Montag, 30. Oktober 2017

Sonntag, 29. Oktober 2017

"Unsere kleine Farm" - 2017-10-28

Zu meinem Leidwesen geht  die Pilzsaison so langsam zu Ende!

Durch die Trockenheit in diesem Jahr fiel das Pilzwachstum sowieso recht mager aus, Steinpilze gab es leider garkeine - zumindest nicht in unserer Region. Nichtsdestotrotz ließ ich es mir nicht nehmen, nach den Pilzen zu suchen. Sobald es meine Zeit zuließ, stahl ich mir meistens vormittags eine Stunde und machte die Gegend rund ums Haus mit ihren Wiesen unsicher.

Für mich ist diese Zeit eine Art Meditation. Mit den Augen scanne ich den Boden ab, während ich im Inneren meinen Gedanken freien Lauf lasse. Gedanken kommen und gehen, Ideen formen sich und es kehrt eine wohltuende Ruhe ein. Danach bin ich wieder geerdet, meine Akkus sind neu aufgeladen und so manch eine Problemlösung entsprang meinen Gehirnwindungen. Es ist eine sehr wertvolle und äußerst erfolgreiche Zeit, die ich nicht missen möchte. Zeitfenster von besonderer Qualität: die Tasse Frühstückskaffee mit dem Blick ins die Ferne, das Sammeln von Pilzen, das Glas Wein auf der Terrasse mit fernen Lichterketten. Selbst das Fensterputzen und das Bügeln sind Minuten mit Tiefgang, eine Entschleunigung der Zeit und Tiefenentspannung pur.

Wenn ich beim Pilzesammeln über die Wiesen und Felder gehe, gleitet mein Blick über die Gräser und Pflanzen. Ich freue mich an der unsagbaren Blüten- und Pflanzenvielfalt. Fasziniert beobachtete  was dort alles wuselt und fliegt. Manchmal entdecke ich einen neuen Schatz für meinen Wildpflanzengarten, in dem sich bereits eine ganze Menge wunderschöner "Unkräuter" versammelt haben.

Ich stamme offensichtlich von der Spezies des Sammlers ab! Selbst beim Pilzesammeln ... unlängst fragte mich eine Frau aus dem Dorf, ob es sein könnte, daß wir uns vor einigen Jahren im Wald begegnet seien. Sie und ihr Mann hätten sich darüber gewundert, daß ich alle möglichen Pilze eingesammelt hätte. Da musste ich breit schmunzeln ... damals kannte ich die hier wachsenden Pilze nicht. In Deutschland werden hauptsächlich andere gesammelt, auch solche, die hier keiner einsacken würde. Ich war also in Wald und Flur unterwegs und sammelte alles ein, was mir als interessanter Pilz erschien. Dann setzte ich mich mit meinen Fundstücken an der Computer und durchstöberte meine beliebteste Pilzsuchseite. Anschließend machte ich mich auf den Weg ins Dorf und kontaktierte die passionierten Pilzsammler. Nach und nach lernte ich so einige der hiesigen Pilze kennen und bestimmen. Auch heute habe ich oft ein oder zwei mir unbekannte Pilze im Korb, die ich zu Hause versuche zu bestimmen.

Das diesjährige Sammelergebnis bestand primär aus Parasolpilzen, Wiesenchampignons, Anischampignons, Riesenchampignons, Riesenboviste und meinen Lieblingspilzen, einem kleinen sehr würzigen Wiesenpilz. Leider kenne ich den deutschen Namen nicht. Inzwischen liegen viele Tüten Pilze in der Gefriere und mehr als zehn Gläser getrocknete Pilze stehen im Regal.

Heute hat es geregnet und es ist noch einigermaßen mild, d.h. vielleicht habe ich morgen und übermorgen Glück und es gibt wieder einige der kleinen Wiesenpilze, mit denen sich superleckere Pilzsuppe oder Pilzgulasch machen läßt. Die getrockneten Pilzchen hüte ich den Winter über wie ein Schatz und verwende sie sehr sorgsam. Dieses Jahr habe ich circa zwanzig Kilo davon eingesammelt und ich kann sie großzügiger in den Speisen einsetzten. Darauf freue ich mich jetzt schon...

