Dienstag, 31. Januar 2023

2 - Kettő Labu - Die Geschichte, der zweibeinigen Katze - Fortsetzung Nr. 1

Das war nicht meine Hündin. 
Ein Schnappschuss beim Spaziergang 

Hallo, ihr kennt mich ja bereits.

Also auf geht es zu neuen Abenteuern: Mittlerweile bin ich zwar noch immer die kleinste, aber dennoch schon mächtig gewachsen und habe noch mehr gelernt.

Eigentlich wäre ich eine ganz normale Katze, wenn ... ja wenn meine Behinderung nicht wäre. Aber man kann schliesslich aus jeder Katastrophe noch etwas Gutes herausholen. Ich habe inzwischen den Dreh heraus, wie  ich an besonders gute Leckerbissen gelange: meine Brüder stürmen bei Wind und Wetter nach draussen. Wir haben gerade Winter und mir gefällt es einfach in der warmen Stube besser als draussen bei Schnee und Eis. Obendrein bin ich keine besonders gute Eisläuferin. Wenn ich schon auf zwei Pfoten laufe und mit den anderen beiden balanciere, dann müssen meine Laufpfoten nicht zu Rutschpfoten werden - zumal mir die entsprechenden Kufen dazu fehlen . --- hihi ---- das habe ich mir jetzt bildlich vorgestellt. Katze mit Kufen! Kommt bestimmt cool ! :-)) - Aber zurück zu den Leckerbissen. Brüder draussen und ich also drinnen. - Jetzt kommt es!! - Menschenmami wurschelt in der Küche, ich glaube kochen nennt man dieses. Kaum, dass ich das höre, flitze ich in die Küche, schaue etwas ratlos in den Fressnapf und setze mein allerliebstes "ich habe sooo Hunger"-Gesicht auf und sage kurz ein kleines Katzenhallo. - Glaubt mir, das wirkt fast immer ... - Schon fliegen mir die Katzen-Leckerbissen zu und ich komme mir dann vor wie im Schlaraffenland. Zumal ich festgestellt habe, dass es auch unter dem Menschen-Menue ein paar nicht zu verachtende Leckereien gibt. - Ach übrigens ich liebe gekochte Kartoffeln. Die waren eigentlich ursprünglich für den Hund gedacht. Aber ich dachte mir, man sollte alles mal probiert haben. - Vorallem Klasse ist, dass ich aus dem Hundenapf fressen darf, Hund erlaubt es mir und wartet bis ich fertig bin - zwar nicht immer, aber immer öfter. - Hat wohl Respekt vor mir oder ist einfach nur gut erzogen und lässt einer Dame den Vortritt. - Mir wurscht, Hauptsache mir schmeckts.-

A propo Hund: Es sind mittlerweile zwei: Menschenmamis Freund hat den zweiten angeschleppt und gesagt, damit jemand auf sie aufpasst, wenn er nicht da ist. - Das ich nicht lache! Dieses kleine kohlrabenschwarze Wollknäuel, das meinen Bruder "das kleine schwarze Phantom" als anderen Hund ansieht ... - na ja damals wusste ich noch nicht, dass Hunde auch grösser werden, nun - dieser ist mittlerweile schon mächtig gross. Er soll ein Schäferhund sein, nur wo sind die Schafe ? Vielleicht kommen die hinterher, wer weiss ? Auf jeden Fall geht er inzwischen der Menschenmami bis zur Hüfte und ist ein ganz lieber, wenn er nicht gerade wieder einmal unser Futter wegfrisst. Aber ansonsten ist er ganz ok. Mit Flocke und Teddy hat er sich angefreundet, die geben sich zur Begrüssung immer Nasenstüper. - Igitt auf kalte Hundeschnauze kann ich verzichten! Obendrein stinkt Hund nach Hund. Intelligent ist Noddi, so heisst Hund Nr. 2 auch noch.

Nur gestern habe ich schallend gelacht:
Also ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, wenn ich ein paar Streicheleinheiten will, dann kratze ich der Menschenmami ein bischen am Bein und sage Hallo. Klar könnte ich auch zu ihr auf den Schoss hochklettern. Aber ich bin doch nicht doof, so ist es bequemer. Sie hebt mich dann hoch, krault mich und ich kuschel mich genüsslich in ihren Arm.
Noddi war ausnahmsweise im Haus, weil er sich am Tag zuvor verletzt hatte und nicht richtig laufen konnte. - Wie ich schon sagte, er ist ein intelligentes Kerlchen. - Etwas später setzte sich die Menschenmami in den Garten in die Sonne. Noddi ging zu ihr hin und kratze sie ein bischen am Bein. Wenn sie sitzt und er steht, dann geht er ihr bis Kinnhöhe. Auf jeden Fall stellte er sich vor sie hin, die Vorderpfoten auf ihre Oberschenkel, so wie ich es mache, wenn ich hochklettere. - nur bei mir kommen dann auch noch die hinteren Läufe hinterher. Bei Noddi mussten diese aber trotz mehrfacher Versuche am Boden bleiben. Also hat er versucht, sich mit den Vorderpfoten und dem Kopf genau wie ich, einzukuscheln. Das sah zum Piepen aus. Menschenmami lachte Tränen. Und ich auch - Und da sag doch mal einer, Hund lernt nicht von Katze .... - Vielleicht lernt er es auch noch, seine Haufen zu vergraben, wie wir es tun ... -

So jetzt ganz schnell ins weiche Bett. - Menschenmami ist gerade nicht im Zimmer. - Geschafft! -- ACH MIST! Sie hat mich erwischt.  - Dann probiere ich es eben später noch einmal .... Aber sie hat mich freundlicherweise auf eines der Kissen am Fenster gesetzt. Hier ist es schön warm und ich kann mir die Sonne auf den Pelz brennen lassen. - Jetzt erst einmal eine Runde schlummern. - Gääähn, bin ich müde! - - - - -

Mmmmh, was riecht denn da so lecker? Flugs in die Küche. Scheint Schnitzel zu geben. - Richtig! für mich gibt es auch ein Stückchen - Hey ihr doofen Brüder: ich bin drin und hab ein kleines Schnitzel und ihr müsst euch mit den pelzigen grauen Mäusen behelfen! - Upps, jetzt war ich wohl etwas zu laut und übermütig. Da kommen alle drei herbei geflitzt. - OK, jetzt ist teilen angesagt. Doch Menschenmami passt genau auf, dass jeder gleich viel ergattert. Sie sagt, das ist wie damals als ihre Söhne klein waren. Damals musste sie auch immer genau aufpassen, dass beide das gleiche bekamen, sonst gab es Streit. - Na ja, Streit gibt es bei uns keinen, nur klaut einer dem anderen das Stückchen Fleisch weg und der langsamste geht leer aus.- Doch da passt die Menschenmami schon auf. - Warum Katzen eigentlich kein Schweinefleisch fressen sollen, weiss ich nicht, mir jedenfalls schmeckt es sooo gut. - Nach dem Schnitzel habe ich noch einen Nachstisch ergattert;  ein rohes Ei. Meine Brüder sind darauf nicht so besonders scharf, nur Teddy mag es auch. Ich mag es gerne und obendrein bekomme ich davon ein schönes glänzendes Fell. Und ein bischen ein Mädchen bin ich ja schliesslich auch. Wenn es auch ausser meinen Brüdern hier im Haus keine anderen Kater gibt, aber wer weiss, vielleicht kommt eines Tage mal ein Katzenprinz ..... Hallo, merkt ihr was? Ich werde langsam erwachsen! Mir spuken schon die Jungs im Kopf herum ...

Wieder ein neuer Tag - es schneit - Sonne mag ich eindeutig lieber. Dodo, der Chaotenhund wie in Menschenmami nennt, weil er immer ausbüchst und auf Jagd geht, hat sich wieder einmal etwas Neues einfallen lassen. Nun macht er einen auf "rettet den Hund, rettet die Katze". - Menschenmami ist hellauf begeistert ! - Gestern abend musste Noddi auch an die Kette. Menschenmami mag keine "Kettenhunde", wie sie es nennt. Aber Noddi lernt von Dodo langsam das Streunen und Wildern, und das will Menschenmami nun erst recht nicht. Also mussten beide zur Sicherheit über Nacht an die Kette. Nur da hat sie die Rechnung ohne Doddo gemacht! - Doddo ist lange Zeit bei einem Herrchen gewesen, der sich nicht besonders um sie gekümmert hat und sie an die Kette gelegt hat. Auch Fressen hat sie nicht immer bekommen. So hat sie gelernt, wenn ihr gar so sehr der Magen geknurrt hat, auszureissen und sich selber um Nahrung zu kümmern.  Nun war gestern Noddi auch an der Kette. Und was macht Dodo? - Die Kette kann sie ja nicht durchbeissen. - Also: hat sie ganz flink Noddis Halsband durchgebissen. Und weil das noch nicht genug war, hat sie dieses endgültig unbrauchbar gemacht. - Das war aber noch immer nicht alles: Bei ihrer Befreiungsaktion hat dies auch gleich Teddy von seinem Flohhalsband befreit. - Jetzt sind beide frei! - Nur Noddi muss in die Scheune, bis ein neues Halsband da ist und Teddy bekommt in der Zwischenzeit Flöhe! Super! - Der soll mir bloss vom Leib bleiben.

A propo Leib: Die Kälte scheint meinem Bruder Fetz die Gehirnwindungen einfrieren lassen oder etwas anderes. -  Auf jeden Fall: Fetz spinnt !!! Und das nun schon seit ca. 2 Wochen. Vor ein paar Tagen hat er mit mir wild rumgetobt und mir dabei dauernd in den Nacken gebissen. Mann-O-Mann das tat vielleicht weh! Obendrein gurrt er ständig wie ein Hahn. Wer weiss, wo der in der Schule war !?! Vielleicht in der Hühnerschule. Er riecht ja ständig nach Heu und Stall. - Aber - Eindeutig: Der hat wirklich eine Meise! Zum Glück ist er die meiste Zeit draussen.

Habe ich euch eigentlich schon die Story von Teddy erzählt? Nein ? - Nun denn: Erzählt habe ich aber schon, dass Teddy alias Fekete alias kleines schwarzes Phantom alias ... kohlrabenschwarz ist und abends auch noch grosse kohlrabenschwarze, runde Augen hat. Vor ein paar Wochen allerdings, hat sich die Menschenmami schwer gewundert: Ihre Fekete Cica war mit einem Mal garnicht mehr schwarz, sondern grau. Erst dachte sie, Teddy wäre vielleicht mit seinen Pfoten irgendwo hineingetreten - aber es blieb nicht bei den Pfoten. Ein paar Tage später war auch der gesamte Bauch grau. Heute ist er wieder pechschwarz. - Des Rätsels Lösung: Teddy bekam neues Fell und das ist scheinbar erst einmal grau oder aber: Vielleicht geht Teddy alle paar Wochen zum Katzenfriseur und lässt sich sein Fell frisch schwarz färben. Wer weiss ?

nmjfjvc - Wisst ihr was das ist? - Flocke hat versucht auf dem Computer zu schreiben. Hat er bei der Menschenmami gesehen. Aber scheinbar klappt das noch nicht mit der Rechtschreibung oder er schreibt in einer mir unbekannten Sprache. Vielleicht ist er auch ein ganz gebildeter Kater und kann mittlerweile die Katzensprache auch schreiben. - Tschuess - ich flitze mal zu ihn hin und frage ihn gleich einmal. vielleicht kann ich diese Sprache auch lernen. Menschenmami sagt immer, je mehr Sprachen man spricht, desto  besser kann man sich auf der Welt verständigen. Zur Zeit lernt sie ihre sechste Sprache: Chinesisch. Sieht komisch aus. Menschenmami meint zu ihrem Gekricksel, es würde aussehen als wär einer von uns mit den Pfoten erst in der Tinte gewesen und dann über das Blatt getrabt. - Weiss sie eigentlich nicht, wie schwer es ist, Tinte wieder von den Pfoten zu bekommen ? Obendrein Katze mit blauen Pfoten .... - .... vielleicht kommt diese Mode ja noch. Bestimmt spätestens dann, wenn Menschenmami weiter Chinesisch lernt und ihre neue Kollektion vorstellt. Hey, da kommt mir eine Idee ! Sie könnte doch eigentlich auch eine Katzenmode erfinden. Oder? - Kann mir das gut vorstellen: eine kleine elegante Stola aus Mausefell, Variationen in grau und braun, je nach Fell. Oder: mir ein paar kleine, weiche Fellstiefelchen für meine behinderten Hinterläufe. Oder: sie hat da so einen tollen flieder, blau charierenden Stoff. Echt edel. Wie wäre es damit mit einem Katzencape? Oder ....   - vielleicht sollte ich mich gleich an meine Kollektion machen. Stifft und Papier sind drüben auf dem Schreibtisch.  - Nur ein Problem haben ich noch: ich kann nicht Nähen. Aber Menschenmami sagt immer: was andere Leute gelernt haben, kann sie auch lernen. - Allerdings hat die Sache einen Haken: ich kenne keine Katze, die Nähen kann .... mmmmh ..... tssss ..... Nun denn, vielleicht bin ich dann eben die erste, die es kann. - So ich mach mich an die Arbeit - Ach nein! zuerst will ich mit Flocke sprechen. - - -

Das war wohl nichts, mit Flockes Sprachkenntnissen. Typisch Mann und Technik! Er hatte den Computer als neues technisches Spielzeug entdeckt und musste gleich damit spielen. Tolles Styling, satter Sound, jede Menge Features - etc. Bla Bla Bla. Hat auf sämtliche Knöpfe gedrückt, kam aber nicht viel dabei raus und es wurde ihm schnell langweilig damit. Vielleicht hätte er zuerst die Bedienungsanleitung lesen sollen ... Dann wüsste er, das aus einem Computer nun einmal kein Katzenfutter kommt. - Doch nicht so intelligent wie ich dachte. - Jetzt ist der Computer passee.

