Mittwoch, 30. November 2022

8 - Mikesch - der kleine Kater Naseweis - Teil 8

 ...

Mikesch hatte gut geschlafen. Als er aufwachte, beobachtete er Mademoiselle Spinne eine Weile bei ihrer Arbeit, bevor er sich bemerkbar machte. Sie arbeitete gerade an einen neuen Netz gerade im oberen Bereich des Eingangs.  Kopfüber hing sie an einem dünnen Faden von der Decke und schwang sich geschickt von einer Seite zur anderen. In Windeseile hatte sie ein beträchtliches Netz gesponnen, das jetzt in dem hereinscheinenden Sonnenlicht glänzte. Gestern hatte sie ihm noch ihre Vorratskammer gezeigt. Dort hingen säuberlich versponnen Fliegen, Mücken und auch mal ein kleiner Nachtfalter. Ihm war es zwar reichlich suspekt, dass man Fliegen und sonstiges lästiges Getier auf seiner Speisekarte hatte. Vermutlich fand auch sie es seltsam, dass er sich für Mäuse und Heuschrecken begeisterte. Während er noch vor sich hin sinnierte, hörte er :"Hallo guten Morgen, du Schlafmütze! Der halbe Tag ist schon rum". Sie lachte, als er sich reckte und einen Katzenbuckel machte. 

In ihrer Höhle war es urig gemütlich. An der Decke hingen kopfüber einige kleine Fledermäuse. Mikesch hatte sich schon in der Nacht  gefragt, was das für ein Quieken und Geflattere über seinem Koof war, aber er war einfach zu müde. Zum Frühstück rannte ihm just eine Eidechse in die Pfoten, die in den Spalten der Felsen  wohnte.

Kater Mikesch dümpelte durch den Tag, pflegte sich und genoss die Gesellschaft von Mademoiselle Spinne. Die konnte so herrliche Geschichten erzählen, immer mit einem Augenzwinkern. Sie hatten sich viel zu erzählen. Lachten gemeinsam über Mikesch Erzählung wie der Bauer nach dem Melken in den vollen Milcheimer trat und Mikesch vor lauter frischer Milch fürchterliches Bauchgrimmen bekam. Vor lauter Lachen taten ihnen am nächsten Morgen die Bauchmuskeln weh.

Schweren Herzens nahm er am kommenden Morgen Abschied  von Mademoiselle, versprach aber auf dem Rückweg sie zu besuchen.

Er schlug den Weg durch das Wäldchen ein. Aber weit kam er nicht. Gerade als er aus dem Wald heraus auf das Feld trat, hörte er ein gewaltiges Summen. Verwundert schaute er sich um, als plötzlich vor seiner Nase ein stattlicher Hase fiel. !?! 

Mikesch hatte noch nie etwas von fliegenden Hasen gehört. Ihr etwa?

Als er näher ging, um den Hasen zu begutachten, hörte er eine dunkle, kratzige Stimme sagen:" Pfoten weg, das ist meiner!"

Das Summen wurde lauter, das Sonnenlicht verdunkelte sich, Kater Mikesch zog instinktiv seinen Kopf ein. Dann landete majestätisch direkt vor seiner Nase ein riesiger Vogel mit langen nicht manikürten Krallen.

"Gestatten, ich bin Emilio Bussardo aus der Familie der Mäusebussarde. Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass Sie sich in meinem Jagdrevier befinden" 

Da blieb Mikesch erst einmal die Spucke weg. So ein aufgeblasenen Vogel war ihm noch nie untergekommen.

Er beeilte sich, sich für sein unbeabsichtigtes Eindringen zu entschuldigen. Die dunklen Augen des Vogels schienen ihn zu durchdringen und die kräftigen gebogen Krallen machten Mikesch Angst. 

Der kleine Kater Naseweis murmelte schnell ein: "ich muss weiter" und machte sich schleunigst aus dem Staub. Als er ausser Sichtweite war, rannte er so schnell ihn seine vier Pfoten trugen. Er hielt erst an, als er sich in Sicherheit wähnte. Mit letzter Kraft kroch er in ein dichtes Gebüsch und schlief sofort ein.


 .. Fortsetzung folgt...


Copyright Julietta Günther 






7 - Mikesch - der kleine Kater Naseweis - Teil 7

 ...

Nachdem Mikesch die Familie Grunz und Grunzella verlassen hatte, folgte er eine Weile dem Bach von dem Grunz erzählt hatte. Die schillernden Forellen schwammen neben ihm her und irgendwann begann Mikesch Magen zu knurren. Er beschloss, sich eine Forelle zu fangen. Doch ganz so einfach, wie er dachte war das nicht. Mehrfach griff seine Pfote ins Leere. Dann wiederum konnte er welche fassen. Doch die waren so glitschig, dass sie ihm aus den Pfoten flutschten. Da beschloss Mikesch beide Vorderpfoten zu benutzen. Das klappte. Freudig hielt er seinen Fang in den Pfoten, passte jedoch nicht auf, wohin er trat. Er rutschte auf den glitschigen Steinen aus und landete mit rudernden Pfoten "platsch!" in dem Bach. Dabei flog der Fisch im hohen Bogen zurück in den Bach. Armer Mikesch, jetzt hatte er nicht nur einen knurrenden Magen, sondern war auch noch ein pitschepatsche nasser Kater mit Schlamm in seinem Fell. Jetzt war erst einmal Katzenwäsche angesagt. Nachdem sein Fell wieder glänzte, versuchte er noch einmal sein Glück und siehe da, es klappte. Zwar war es nur ein kleiner Fisch, aber der schmeckte dafür um so besser. 