Manchmal sind es die kleinen Freuden, die das Leben so reich werden lassen.

Copyright Julietta Günther

"Unsere kleine Farm" - 2017-10-10

Nun ist aus den kleinen Fellbündel und Waisenkind ein sechs Wochen altes kleines Hundemädchen geworden. Reichlich selbstbewusst behauptet sie sich gegen ihre größeren Onkel, Tanten, Nichten und Neffen. Ein Kleiner Zwerg mit großer Klappe, die es sich nicht nehmen läßt, selbst unseren achtzig Kilo schweren "Hundebär" (Kaukasischer Owtscharka) anzubellen. Der Riese in Hundegestalt zieht dann seinen Schwanz ein, macht einen großen Satz über das Hundebaby und sieht zu, daß er schnell das Weite sucht. Das kleine quiekende und bellende Hundchen ist ihm absolut nicht geheuer.

Gestern machte ich mir so meine Gedanken über den Welpen und seine Erziehung. Nachdem ich notgedrungener Maßen zur Ersatzhundemutter wurde, hat die Kleine eine besondere Bindung zu mir. In der Nacht sucht sie noch immer meine Nähe und schläft dabei meistens an meiner Seite (ich hoffe nur, daß sich das bald legt, denn mit einen dreißig Kilo ausgewachsenen Hund will ich nun wirklich nicht das Bett teilen.),

Nun aber zur Erziehung: zwar habe ich Kinder großgezogen, doch von Kind zu Hund ist doch gewaltiger Unterschied. Erziehungstechnisch, kenne ich zwar die Menschenregeln, nicht aber die Hunderegeln nach denen sich deren soziale Leben gestaltet. Immerhin habe ich bereits gelernt, wie man knurrt, wenn Gomboc meine Grenzen übersteigt. Das funktioniert inzwischen recht gut. Ansonsten beobachte ich die Tiere im Rudel und wie sie dem Hundchen Grenzen aufteigen. Wie die Hunde untereinander agieren ist recht spannend. Sie haben ein klare Hierarchie, die ich auch bei der Fütterung beachten muß, wenn ich Stress in der Gruppe vermeiden will. Die Kleine ist sehr selbstbewusst und sehr eigenständig. Wenn sie etwas haben will, dann fordert sie es lautstark ein. Sobald ihr einer auf die Pfoten tritt, quiekt sie herzerreißend.  Eines hat sie jedoch noch nicht begriffen: daß Katze nicht Hund ist! Unsere Katze und Kater finden es absolut nicht toll, wenn sie nach Hundemanier unterworfen werden. Sie legen zwar erstaunliche Geduld an den Tag, doch irgendwann ist es auch ihnen zu bunt und quittieren die Hunderüpeleien mit einem Tatzenhieb.

Diese Handvoll Hund, die ich vor garnicht so langer Zeit unter meine Fittiche nahm, ist inzwischen gewaltig gewachsen und hat mittlerweile eine Größe eines Yorkshire Terriers. Immer noch ein Winzling, der Erstaunliches schafft. Sie kann seit zwei Tagen die Wendeltreppe hochsteigen. Da konnte unser Buddy nach einem dreiviertel Jahr noch nicht. Im Grunde wundere ich mich nicht wirklich darüber. Gomboc hat einen solchen Durchsetzungswillen, daß sie sich mit drei Wochen bereits von der Terrasse abgeseilt hat: Dazu drückte sie sich durch die Latten und hangelte sich an der Kletterrose hinunter. Nur einmal ging der Plan schief und sie landete in der Rose, dabei machte sie einen solchen Rabatz, daß alle Hunde im Rudel begannen zu kläffen und der Zirkus war noch fünfhundert Meter weit unten im Dorf zu hören. Na klar, wer landet schon gerne in Rosendornen. Doch weit gefehlt, diese stachlige Landung hielt Gomboc nicht davon ab, auch weiter diesen Weg von der Terrasse zu nehmen . solange ... solange sie klein genug war durch die Latten zu passen. Jetzt windet sie sich stattdessen unter dem Tor durch. - Kleiner Dickschädel, Nicht umsonst ist sie im Sternbild des Löwen geboren. Das paßt zu ihr!