Ein paar Tage später: Menschenmami hat sich zum Thema Katzenmode geäussert. Sie sagt, damit kann man zwar ne Menge Kohle machen, aber sie findet, dass man Tiere nicht vermenschlichen sollte. Und eigentlich hat sie Recht. Jede Katze ist einmalig, jede sieht anders aus und hat ihren eigenen Charakter. Wir haben so ein schönes glänzendes Fell mit einer ganz einzigartigen Maserung. Im Winter ist es mit unserem Fellmantel schön mollig und im Sommer angenehm kühl. Nichts behindert uns beim Jagen und Klettern, auch  engt uns nichts ein beim Schlummern. .... Aber so ein paar Stiefelchen für meine lädierten Hinterpfoten wäre vieleicht doch nicht so schlecht. - Doch eine Frage gibt mir zu denken: Warum ziehen sich die Menschen gleich an? Jeder Mensch ist doch auch einzigartig schön ... Na ja, vielleicht deshalb, weil sie nur ein kleines Fell haben und das wärmt im Winter nicht so gut wie unseres. ----

Whow! Ich kann flirten! -
Anders als bei den Menschen ist es bei uns Katzen ganz normal, wenn Bruder und Schwester miteinander flirten und ... - habe ich gelernt. - Also ich habe es probiert, wie ich es bei der grösseren Katze gesehen habe, die uns immer wieder besucht. Die ist echt krass. Aber davon erzähle ich euch später. Ich also flirte auf Teufel heraus mit meinen Brüdern, anderer Kater ist ja nicht im Haus und draussen ist es mir immer noch meistens zu kalt. Und - hihi - es wirkt. - Nur kam damit gleich das nächste Problem: Flirten ist ja ganz schön und gut, aber wie halte ich mir dann die Jungs vom Pelz ? Gewusst wie! - Wenn einer meiner Brüder mir zu nahe auf den Pelz rückt, drehe ich mich blitzschnell auf den Rücken. Die sind dann immer ganz perplex und ich habe Zeit mich aus dem Staub zu machen. -Ts, Ts, Ts - bei den Menschen ist es eigenartiger Weise genau umgedreht. Wenn eine Menschendame nichts vom Menschenmann wissen will, dreht sie ihm den Rücken, wenn doch - aber das gehört hier nicht her ... :-) Aber neugierig bin ich doch: Kürzlich also war Menschenmamis Freund da und die beiden haben einen mächtigen Krach gemacht. Also Teddy rauf aufs Bett und ganz interessiert zugeschaut, nur Flocke meinte, er müsste Menschenmami zu Hilfe eilen und ist mit einem mächtigen Satz dazwischen gesprungen --- Oha! --- Die Rettungsaktion kam wohl nicht ganz so gut an! - Auf jeden Fall gab es erst einmal einem Tumult im Schlafzimmer: jeder sprang aus dem Bett, bis auf Teddy, der immer noch die Szenerie interressiert studierte. Als Menschenmami ihn dann erblickte war es mit ihrer Fassung vorbei, sie fing schallend an zu lachen und verfrachtete und uns alle vier kurzer Hand aus dem Zimmer. - Seitdem heisst es "geschlossene Gesellschaft- Katzen müssen draussen bleiben" - Schöne Sch... -  So heisst es denn "selbst ist die Frau" und ich übe fleissig. - Kater Bruder kommt und ich mit einem Satz "rauf auf den Kater". - Das ist vielleicht ein lustiges Spiel! Es führt jedes Mal dazu, dass Bruder ganz verdattert ist, mich sehr konsterniert anschaut und dann schleunigst Reissaus nimmt.- Na ich weiss ja nicht, langsam deucht mir, dass ich irgendetwas bei diesem Spiel nicht richtig verstanden habe !?!?! - Meine Brüder wollen irgendwie nicht richtig mitspielen.

Menschenmami, die ich ab jetzt MM nenne. Sie hat zwar nicht so `nen grossen Busen und nicht so ein weisses Kleid und steht auch nicht über einem Lüftungsschacht. Aber - Ist kürzer! Also MM wohnt in einer Kirche. - Im Ernst! - Also das Haus war mal Kirche, dann Schule und jetzt Wohnhaus mit Kirchturm. - Kommt echt cool. Und ihr solltet mal das Gesicht der Leute sehen, wenn sie sagt, sie wohne in einer Kirche. - Zum Piepen! - Nun aber zu der Kirche. Wie es sich für eine richtige Kirche gehört, hat diese auch einen Glockenturm mit einer richtigen Glocke darin. Und - jetzt kommt es: sie läutet auch: morgens um 7.00 Uhr, mittags um 12.00 Uhr und abends um 19.00 Uhr - jeden Tag! da kam am Anfang bei MM erst einmal Freude auf, besonders als Sonntagsmorgens die Glocke erklang. Mittlerweile hat sie sich daran gewöhnt und die Glocke gehört zum Tagesablauf. Inzwischen haben die Menschen im Ort auch wieder pünktlich ihr Mittagessen auf dem Tisch stehen. Während der Renovierungsarbeiten hat MM die Menschen hier im Dorf gewaltig ins Schleudern gebracht. Beim Renovieren wurde nämlich immer mal wieder die Sicherung ausgeschaltet. Was MM damals aber noch nicht wusste, war, dass damit die Kirchenglocke auch keinen Strom hatte. Als Folge dadurch entweder gar nicht, unregelmässig oder zu falschen Zeiten schlug. - So hatte sich MM gleich richtig im Ort eingeführt und bei den Dorfbewohnern für knurrende Mägen gesorgt. - Aber nach einigen Tagen wusste jeder im Ort: die Rothaarige Deutsche treibt wieder einmal ihren Unfug mit der Kirchenglocke. - Im Mittelalter wäre sie dafür vermutlich auf dem Scheiterhaufen gelandet. Aber nachdem der schwarze Teddy mit Vorliebe bei ihr auf der Schulter sitzt, hätte es dazu sicher auch noch andere Anlässe gegeben ... :-) - Aber zurück zur Kirchenglocke. Als wir hierher kamen, machte uns der Krach der Glocke mächtig Angst und beim ersten Glockenschlag hat sich jeder von uns verkrochen. Am liebsten unter dem Bett. Nur Jeanny war besonders schlau. Der erste Glockenschlag und Jeanny sauste los - und verkroch sich - genau im Erker unter der Glocke, wo obendrein noch die Wände und der Boden bei jedem Schlag vibrierte! Echt doof! - Die Jungs und ich, wir hatten uns nach an paar Tagen daran gewöhnt. Doch jetzt: es gibt jemanden, der ist tatsächlich noch blöder als Jeanny: Noddi nämlich. Dieser Hund ist doch jetzt schon drei (!) Monate hier und jedes Mal wenn die Glocke erklingt, fängt er laut zu Jaulen an. Das dauert etwa bis zum sechsten Glockenschlag, dann hat er sich wieder beruhigt. - Dodo hingegen hat sich bislang überhaupt nicht um die Glocke geschert. Aber vermutlich wurde sie von Noddi angesteckt: Seit ein paar Tagen jault sie auch oder sie rennt zum Kirchturm und kläfft die Glocke an. - Öfters mal etwas Neues!

Oh! - Beinahe hätte ich es vergessen: Ich wollte euch doch von der grösseren Katze erzählen, von der ich das Flirten gelernt habe. Die ist wirklich krass! Es auch eine kleine Katzendame und ihr Besitzer war der gleiche wie Dodo´s. Er hat sie einfach zurückgelassen, wie Dodo. Wie ich schon sagte, MM ist wie Doctor Doolittle. Eines Tages hat die kleine Graue, wie MM sie nennt, sie zum Einkaufen begleitet und seitdem besucht sie uns öfter. Die kleine Graue ist eine zierliche grau melierte Katze, die überhaupt keine Angst vor Hunden hat.

Hin und wieder, wenn sie in der Stimmung ist, schmust sie mit den Hunden und lässt sich von Dodo das Fell schlecken. Aber! - wenn es ihr zu wild wird, weil beide Hunde mit ihr Toben wollten, ist Vorsicht geboten: dann wird sie richtig fuchtig und jagt kurzerhand die Hunde durch den Garten. Das sieht vielleicht lustig aus! Kleine Mieze jagt grosse Hunde! und ihr glaubt garnicht wie schnell sich die beiden vom Acker machen ...

Kleine Katze - Grosse Wirkung - sage ich da nur!

Was mich allerdings wundert, ist dass die kleine Graue auch Deutsch versteht. Bei uns bin ich das ja gewöhnt: wie sind schliesslich eine multilinguale Familie. Aber bei ihr hätte ich das nicht vermutet. Aber es ist schon lustig in welchem Sprachenkauderwelsch wir uns unterhalten. MM spricht mit ihrem Freund nur ungarisch, mit ihrer Familie deutsch, mit ihren anderen Freunden ungarisch, deutsch, englisch oder einer anderen Sprache, mit uns spricht sie deutsch-ungarisch im Wechsel durcheinander oder Katzensprache. Wir sprechen in der Katzensprache, Noddi und Dodo in der Hundesprache, die wiederum MM und ihr Freund verstehen. Und jetzt lernen wir untereinander auch noch Deutsch, Ungarisch und Hunde- bzw. Katzensprache. Seit Neustem redet Noddi mit uns! Echt Klasse! MM weiss dadurch immer wenn eine von uns Katzen vor der Tür steht und hinein will. Noddi begrüsst uns nämlich wie folgt: Erst wird freundlich gebellt, dann folgt ein "Wuff" und dann ein dunkles "Wuh" und vielleicht dann noch eines. - Sesam öffne Dich, die Tür geht auf.

Neulich allerdings mussten wir lachen: Unser Nachbar meinte, sein Hund würde seit kurzer Zeit in einer anderen Tonlage bellen. Er vermutet, dass dieser jetzt in deutsch bellt. Lachend meinte eine andere Nachbarin dazu: Er solle mal genauer hinhören, sein Hund würde jetzt bestimmt "hund" "hund" "hund" beim Bellen sagen.
 :-)

Übrigens hat Fetz noch eine neue Mode: Normalerweise lässt er sich nur von MM´s Freund Kraulen. Wenn aber MM´s Freund nicht da ist, setzt er sich bei MM auf den Schoss. Na ja, sitzen stimmt nicht so richtig. Er legt sich mit dem Rücken auf MM´s Oberschenkel, den Hinterkopf an ihren Bauch, seine Hinterpfoten stemmt er gegen die Tischplatte und lässt sich den Bauch und die Vorderpfoten kraulen. Erstaunlicherweise zieht er dabei sogar seine Krallen ein, was bei ihm mehr als ungewöhnlich ist. Da wird die kleine Wildkatze mit einem Mal ganz zahm! Meistens schläft er nach kurzer Zeit ein und dann: - schnarcht er, dass sich die Balken biegen.

So jetzt habe ich keine Lust mehr zum Erzählen. Tschüss ich geht jetzt Spielen oder besser gesagt auf Jagd. Gerade ist nämlich ein Käfer vor meiner Nase herum gekrabbelt. Und wenn ich eines lieber mag als Fressen, dann ist es Jagen. Und ich bin echt gut darin, trotz meiner 2und2 halben Beine oder vielleicht gerade deshalb. Ich bin dadurch verflixt gelenkig und kann mich blitzschnell in alle Richtungen drehen. - Jippieh! - Käfer ich komme! ----



copyright Julietta Guenther

Samstag, 28. Januar 2023

1 - Kettő Labu - Teil 1 - Die Geschichte, der zweibeinigen Katze ... (geschehen vor mehr als 15 Jahren)



Gestatten - mein Name ist Labu - Kettö-Labu. - Nicht zu verwechseln mit James Bond. :-) ! - Nein im Ernst: Ich bin Kettö-Labu, eine kleine pfiffige Katzendame aus Südungarn mit Paprika im Blut und jede Menge Unsinn im Kopf. Und ich liebe ungarische Salami ....
.
Na ja - eigentlich habe ich viele Namen - So heisse ich auch Tigrisch (Getigerte) , Kis Someru (Kleine Traurige),  Kitschike (Kleines) , Zap-Zerap-Cica (die klauende Katze), Repüle Cica (die fliegende Katze) usw. aber dazu später. Ich erzähle euch meine Geschichte:


Wir waren fünf als wir geboren wurden. Ich war das einzige Katzenmädchen und musste mich von Anfang an gegen meine Brüder behaupten - Und wie ! Doch wir sind ein lustiger Haufen und hatten schon vor der Geburt jede Menge Spass. - Für unser Mammi war erst die erste Schwangerschaft und so wusste sie noch nicht was auf sie zu kam ... ;-) - Also es fing damit an, dass wir anfingen zu strampeln ...hihi ... - Jedes Mal wenn Mammi sich zum Schlafen hinlegte, hat irgendeiner von uns sie in die Seite getreten ... - Mami sprang wie von einer Tarantel gestochen auf und fuhr herum - doch da war keiner ..!?!..... :-) - Oder doch fünf kleine Katzengeister in ihrem Bauch - aber das wusste sie ja nicht ... - -Hatten wir einen Spass !!! - Doch leider dauerte dieses Spiel nur etwa drei Wochen. Danach hatte Mami sich an uns gewöhnt.