Nach der Mahlzeit und der anstrengenden Jagd war er müde. Er rollte sich ein und schlief ein wenig. Ein leiser Nieselregen weckte ihn und er machte sich auf den Weg  um ein Quartier für die Nacht zu finden. Dabei kam er in ein kleines Wäldchen an Rande eines kleinen Gebirges.

Plötzlich hatte er lauter klebrige Fäden im Gesicht und an seinen Barthaaren hängen. Je mehr er versuchte diese zu entfernen,  desto schlimmer wurde es.

Dann hörte er ein feines Stimmchen, reichlich erbost rufen "Sag einmal, spinnst Du? Du machst mir mit deinem Gezappel mein ganzes Netz kaputt und zertrampelst mein Abendessen." 

Verwundert sah Mikesch sich um, konnte aber niemand erkennen. So fragte er in die Dämmerung; "wieso Netz, bist Du ein Fischer? Und - wo steckst du überhaupt"

Da begann das Stimmchen zu lachen und bekam sich fast nicht mehr ein "ein Fischer? Hihi! ich ein Fischer? Was bist du denn für ein Einfaltspinsel? Siehst du hier irgendwo einen See oder das Meer?"

Mikesch mochte es garnicht, wenn jemand sich über ihn lustig machte und meinte leicht verärgert :"wenn du schon über mich lachst, dann zeige dich wenigstens"

Da fing das Stimmchen an zu prusten und unter glucksendem Lachen meinte es "hast du mich noch immer noch bemerkt? Ich sitze auf deinem Kopf" 

Plötzlich schwebte wie von Geisterhand ein mehrbeiniges  kleines Tierchen von oben direkt vor seine Augen.

"Guten Tag Unwissender, ich bin Mademoiselle Spinne, wohne hier in der Nähe in einer kleinen Höhle ... und du hast mich gerade um mein Abendessen gebracht. Sei dennoch herzlich willkommen, komm mit zu mir nach Hause und erzähle mir, was dich hierher verschlagen hat.

Das liess sich Mikesch nicht zwei Mal sagen, inzwischen war die Nacht hereingebrochen. Er stellte sich vor und wärend er mit Mademoiselle Spinne auf dem Kopf zur Höhle ging, erzählte er ein wenig von seiner Reise. In der Höhle legte er sich in den weichen Sand und sie plauderten noch eine Weile. Doch irgendwann war er so müde, dass er mitten im Satz einnickte. Mademoiselle spann ihm schnell noch eine leichte Decke mit dem sie ihn zudeckte.


... Fortsetzung folgt ...


Copyright Julietta Günther

Dienstag, 29. November 2022

6 - Mikesch - der kleine Kater Naseweiss - Teil 6

... die Büsche teilten sich und heraus kam, ein grauschwarzes Tier mit Stosszähnen, dahinter kamen noch zwei etwas kleinere Tiere und sechs ganz kleine. Mikesch wie auch die Gruppe, blieben verdutzt stehen und schauten einander an. Der grosse Schwarze fand zu erst die Sprache wieder und sagte:
" Hallo Fremder, was bist denn  Du für einer? Wir sind die Familie Wildschein. Ich bin Grunz, das ist Grunzine und Grunzella und die Kleinen heissen bislang nur eins, zwei, drei, vier, fünf und sechs. Sie bekommen ihre richtigen Namen erst, wenn sie erwachsen sind." Herr Grunz fragte Kater Mikesch Löcher in den Bauch. "Wo kommst Du her? Wo willst Du hin?" und so weiter, und so weiter. Herr Grunz war furchtbar neugierig. Als ihm kurzzeitig mal keine neue Frage einfiel, meinte er : "komm mit uns in unserer Unterkunft, dort kannst Du über Nacht bleiben und wir haben auch noch etwas von unserem Nachtessen. Sei uns willkommen" Mikesch ging mit ihnen und nun war es an ihm Fragen zu stellen. Da Wildschweine, wie auch Hausschweine sehr intelligente Tiere sind, konnten Mikesch einiges von ihnen erfahren und lernen. Er hörte auch von den anderen Bewohnern im Wald. Herr Grunz warnte Mikesch vor den Jägern und erzählte ihm von dem schillernden See mit den fetten Fischen drin. Alleine der Gedanke an frischen Fisch liess ihm das Wasser im Mund zusammen laufen. Grunz erzählte ihm auch von den Forellen im nahegelegenen Bach. Sie seien leichter zu fsngen  da der Bach nicht so tief sei.
Mikesch hatte ein Schwäche für Fisch. Dafür war er auf dem Bauernhof selbst hinter dem warmen Ofen hervorgekommen. Die Wildschweine konnten ihm so viel berichten, dass das Katerchen beschloss noch einen Tag länger bei ihnen zu bleiben. 

