Sonntag, 2. Dezember 2018

"Unsere kleine Farm" - 2018-12-02

Hinter mir liegt eine Chaoswoche, die ihres Gleichen sucht, aber doch mit einem kleinen Lichtblick endete. Wer kennst sie nicht, die Tage an denen man am Besten im Bett geblieben wäre. Nun ich hatte in letzter Zeit einige davon.

Die Serie begann am Dienstag. Erst veranlasste ein offen gelassenes Gatter, die Ziegen meinen Obstgarten heimzusuchen und die Apfelbäume anzunagen. Die Hunde quitterten die unerwünschten Eindringlinge mit einem Gebell. Nach dem die Ziegen wieder in ihrem Gehege waren, begann ich Wäsche zu waschen. Während die Maschine arbeitete, ging ich mit der Herde auf die Aussenweide. Irgendein wildes Tier oder ein streunender Hund veranlasste sie, durchzugehen. Mangels Hütehund (ich hatte ja von Hobbys "Verschwinden" berichtet), brauchte ich eine geschlagene Stunde bis ich alle Tiere wieder zusammen hatte. Als sie dann mit dicker Wampe wieder in ihrem Gehege waren, fiel mir die Waschmaschine ein.

Kaum einen Schritt ins Haus getan, da stand ich auch schon im Wasser. Der Schlauch der Waschmaschine hatte sich gelöst und das komplette Untergeschoss, rund 80 qm, unter Wasser gesetzt - gut fünf Zentimeter hoch. Wenn schon eine Sache schief geht, dann richtig! Ich hatte die Kisten für den Secondhand mit der Kleidung für den Transport vorbereitet - auch sie standen unter Wasser und die Kleidung war teilweise durchnässt. - Stundenlang versuchte ich den Wassermassen Herr zu werden. In Küche und Esszimmer herrschte das pure Chaos! Alles was trocken geblieben war, stellte ich nach oben auf die Schränke, Tische etc., während unter den Einbauschränken immer wieder das Wasser hervortrat. Vor Schreck hatte ich meine Arbeits-Gummistiefel nicht ausgezogen und so schleppte ich in das Chaos auch noch den Matsch von draußen. Es war eine Grossaktion, die in einem tagelangem Grossputz endete. Zwischendrin wusste ich nicht, ob ich lachen oder weinen sollte - wie wohl am Rest der Woche auch ...

Am Donnerstag folgte der Obergau. Da wähnte ich mich endgültig im falschen Film! Der Tag hat Spuren hinterlassen. Vielleicht berichte ich irgendwann einmal darüber, aber jetzt muss ich das erst einmal verdauen. Aber wir haben es überstanden und vorallem, die Tieren haben keinen Schaden davon getragen.

Am Samstag folgte dann ein kleiner Lichtblick. Eigentlich hatte ich die ganze Woche mich für die Prüfung vorbereiten wollen, doch die widrigen Umstände der letzten Tage gaben mir kaum Zeit noch ruhige Gedanken. So ging ich dann am Samstag mit lückenhaftem Wissen in die Prüfung mit dem Gedanken "entweder es klappt oder es klappt nicht! - Wird schon schief gehen!

Für mich überraschender Weise bestand ich die Prüfung, in einer fremden Sprache, die ich obendrein nicht lesen kann. Vieles habe ich stumpf auswendig gelernt. Das Buch fast vollständig übersetzt, um dann festzustellen, daß mir das in einer ungarischen Prüfung nicht viel helfen wird. In meinen Gedankenwindungen herrschte ein wildes zweisprachiges Durcheinander. In der Prüfung wurde dann auch offensichtlich, wo meine Schwächen waren und sind. Doch ich habe bestanden. Jetzt habe ich meinen Angelschein. - Eigentlich ist das ein Wink des Schicksals: Gerade nach dieser Woche brauche ich einmal mehr einen Rückzugsort, an dem ich zur Ruhe kommen kann. Wasser zieht mich seit jeher magisch an - nun kann ich das auch noch mit etwas Nützlichem verbinden.

Copyright Julietta Günther