- Also liessen wir uns etwas Neues einfallen: Mami wurde immer runder, oder besser gesagt unförmiger. Unsere Menschenmami lachte immer, wenn sie Mami sah und meinte, Mami sei wohl die erste Katze, die sie sieht, die einen Spoiler hat. Stimmt schon, wobei Mami von oben betrachtet wohl eher die Form eines Schlüsselloches hatte: Dünner Kopf - Dicker Bauch (Wir!) - Dünnes Hinterteil. - Nun denn: Mamis Spoiler nahm immer mehr Ausmasse an, uns hingegen fiel ein neuer Blödsinn ein: - Mami ging also die Treppe herunter, als einer von uns rief "alles nach vorne !!!" - Gesagt - getan !!! - Was kam, das war dann weniger gut:  Mami purzelte mit Karacho und Gepolter die Treppe hinunter - nur eben nicht alleine - "Autsch" - "autsch" - "AUTSCH" - "autsch" - "Autsch" - "Jaaauuuul" ---- Mensch das tat weh! - Danach war erst einmal Ruhe - wir mussten unser blauen Flecken pflegen. - Stimmt nicht ganz: ganz ruhig war es nach dem Treppensturz nicht: Unsere Menschenmami lachte Tränen als sie herbeieilte und unsere verdatterte Mami sah.

Es kam also der Tag unserer Geburt und damit begann das Unglück - aber dazu später.Wir wurden im Juni geboren. Es war ein schöner Tag, sagte man, wir konnten ja noch nicht sehen. Mami war ja absolut unerfahren, aber eines muss man ihr lassen: sie hat sich für unseren Empfang einen ganz besonderen Ort ausgesucht: das grosse Ehebett unserer Menschenmami! War schön weich und gross! - Nur Mami meinte später, dem Gesicht der Menschenmami nach zu urteilen, war diese nicht sehr amused darüber. - Na ja - Mami hat auch eine grosse Schweinerei veranstaltet! Und da sie zuerst nicht wusste, was sie mit uns anfangen sollte, hat sie uns erst einmal im ganzen Bett verteilt: fünfe an der Zahl! - Mami hat sich dann aufs Ohr gelegt und hat es der Menschenmami überlassen, uns einzusammeln. ... und Mami dazu ...

Da waren wir nun! Haben also das Licht der Welt erblickt, das wir nur noch nicht sehen konnten. - Wer waren wir ? -

Wir bekamen Namen, und da unsere Menschenmami aus Deutschland kommt, aber in Ungarn lebt und sehr kreativ ist, haben wir mal deutsche, mal ungarische Namen - und diese ändern sich immer Mal wieder - ja nachdem was wir wieder einmal angestellt haben oder einfach nur nach Laune.

Ich gestatte mir hiermit, uns vorzustellen:

FLOCKE - sollte eigentlich Locke heissen, weil er mit lauter kleinen Locken im Fell auf die Welt kam. Doch dieser Name war selbst meiner Menschenmami zu doof - also wurde daraus Flocke. Flocke heisst heute jedoch nur noch "Szürke Cica", was ungarisch ist und soviel heisst wie graue Katze. Flocke alias Szürke Cica ist ein grauer (man glaubt es fast nicht :-)) ) ruhiger Kater. Er und ich, wir waren die kräftigesten nach der  Geburt.


TEDDY: (Im Ernst!) - aber nicht dass ihr glaubt: Mami hätte sich in der Auswahl unseres Vaters vertan ! - Teddy bekam seinen Namen von seinem Aussehen und seiner eingedatschten Nase. Er hatte wirklich mehr Ähnlichkeit mit einem kleinen Teddybär als mit einer Katze. Teddy war ein ganz stiller Kater, aber nicht blöd! Denn während wir uns einen Kampf um die vollste Zitze leisteten, lag Teddy bei Mamis Hinterbeinen und hat abwechselnd mal oben und mal unten Futter gefasst. Ich weiss garnicht, ob er überhaupt einmal den Standort gewechselt hat. Irgendwie kann ich mich nicht daran erinnern. - Nun denn - auch Teddy hat das Namenswechselspiel nicht unbeschadet überstanden - heute heisst er schlicht und einfach "Fekete". Was auf deutsch soviel heisst wie "Schwarz". Teddy Schwarz ist kohlrabenschwarz, bis auf die Zunge und die Zähnen. Obendrein schauen aus dem Fell auch noch zwei kugelrunde, kohlrabenschwarze Augen. Teddy Schwarz ist Meister im Futterbeschaffen! Wenn Menschenmami gekocht hat und es steht noch etwas davon auf dem Herd - dann kommt das "kleine schwarze Phantom" und schwupps ... - sobald er die Menschenmami hört, dann versteckt er sich blitzschnell hinter dem Herd und setzt eine Unschuldsmiene auf. - Nur, das klappt nicht immer ... - manchmal bekommt er richtig Ärger ... - doch dafür hat er auch etwas Leckeres ergattert . ;-))


Und dann war da noch

JEANNY: Das war zwar auch ein Katerchen, aber das hübscheste ("Legszebb") von uns allen. Zierliches schwarz-weisses Katerchen, immer etwas tapsig und absolut süüüüssss ! Jeanny war der Liebling aller Menschen und von uns. - Nur leider haben ihn die neuen Zähne und eine Magenverstimmung in den Katzenhimmel befördert. Der Arzt hat ihm noch Medizin gegeben, aber Jeanny wollte irgendwie nicht mehr so richtig und hat sich verabschiedet.


Dafür haben wir

FETZ: Auch ein schwarz-weisser Kater (heute: Fekete-feher"). Aber was für einer !!! - Als er geboren wurde war er ganz zierlich und der letzte, der den Weg aus der Wurfkiste fand. Selbst den Weg zu den Zitzen musste ihm Menschenmami zeigen. - Aber er hat sich gemausert und ist heute ein richtiger, teilweise recht wilder Kater. Eine spätere Episode hat ihm auch den Namen "Vad-Cica" eingebracht, was soviel heisst wie Wildkatze. - Sieht man ihm garnicht an, nicht wahr? Die andere Katze auf dem Bild bin ich einer meiner Lieblingsbeschäftigung.



Und dann bin dann noch ich:

TIGRIS: ausgesprochen Tigrisch, was so viel heisst wie Tiger. Bei dem Namen war Menschenmami nicht sehr kreativ. Warum? - Nun denn, ich bin ein kleines grau-getigertes Kätzchen. - Dafür habe ich heute die meisten Namen ;-)

Nun beginnt meine Geschichte:

Wie schon erwähnt: mit der Geburt beginnt das Unglück, oder besser gesagt danach. - Wir waren fünf gesunde kleine Kätzchen, aber .... - Mami war absolut unerfahren und wusste wirklich nicht, was sie mit uns anfangen sollte. .... - bei vier von uns hatte sich Stunden nach unserer Geburt die Nabelschnur um die Hinterbeine gewickelt. Mami wusste nicht was sie machen sollte ....  Als die Menschenmami abends von der Arbeit nach Hause kam, war es zu spät. Sie hat uns von der Nabelschnur befreit, aber drei von uns haben das nicht heil überstanden: Jeanny verlor eine Hintertatze, Flocke ein halbes hinteres Bein  und mich hat es ganz schlimm erwischt: zwei halbe Hinterbeine waren nicht mehr zu retten. Das Malheur verschaffte mir meinen Namen "Kettö-Labu", Zwei-Beinig. Menschenmami war dann auch ziemlich ratlos, doch dann kam Mamis Instikt zum Vorschein und mit einem Mal wusste sie ganz genau was sie tat. Sie amputierte unsere lädierten Hinterpfoten soweit nötig und die nächsten Wochen umsorgte sie uns ganz liebevoll. Mich hat sie immer wieder mit ihrer Pfote an ihre Zitzen geschoben. Na ja, es war manchmal auch nicht ganz einfach, zumal mir meine Hinterbeine höllisch wehtaten. Und wir hatten bei dem allen auch noch Glück! - Mami hatte sich vor der Geburt bei unserer Menschenmami einquartiert. Und diese hat ein Herz für Tiere. Freunde sagten zu ihr "Mensch lass doch die Kätzchen einschläfern - ist doch eine Quälerei" - aber Menschenmami sagte nur "wenn die Natur es so will, dass sie überleben, dann sollen sie leben ... - wir werden sehen ..." - Na ja gequält haben wir uns schon, aber in den ewigen Katzenhimmel wollten wir dann doch nicht. Und - wir haben uns mächtig angestrengt: Flocke stieg als erster aus der Wurfkiste. Diese war immerhin 20 cm hoch und Flocke gerade einmal 10 cm gross. War eine stattliche Leistung! Dann folgte ich und Jeanny kletterte als vierte raus. - Teddy ist aus Versehen aus der Wurfkiste geplumpst. Als er auf Mami rumturnte, hat er die Kurve nicht bekommen und plums! - Draussen war er! - Nur Fetz liess sich Zeit.

Also so war ich als gesundes hübsches Katzenmädchen geboren worden und nun war ich behindert. Meine Brüder wurden immer übermütiger und tobten rum, nur ich konnte nicht wie ich wollte .... Ich war sooo traurig und darum nannte mich Menschenmami dann auch bald Kis Someru (Kleine Traurigkeit). Zum Glück dauerte dieser Zustand nicht allzu lange - ich wollte ja leben - Und um das musste ich ganz gewaltig kämpfen ! - Zuerst kamen die Zähne. Beinahe wäre ich Jeanny vorangegangen. Ich hatte kaum noch Kraft, aber Menschenmami hat sich ein Tuch um den Bauch gewickelt und mich wie ein Kängeruh-Baby getragen, damit ich es schön warm habe. Sie hat mich wieder aufgepäppelt. Als später die Magengeschichte kam, war ich schon ganz schön stark und sie hat mich nicht so gebeutelt wie meine Brüder.

Wieder gesund und mit neuen Zähnen, war ich noch immer traurig, aber ich wollte LEBEN !!! Also begann ich Schritt für Schritt, mich mit meiner Behinderung zu arrangieren. Aber was ist eine Katze, die nicht laufen kann ? Eben ! - ein lahmer Bettvorleger - doch dazu war ich zu jung und obendrein ist dieser in der Regel nicht lebendig, sondern ausgestopft :-)) - Und lebendig war ich ! So lernte ich denn zu laufen. Und das hat mir einen neuen Namen eingebracht "Repülö-Cica", was in etwa so etwas wie Flugzeug-Kätzchen bedeutet. Der Grund dafür liegt in meiner Lauftechnik: da nur halbe Hinterläufe habe, muss ich vieles mit den Vorderbeinen machen. Also Technik Nr. 1: Ich laufe auf den Vorderbeinen und stelle zur Balance beide Hinterläufe wie die Flügel eines Flugzeuges aus - und ab geht die Post ! - Und glaubt ja nicht, dass ich damit langsam bin. Weit gefehlt: ich kann ganz schön flitzen damit!

Irgendwann habe ich dann bemerkt, dass ich andere Dinge kann, die meine Brüder nicht können: Gesetz der Fall: Feind in Sicht oder ganz schmaler Durchgang - Dann kommt Technik Nr. 2 zum Einsatz: Vorderbeine kräftig in Gang gebracht, Hinterpfoten und Popo in die Höhe und ab durch die Mitte! Ich kann auf dem Kopf laufen ! Ätsch - Du nicht! Feind ist dann meistens so perplex, bis der dann wieder aufwacht bin ich längst über alle Berge.

Technik Nr. 3 verhilft mir ins kuschelig weiche Bett (wo wir nicht hin sollen ;-) ) oder öffnet mir Türen, die meinen Brüdern verschlossen bleiben. Meine Vorderbeine sind verdammt stark - wie das ganze Katzenmädchen. Und ein paar Mal an der Tür gezogen, schon ist sie offen und ich mit Sicherheit drin.

Technik Nr. 4 ist die Beste von allen. Meine Brüder sind mittlerweile viel grösser und stärker als ich, um nicht zu sagen, ich bin sehr klein. Ergo musste ich mir etwas einfallen lassen, um ans Futter zu kommen. Das heisst eigentlich hat mich Flocke darauf gebracht. Flocke und ich, wir haben mit einem Ball gespielt, als dieser unter den Schrank rollte. Ich also Anlauf genommen, mich auf den Bauch geworfen und flach wie eine Flunder unter den Schrank gerutscht. - Flocke hat das auch probiert .... - Boing - .. Mann hat das einen Schlag gelassen! Flocke schaute als hätte er ein Brett vor dem Kopf gehabt, was wohl auch der Fall war. Auf jeden Fall habe ich kräftig gelacht als ich ihn so sitzen sah. Meine Brüder haben noch ein paar Mal versucht, es mir nach zu machen. Doch jedes Mal mit dem gleichen geräuschvollen Ergebnis. - Und ich? Hatte wieder etwas gelernt, was mir mehr als nützlich ist. Beispielsweise wenn uns die Menschenmami ein paar Leckerbissen zu wirft. Da ich nicht so dick wie meine Brüder bin, die den Weg zu den Leckerbissen blockieren, kommt         Technik Nr. 4 zum Einsatz: ich rutsche also bäuchlings unter den Beinen meiner Brüder durch und ehe diese es merken habe ich eins-zwei-drei die Leckerbissen ergattert und bin mit Technik Nr. 2 auf und davon. - Gewusst wie !

