Mittwoch, 19. April 2017

"Unsere kleine Farm" - 2017-04-19




 

Ostern ist vorbei, Eier gab es keine, dafür ist heute der Winter zurück gekehrt und bei mir piepst es!

Eigentlich stimmt das mit den Eier nicht so richtig. Es gab sogar jede Menge davon - nur habe sich die Hennen kurz vor Ostern zum Brüten draufgesetzt. Obendrein hatte ich vor vier Wochen meiner Freundin siebzig  Eier zum Ausbrüten gegeben. Mein Automat hatte das Zeitliche gesegnet und sie hat einen großen, der mit einhundertfünfzig Eiern bestückt wird. Am Wochenende vor Ostern war es dann so weit: die Eier fingen an zu wackeln, ein leises Schiep-Schiep war zu hören und irgendwann bekam die Schale einen Riss. Doch es dauerte noch eine gefühlte Ewigkeit bis sich ein kleines nasses Küken aus dem Ei gepellt hatte. - Am Sonntagabend rief meine Freundin an, daß ich die Küken abholen könnte. Das war wieder einmal ein Planungsfehler par excellance! Obwohl ich wusste, wann es so weit sein würde, hatte ich vergessen, den Kükenstall vorzubereiten und die Einzelteile standen im Hühnerstall, in denen die Hühner bereits für die Nacht eingesperrt waren. Hinzu kam noch, daß die Tagesküken warm gehalten müssen und ich noch immer keine Rotlichtlampe gekauft hatte. Wieder einmal nicht von hier bis um die nächste Ecke gedacht !!! - So kam ich nun nach Hause, eine Kiste mit fiependen Küken im Arm und lauernden Katzen, die mich umrundeten. Auch unsere Kaukasierer schnüffelte sehr interessiert daran, was bedeutete, dass ich auf der Hut sein musste, da er schon einmal Küken auf seinen Speiseplan gesetzt hatte. Erst einmal stand ich ziemlich ratlos mit meiner Kiste im Raum, dann fiel mein Blick auf meinen Vitrinenschrank, in dem ich meine liebgewonnenen, reichlich nutzlosen Sammlungen aufbewahre ... schnell ein Bord von allerlei Elefanten freigeräumt und die Kiste mit den Küken hinein. - Nun piepst es bei mir im Schrank. Die Küken haben es mollig warm mit einer Lufttemperatur fast wie im Brutkasten und ich habe ein Fernsehprogramm der besonderen Art. Mein mir piepst es nun im Schrank (!) und jedem der sagt ich hätte einen Vogel, dem muß ich notgedrungen Recht geben. ;-)




Frühlingszeit ist bekanntlich auch Pflanzzeit und auch mich hat der Gartenvirus längst gepackt. Ich habe Unmengen Samen gekauft, umgegraben, schubkarrenweise Unkraut und Wurzeln aus dem Boden gezerrt, Pflanzen und Setzlinge getauscht und jeden Abend in einem immer wiederkehrenden Ritual meine rauen schmirgelpapierartigen Hände mit einer großen Portion Handcreme eine halbe Ewigkeit bearbeitet. Meine Samen habe ich auf der Küchenanrichte ausgebreitet. Direkt neben den Raucherutensilien meines Männes. Manchmal hat er so Anwandlungen und dreht sich seine Zigaretten selber, insbesondere an Feiertagen, an denen der Zigarettenladen zu ist. Für unterwegs verwendet er für den Tabak eine kleine Kunststoffdose. Ich werkelte daneben mit meinen Sämereien, die ich nach Einsaat-Zeitpunkt sortiert hatte. Vom Vorjahr habe ich eine Kiste mit eigenen Samen aus dem Garten, aufbewahrt in beschrifteten Tütchen und Döschen. Gestern befand ich mich im oberen Stockwerk, als ich von unten ein Prusten und ein lautes "Igitt-was ist denn das?" hörte. Mein Männe stand da hustete, spukte und fluchte vor sich hin. Als ich an ihn vorbei sah, fiel mein Blick auf sein vermeintliches Tabakdöschen auf dem ein Zettel klebte mit "Dill". Ich begann schallend zu lachen, während mein Männe mit inzwischen hochrotem Kopf, immer noch nach Luft schnappend mich mit verständnislosen Blick ansah. Es dauerte eine Weile bis ich mich beruhigt hatte und während mir noch die Lachtränen über Wangen liefen, machte ich ihn darauf aufmerksam, dass er meine Dillsamen als seinen vermeintlichen Tabak in seine Zigarette gestopft hatte ...

- mit Brille wäre das nicht passiert!


Copyright Julietta Günther