Samstag, 6. Januar 2024

Platsch - das kleine schillernd bunte Fischlein

Platsch ist nicht sehr groß, eher würde man ihn als klein bezeichnen. Er lebt in einem riesengroßen Ozean. Sein zu Hause teilt er mit vielen Fischen, großen und kleinen, dicken und dünnen. Es tummeln sich Seepferdchen darin, anmutig kleine wunderschöne Fragezeichen. Manchmal schwimmt Platsch mit ihnen um die Wette. Platsch ist schneller als sie, aber hin und wieder lässt er sie gewinnen. Was ist schon ein Sieg gegen ein gemeinsames Lachen, wenn die Seepferdchen ihren Sieg mit Purzelbäumen feiern? Am Meeresgrund sind unzählige Schnecken, Muscheln, Seesterne und Seeigel. Platsch liebt es, wenn die Muscheln sich öffnen und ihr schillerndes Heim präsentieren. Die glitzern im Wasser wie tausend Sterne. Am liebsten schwimmt Platsch durch die bunte Vielfalt der Korallen. Doch in den letzten Jahren hat sich einiges verändert: die Korallen verloren ihre Farbe, wurden weiss und starben. Platsch weinte um jede verlorene Koralle. 

Eines Tages geschah etwas Unerwartetes: das Wasser begann wie er bunt zu glänzen. Whow, dachte Platsch die Menschen haben mir ein besonderes Geschenk gemacht. Sie haben mir ein paar ihrer glitzernden Teilchen aus ihren Duschcremes gegeben. Platsch kannte es vom Badestrand. 

Die erste Zeit war Platsch begeistert, doch irgendwann wurde aus der anfänglichen Euphorie, Frust und Verzweiflung. Die glitzernden Teilchen krochen zwischen seine Zähne, verstopften seine Kiemen und klebten an seinen einst so wunderschönen Schuppen. Platsch begann sich elend zu fühlen. Dann bekam er überall Beulen auf seinem einst so geschmeidig glatten Körper. Er war nur noch ein Schatten seiner selbst. Der Arzt eröffnete ihm, dass er schwer krank sein und es keine Heilung für ihn geben wird. So war aus dem einst so wunderschönen Platsch eine voll Beulen übersäte Kreatur geworden. Längst schon schaute er sich nicht mehr an der spiegelnden Wasseroberfläche an.

Platsch's Kräfte schwanden immer mehr. Eines Tages liess er sich erschöpft auf den Meeresboden sinken. Er lag da und betrachtete die Welt um sich herum, Einst war es ein wunderschönes Zuhause mit vielen Tieren und Wasserpflanzen. Jetzt bemerkte er das allgemeine Sterben um sich herum. Als Platsch seinen letzten Schapper machte, dachte er so bei sich "warum...?


Copyright Julietta Günther 


Freitag, 5. Januar 2024

Blauer See

Wenn Feiertage anstehen, wird gewienert und gebohert, sprich alles soll blinken und blitzen. Inmitten Renovierungsarbeiten ein nicht ganz einfaches Unterfangen. Ich begann in der Küche. Obwohl die Tür schon geraume Zeit eingebaut ist, meldet sich der Wandabbruch mit zäher Energie immer wieder durch dicke Staubschichten zurück. Die Waschmaschine lief und ich schrubbte Schränke und Boden. War fast fertig, als ich beschloss eine Kaffeepause einzulegen. Just als ich mich im Esszimmer auf einen Stuhl setzte, vernahm ich aus der Küche einen lauten Schlag und das zerbersten von Tellern und Geschirr. Es wäre untertrieben, jetzt zu sagen, mir schwante Schlimmes. 

Kaum kam ich in die Küche, entglitt mir ein "O  Ha!". Das Bild was mir in der Küche bot, übertraf so ziemlich alles. Fassungslos begann ich schallend zu lachen. Auf einem der Küchenunterschränke hatte ich einen grossen Oleander zwischengelagert, um ihn vor dem Frost zu schützen, dann hatte ich mir eine grosse Kanne Tee gemacht und die Tasse daneben gestellt. Ferner stand noch eine sechs Liter Flasche mit flüssigem Waschmittel. An sich schon ein seltsames Stillleben.

Die Ursache des Kraches: aus irgendeinem Grund hatte der Sockel vom Küchenschrank nachgegeben. Und der Schrank war umgefallen.

Der Oleander hatte das Fliegen gelernt, der Topf war zerbrochen, die schwarze Erde grosszügig verteilt. Der Tee bildete eine rötliche Pfütze, in der die Scherben von Kanne und Tasse schwammen. Die Schranktür hatte sich geöffnet und sämtliche Backutensilien verteilten sich. Die Puddingformen, wie roter Elefant und weisser Esel schwammen hingegen auf dem herrlich großen, blauen See aus Flüssigwaschmittel, das langsam unter die Schränke und Waschmaschine kroch. Alles floss ineinander, schwarze Blumenerde, rötlicher Tee und blauer See. Einer meiner Hunde war neugierig. Er geriet in den See, dabei rutschtem ihm alle Füsse weg. Zurück wählte er eine  Umweg ausserhalb der Sees, lief dabei noch durch die schwarze Blumenerde 🙈. 

Ich fischte erst einmal alles aus der Erde und dem Tee, was noch zu retten war. Tapte dabei auch in die schwarze Blumenerde. Wem einmal ein Blumentopf mit feuchter Blumenerde runter gefallen ist, der weiß, was das alleine für eine Schweinerei ist. 

Dann stellte ich den Schrank wieder auf, der prompt wieder umfiel. Also raus, Ziegelsteine geholt, untergelegt. Jetzt steht er, aber nicht sonderlich stabil. 

Langsam Schritt für Schritt arbeitete ich mich vorwärts. Am blauen See angekommen, begann ich ihn aufzuwischen. Dabei musste ich aufpassen, dass ich nicht hinfiel. Die Küche hatte sich in eine verflixt glitschige Rutschbahn verwandelt. Gute zweihundert Liter Wasser  und zwei Stunden später konnte ich mich einigermaßen sicher wieder in der Küche bewegen. 

Es gibt einfach Tage, da sollte man sich still in eine Ecke setzen und dort bleiben ... und um Himmels Willen nichts anfassen!

Als ich meiner Freundin von dem Intermezzo erzählte, meinte sie ganz trocken :"Warum hast du keine Müllschippe und einen Eimer genommen und das Ganze dort reingekippt?" 🤔 

Ja warum wohl? Manchmal kommt man auf das Naheliegende zuletzt! 

Und warum einfach, wenn es auch umständlich geht😂.


Copyright Julietta Günther