Mittlerweile bin ich acht Monate alt und kann so ziemlich alles machen was ich will. Nur auf Bäume klettern, wie Flocke das kann, das schaffe ich nicht - noch nicht .... Und ansonsten, die einzige katzenbehinderten gerechte Einrichtung, die ich habe ist eine Katzen Behinderten Toilette. Eigenlich ist das nur ein Katzen-WC mit wenig Streu drin. Das Balancieren fällt mir etwas schwer, wenn ich beim grossen Geschäft zu viel Streu unter den Vorderpfoten habe und einsinke. So weit so gut. Hey! Und ich kann mir sogar mit meinen verbliebenen Hinterpfoten, die Ohren putzen. Das schafft Flocke nicht, der putzt noch immer die Luft ... - Da ist Akrobatik angesagt .... und ich bin verflixt gelenkig ....

In den letzten Monaten ist viel passiert in meinem kurzen Katzenleben.

Als erstes habe ich meinen Papi kennen gelernt. Mami nahm uns mit nach draussen und kurze Zeit danach kam Papi. Au Backe! - Papi hat bestimmt für Cats Pate gestanden. Er ist so ein richtiger verdreckter, ausgefranzter Strassenkater, immer mit einem Schmiss am Auge und einem Riss im Ohr, Fell verklebt und sein Geruchssinn muss auch abhanden gekommen sein. Mami muss blind gewesen sein oder es war Nachts, wo bekanntlich alle Katzen grau sind. - Aber er ist lieb! - Wenn wir draussen sind, ist er immer in der Nähe und passt auf uns auf. Auch lässt er uns immer zu erst fressen. Er sieht zwar grauslich aus, aber er ist der tollste Katzenvater der Welt! - Leider  nachdem wir flügge waren, haben Mami und er sich ein neues Revier gesucht.

Dann hat uns die Menschenmami in Verwirrung gesetzt. Wir wohnten in einem kleinen Haus mit Garten direkt am Wald. Eines Tages kam sie mit einer Unmenge brauner Ungetüme, die alles mögliche in dem Haus verschluckt haben. Die Ungetüme waren herrlich zu Spielen, Toben und Verstecken. Erst hatten sie oben ein Loch, dann keines mehr, dann wurden sie überein gestellt und eines Tages waren sie weg. Dieses Spiel fand mehrfach statt. Wir konnten uns keinen Reim darauf machen und wurden immer unruhiger. Eines Tages kamen mehrere Männer und immer mehr verschwand aus dem Haus. Irgendwann war fast alles leer und ich hörte, dass die Menschen von "Umzug" sprachen und das jetzt fast alles fertig sein. Doch was bitteschön ist ein "Umzug" ? - Uns wurde langsam Himmelangst. Werden wir jetzt auch in diese braunen Ungetüme gestopft ? - Mit einem Mal sagte die Menschenmami, so jetzt können wir fahren, ich packe nur noch die Kätzchen ein. - Wir also ab ... - nein nicht in diese braunen Ungetüme, sondern in unseren kuscheligen Katzenkorb. - Nur - Fetz nicht! - Der hat so richtig Fetz gemacht, hat gefaucht, um sich gebissen, die Krallen ausgefahren und damit die Menschenmami bös zugerichtet. Sie hat heute noch die Narben seiner Krallen. - Auf jeden Fall ist Fetz mit Gebrüll und Affenzahn auf und davon - wir dachten, den sehen wir nie wieder .... - Aber wir haben die Rechnung ohne unsere Menschenmami gemacht.

Am Freitagnachmittag fuhren  wir zu unserem neuen Domizil. Noch grösserer Garten und vorallem kein Halbstarker, der wie bekloppt in einem Ralleytempo die kurze Schotter-Strasse nach hinten prescht. Hier fahren selten Autos. - Ein kleines Katzenparadies! Aber Flocke war traurig: Fetz war sein liebster Spielkamerad und er fehlte ihm so sehr. Aber nicht nur ihm, auch wenn Fetz mittlerweile ein richtiger Rabauke geworden war, den keiner so richtig anfassen durfte. Eine richtige "Vad-Cica" (Wildkatze) eben.

Das ganze Wochenende hat sich Menschenmami um Fetz Sorgen gemacht und am Montag hat sie sich mit Karton, Wäschkorb, Futter, jede Menge Decken und Klebeband ausgestattet und ist zurück zum alten Haus gefahren. Fetz hat jaulend vor dem Haus gewartet. Dem hat ganz schön der Magen geknurrt, Zwei Tage ohne Futter und Mamis Zitzen standen auch nicht mehr zur Verfügung... - Fetz hat uns später erzählt, dass die Menschenmami ihn zuerst mit Futter versorgt hat und dann versucht hat, ihn in den Korb zu verfrachten. Er wieder mit ausgefahrenen Krallen entwischte, doch letzlich es der Menschenmami gelang eine Decke über ihn zu werfen und ihn in einen Karton zu verfrachten. So sass er dann ganz kleinlaut, maunzend im Karton und wurde noch kleinlauter als das Auto sich in Bewegung setzte. Wir waren vorher noch nie Auto gefahren! - Aber die Freude war gross, als er uns sah. Flocke und er sind erst einmal eine halbe Stunde wie wild durch den Garten getobt. Heute ist Fetz alias Fekete-Feher mittunter eine richtige Schmusekatze und lässt sich gerne graulen. - Wenn er in Stimmung ist .... Wenn nicht, ist Vorsicht geboten ....

Kaum eingezogen kam für uns eine schlimme Zeit. Wir haben das andere Wasser nicht vertragen und wurden alle sehr krank. Jeanny hat uns verlassen und lange Zeit sah es bei Bärchen ganz schlecht aus. Menschenmami hat ihn alle halbe Stunde mit Flüssigkeit, Nahrung und Medizin versorgt, er hat furchtbar gestunken und war dann so schwach, dass er den Kopf nicht mehr heben konnte. Wir hatten alle keine Hoffnung mehr. Doch eines Tages hatte er sich irgendwie zwei Meter voran geschleppt und als ob die Menschenmami ihn verstanden hätte, nahm sie ihn hoch und trug ihn zum Futternapf. Und tatsächlich: fing er wieder an zu Fressen und von da an ging es bergauf.

So aber nun zurück zu mir.

Wir hatten jetzt einen grossen Garten zum Toben und auch im Haus war viel Platz trotz all der braunen Ungetüme. Es war Sommer. Das war toll.- Ihr müsst wissen, ich liebe es draussen zu liegen und mir die Sonne auf den Pelz brennen zu lassen oder Heuschrecken zu jagen. Ihr solltet mal sehen, welch eine geschickter Jägerin ich bin.

Eines Tages kam Menschenmami vom Einkaufen. Sie hatte viele Kisten im Auto. Auch unsere ehemalige Futterkiste war vollgepackt und wurde ins Haus gebracht. Als dann die Menschenmami das nächste Mal ins Haus zurück kam, habe ich ihr einen riesigen Schreck verpasst. Ich flitzte an ihr vorbei ins Wohnzimmer und hörte nur wie sie ausrief "um Gottes Willen, was ist den mit dem Bein der Katze passiert". Sie kam sofort hinter mir her und fing schallend an zu lachen. - Während sie draussen war, habe ich mich in die Küche geschlichen (das geht sehr gut, da ich so klein bin ...). Dort stand unsere ehemalige Wurfkiste und darin waren viel Lebensmittel und eine Packung mit Hühnerbeinen. Und - Zap-Zerap - eines geklaut. ... Wie ich da hoch gekommen bin und wie ich die Packung aufbekam, das bleibt mein Geheimnis ..... :-))) - Ich also mit meinem Zap-Zerap-Diebesgut, daher auch mein Name Zap-Zerap-Cica, losgeflitzt. Just in diesem Moment kam die Menschenmami wieder herein und sah nur wie mir ein blankes, nacktes Bein abstand und ich fluchtartig das Weite suchte. --- :-))) --- Hat lecker geschmeckt, mein Diebesgut. Das durfte ich nämlich behalten. Menschenmami meinte, wenn die Kleine es schafft aus dieser hohen Kiste aus der Packung ein Hühnerbein, so gross wie sie selbst, zu stibitzen, dann hat sie es auch verdient, es zu behalten. Auch später habe ich diesem Namen noch öfter alle Ehre gemacht .... ;-)

Klein darf man sein, behindert auch - aber man muss sich nur zu helfen wissen. :-))

Wir haben den Sommer viel im Garten zu gebracht. Mein Aktionskreis wurde immer grösser. Menschenmami wundert sich schon längst nicht mehr, wie ich irgendwo hin komme. Nur mit meiner Mauerkraxelei habe ich sie unlängst in Erstaunen versetzt. Aber wenn man will, geht alles. Nur manchmal eben anders, als es erwartet wird.

Eines Tages im Herbst gab es eine grosse Veränderung. Menschenmami braucht nur einmal durch den Ort zu laufen, schon laufen ihr fremde Tiere hinterher und die hören auch noch auf sie. Menschenmamis Freund nennt sie deshalb schon scherzhalber "Doctor Doolittle" Sie geht auf jeden Fall nie alleine spazieren, irgendein Viech begleitet sie mit Sicherheit. Eines Tages war er da, ging jeden Tag mit zum Laden und wieder zurück und - eines Tages blieb er bei uns. - Oh Schreck: Ein grosser zotteliger, total abgemagerter Hund. - Ich kann ja nicht gerade behaupten, dass ich Hunde liebe und schon garnicht so ein grosses Untier. Obendrein ist er doof. Er merkt nicht einmal, dass wir garnicht mit ihm spielen wollen. Also Hund war da und meine feigen Brüder: Schwanz eingezogen und ab unters Bett. Also blieb es an mir hängen, die Stellung zu verteidigen. Ich die kleinste von uns! Auf in dem Kampf gegen halben Meter Hund. Ich also an dem Hund vorbei, der wollte doch glatt auch mit mir spielen ! Dann bin ich einfach hochkannt, habe auf einer Vorderpfote balanciert und habe ihn mit der anderen mit Schwung und ausgefahrenen Krallen einen Schwinger auf die Nase verpasst ....
 "Jaauuul" - Hund auf Rückzug!

- Seitdem lässt er mich in Ruhe, Freunde sind wir noch immer nicht, aber ich muss mir auch nicht wie meine Brüder gefallen lassen, dass dieser doofe Hund mir mit seiner grossen Zunge mein Fell nass macht und total versaut. - Bin schliesslich ein hübsches kleines Katzenmädchen ! Eine kleine "Prinzessin Eisenherz" !


copyright Julietta Guenther

Dienstag, 24. Januar 2023

In der Stille der Nacht



Langsam senkt sich die Nacht über die Stadt. Die Strassenlaternen sind längst an und im fahlen Licht des vergehenden Tages eilen die Leute nach Hause. Im Treppenhaus eines fünfstöckigen, im viktorianischen Stil erbauten Hauses ist es still, doch aus dem Wohnungen dringen verhalten die Geräusche aus den Wohnungen. Stock für Stock gehen wir hinunter an den Wohnungstüren vorbei. Aus einer hört man leise Beatmusik, hinter einer anderen ist es mucksmäuschen still, dann führt der Weg vorbei an Kinderlachen, aber auch eine Etage tiefer an lautstarkem Ehekrach. So ein Treppenhaus ist Zeuge vieler Dramen, Freuden und weis von dem Wechsel der Zeit.

Unten im ersten Stock geht die Tür auf und heraus tritt das Fräulein Maier. Tagsüber ist sie halbtags als Buchhalterin in einer grossen Firma beschäftigt. Sie ist eine scheue, leicht verhuschte graue Maus, die abends in ihr anderes Leben schlüpft. Wer nichts von ihrem zweiten Leben weis, erkennt sie nun nicht wieder. Sie tritt forsch aus ihrer Wohnungtür und macht sich eilig auf den Weg in ihrem viel zu kurzem Röckchen, den hochhackigen Stiefel und der blonden Lockenperücke. Eine Weile noch bleibt der Duft ihres billigen Parfüms in der Luft hängen.

Wir folgen ihr auf die Strasse und sind gleich Teil eines regen Treibens. Auto an Auto schiebt sich der Verkehr durch die Stadt. Im Scheinwerferlicht erkennen wir die Silhouetten der Insassen, flüchtige Schatten ohne Gesicht. Auf den Bürgersteigen eilen die Menschen vorbei: manche kommen müde und erschöpft von der Arbeit nach Hause, einige treffen sich mit Freunden in der nahgelegenen Pizzeria, andere haben sich in grosser Abendgarderobe geworfen, die ahnen lässt, dass etwas Außergewöhnliches auf den abendlichen Plan steht. Es ist ein stetiges Kommen und Gehen, dass einen schwindelig werden lässt, würden wir an einem Platz statisch stehen bleiben und das Treiben beobachten. Wir reihen uns in die Ströme der Menschen ein, sehen in manchmal ausdruckslose Gesichter, spüren den Schmerz in manchen Herzen und hören das befreiende Lachen einiger junger Leute. Unser Weg führt uns vorbei an hellerleuchteten Restaurants, einer stadtbekannten Imbissbude, an der Trauben von Menschen sich ihr schnelles Abendbrot in Form einer Currywurst einverleiben. Wir treffen auf den Tross der Hundebesitzer, die mit ihren Vierbeiner noch schnell eine Runde um den Block gehen, bevor auch für sie der Feierabend beginnt. Doch wir sehen auch die traurige Kehrseite einer Stadt, die für gescheiterte Existenzen nur ein Heim auf der Strasse hat. Es sind ältere, oft hochgebildete Männer und ein paar Jugendliche, fast noch Kinder, die wir unter einer Unterführung treffen. Sie suchen dort Schutz vor der Nacht und dem leicht eingesetzten Sprühregen. Eine Weile verweilen wir dort, hören ihren Geschichten zu, fühlen uns hilflos ihnen nicht helfen zu können, laufen schnell in den noch offenen Supermarkt und kommen mit einer Tüte voll Lebensmittel und natürlich auch ein paar Dosen Hundefutter zurück. Es leben viele Hunde mit ihren Besitzern auf der Strasse, die liebevoll von ihren Besitzern behandelt werden. Die Tierliebe der vorbei eilenden  Passanten ist oft größer als die Menschenliebe und so bekommen die Hunde der Strasse öfter einmal einen Leckerbissen, während ihr Herrchen oder Frauchen mit knurrendem Magen daneben steht. Seltsame Welt !