Die Wildsäue berichteten ihm auch von Grunz Schwester Grunzetta. Grunz und Grunzetta waren schon als Ferkel voneinander getrennt worden. Allerdings wüssten sie nicht genau, wie Grunzetta und er an ihren jetzigen Wohnort kamen. Sie waren eingeschlafen und als sie aufwachten war von ihrer Mutter keine Spur und sie waren in ganz anderer Umgebung. Grunzetta lebt auf den Bahamas und liebt es im Meer schwimmen zu gehen.
Mikesch hörte ihnen aufmerksam zu und er lernte eine Menge von ihnen. Am kommenden Morgen wollte er weiter. Er war noch nicht einmal richtig hell, als die Familie Grunz munter wurde. Mikesch war noch total verschlafen und wollte noch ein kleines Stündchen weiter schlafen. Die Wildschweine verabschiedeten sich von ihm, wünschten ihm eine gute Reise und verschwanden im Dickicht. Mikesch schnurrte sich noch eine Runde in den Schlaf. Als er wach wurde, stand die Sonne schon hoch am Horizont. Mikesch schnürte sein Bündel und machte sich weiter aus seinen Weg....

- Fortsetzung folgt -

Montag, 28. November 2022

Weinbergschnecken

Meine Kindheit war recht unbeschwert. Meistens lebten wir am Rande von Wald und Feldern und so stromerten wir viel durch Wälder und Flur. Die Plätze für die Maiglöckchen für Muttertag kannten wir gut, ebenso wo die grössten Walderdbeeren waren, Pilze oder auch wie man an die Himbeeren in Nachbars Garten kamen. Wir lebten ein paar Jahre in einem kleinen Dorf in einem Mehrfamilienhaus. Das Gebäude hatte einen Keller, mit deckenhohen Regalen, in denen meine Mutter die eingekochten Schätze bewahrte. Damals müssen wir circa sieben und drei Jahre alt gewesen sein. Am Ende der Straße war ein kleiner Weinberg. Ein richtiger kleiner Berg, wohl eher ein größerer Hügel, der rundherum mit Rebenstöcke  bepflanzt war. 

Auf der anderen Strassemseite, gegenüber unserer Wohnung  befand sich ein riesiger Spielplatz.

Wir spieltem dort oft  Spargelstechen. Dazu gruben wir unsere nackten Füsse in den Sand und streckten immer mal wieder einen Zeh  heraus, den der andere fassen musste. Nachdem wir alle kitzelig war, war das Gekichere und Gelächter gross.

Eines Tages erzählte meine Freundin, dass man mit Weinbergschnecken Geld verdienen kann. Die Idee gefiel uns. So zogen meine gleichaltrige Schulkameradin und ich mit meinem kleinen Bruder im Schlepptau los. Holten von zu Hause einen zehn Liter Wischeimer und ab in den Weinberg Schnecken sammeln. Wir waren recht fleißig und schnell war der Eimer dreiviertel voll. Allerdings sammelte mein Bruder alles ein, was nur irgendwie nach Schnecken aussah, auch die Allerkleinsten und auch die ohne Schneckenhaus.

Dann rief uns meine Mutter rein. Den Eimer mit den Schnecken schmuggelten wir ins Haus und brachten ihn in den Keller. Es sollte schliesslich eine Überraschung sein, dass wir Geld verdient hatten. Beinahe hätte mein Brüderchen uns verraten. Zum Glück konnte sich meine Mutter auf sein Gebrabbel keinen Reim machen.

... und wie Kinder so sind ... aus den Augen aus dem Sinn ...

Am nächsten Tag gellte ein Schrei durchs Haus. Oh ha! Wenn meine Mutter unsere Kosenamen zusammenzog und als einen Namen sagte, hatten wir irgendetwas ausgefressen und es war Vorsicht geboten! Als wir in den Keller kamen, traute ich meinen Augen nicht - hunderte Schnecken waren auf Wanderschaft gegangen. Sie waren über die Gläser mit dem Eingemachten gekrochen, kletterten die Regale hoch, klebten kopfüber an der Decke, na ja und am Boden laufen konnten wir auch nicht mehr

🙈

Sah schon komisch aus. Als ich dann auch noch anfing zu kichern, platzte meiner Mutter endgültig der Kragen. Mann war die sauer! Wir mussten gefühlte Stunden die Kriechtiere wieder einsammeln und unsere Beute wieder in den Weinberg bringen. Die schönen Schnecken und der Verdienst war auch futsch😒

Obendrein bekamen wir eine Woche Hausarrest..  kein Spielplatz. Meine Mutter sprach tagelang sehr einsilbig mit uns. Insbesondere wenn sie aus dem Keller kam, gingen wir besser in Deckung. Das legte sich erst wieder, nachdem sie alle Regale, Einmachgläser, Werkzeug, Fahrräder, Kinderwagen etc. Von der  klebrigen Schneckenhinterlassenschaft befreit hatte. 

So war es nichts mehr mit Schnecken Geld verdienen. Jahre später versuchten wir es moch einmal mit Kastanien, die man an den Zoo verkaufen hätte können. Nun denn, die krochen wenigstens nicht aus dem Sack, aber rochen nicht sehr angenehm, als sie zu schimmeln begannen.

