichten aus Tausend und einer Nacht, aus den Weizen Sibiriens, von dem Höhen des Himalajas und des ewigen Eises Grönlands. Sie entführte Tante Mo in ihre Welt voller Abenteuer und brachte sie immer wieder mit den komischsten Anekdoten zum Lachen. Und falls Tante Mo sich doch einmal einsam fühlte und traurig wurde, dann strich die kleine graue Maus ganz sanft über ihre Wange und Tante Mo vergass sofort, wieso sie betrübt war. Da Tante Mo von nun an immer einen glücklichen und zufriedenen Eindruck machte und vorallem so herzhaft lachen konnte, kamen die Leute aus dem Dorf nun immer öfter zu ihr. Sie erzählten Tante Mo von ihren Kindern und Enkelkindern, manchmal auch von ihren Sorgen. Doch jeder, so bedrückt er auch zu Tante Mo kam, ging nach seinem Besuch beschwingt und mit einem Lächeln nach Hause. Und Tante Mo ? Tante Mo setzte sich jeden Abend zu ihrem kleinen grauen Mitbewohner und gemeinsam liessen sie den Tag Revue passieren.

copyright Julietta Guenther