Wir verlassen die Gruppe unter der Brücke, mit ihren eigenen Gesetzen und Regeln und setzen unseren Weg fort. Der Regen hat wieder aufgehört, doch er hat die Menschen von den Strassen vertrieben und so wird es langsam still in der Stadt. Richtig still wird es jedoch nicht wirklich. Ein ständiges dumpfes Brummen ist das dauernde Grundgeräusch einer Metropole, hin und wieder hört man ein Martinshorn in der Ferne und die letzte Straßenbahn  biegt quietschend in ihre Endhaltestelle. Sie spuckt ihre letzten Fahrgäste des Tages aus, die sich auf ihren Heimweg machen: Frau Heinmann kommt von ihrer Nachtschicht und eilt nach Hause. Ein verliebtes Pärchen läuft weltversunken den Weg entlang, um alle paar Meter stehen zu bleiben und sich innig zu küssen. Sie sind in ihrer eigenen Welt und bemerken nicht einmal die Gruppe leicht alkoholisierter Jugendlicher, die lautstark an ihnen vorbei gehen und einige Zotten über sie reissen. Dann sind alle Passanten verschwunden und es bleibt das stetige Brummen der Stadt, die Scheinwerferlichter der nun spärlich vorbeifahrenden Autos spiegeln sich im regennassen Asphalt der Strasse.

Der Weg führt uns in den Stadtpark. Hier tauchen wir in eine andere Welt. Von den Bäumen fallen uns Wassertropfen des Regens in den Nacken, die Blätter rascheln leise im Wind und die Luft in schwer vom Duft der nassen Erde. Hier hat die Nacht tausend Augen, die manchmal im Licht der vorbeifahrenden Autos aufblinken. Es sind die Katzen, Marder und auch ein streunender Hund auf ihrem nächtlichen Beutezug. Ganz in der Nähe hören wir ein Käuzchen und auch das Singen einer Nachtigall klingt von Ferne her. Längst schon haben die Tiere des Waldes den Weg in die Stadt gefunden und nicht unweit auf der grossen Wiese können wir im schwachen Licht der Nacht ein paar Rehe erkennen. Ein Fuchs kreuzt ohne Scheu unseren Weg, schaut uns kurz an, ganz so als wolle er sagen "was sucht denn ihr hier mitten in der Nacht?" Von irgendwo her hören wir auch das Grunzen der Wildschweinrotte, die seit kurzem sich im Stadtpark angesiedelt hat.

Auf einem nunmehr verlassenen Spielplatz setzen wir uns, zum Schutz vor dem erneuten sanften Regen, in einer Hütte. Ein Spielplatz, der auch tagsüber eher von zwielichtigen Gestalten und Hunden besucht wird, als dass friedlich spielende Kinder dort fröhlich die Rutschen und Schaukeln benutzen. Wir hängen unserer Gedanken nach und lassen unseren Blick im fahlen Licht der Parkbeleuchtung über die grosse Spielwiese schweifen. Es ist ein schöner alter Park, der wohl in der wilhelminischen Zeit angelagt worden war. Die Wiese säumen grosse staatliche alte Bäume, die an heißen Sommertagen wohltuend Schatten spenden. Am Rand des Parkes sehen wir das Planetarium, dass einen spannende Einblicke in die Weiten des Universum gewährt. Wir erinnern uns an unseren ersten Planetariumsbesuch,  Wir waren gerade erst ins Teenageralter gekommen, noch nicht ausgewachsen, die Beine waren zu kurz und so hatten wir Mühe, die Kippsessel in der Schräge zu halten. Immer wieder kippte uns der Stuhl in die Senkrechte. Irgendwann lagen wir mehr auf der Sitzfläche als dass wir sassen, doch die recht unbequemen Haltung ermöglichte uns, nach oben an die Decke des Planetariums und somit in den projektzierten Sternenhimmel zu schauen.

Erinnerungen kommen, Erinnerungen gehen ... - in der Stille der Nacht ...


Copyright Julietta Günther

Tante Mo und ihr kleiner grauer Mitbewohner

Tante Mo lebt in einem winzigen verwunschenem Haus an einem kleinen See. Es ist ein rotes Backsteinhaus mit grünen Fensterläden. An einer Seite rankt sich grüner Wein empor. Ein schmaler geschwungener Weg führt zu dem Häuschen durch einen wunderschönen Bauerngarten. Dort wachsen allerlei Gemüse zwischen Tagetes, Lupinen, Jungfern im Grün, Cosmea, Bartnelken und vielen mehr. Sie verströmen einen Duft, der an Sommer und Paradies erinnert. Auch ein paar Sonnenblumen erheben sich über dem unterschiedlichen Grün der Gemüsepflanzen, das in Formen nicht verschiedener sein könnte. Da tanzen die filigrane Stengel der Karotten zusammen mit den lanzenförmigen Blättern der Schwarzwurzeln im Sommerwind. Neben den  knackigen Blätter des jungen Weisskohls stehen die langen Lanzen der Zwiebeln und des Knoblauches. Die runden Blätter der Radieschen schmiegen sich an den Salat. Im Hintergrund ranken die Bohnen an Stangen empor, die mit ihren zierlichen roten Blüten wunderschön anzusehen sind. Am Rand des Weges wachsen Kräuter, hier Lavendel, dort Zitronenmelisse, auch findet man Majoran, Rosmarin, Petersilie, Minze, Ysop, Oregano, sowie Thymian und Basilikum in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Sobald man daran vorbei geht und die Kräuter streift, erfüllt ihr Aroma die Luft. Neben dem Haus steht ein grosser Lindenbaum, der im Juni mit seinem Blütenduft jeden betört. Auf dem Hof tummelt sich das Federvieh, im Gras liegt Tante Mo's Mischlingshund Tornado in der Sonne und lässt sie sich auf den Pelz brennen, die dreifarbige Katze Minou beobachtet von ihrem Aussichtspunkt auf dem Baum das Treiben. Auf dem See ziehen ein paar Enten ihre Bahnen. Ins Häuschen gelangt man durch einen Rosenbogen mit unzähligen roten, rosafarbenen und gelben Blüten, die wild durcheinander wachsen und schon alleine durch ihre Farbmischung ein kleines Stilleben sind. Tante Mo lebt in ihrem selbst geschaffenen Paradies.

Sobald man ins Haus eintritt, ist man direkt in der grossen Wohnküche. Das Häuschen ist gemütlich mit viel Holz eingerichtet und erinnert ein wenig an die Blockhütten aus den Winnetou Filmen. Es steht ein grosser, quadratischer, schwerer Holztisch mit vier Stühlen vor dem Fenster. Wenn man dort sitzt, hat man einen wunderschönen Blick in den Garten, über die Felder auf die entfernten Hügel. Tante Mo hat für die Fenster rotkarierte Gardinen genäht und auf der Fensterbank stehen kleine Blumentöpfe mit Usambaraveilchen in den unterschiedlichsten Farben. Tante Mo liebt Usambaraveilchen und immer wenn sie bei Freunden ein neues Exemplar sieht, bittet sie sie um ein Blatt, dass sie dann zu Hause in die Erde steckt. Sie freut sich jedes Mal riesig, wenn dieses Blatt Wurzeln bekommt und kleine neue Blätter hervorspriessen. Tante  Mo kocht und backt für ihr Leben gerne und so hat sie auch sehr viel Sorgfalt beim Einrichten ihrer Küche eingesetzt. Ganz besonders stolz ist sie darauf, dass sie einen alten, mit Rosen handbemalten Holzherd ergattern konnte. Das ist ihr ganz besonderes Schmuckstück in ihrem Küchenreich. Darauf zaubert sie die tollsten Gerichte und die Kuchen und Brote daraus, sind einfach ein Gedicht. Wenn Tante Mo abends aus ihrem Garten ins Haus kommt, macht sie sich ein feines  Abendessen und setzt sich an ihren Tisch. Neben ihr liegt ihr Hundchen und die Katze hat ihren Lieblingsplatz neben dem Ofen eingenommen.

Tanto Mo macht es sich abends oft an ihrem Esstisch gemütlich. Sie bekommt selten Besuch. Ihr Sohn ist längst erwachsen und lebt weit weg in der grossen Stadt. Ihr geliebter Mann, hat sie schon lange verlassen. Eines Tages sitzt sie, wie immer, alleine vor ihrem Abendessen und sie wird wie so oft ganz traurig darüber. Ihre Gedanken führen sie zurück und erinnern sie an die schönen, glücklichen Jahre mit ihrem Mann, bevor eine Krankheit ihn ihr nahm. Sie stützt ihr Gesicht in ihre Hände und weint leise ein wenig vor sich hin. Mit einem Mal streichelt etwas ganz sanft über ihr Gesicht und als sie aufschaut, blickt sie verwundert in zwei kleine schwarze Knopfaugen. Tante Mo glaubt ihren Augen nicht zu trauen, schliesst schnell die Augen und macht sie dann ganz langsam wieder auf. Nein, sie hat sich nicht getäuscht und sie träumt auch nicht. Vor ihr auf dem Tisch steht mit einem leuchtenden Schein eine kleine graue Maus, die sie ganz freundlich anschaut und ihr weiter ganz sanft die Tränen von der Wange wischt. Mit einem Mal sagt die Maus:" Du musst nicht traurig sein. Ab jetzt bist Du nicht mehr alleine. Ich bin jetzt bei Dir und werde Dir Gesellschaft leisten, wann immer Du es wünschst. Du kannst mir alles erzählen und ich werde Dir von der grossen weiten Welt und den Menschen berichten"

Und so geschah es.... Abends setzte sich die kleine graue Maus vor Tante Mo's Teller und sie erzählten sich, was sie den Tag über so erlebten. Tante Mo sprach von ihren Sorgen, liess die kleine Maus an ihren Freuden teilhaben, erzählte von ihren Träumen und besprach mit ihr ihre Pläne. Die kleine Maus fesselte Tante Mo mit Geschichten aus Tausend und einer Nacht, aus den Weizen Sibiriens, von dem Höhen des Himalajas und des ewigen Eises Grönlands. Sie entführte Tante Mo in ihre Welt voller Abenteuer und brachte sie immer wieder mit den komischsten Anekdoten zum Lachen. Und falls Tante Mo sich doch einmal einsam fühlte und traurig wurde, dann strich die kleine graue Maus ganz sanft über ihre Wange und Tante Mo vergass sofort, wieso sie betrübt war. Da Tante Mo von nun an immer einen glücklichen und zufriedenen Eindruck machte und vorallem so herzhaft lachen konnte, kamen die Leute aus dem Dorf nun immer öfter zu ihr. Sie erzählten Tante Mo von ihren Kindern und Enkelkindern, manchmal auch von ihren Sorgen. Doch jeder, so bedrückt er auch zu Tante Mo kam, ging nach seinem Besuch beschwingt und mit einem Lächeln nach Hause. Und Tante Mo ? Tante Mo setzte sich jeden Abend zu ihrem kleinen grauen Mitbewohner und gemeinsam liessen sie den Tag Revue passieren.

copyright Julietta Guenther

Sonntag, 22. Januar 2023

Rabea - ein Mädchen wie der Frühling


In einer sternklaren Nacht sitzt ein junges Mädchen auf einer Bank am Ufer eines kleinen Sees. Von der gegenüber liegenden Seite klingt Musik und Lachen herüber. Der Platz dort ist umrahmt von bunten Lampignons, die in der dunklen Nacht leuchten. Die Leute feiern das diesjährige Frühlingsfest. Es ist ein lustiges Treiben und auf dem See dümpelt ein Kahn mit einem Liebespaar vor sich hin. Rabea beobachtet die Szenerie, denkt über die letzten Tage und den heutigen Abend nach. Sie ist traurig.

Gestern sass sie an der gleichen Stelle und freute sich auf den heutigen Abend. Doch wie das Leben so oft spielt, kommt es oft anders als man denkt. Rabea ist ein wunderschönes, zartgliedriges Mädchen mit langem, blonden und leicht gewellten Haar. Sie hat eine helle Haut, strahlende grüne Augen und macht ihrem Namen alle Ehre. Ihr Name kommt aus dem Hebräischen und bedeutet Mädchen. Im Arabischen steht  Rabea für Frühling. Und so ist Rabea auch, ein junges Mädchen frisch wie der Frühling.