(Seit mein alter Computer den Geist aufgegeben hat, fehlt mir mein Fotobearbeitungsprogramm. Dies ist der Grund weshalb in meinen Beiträgen der letzten Monate die Fotos fehlen. Ich hoffe, dass ich diesen Misstand bald beheben kann.)

Copyright Julietta Günther

Sonntag, 8. Oktober 2017

Unerwartete Begegnungen

Vor einigen Jahren zogen wir in unser jetziges Domizil. Unglücklicherweise mussten wir in ein Haus einziehen, das sich noch im Rohzustand befand - sprich wir lebten wochenlang im Chaos, während wir rundherum noch am Renovieren waren. Manchmal kommt es eben anders als geplant!  

Unsere erste Aktion, an einem langem Pfingstwochenende, war den Garten erst einmal halbwegs begehbar zu machen. Es herrschte ein solch ein Dschungel aus meterhohem Gras, verwilderten Gebüsch und alle möglichen Stolperfallen, der es uns unmöglich machte überhaupt die Grundstücksgrenze zu erkennen, geschweige denn da hin zu gelangen. Mit drei Motersensen, zwei Motersägen und sechs Mann bzw. Frau ging es der Wildnis an den "Kragen". Nach drei Tagen zierten das Gelände sechs riesigen Heuhaufen. Wir konnten zum Zaun am Ende des Grundstückes, fanden Unmengen von Unrat und der Weg zum Plumpsklo im Garten war frei von Dornen - letzteres allerdings war mir ein Dorn im Auge! In Deutschland aufgewachsen konnte ich mich einfach nicht damit anfreunden, im Dunkel der Nacht auf das Sch...häuschen im Garten zu gehen. - Als ich das sah, wusste ich sofort, daß dies meine erste Renovierungsaktion werden würde.  Am Tag nach Pfingsten stand ich im Baumarkt und kaufte eine Toilettenschüssel. Glücklicherweise, war im Haus dafür bereits ein Anschluss vorgesehen. Wir hatten zwar keinen Wasseranschluß, dafür aber einen Abfluss, eine Sickergrube und eine Zisterne. Sinnigerweise war der Zugang zur Haustoilette nicht im Haus, sondern war nur über den Garten erreichbar. Den Sinn und Zweck erschloss sich mir nicht. Die darauffolgenden Tage wurde vom Haus ein Durchgang gebrochen, die Außentür zugemauert  und die maroden Fenster entfernt. Tagelang klafften dort Lücken. Die Toilette war jedoch einsatzbereit!

Einen Tag unserer Gartenaufräumaktion werde ich wohl nie vergessen! Es begann recht unspektakulär mit dem Zusammentragen und Sortieren des Unrates, der im Garten verteilt lag: alte Autoreifen, ein Autodach in einer anderen Ecke, alte Zementfliesen, Ziegel, Draht und sonstiges Metall usw.. Da stieß ich auf eine schwarze Folie, ein stattliches Stück von einigen Quadratmetern. Ich zog daran und hob sie an. Gleichdarauf stockte mir der Atem beim Anblick was ich sah und beim nächsten Atemzug, den ich zustande bekam, ließ ich einen gellenden Schrei los. Unter der Folie lagen fünf oder sechs ca. sechs Zentimeter dicke und gute zwei Meter lange, als auch mindestens dreißig einen halben Meter eineinhalb Zentimeter schlanke ... Schlangen. Ich stand wie erstarrt, aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie einige der Leute angerannt kamen. Doch die Schlangen waren vermutlich genauso erschrocken wie ich, denn kaum war die Folie gelüftet, verschwanden sie wie der Blitz in irgendwelchem Erdlöcher. Ich erntete von den hinzugeeilten Helfern nur verständnislose Blicke angesichts des blanken Bodens vor mir und einige Lacher. ... Den Bereich des Garten betreten ich heute noch immer mit Vorsicht und vorallem sehr geräuschvoll. ;-)