😂


Copyright Julietta Günther 

Samstag, 26. November 2022

5 - Mikesch - der kleine Kater Naseweiss - Teil 5

... sie sagte: "Hallo Fremder. Herzlich willkommen in unserem kleinen Dorf. Du stehst so unschlüssig herum und siehst aus, als hättest Du Hunger. Bei uns sind Fremde willkommen. Komm mit mir und ich stelle Dir meine Familie vor. Es ist bald Abendessenszeit, Du kannst mitessen und wenn Du willst, dann kannst Du die Nacht über bei uns bleiben. Ach ja, ich heisse Mimmi" - Kater Mikesch stellte sich seinerseits vor und bedankte sich bei Mimi für das freundliche Angebot. Kater Mikesch ging mit ihr und lernte Mimis Familie kennen: Vater Tom-Tom, Mutter Miezi, die Schwestern Sunny, Maunzi und Caramel, die Brüder Pitt und Fred, Onkel Karol und Tante Anna und viele mehr. Es war eine grosse Katzenfamilie, die friedlich zusammen in einem leerstehenden Haus am Rande des Dorfes wohnten. Sie sassen alle zusammen, assen gemeinsam zu Abend, erzählten sich Geschichten und Anektoden von früher, lachten miteinander und verbrachten einen vergnüglichen, kurzweiligen Abend miteinander. Kater Mikesch erzählten ihnen, woher er kam und dass er die Welt ausserhalb des Bauernhofes kennenlernen wollte. Es wurde spät an diesem Abend. Die Familie hatte ihm ein weiches Nachlager hergerichtet und als es Zeit zum Schlafen war, ging er dort hin. Machte seine Abendtoilette. Er putzte sich gründlich den Staub aus dem Fell, denn schliesslich wollte er ja nicht schmutzig ins Bett gehen. Mit der Pfote kämte er sich noch seine Barthaare, dann rollte er sich auf seinem Nachtlager zusammen, liess den Tag noch einmal Revue passieren, dachte an den kommenden Tag. Dann schlief er ein, er träumte von fernen Ländern. Er schlief wie ein Murmeltier und wachte am nächsten Morgen ausgeruht aus.
Nach einem üppigen Frühstück war es Zeit, dass er sich wieder auf den Weg machte. Etwas wehmütig verabschiedete er sich von der Katzenfamilie, die in in den wenigen Stunden bereits ans Herz gewachsen war. Sie winkten ihm noch nach, bis sie nur noch als kleiner Punkt am Horizont zu sehen waren.

Mikesch ging weiter, kam an einem anderen Bauernhof vorbei. Der dortige Hofhund war etwas mürrisch und Mikesch beschloss, dort nicht zu verweilen. Er ging in einen dunklen Wald als es nicht weit von ihm entfernt im Unterholz knackte und sich plőtzlich die Büsche heftig bewegten ....

... Fortsetzung folgt -




Freitag, 25. November 2022

Rückbesinnung und neue Wertigkeiten

Vermutlich geht es mir so wie vielen, die das Weltgeschehen um sich herum betrachten. Ich bin wütend, traurig, aber vorallem sehr nachdenklich.
Meine Sicht auf die Ereignisse, ist nicht allgemein gültig, sondern bezieht sich auf meinen Erlebnishorizont in der Welt und dem Land, in dem ich lebe. Hier ist das Leben weniger geprägt von Panikmache, Existenzängsten und Schwarzseherrei wie ich es in Deutschland erlebte. Die Menschen sind hier prakmatischer, nehmen Situationen eher als Fakt an und versuchen das Beste daraus zumachen. Menschen  die ohne Wasser oder Strom leben, sind hier keine Seltenheit.
 
Wir haben seit über einem Preisdeckel auf Sprit,  Energie und diverse Lebensmittel, auch Begrenzung auf Abgabemengen. Wir leben damit. Verstärkt tauchen Fahrräder im Straßenbild auf. Sie wurden für mich das Symbol der neuen Zeiten. Mit ihnen kommt man ohne Sprit von A nach B, selbst um Licht zu produzieren lassen sie sich einsetzten. Die syrischem Flüchtlingen benutzten sie  um über die schwedische Grenze zu gelangen. Sie ermöglichten den russischen Soldaten die Flucht aus Cherson. Die Fahrräder zeigen  mir, dass in der Bevölkerung ein Umdenken in Gang gesetzt wurde. Man besinnt sich mehr auf die grundlegenden Dinge. Die Leute haben sich bereits durch Corona und Ausgangssperren darauf  eingestellt. Die immense Preissteigerungen werden damit kommentiert, dass man jetzt Vorsorge treffen muss,  weil man nicht weiß wie es im Januar aussieht.

Es wird gespart: Benzin, Gas, Brennholz usw. Vorräte werden verstärkt angelegt. Selbst in Deutschland wurde der Gemüsegarten wieder trendy und ist seinem verstaubtem fünfziger Jahre Schrebergarten Image entwachsen. 