Der heutige Tag begann mit einem ausgiebigen Frühstück, das Rabea mit ihrer Mutter einnahm. Rabea hatte Urlaub und die beiden Frauen genossen, das gemeinsame Frühstück. Sie plauderten angeregt und erzählten sich einige Anekdoten. Ihr helles, fröhliches Lachen klangt durch den Garten. Nachdem Frühstück half sie ihrer Mutter im Garten. Es war ein sonniger, angenehmer warmer Tag. Sie pflanzten etliche duftende Primeln, einige bunte Stiefmütterchen und in die Lücken zwischen den Sträuchern setzten sie noch ein paar Tulpen und Narzissen. Binnen kürzester Zeit zog ein Hauch von Frühling in den Garten ein. Einige Vögel sind bereits von ihrem Winterquartier zurück und zwitschern noch etwas verhalten vor sich hin. Die ersten Bienen sind auch schon bei der Arbeit.  Rabea und ihre Mutter setzten sich nach getaner Arbeit an die kleine weiße, gußeiserne Sitzgruppe, die im Schatten einer großen Linde steht. Rabea liebt es dort zu sitzen, ganz besonders wenn die Linde blüht und ihr süßer unvergleichlicher Duft die Luft erfüllt. Die beiden Frauen saßen schweigenden bei ihrem Tee und ließen die friedliche Stimmung im Garten auf sich wirken.

Irgendwann wurde es Zeit, daß Rabea sich für den Abend richtete. Sie wollte heute besonders schön sein für Jens, ihren Freund. Die beiden wollten heute abend zum Frühlingsfest zum Tanzen gehen. Rabea wusch sich ihr langes Haar und fönte es sorgsam im Form. Dann zog sie sich an. Für den heutigen Abend zog sie ihr Lieblingskleid mit der engen Korsage und dem ausgestellten Tellerrock an, der sich so herrlich beim Tanz dreht. Das Kleid harmoniert ganz wunderbar mit ihrem blonden Haar und den grünen Augen. Für einen kleinen Augenblick fühlte sich Rabea wie eine Prinzessin. Sie war glücklich. Ungeduldig wartete sie auf Jens und als es an der Tür klingelte, flog sie förmlich die Treppe hinunter. Sie öffnete die Tür und ließ Jens ein. Jens ist ein gutaussehende junger Mann. Die beiden waren ein hübsches Paar. Als Jens eintrat, war er seltsam zurückhaltend und wich ihren Blicken aus. Irgend etwas war heute anders und Rabea wurde es bang um's Herz. Sie gingen ins Wohnzimmer und nach einer halben Ewigkeit der stummen, lähmende Stille, begann Jens zu reden. Erst stockend und dann immer mutiger. Die Worte rauschten an Rabea vorbei und drangen wie aus einer weiten Entfernung ganz dumpf in ihr Bewusstsein. Jens redete und redete. Irgendwie hatte Rabea das Gefühl, sie säße im falschen Film und der Mann mit dem sie jahrelang zusammen lebte, war durch einen Doppelgänger ausgetauscht worden, der so gar nichts mit ihrem geliebten Jens gemein hatte. Erst als Rabea hörte, wie die Haustür leise ins Schloß fiel, wachte Rabea aus ihrer Erstarrung und es breitete sich erst Entsetzen, dann Fassungslosigkeit und schließlich eine grenzenlose Traurigkeit in ihr aus.

Jens war fort - für immer. Er  hatte sich in eine andere Frau verliebt und nun waren all ihre gemeinsamen Jahre zur Geschichte geworden. Rabea verstand die Welt nicht mehr.

Sie saß noch eine Weile regungslos im Wohnzimmer, dann stand sie auf und ging mir schweren, schleppenden Schritten nach draußen. Langsam ging sie hinunter zum See und setzte sich in der sternklaren Nacht auf eine Bank am Ufer des Sees. Auf der anderen Seite sind die Menschen in Feierlaune und Rabea beobachtet das Treiben, das ihr so unwirklich vorkommt, wie so alles an diesem Abend.

Die kommenden Tage sitzt das Mädchen oft am See. Manchmal weint sie leise vor sich hin. Längst schon ist das Funkeln aus ihren Augen verschwunden, ihr Haar ist glanzlos und sie selbst ist nur noch ein Schatten ihrer Selbst. Jens war ihre große Liebe und Rabea leidet entsetzlich unter der Trennung. Manchmal hat sie das Gefühl, das Herz würde in ihrer Brust zerspringen. Oft aber möchte sie nur noch schreien. Sie ist so unsagbar traurig. Rabea ist still geworden, kein Lachen kommt aus ihrer Kehle. Sie hört auch die Vögel nicht mehr singen und sieht nicht die Frühlingsblumen blühen. Mechanisch geht sie ihrer Arbeit nach, nimmt die Mahlzeiten ohne jegliches Gefühl zu sich. In ihr ist alles erstarrt.

Eines Tages viele Monate später, es ist wieder eine sternklare Nacht. Rabea sitzt wieder auf der Bank am See. Man erkennt Rabea nicht wieder. Nichts ist mehr übrig von dem wunderschönen Mädchen aus der Frühlingsnacht von einst. Sie ist mager geworden und es umgibt sie eine Aura der Hoffnungslosigkeit. So sitzt sie wieder auf der Bank, ohne ihre Umgebung wirklich wahrzunehmen. Plötzlich durchzuckt ein Blitz den Himmel, eine Sternschnuppe fällt vom Himmel und trifft sie mitten ins Herz. Rabea erwacht wie aus einem tiefen Schlaf und ihr wird ganz warm ums Herz. Mit dem Strahl der Sternschnuppe erwachte ihr Lebenswille wieder zu neuem Leben und Rabea schaut sich erstaunt um. In der Dunkelheit der Nacht erkennt sie die Umrisse der blühenden Rosensträucher mit ihrem atemberaubenden Duft. Irgendwo singt leise eine Nachtigall und krächzt eine Käuzchen. Sie weiss nicht, was passiert ist, doch sie weiss sicher, dass nun für sie ein neues Lebens beginnt. Ein Leben voller Freude, Lachen - ein Leben, das auch ohne Jens lebenswert ist - und sie freut sich darauf ...


copyright Julietta Günther





Montag, 16. Januar 2023

Buddy on Tour - Ein Hund auf Reisen


Hi, here am I ! - Wer ich bin !?! - Wieso kennt ihr mich nicht? - Na ja, nobody is perfect ;-)). Also ich bin Buddy, ein Hund und dazu noch ein grosser, schwarzer. - doch vielleicht erzähle ich Euch mal meine Geschichte von Anbeginn. So zu sagen, von Adam und Eva an !?! - Nur, gibt es bei Hunden auch Adam und Eva ? - Hundeeva gab Hundeadam den Apfel und er ass ... Bischen seltsam, nicht wahr ? ... Wenn es dann wenigstens ein Knochen gewesen wäre, da vergisst auch so mancher Hundemann das eigene Denken ;-)) - Also ehrlich gesagt, ich glaube nicht, dass es Hundeadam und Hundeeva gab, für Hunde gab es eh die Arche und obendrein haben wir meistens ein Hundeleben, doch ... im Paradies. - Welcher Mensch kann schon von sich behaupten, dass ihm immer das Essen serviert wird, dann nach Lust und Laune, den Hundedamen nachstellen darf und ansonsten faul auf der Haut liegt. Klar, gibt es auch einen Unterschied zwischen Land- und Stadthunden. Landhunde geniessen noch mehr Freiheit, bekommen erstklassiges Essen und dürfen auf Hof und Gelände rumstreuen, das Einzige was sie hin und wieder tun müssen, ist kräftig bellen und unliebsame Leute verjagen. - Besonders wenn die bissige Schwiegermutter kommt oder der Herr vom Finanzamt, doch blöderweise ist der schon dazu über gegangen, ein Leckerli in der Tasche zu haben und bringt so manche Hundeseele in schwerste Gewissensnöte. ... Doch ganz so doof ist Hund nun doch nicht: erst frisst er das Leckerli und dann schlägt er kräftig an ;-)) - Die Stadthunde hingegen, das sind schon arme "Schweine". Fristen ihr Dasein oftmals in kleinen Gärten oder in einer 1-2-3- Zimmerwohnung und zweimal am Tag geht Herrchen und Frauchen in den Häuserfluchten spazieren, ab und an auch mal in den Park, aber bitte schön an die Leine und wer Pech hat und zu gross geraten ist, der bekommt auch noch einen Maulkorb verpasst - als Ausgleich muss dafür Herrchen oder Frauchen seine Hinterlassenschaft einsammeln ... Aber bitte mit Tüte !!! ... - Doch Stadthund hat auch eine Aufgabe, -nein - Bellen darf er nicht  - dafür ist er aber Herrchen' oder Frauchen's Gesellschafter, manchmal auch Kinderersatz. Besser ein lebendiger Hund als einen gewaltigen Frust oder was ich ganz abartig finde, sind die Roboterhunde in Japan. Diese Roboter werden für alte Leute zur Altenbetreuung eingesetzt: ausgestattet mit einem Laufwerk, dass auch Futter einfordert, hin und wieder eine Pfütze in der Wohnung hinterlässt und für die Sicherheit mit einer Funkverbindung ausgestattet ist, die Alarm schlägt, wenn Herrchen oder Frauchen die Hundeversorgung verpennt. Mit der eingebauten Kamera ist dann die Zentrale per Funküberwachung in der Lage, zu kontrollieren, ob alles ok ist. - Oh je, Big Brother Is Watching You !!! - Also aufgepasst: Sex nur zwischen den Fütterzeiten, sonst sind Spanner dabei ....

Doch jetzt zurück zu meiner Geschichte: Also es begann ... eben nicht bei Adam und Eva, ein Zustand, der wie schon festgestellt eher unwahrscheinlich war, sondern bei mir mit Noddi und Doddo. Noddi ist mein Vater: ein kohlrabenschwarzer altdeutscher Schäferhund mit Schlappohren (gibt es tatsächlich !!) und Doddo ist meine Mutter. Sie ist eine eigenwillige Hundedame aus dem Geschlecht der altdeutschen Schafshunde und hat wohl ihre ersten Wochen auch bei Schafen und Ziegen erlebt. Ein Umstand, der sich bei meiner Erziehung ausgewirkt hat. Zumindest kann ich so springen wie eine Ziege und ein Schaf stellen, ohne ihm ein Haar zu krümmen. Selbst ein Reh habe ich schon gefangen. Also meine Eltern leben absolut ländlich, was für uns der Vorteil war, dass wir rennen und toben konnten, so ganz nach Herzenlust. Ich für meinen Teil wurde in den kältestens Nächten des letzten Winters geboren. Meine Mutter  war eine lausige Mutter und schleppte uns in die Kälte. Übrig blieben meine Schwester und ich. Anfangs versammelten sich meine Schwester und ich am liebsten bei Papa. Ihr müsst nämlich wissen, ich bin ein reichlich verfrorener Hund. Papa war toll. Er passte auf uns auf, wir durften auf ihm rumturnen, er putzte uns das Fell. 

Nachdem ich so langsam flügge wurde, hatten Herrchen und Frauchen ein Einsehen und ab da an durfte ich die kalten Winternächte und manchmal auch die Tage im Haus verbringen. - Und ich - ab hinter den Ofen .... Zwar war da manchmal ein Gedränge, weil da schon einige Katzen lagen, aber wir haben uns arrangiert. Ich an der Seite und sie hinter und unter dem Ofen. So hatten wir es dann mollig warm. Von wegen Hund und Katz vertragen sich nicht. Wir haben uns prima verstanden. Nur wenn wir uns gegenseitig das Futter klauen wollten, dann haben wir keinen Spass verstanden und so habe ich so manchen Schmiss eingefangen und wenn es mir zu bunt wurde, dann habe ich einfach meine grosse Schnauze in die Schüssel versenkt. - ätsch !!! - grosse Schnauze drin, kein Platz für Katzentatze ....

So wuchs ich denn auf, in einer friedlichen Koexistenz, mit Katzen, die mir um den Bart gingen und hin und wieder mir den Rücken wärmten, währendessen ich es mir zur Aufgabe gemacht hatte, ihnen das Fell gründlich abzuschlecken und ihnen mit meinen schlammbedeckten Pfoten das Haarkleid zu kämen. Unterdessen, meine Eltern mir allerhand Nützliches, aber auch einigen Blödsinn beibrachten. Von meinem Vater lernte ich das Raufen und von meiner, ewig verfressenen Mutter, die Futterbeschaffung. Ich hatte schnell raus, wie und wo ich an Fressen ausser der Reihe kam und wo die besten Leckerbissen abfielen, als auch mächtig grimmig zu schauen, wenn mir jemand das abspenstig machen wollte. - Stimmt ich bin auch reichlich verfressen, das Erbe meiner Gene :-(( , was mir auch schon den Spitznamen "Staubsauger" einbrachte.

Eines Tages kam Bewegung in mein Leben, na ja langweilig war es bis dahin auch nicht, dazu gab es Menschen zum Ankläffen (aber nur die, die wir nicht mochten) und jede Menge Rehe, Wildschweine und Füchse, die wir aus dem Gelände vertreiben konnten.