Kurze Zeit später kam der Tumult aus einem anderen Bereichs des Grundstückes. Erst ein Fluchen, dann sah man jemanden flitzen, der wie wild die Arme um sich schlug. Ein Freund von uns hatte sich daran gemacht, einen heruntergekommen Schuppen abzureißen. Dieser hatte offensichtlich auch als Wohnstätte gedient und war mit Bett, Schrank und diversen Kochgeschirr ausgestattet und verfügte über eine stattliche Sammlung von leeren Schnapsflaschen. Was wir aber nicht bemerkten war das Nest, ein recht großes dazu. Als unser Freund sich daran machte, die Bretter der Verschalung zu lösen, weckte er die schlafende Bestie und ein Schwarm Hornissen rüstete sich zur Attacke. Trotz Spurt trafen einige der Hornissen auf seinen Kopf und hinterließen dort schmerzhafte rote Beulen. Zum Glück reagierte unser Freund nicht allergisch auf die Hornissenbisse. Dafür stankt er später kräftig nach Zwiebeln, denn ich legte ihm rohe Zwiebeln auf die Bisse. Auch ich bekam später einige Hornissenbisse ab. Es dauerte fast vier Jahre bis die Hornissen sich andere Wohnorte als unser Haus und unseren Garten suchten.

Am Abend, es war inzwischen dunkel, die Helfer waren weg und bei uns kehrte Ruhe ein. Kurz bevor wir ins Bett gingen, wollte ich noch einmal auf die Toilette, die allerdings weder Strom noch Licht hatte. Im diffusen Licht, das durch die offene Küchentür drang, sah ich, daß irgendetwas im Wasser des Toilettenbecken schwamm. Ich vermutete, daß irgendwer sein großes Geschäft nicht hinuntergespült hatte. Zu der Zeit war die Toilettenspülung nur mittels eines Eimer Wasser möglich. Nun befand ich mich in der Zwickmühle, entweder schnell rausgehen und den Eimer mit Wasser füllen damit ich die Hinterlassenschaft hinterspülen kann oder aber meinen dringenden Bedürfnis erst nachzugehen. Ich entschloss mich für letzteres. Just als ich mich auf die Schüssel setzen wollte, begann die Hinterlassenschaft sich zu bewegen. Beim genaueres Hinsehen bemerkte ich, daß das nicht ein Sch...häufchen war, sondern ein Streifenhörnchen, das im Toilettenbecken gefangen war und im Wasser seine Runden schwamm. Nun war guter Rat teuer und angesichts meiner vollen Blase schnell von Nöten. Nachdem ich früher schon einmal schmerzhafte Erfahrungen mit einem solch possierlichen, jedoch sehr bissigen Tierchen gemacht hatte, war mir klar, daß ich es nicht einfach greifen konnte. Ich nahm einen Besenstiel und wollte das Tierchen durch die offenen Fensterluken geleiten. Doch ich hatte die Rechnung ohne das kleine Wesen in der Schüssel gemacht! Kaum hatte ich den Besenstiel in das Becken gehalten, da kletterte das Tier bereits flink den Stiel hinauf, an dessen  anderem Ende ich mich befand. Ich schrie laut auf, ließ den Besen fallen, während das Hörnchen sich zwischen den im Raum gelagerten Zemetsäcken in Sicherheit brachte. Mein Schrei hatte meinen Männe auf den Plan gerufen. Der wiederum lachte Tränen, während er bei meiner Pinkelei Wache stehen musste. Die darauffolgenden Tage musste ich mir einiges an Hänselleien anhören. -

Und was aus dem Streifenhörchen geworden ist, wollte ihr wissen ...

Das hat irgendwann den Weg durch die offenen Fensterlücken gefunden und sich getrollt. Allerdings nicht ganz: denn es siedelte sich auf unseren Dachboden an und spukte von dort an immer mal wieder in unseren Träumen.


Copyright Julietta Günther