Die Konsumgesellschaft wurde aus ihrer Komfortzone geschubst und siehe da, sie wird kreativ. Der Ruf nach Vater Staat, der es richten muss  wird leiser, immer mehr Menschen begreifen, dass man selber aktiv werden muss. 

Schon durch corona, Ausgangssperre und Co. setzte die Umbesinnung ein. Ein Wir-Gefühl begann zu wurzeln.
Hier wurden Mittagessen an die Schul- und Kindergärten, die Alte und Kranken ausgeliefert. Der Schulunterricht wurde in die Familien verlagert. So mussten sich gezwungenermaßen sich die Eltern damit auseinandersetzen und  sich mit ihren Kindern beschäftigen. In den Gemeinden gab es Notfallnummern.  Den Quarantäne Patienten wurden Lebensmittel und Medikamenten besorgt, ggf auch für gehacktes Brennholz gesorgt. Das Wir-Gefühl bekam ein neues Outfit.

Dann  begann Russland den Krieg gegen die Ukraine. Ukraine, ein Land, das wohl für die meisten Westeuropäer so fern war wie der Mond. Nun unterstützen Menschen die Ukrainer auch mit dem Risiko eigener Nachteile oder Einschränkungen in eigener Bequemlichkeit. 

Der Mensch kümmert sich wieder um seine Mitmenschen, zeigt sich solidarisch mit Schwule, Lesben, Transgender, Andersartige. Holt die Menschen aus der Isolation in die Mitte der Gesellschaft.

Es ist eine Zeitenwende bei der Menschen mit einer Kraft an die Öffentlichkeit treten, denen kaum jemand etwas zutraute. Egal, wie man zu einzelnen Personen steht. Starke Persönlichkeiten haben die Bühne betreten. Es existiert ein Präsident Selenskyj, der es schafft trotz extremer Lage sein Volk Kraft und Mut zu geben, sowie andere Länder zu motivieren.

Starke Frauen, deren Stimme Gehör finden, betreten die Bühne. Für mich verdienen Frauen, die sich in einer männerdominierten Welt ein Gehör  verschaffen, meinen Respekt.
Politikerinnen  wie Annalena Baerbock, Ursula van der Leyen, Frauen Irans, u.v.m , geben Richtungen vor. Frauen die von Russland als  "aggressive westliche Frauen" bezeichnet werden. Dabei übersehen sie ihre Soldatinnmütter, die sich durch Lügen und Propaganda nicht mehr einschüchtern lassen, sondern laut werden und nachfragen. Journalistinnen,  die offen Protest üben. 

Da sind die Frauen, die gegen Kopftuchzwang und Unterdrückung auf die Straße gehen. 

Frauen, die ihr Recht auf ihren eigenen Körper einfordern und gegen Abtreibungsverbot protestieren. Kein Mann sagt ihnen im Gegenzug, wie sie in finanzieller Notlage in der Lage sein sollen, ein Kind grosszuziehen. Nachdem fast jede dritte Ehe geschieden wird, liegt der Pack alleine auf ihren Schultern.

Es waren die Trümmerfrauen, die mit blossen Händen die Städte wieder aufbauten. Soldatenwitwen, die ihre Kinder alleine groß zogen. In ihrem Händen lag der spätere Wohlstand. 

Seit Tagen spukt mir die Liedzeile "wozu sind Kriege da?" (Udo Lindenberg)
durch den Kopf.

Vielleicht sind sie genau dazu da, dass die Menschheit wieder geerdet wird, dass sie sich rückbesinnt auf das was wirklich wichtig ist:
Familie, Freunde, gleichwertige Menschen, ein Volk, Toleranz, Akzeptanz und ein friedliches Miteinander - nicht nur zu Weihnachten.

Copyright Julietta Günther 















Dienstag, 22. November 2022

4 - Mikesch - der kleine Kater Naseweiss - Teil 4

... Kater Mikesch ging mutig die Strasse zum Dorf hinunter, als er plötzlich ein lautes Brummen hörte, das immer lauter wurde. Erschrocken schaute er sich um und sah ein riesiges  Ungeheuer auf sich zu kommen. Es hatte eine grosse Schnauze und glitzerte. Über der Schnauze schauten grosse Augen mit einer Brille. Mikesch rutschte das Herz in die Hose. Das Ungeheuer kam immer näher und näher. Fast war es schon auf Mikesch Höhe als Mikesch aus seiner Erstarrung kam und mit einem beherzten Sprung von der Fahrbahn sprang. Er kullerte die Böschung hinunter und blieb in einem Busch liegen. Das Ungeheuer war jetzt direkt über ihm auf der Strasse ... und ... es entfernte sich immer mehr und mehr. Erst als es fast nicht mehr zu hören war, traute sich der Kater wieder zurück auf die Fahrbahn. Er war heilfroh, dass ihn das Ungeheuer nicht angegriffen hat. Was er aber nicht wusste, weil er bislang noch kein solches Ungeheuer gesehen hatte. Es war ein LKW. Mikesch würde auf seiner Reise noch viele sehen und auch andere Ungeheuer, wie eine blecherne Schlange auf Schienen, ein weisses tutendes Ungeheuer auf dem Wasser. Irgendwann lernte Mikesch, dass es sich dabei um Fortbewegungsgeräte handelt, die die Menschen benutzen. Doch Mikesch lernte auch, dass man sich vor diesen Ungeheuern in Acht nehmen musste, sie griffen einen zwar nicht an, doch ein unvorsichtiger Kater konnte schnell unter ihre Räder kommen.