Also eines Tages stand fest, ich bekomme ein neues Herrchen. Eigentlich habe ich den mir ja ausgesucht und mit meinen, nicht himmelblauen Augen verzaubert. ;-)) - Und so startete für mich das Abenteuer "grosse weite Welt"  und ich wurde zum "Hundeauswanderer" -

Mein Abenteuer begann damit, dass zum ersten Mal der Tierarzt nicht ins Haus kam, sondern wir zu ihm fahren mussten. War mir nicht ganz geheuer ! Zwar bin ich schon ein paar Mal durch das Tor in den Hof mit hinein gefahren, doch das waren nur ein paar Meter und jetzt gleich ein paar Kilometer. Mangels Training rutschte ich also in dem Auto hin und her, balancierte auf meinen Pfoten, um die fremde Welt ausserhalb meiner bisherigen Welt in Augenschein zu nehmen. War reichlich langweilig, nicht mal Rehe zum Jagen ... dafür hatte ich nach dieser Aktion ein Chip und einen Pass. - Erhebt ich für mich die Frage, warum Menschen nicht einfach gechipt werden ?- Wäre doch Klasse ... An der nächsten Zollkontrolle hiesse es dann, bitte nach links drehen und einen Pieps und man wäre durch ... - Schlecht wäre es allerdings, wenn es dann hiesse, "Sie haben bei ihrem letzten Urlaub einen Hotelaschenbecher mitgehen lassen. Erst auslösen, dann ausfliegen ! - Oder gar : "Mann, beim nächsten Sex nicht so ein Tempo vorlegen - sonst ist alles schon vorbei, bevor es angefangen hat ... " - Na ja Menschen, haben eben andere Probleme als wir Hunde. -
 
Auf jeden Fall bin ich jetzt ein amtlich registrierter, gechipter Hund mit Vermerk "zur Ausreise" - Hä ?!?!? - wieso Ausreise ? ... wusste ich noch garnicht ? wo geht es denn hin ? - Genauer gesagter wurde ich erst einmal mehr ein "Durchreisehund" oder auch im Amtsdeutsch "Hund auf der Durchreise" - Bislang war ich allerdings nur ein durchgegangener Hund, wenn ich wieder einmal  entdeckt hatte, dass das Tor nicht richtig zu war ;-))

Auf jeden Fall kam der Tag, wo ich von Mama und Papa Abschied nahm. Ich wurde mit vereinten Kräften in das Auto verfrachtet. Wenn schon, denn schon ! so leicht lasse ich mich nicht verfrachten ;-)) - Doch dann machte ich es mir erst einmal auf der Rückbank bequem, wenn ich nicht gerade rutschte, die Trainingseinheit war dann wohl doch zu wenig gewesen. - Das Blöde war, dass die ersten 300 km auch noch ziemlich kurvig waren. Jetzt wurde mir auch klar, weshalb ich am Morgen nichts zu fressen bekommen habe. Dieses wäre mir schon längst aus dem Gesicht gefallen ...

Wir fuhren und fuhren und so wurde ich auch noch zum "Transithund" - jetzt ging es durch Österreich, dann nach einer Ewigkeit landeten wir in Deutschland. "far far away from home" - wenn ich das gewusst hätte, wäre ich garnicht erst eingestiegen !!! - dafür habe ich mich auch kräftig gewehrt, wenn ich nach jeder Rast, wieder einsteigen musste. - Klar doch, Herrchen und Frauchen sollten schliesslich auch was davon haben, und wenn es nur Muskelkater ist ;-)) - Den hatte ich auch und noch so ein paar blaue Flecken dazu. - Als Hund im Auto brauche ich natürlich auch einen Sicherheitsgurt, damit ich nicht bei der nächsten Bremsung zum "Flughund" werde. Doch der Gurt, war wie viele Erfindungen wohl ebenfalls nicht von seinem Erfinder getestet worden, sonst hätte der wohl festgestellt, welche Fehlkontruktion seinem Erfinderhirn entsprungen ist. Auf jeden Fall hat ich mich damit ständig verknotet und kann von Glück sagen, dass es nicht zu einer Bremsung kam, sonst hätte ich wohl den Hersteller auf Schadensersetz verklagen müssen.

Irgendwann hatten wir die  (Tor)tour hinter uns. Ich hatte zwar eine Weile verpennt, doch froh war ich dann doch, als ich aus dieser Konservenbüchse, genannt Auto wieder aussteigen konnte.

Dann fing das Abenteuer richtig an: Als erstes neue Umgebung, neue Gerüche und andere Geräusche und richtig viele Autos und noch mehr Menschen. Au Backe ! wo bin ich da hin geraten. - Ich habe mich lieber erst einmal in Nähe von Herrchen und Frauchen aufgehalten, nicht, dass sie mich womögliche hier vergessen und sicherer war es auch. Nur echt blöde war es, als die beiden mal nach oben oder nach unten verschwanden. - Mist !! - Ich kann keine Treppen steigen !!! - Uff mir schwirrte der Kopf. - doch wisst ihr was Klasse ist, ich bekomme hier öfter mal Essen aus der Dose und andere Leckerbissen. Ist auch besser so, denn das andere Essen, das die Menschen hier bekommen ist echt übel : hartes Fleisch, viel Chemie überall drin usw. da schmeckt mir nicht einmal mein heissgeliebtes Brot. Igitt, das könn' sie selber essen ! - Und ich dachte immer, die Ernährung ist hier besser und vorallem gesünder - Muss wohl eine andere Definitiion von gesund hier vorliegen. - Mir jedenfalls ist chemiefreies Essen eindeutig lieber - Nachdem ich mit dem alltäglichen Angebot, wie ich es von zu Hause gewöhnt war, nicht einverstanden war, erhalte ich jetzt Vorzugsnahrung. - Hält zwar auch nicht mit dem von zu Hause Stand, aber ist eindeutig besser, als das hiesige Menschenfutter.

Zu erst habe ich erst einmal das Terrain abgesteckt, allerdings darf ich hier nicht einmal Bellen, wenn etwas hier eindringt.- sofort kommen Herrchen und Frauchen an, um mich von meiner Aufgabe abzuhalten. Hund soll doch schliesslich Haus und Hof bewachen.... Oder ? - Andere Länder, andere Sitten ...

Neu war für mich auch, dass ich lernen muss, an der Leine zu gehen. Zu Hause brauchte ich das nicht. Aber hier ist es scheinbar für Herrchen und Frauchen zu gefährlich und deshalb müssen sie immer achtgeben, dass ich in ihrer Nähe bleibe und darauf aufpassen, dass sie nicht einfach auf die Strasse laufen, sondern erst nach rechts und links schauen, um zu verhindern, dass sie nicht bei wildgewordenen Autofahrern mit fanatisch erwachtem Nationalstolz, als Kühlerfigur enden oder an deren Fahnenstange hängen.

Eines Tages war ein Ausflug in die Stadt angesagt. Da ich nicht alleine zu Hause bleiben wollte, musste ich mit. Doch - was ist eigentlich eine Stadt ? - Noch mehr Häuser, Autos und Menschen, die obendrein meist grimmig oder gleichgültig dreinschauen. - Na mal sehen, ob ich dem etwas abgewinnen kann ... - Wir fuhren in ein Parkhaus, ob Graus, da muss man auch wieder raus !!! .... Erst musste ich ein paar Stufen runter .... Hallo ! - vergessen, dass ich keine Treppen laufen kann !!! - Also ich schlich da hinunter, dabei sah ich eher aus wie ein Hund mit vollen Windeln, auch wenn ich keine an habe. (na ja, in der Stadt laufen eh so seltsame Hundegestalten herum: Hunde mit Käppi, Schühchen oder Mäntelchen - echt affig - aber wem's gefällt ...) - Ich will auch keine Windeln und Schühchen auch nicht !!!!! -
Da kam es ganz Dicke: sollte ich doch in so einen kleinen Raum hinein. Gleich zu Beginn sollte ich doch so ein elektronisches Seil hindurch, um mich dann in einem Käfig wieder zu finden, der obendrein auch nicht still hielt, sondern nach oben oder unten ging. - Die Menschen nennen das Fahrstuhl - Mich scheint, dass eher ein Utensiel aus einer Zeitmaschine zu sein: denn wenn die Tür wieder auf geht, dann befindet man sich in einer ganz anderen Welt.

Wir kamen neudeutsch in eine "Fussgänger-Zone" - Nur warum gibt es dann hier so viel seltsame Vehikel mit 1-2-3-4 Räder ? - manchmal sitzt sogar ein Mensch drauf oder drin. - Der, der drin sitzt, kräht dann őfters. - Klar gibt es auch Fussgänger und davon jede Menge, in allen Grőssen und Farben, oftmals allerdings reichlich mürrisch. Die bringe ich dann mit Vergnügen aus der Fassung, in dem ich grimmig zurück schauen oder einmal kurz belle. Sind Hunde an der Leine eigentlich auch "Fussgänger" ? - auf jeden Fall gibt es hier einige - "hey Kumpel, wo kommst denn Du her ? " - Pfff.- reichlich blasiert und dressiert diese Stadthunde.- Keiner, der nur freudig zurück bellt, stattdessen laufen sie blind wie Maulwürfe neben ihren Begleitern her. - Ich hab's: das sind vielleicht auch Roboterhunde, diese programmiert zum geräuschlosen Menschenbegleiter ohne Hundehaufen. - Allerdings scheinen sie trotzdem zu markieren und ich habe einiges zu schnuppern. - Aber ganz wohl ist mir in der Stadt nicht: Leinenzwang, und Knoten in den Eingeweiden (Herrchen hat Tüte vergessen .... ) - Ach, ich wusste garnicht, dass die Tauben, die mir vor der Nase herum fliegen, auch zu Fussgängern gehören. Nur zu blöd, dass sie nicht gebraten sind. ;-) Ich liebe gebratenes Geflügel ! - Doch vielleicht sind die Fussgänger-Zonen auch mit fliegendem Tauben-Personal ausgestattet für die Reinigung der Plaster. Hier Dönerreste, dort ein Stück Fleischkäsbrőtchen - Tauben an die Arbeit !!!

Wie auch immer, in der Stadt gab es eine Menge zu sehen, war ganz interessant, doch wieder hin muss ich da nicht unbedingt wieder.

Ihr wisst ja, dass ich ein ganz schlaues Kerlchen bin .. Nein ? .. Na gut, dann wisst ihr es eben jetzt !

Wie ich schon sagte, verschwinden Herrchen und Frauchen öfter einmal nach oben und unten. Eines Tages, mir war grauslich langweilig und die beiden oben ... da auch ja auch ein guter Beobachter bin, habe ich es versucht und tatsächlich so kam ich auch hoch. Die beiden haben vielleicht blöd geschaut, als ich plötzlich neben ihnen stand. Und ich - stolz wie Oskar bin ich umher gegangen, mit hocherhobenem Kopf und wedelnden Schwanz - die Rolle "kuckt mal wer hier ist " gespielt. - Doch das Ganze hatte ein üble Nachspiel. - Wer hoch kommt, der muss auch runter, zumindest weiss ich das inzwischen auch. - So stand ich dann oben, am Treppenansatz und hatte gestrichen die Hosen voll, falls ich welche angehabt hätte. - Jauaul - Frauchen hat gezogen, mit Leckerli gelockt - doch ich habe gebockt: "Nein meine Leckerli ess ich nicht, ich esse meine Leckerli nicht " - und schon garnicht gehe ich diese Treppe wieder runter. !!!! - So hat mich dann Frauchen in den Schwitzkasten genommen und mich Stufe für Stufe hinunter gezogen, (Tragen wäre mit meinem Gewicht auch kaum möglich gewesen - nein ich bin nicht fett ! - nur eben ein grosser Hund)
Also war ich dann endlich wieder unten und Frauchen schweissgebadet ;-)) -

Übrigens baden, ich liebe Wasser und am liebsten trinke ich das Wasser aus der Brause, weshalb für mich seit Neuestem auch immer Wasser in die Duschwanne eingelassen wird.

Also jetzt konnte ich schon einmal die Treppen rauf gehen. ... und schwupps die wupp .. gleich wieder probiert. - doch diesmal haben mich Herrchen und Frauchen geleimt ... sie gingen wieder runter und ich blieb oben ... Mist, kein Treppenlifta ! ... Nachdem es unten in den Kochtőpfen geklappert hat, musste ich unbedingt nachsehen gehen, also den inneren Schweinehund verbannt und ab in die Tiefe. (Wäre ich Hund bei Schweinen, hätte ich auf meinen inneren Schweinehund gehört, denn Schweine sind ganz schön gefährlich) - Also ich runter, ab in die Küche geflitzt, Leckerbissen geschnappt und weil es so schön war gleich wieder die Treppe rauf. - Jetzt habe ich ein neues Fitnessprogramm: Treppensteigen und das im Affenzahn (langsam kann's schliesslich jeder !!)



Mit der Zeit gewöhnte ich mich an die neue Umgebung, da wusste ich noch nicht, dass die Reise für mich noch nicht zu Ende ist.

Mein neues Herrchen wollte sein Haus verkaufen, musste operiert werden, dann hatte er einen Unfall und musste in Rehabilitation. Fortan war ich Reisehund. Mein altes Frauchen nahm mich wieder mit und wir wurden zu Pendlern zwischen den Ländern. Vorsichtshalber schlief ich immer neben  meines Frauchens Bett. Einmal war Frauchen für zwei Wochen ohne mich weggefahren und ich blieb bei meinem früheren Herrchen. 

Jauuuul! Frauchen wann kommst du?

Als sie kam, habe ich mich nachts immer heimlich still und leise unter ihre Bettdecke geschlichen und bevor sie wach wurde, trollte ich mich wieder. Einmal allerdings erwischte sie mich. Mitten in der Nacht wurde sie wach und wunderte sich  warum ihr Partner auf der anderen Seite von ihr lag. Anders als üblich. Ich hatte mich der Länge nach neben sie gelegt. Wie gesagt, bin ja nicht doof. Aber als sie mich im Halbschlaf der Länge nach abtastete, wurde sie schlagartig Glocken wach. So haarig hatte sie ihren Freund doch nicht in Erinnerung.