Nachdem Mikesch sich von seinem Schreck erholt hatte, machte er sich wieder auf den Weg. Er war inzwischen im Ort angekommen. Dort waren jede Menge Menschen und noch mehr seltsame Gefährte. Manche hatten zwei Räder, manche drei, andere wiederum vier. Am seltsamsten kam ihn allerdings ein kleineres Fahrzeug vor, das von einem Menschen geschoben wurde und in denen ein kleines Wesen schrie. Langsam bekam er Hunger. Auf dem Bauernhof kannte er sich aus und wusste, wo es etwas zu essen gab. Doch hier kannte er sich nicht aus und stand er etwas unschlüssig herum. Mit einemmal bemerkte er, dass ihn eine kleines süsses Kätzenmädchen anschaute. Er sah sie auch eine Weile an und sie sprach in an ...

- Fortsetzung folgt -

Copyright Juliette Guenther

Sonntag, 20. November 2022

3 - Mikesch - der kleine Kater Naseweiss - Teil 3

... Auf dem Bauernhof, auf dem Mikesch lebte, gab es auch ein paar Kühe. Diese wurde morgens und abends gemolken. Mikesch liebte frische Milch. Wenn Melkzeit war, fanden sich alle Katzen in dem Stall ein. Sie wussten, dass sie dann ein Schälchen Milch bekamen. Einmal dauerte es Mikesch zu lange bis sie ihre Milchration bekamen und er beschloss, sich selbst zu bedienen. So sprang er auf den Rand der grossen Kanne und versuchte an die Milch zu kommen. Aber die war tief in der Kanne. Mikesch klempte sich mit seinen Hinterpfoten an den Rand und balancierte abwärts. Gerade als er den ersten Schluck nehmen konnte, rutschte er ab und fiel in die Kanne in die Milch. Aus der Kanne kam er nicht mehr alleine heraus. Er maunzte herzzerreissend. Irgendwann wurde Frauchen auf ihn aufmerksam und fischte ihn aus der Milch. Da stand Mikesch nun klitschenass und sah aus wie ein begossener Pudel, oder besser noch Kater. Frauchen war sehr ärgerlich, weil sie ihre Milch nun nicht mehr verwenden konnte und verbannte ihn und alle anderen Katzen für immer aus dem Stall. Oh weh! Was musste sich Mikesch nun von seinen Eltern und seinen Geschwistern anhören! Das war schlimmer als jede Strafe und noch schlimmer war, dass sie nun bis ganz zum Schluss auf ihr Schälchen Milch warten mussten.

Manchmal konnte er unbemerkt ins Haus von Herrchen und Frauchen schlüpfen. Mikesch liebte es, vor dem warmen Ofen zu sitzen. Im Haus gab es auch super Spielplätze. Mikesch tobte gerne mit seinen Geschwistern über die Polstersessel, balancierte auf der Sofalehne, hangelte sich die Gardinen hoch, doch spätestens wenn er meinte, in der Küche in die Tőpfe schauen zu müssen, war der Spass vorbei. Dann fing Frauchen sie ein und komplimentierte sie nach draussen.

Nach und nach wurde aus dem kleinen Katerchen Mikesch ein stattlicher Kater Mikesch. Eines Tages beschloss er, auf Wanderschaft zu gehen. Kater Mikesch war inzwischen erwachsen geworden, aber dafür um so neugieriger. Er wollte die Welt ausserhalb des Bauernhof kennenlernen. Er verabschiedete sich von seinen Eltern und seinen Geschwistern und schlug den Weg Richtung Dorf ein ...

.... Fortsetzung folgt ...

Copyright Julietta Guenther

Samstag, 19. November 2022

"Sind so kleine Hände" (Bettina Wegner)

Die Adventszeit und Weihnachten stehen vor der Tür, Frieden auf Erden... 

... und ich denke an die Kinder in der Ukraine... mit Tränen in meinen Augen und schreiender Seele...


"Sind so kleine Seelen 

Offen und ganz frei

Darf man niemals quälen

Geh'n kaputt dabei"

( Zitat aus "Kleine Hände" von Bettina Wegner)


Die Kinder u.a. in der Ukraine leben im Krieg in Angst, erleben Grausames, werden gequält, verlieren vielleicht ihre Liebsten. Sie erleben Kälte, Hunger, sind auf der Flucht oder werden in unbekannte Welten verschleppt.

Wenn ich könnte, würde ich Russland permanent mit Antikriegslieder beschallen, Bettina Wegners "Kleine Hände" dem Verantwortlichen ins Ohr pflanzen, die nicht einmal vor ihren eigenen Kindern Halt machen. 

Eine traumatisierte Gesellschaft mit Kindern, die nicht mehr Kind sein dürfen. 

Ich habe erlebt, wie tiefe Wunden in die Seelen eingebrannt werden, die so etwas erleben mussten. Mein Vater wuchs während des Krieges in Berlin auf, meine Mutter im späterem Ostdeutschland. Der Krieg war sowohl bei meinen Eltern als auch Grosseltern ein Tabuthema.

Nur einmal erwähnte meine Mutter, dass sie als "die Russen kamen" aus dem Schulfenster kletterten und über die Felder wegliefen. Sie konnte nie die Schule beenden. Erst nach ihrem Tod erzählte mein Vater, dass ihr das Weglaufen nicht immer glückte und sie als junges Mädchen, eigentlich noch ein Kind, vergewaltigt wurde und sie miterleben musste, wie ihrer Mutter und Grossmutter gleiches widerfuhr. Ihr Leben lang war für sie Sex nur Pflichtprogramm.

Bei meinem Vater waren Gefühle sein Leben lang eher unter Verschluss. Nur einmal, nach seinem Schlaganfall mit Mitte siebzig, kam hervor wie er als Kind das Trauma Krieg erlitten hat. Er sah im Fernsehen ein Bericht, wo u.a. von Russland die Rede war. Mit einem Mal rief er mich total panisch und aufgelöst. Er sprang aus dem Stuhl auf, packte mich so fest, dass ich noch tagelang einen Bluterguss hatten. Fast hysterisch zerrte er mich hinter sich her und rief voller Panik "schnell, die Russen kommen, wir müssen uns verstecken" ich hatte meine liebe Not ihn davon abzuhalten, sich unter dem Bett verstecken zu wollen und noch länger bis ich ihn beruhigen konnte. Er zitterte am ganzen Körper. Rund siebzig Jahre später!

Kein Kind soll so etwas jemals erleben müssen. Kinderaugen müssen strahlend vor dem Weihnachtsbaum stehen, kichern, lachen, Fahrrad fahren, Kind sein dürfen ...

" Sind so kleine Seelen"

Sollten ihr ganzes Leben noch vor sich haben!


Copyright Julietta Günther


  





Murphys Gesetz

Manchmal frage ich mich, ob ich besonders prädestiniert bin, dass bei mir Murphys Gesetz in geballter Form auftritt. Wenn schon Chaosprogramm, dann nicht einfach, nein - es folgt eines nach dem anderen.

Eines Tages wollte ich mir einen Tee machen. Während das Wasserkocher warm wurde, beschloss ich die trockene Wäsche von der Wäschespinne im Garten abzunehmen. Ich war keine fünf Minuten draussen. Gerade als ich wieder ins Haus wollte, hörte ich ein seltsames Geräusch aus dem Haus kommen. Bei mir kommt man von draussen direkt in die Küche. Als ich die Eingangstür öffnete, blieb ich wie angewurzelt stehen. Ich sah nichts mehr oder besser gesagt, ich stand vor einer rabenschwarzen Wand, die nicht einmal das Tageslicht vom gegenüber liegenden Fenster durchscheinen liess. Während ich noch versuchte zu begreifen, was ich sah, flackerten Flammen auf. Im Schein des Lichtes nahm ich wage die Umrisse des Wischeimers wahr, schnappe ihn und goss das Wischwasser in Richtung Flammen. Ich sah vor Schwärze buchstäblich die Hand vor Augen nicht. Dann tastete ich mich Richtung Fenster, riss alle auf. Auf allen vieren krabbelte ich in den ersten Stock, um da die Fenster zu öffnen und meine Hunde zu suchen. Auf der Treppe kamen mir meine beiden Hunde entgegen, die oben in ihrem Körbchen geschlafen hatten. Das heisst eigentlich merkte ich nur ihre feuchten Hundeschnauzen. Ich war ich heilfroh,  dass ihnen nichts passiert war. Ich bugsierte sie nach draussen. Als die schwarze Wand sich verzogen hatte, kam langsam die Bescherung. Die noch qualmende Arbeitsplatte schnappte ich, warf sie über die Terasse in den Garten. Von den Wasserkocher war nichts mehr übrig. Na ja, nach Tee stand mir eh nicht mehr der Sinn, ein Schaps wäre eher angedacht gewesen. Resümee des Ganzen: Tee gab es keinen, für die Zukunft wurde auch kein Wasserkocher mehr angeschafft. Bei allen Kleingeräten wie Kaffeemaschine usw ziehe ich seitdem den Stecker. Meine Küchenschränke waren teilweise verbrannt, alles war kohlrabenschwarz. Der Qualm hatte sich bis in den ersten Stock verteilt und sich selbst in den Kleiderschränken breitgemacht. Mehrfach passierte es, dass ich irgendetwas anzog und feststellen musste, dass ich russgeschwärzt war. Einige Fliesen waren abgefallen, Steckdosen verschmort, das Wischwasser traf eine Steckdose, weshalb ich tagelang keinen Strom hatte. In den darauffolgenden Wochen bemerkte ich, dass auch meine Kochlöffel, einige Bretter und mein Toaster in Rauch aufgegangen waren. Stunden um Stunden musste ich Decken, Wände, Möbel abwaschen und streichen, sämtliche Wäsche von Hand waschen. Küche und Geräte neu einrichten bzw ersetzen. Besonders Klasse, wenn man eh nicht so viel Geld hat und es keine Versicherung gibt.