Mist! Von da an blieb die Tür zum Schlafzimmer zu. :-((

Als mein neues Herrchen wieder halbwegs fit war, durfte ich wieder mitfahren. Wieder Ausreisehund. 

Was dann kam war echt cool. Na ja, kläffen durfte ich noch immer nicht. Selbst nicht als der Marder bei Nachbars Auto an den Kabeln nagte. Er schrie, Frauchen solle die Töle, meinte mich, zum Schweigen bringen. Selber Schuld. Es hat ihm die Sprache, ob der Reparatur Rechnung verschlagen. Ehrlich gesagt, etwas Schadenfreude kam schon auf, als er mitten auf der Strecke stehen blieb und abgeschleppt werden musste. Wollte ja nicht auf mich hören.

Nun denn, wir waren wieder bei meinem neuen Herrchen. Der ging mit mir in die Hundeschule und hatte immer klasse Leckerli. Doch er schaffte es mir nicht, das Ziehen an der Leine abzugewöhnen. Dies wurde mir später noch zum Verhängnis.

Das Haus stand zum Verkauf und alles wurde verpackt. Das war Klasse! Meine Spielwiese hatte sich vervielfacht. Überall standen Kartons herum. Da konnte ich toben ohne Ende - rauf auf die Kartons, wieder runter, oder rund herum gepest. Wehe es war ein Karton offen! Der fungierte dann als Versteck. "Hast du Buddy gesehen?" - "Nein". 
Sie suchten mich. Irgendwann schlich ich vorsichtig aus dem Karton, legte mich in den Sessel und tat als schliefe ich. "Na nu, hier ist er ja, habe ihn vorhin garnicht gesehen." 

:-)))

Die Kartons waren nicht nur für mich tolle Verstecke. Mein Spielzeug konnte ich da ebenso vergraben, wie die frischen Kotelettknochen. Allerdings sahen die nach einigen Wochen beim Auspacken reichlich grün aus. 

Eines Tages kam Frauchen in den Garten, stutzte, fing schallend an zu lachen und rief ihren Vater herbei. Sie fragte ihn, ob er gesehen hätte, was bei ihm im Garten wächst. Er schaute sich verwundert die vielen braunen Spitzen an, die in seinem Garten "wuchsen".
Währenddessen konnte sich Frauchen vor Lachen kaum mehr beherrschen. Sie prustete und ihr liefen die Tränen über die Wangen. Armes Frauchen! Ich hatte es doch nur gut gemeint, als ich die getrockneten Schweineohren pflanzte...

... warum die Frauchen wieder ausgrub, kann ich nicht verstehen. Mir hat es gefallen.. Frauchen hat scheinbar kein Spielzeug. Meine Bälle, Frisbeescheiben, Seile und alles andere Spielzeug hat sie auch wieder ausgegraben. Juhu! Jetzt haben wir ein neues Spiel. Ich vergrabe mein Spielzeug  sie sucht es. 
"Buddy, wo ist der Ball?"
"Frauchen hier oder hier oder vielleicht in einem der Kartons. Mir wurde es bei diesem Spiel nie langweilig.

Eines Tages kaufte Frauchen eine Pflanze mit leuchtend rote Früchte dran. Die rochen gut. 

Ich durfte mich im Haus und Garten frei bewegen. Die beiden Leutchen sahen Nachrichten, da fielen mir die roten Früchte ein. Ich also raus auf den Balkon. Es waren circa 30 Stück daran. Ich fraß bis auf eine Handvoll alle vom Strauch ab
Waren lecker - ABER...

Die beiden sahen verdutzt, wie ich wie ein geölter Blitz in die Küche raste und einen halben Eimer Wasser leer soff. Sie konnten sich keinen Reim auf meinen Sprint machen und Frauchen ging nachsehen. Auf dem Balkon sah sie was passiert war "Buddy hat fast alle Chilli vom Strauch gefressen".

Hey, hätte man mir auch sahen können, dass die mit Feuer gefüllt sind! Das brannte wie Teufel! In mir gluckerte der halbe Eimer Wasser und was rein kommt, muss auch wieder raus. Jetzt hatte ich spichwörtlich auch noch Feuer unterm Hintern. 

Am nächsten Tag war ich mit keinem Leckerli dazu zu bewegen, auf den Balkon zu gehen. Schwelle zum Balkon hinaus und ich die Bremse auf alle vier Pfoten hinein.

Ein paar Tage später fiel mir die Pflanze ein. Sie sah reichlich zerfleddert aus und sie tat mir leid! Ergo habe ich die letzten Chilli auch noch abgefressen.

Irgendwann war alles verpackt. Ein Transport ging in meine alte Heimat, einer in die neue. Mein neues Herrchen hatte mit dem Transport in meiner neuen Heimat alle Hände voll zu tun, so nahm Frauchen mich mit. Die Strecke kannte ich schon. Inzwischen war ich zum Autohund mutiert. Kaum war Autotür offen, war ich drin, rollte mich ein und pennte. Eines Tages war Frauchen reichlich sauer mit mir. Sie hatte nach dem Auto putzen, die Türen offen gelassen. Sie war ziemlich angefressen, weil ich meinen Knochen in der Rückbank vergrub. Fortan durfte ich nur noch unter Begleitung ins Auto. 

Wir blieben zwei Wochen. Herrchen war in meine neue Heimat geflogen. Nun musste nur noch ich da hin kommen. 

Autohund liebt Auto fahren!

Aber 2500 Kilometer war nicht gerade um die Ecke. So viel geschlafen hatte ich noch nie. Wenn mir mal die Blase drückte, dann ging ich mit der Schnauze vor, legte sie Frauchen auf die Schulter und der nächste Rastplatz war meiner. 

Zwischendrin übernachteten  wir in einem Hotel. Mein altes Herrchen war auch mit von der Partie. Sie wollten abends noch etwas essen gehen und ich musste alleine im Hotelzimmer bleiben. Frauchen war nicht wohl dabei. Doch ich war brav, kein Gebelle, keine Pfütze im Zimmer und das Inventar blieb heil. Eine Stunde am Meer Möven jagen hatten mich müde gemacht.

So viel Transit lässt selbst den versiertesten Hund müde werden. 

Das Meer, die Boote, die Möven, andere Gerüche...

.."Dobar dan" - " Buona Notte" - "Au revoir" - "Hola" ...

... ab sofort war ich 
"Buddy. El perro negro" 

Das brachte mir schon gleich von Anfang an einen gewissen Respekt ein. Spanier fürchten in der Regel schwarze Hunde. Und ich war pechschwarz bis auf meinen grauen Bart. 

Mein neues Zuhause war nicht übel. Da konnte ich vorne ins Haus laufen, einmal durchqueren,  hinten wieder heraus, durch den Garten ums Haus herum und vorne wieder rein. Am liebsten mochte ich, wenn Herrchen im Pool schwimmen ging. Ich mit Anlauf und Karacho, platsch  war ich mit drin. 
Mir gefiel es dort. Mein neues Herrchen war super lieb, immer Leckerli parat, ging mit mir in die Hundeschule oder am Meer spazieren. Wellen jagen macht fast noch mehr Spass als Möven aufscheuchen. Ich fühlte mich wie (Hunde)gott in nicht Frankreich, aber Spanien. Hier wollte ich bleiben.

Doch leider kommt es oft anders als man denkt. Mir wurde mein Temperament zum Verhängnis. Ich konnte innerhalb eines Wimpernschlages in den Sprint übergehen. Mein neues Herrchen war durch seine Operation nicht mehr so sicher auf den Beinen und irgendwann war klar, dass er mich nicht händeln konnte. 

Traurig nahmen wir voneinander Abschied. Später besuchte er mich einmal, aber es war nicht mehr wie früher. Für mich hiess es meine alte Heimat wird meine neue und meine neue meine alte. Also wieder die ganze Strecke retour. 

Als wir wieder zu Hause ankamen, war mein Vater alles andere als erfreut. Unser Verhältnis war fortan zeitlebens angespannt. Nie mehr tobten wir wie früher zusammen. Schade! Aber es ist wohl bei Hunden wie bei Menschen: wenn der Nachwuchs flügge geworden ist, dann ist Hotel Papa nicht mehr der richtige Ort. 

Meine Liebe zum Autofahren ist mir geblieben und ich ließ keine Chance aus  mitzufahren. Dann lag ich auf der noch immer zerfledderten Rückbank und träumte von Spanien mit seinen schnuckeligen Hunde Signoritas...


copyright Julietta Guenther



Montag, 2. Januar 2023

Wie zynisch ist das denn?

Eigentlich bin ich eher ein unpolitscher Mensch, aber das was seit Monaten das Geschehen in Europa bestimmt, geht auch an mir nicht spurlos vorbei. Im Gegenteil langsam kocht es in mir hoch.

Da steht ein offensichtlich an Geltungsbedürfnis nicht zu überbieten kleiner Präsident und verkündigt in seiner Neujahrsansprache 2022, sie würden "moralisch" und "historisch" auf der richtigen Seite stehen. 

Aha! Historisch, bedeutet Geschichte und somit für mich Vergangenheit. Entweder habe ich in der Schule nicht aufgepasst, oder da lebt jemand in der Vergangenheit. Dann auch noch verkünden, dass dies die neue Realität ist. Ich kenne das von meinem an Demenz erkranktem Vater. Der lebte in seiner Gedankenwelt in seiner Kindheit im Krieg in Berlin als die Russen kamen. 

Und "moralisch" - nochmals viele??? Moral wird als Regel- und Normenwerk einer Gesellschaft angesehen, dass als Verhaltensmassstab einer Gesellschaft steht... armes Russland, arme Russen. Mir war neu, dass es im 21.Jahrhundert noch Staaten gibt deren moralische gesellschaftliche Maßstäbe, Strukturen einem "historischen" Raubrittertum gleichen.

Wie heisst es ferner in der Neujahrsansprache dieses Präsidenten, der so realitätsfremd ist, dass mir oft nur noch ein Kopfschütteln möglich ist. Manchmal fragte ich mich aber auch, ob nicht irgendein ein Virus die heimgesucht hat und ob sie den Quatsch den sie loslassen auch wirklich glauben. Das wirklich Schlimme ist, dass viele Hunderttausende sich den Unsinn auch noch unreflektiert einverleiben und fleissig nachplappern. 

Hirn einschalten!

Selbst die vielen schlecht gemachten russischen Fotomontage fallen vielen nicht auf. Offensichtlich ist es in diesem grossen Land Normalität, dass ein Mensch innerhalb von nicht mal 2 Wochen gute 30 Kilo abnimmt und scheinbar alle paar Tage mit anderen Ohren und mit oder ohne Knubbel auf der Leinwand erscheint.

Der russische Präsident stellt sich in seiner Rede wie so oft als der Retter dar, doch offensichtlich ist, dass die er retten will, garnicht in seinem Sinne gerettet werden wollen. Besonders zynisch ist es, denen die man angeblich retten will, massenhaft Bomben  auf den Kopf wirft.

Wenn ich mir die gesamten Argumentationen und Rechtfertigungen anschaue, dann erscheint es mir wie Projektionen. Die Vorwürfe, die man anderen macht, haben im eigenen Haus ihren Ursprung... 

Wir leben im Zeitalter von Wahrheiten: 

Die Wahrheit des einen als Grund für Raubrittertum. 

Die Wahrheit des anderen als Ursache, nichts zu tun.

Dann gibt es noch die alternativen Wahrheiten.

... und es gibt die alternativen Fakten: da werden Menschen zu Tieren. Meucheln auf bestialische Weise andere Menschen... und jetzt aufgefasst: nun greifen die alternativen Fakten! Ein ermordeter Mensch hat das selber verursacht. Ach sooo! Der hat sich also selber die Hände gefesselt, damit sich dann einen Kopfschuss beigebracht, von den Toten auferstanden, um  anschliessend seinen Leichnam zu schänden. Filmreife Leistung!

Mir ist eines nicht klar. Sind es jetzt alternative Fakten oder alternative Wahrheiten, wenn Russland seine gefallenen Soldaten gleich vor Ort in mobilen Krematorien verbrennt? Es sind sicher alternative Fakten. Ein gefallener Soldat, der erst garnicht im Sarg zu seinen Angehörigen zurück kommt, ist einfach verschwunden. Der braucht in keiner Statistik mehr erscheinen! So schafft man alternative Wahrheiten! 

" oh, mein Papa ist in eine andere Dimension gebeamt worden! Jetzt ist einfach weg.".

Der Volksmund würde vermutlich sage, da wird einem die Hucke voll gelogen.

Kaum zu überbieten ist der perverse Zynismus in Bezug auf Getreidelieferungen. Lagerhäuser werden bombardiert,  Getreideschiffen die Zufahrt verwehrt. Erst werden tonnenweise, mutwillig Getreide zerstört, dann stellt sich der Zerstörer als Retter der Menschheit dar und will mit gestohlenen Getreide in kostenlose Lieferungen punkten. Pervers!

Irgendwie fällt es mir schwer, diesen verqueren, verknoteten Gedankenwindungen eine Logik abzugewinnen. 

Meinen Kindern habe ich versucht beizubringen, dass wenn man Mist gebaut hat, auch genug Rückgrat haben muss, dazu zu stehen. Bei diesen Lektionen in der Kindererziehung müssen einige Russen der Führungselite geschwänzt haben. Egal was passiert, in Russland sind immer die anderen Schuld.

Gedanken sind frei, jedenfalls noch...

Copyright Julietta Günther  

...

Copright Julietta Günther