Das waren mal
 cremefarbene Küchenmöbel und was wie eine Schlange anmutet, war die Küchenleuchte unter dem Schrank

Noch immer bin ich nicht fertig.

Erst kürzlich dachte ich, dass ich ganz schön leichtsinnig war. Der Qualm war fast geruchlos, aber sicher nicht ungefährlich. Doch daran dachte ich in dem Moment nicht. Feuer löschen, Fenster öffnen und meine Tiere in Sicherheit bringen, das Programm spulte ich automatisch ab, alles andere war ausgeblendet.

Die Nachwirkung des Feuers noch nicht bewältigt, packte mich Murphy schon wieder. 

Gemütlicher Samstagabend, schaute fern und muss dabei eingeschlafen sein. Waren vermutlich Nachrichten. Die schaffe ich nie bis zum Wetter. Ein Knall weckte mich. Als ich die Augen öffnete, sah ich geradewegs in die Flammen, die aus dem Fernseher loderten. Jetzt standen aber die Geranien auf der Fensterbank und das Fenster konnte ich nicht so schnell öffnen. Ich raste ins Schlafzimmer, riss die Balkontür auf, peste wieder ins Wohnzimmer schnappte mir den Fernseher, wieder zurück durchs Schlafzimmer, zwischendrin schmolz das Chassis vom Fernseher und hinterliess überall brennende Laachen. Raus in den Garten. Muss 'ne heisse Sendung gewesen sein! Blöderweise lag unter dem Fenster noch der tonnenschwere alte Fernseher,  den ich wegen des Gewichts nur durchs Fenster aus dem Haus bekam. Den hatte ich am Tag zuvor rausgeworfen. Der brennende fiel auf den anderen und so brannten beide trotz Löschwasser noch eine gute Stunde. Die brennden Pfützen im Wohn- und Schlafzimmer konnte ich nur mit Mühe löschen. Zum Glück war ich schnell genug und meine Dachschräge unter der der Fernseher stand, war nicht in Brand geraten. Nun denn, jetzt hatten die bereits vom ersten Brand verrusten Wände, nochmals etwas schwarzes make up aufgelegt. Dafür aber lag dieses Mal ein beissender Geruch in der Luft. Kürzlich nahm ich ein Buch aus dem Regal. Verflixt nochmal! Ich dachte, ich hätte inzwischen alles abgewaschen.

Na ja, wer keine Arbeit hat, bekommt sie eines Tages dicke ... zumindest scheint dies mein Karma zu sein.

Aber es wäre zu schön um wahr zu sein, wäre das das letzte Chaosereignis in dieser Reihe gewesen. Ich freute mich schon auf Weihnachten und begann die Wohnung auf Weihnachten zu krempeln. Eines Nachmittags komme ich in den oberen Stock, ins Art Gästezimmer, bzw was es mal werden soll. Und was erwartet mich da? Nee, dies Mal kein Feuer, sondern ein anderes Element. Wasser! Indirekt. - Die komplette Deckenverkleidung war runter gekommen. Durch Pfusch am Bau war bei der Dachisolierung offensichtlich die falsche Folie verwendet worden. Gipskarton, Folie, Gipskarton als Sandwich. In der äusseren Platte liess sich die Feuchtigkeit von aussen nieder, die innere saugte sich mit dem Kondenswasser aus den Räumen voll. Irgendwann war sie so schwer, dass sich die Unterlattung ausbreitete, nach aussen bogt, die Schrauben die schwer gewordenen Platten nicht mehr halten konnten, sich von der darunterliegenden lösten und - klatsch kam mir die Decke entgegen. Das gleiche geschah kurz darauf im Schlafzimmer. Tja und gestern Abend folgte das Wohnzimmer und Treppenhaus. Wer denkt, damit war Ruhe, der irrt! An der Folie lief das Wasser herunter. Als die weg war, tropfte es wochenlang von der darunter liegenden Verkleidung. Insgesamt dauerte es gute drei Monate bis der Mist abgetrocknet war. Kam mir schon vor, wie in einer Tropfsteinhöhle. An Weihnachtsdeko und Gäste war nicht mehr zu denken.

Und damit mir ja nicht langweilig wird ... gerade als die Wände so weit trocken waren, dass ich mit der Renovierung hätte weiter machen können ...

Ich kam mit dem Korb mit der Schmutzwäsche die Wendeltreppe runter. Normalerweise laufe ich aussen und nicht innen, wo manche Stufen nur drei Zentimeter breit sind. Irgendwie verhackte ich mit dem Wäschekorb in Höhe der Geschossdecke und lernte das fliegen. Kostenloser Flug aus dem ersten Stock. Am Ende der Treppe landete ich auf den Fliesen und letzten Stufen, Stufenkante knapp drei Zentimeter über dem Genick. Gebrochene Rippen, riesen Beule am Hinterkopf, Gehirnerschüttterung und einen gebrochenen Ellenbogen. Letzteren bemerkte ich zuerst garnicht. Erst Tage später als wir die rund sechzig Kilo schweren Oleanderkübel hievten, bemerkte ich, dass etwas nicht stimmt. Irgendwie hat der Arzt es auch nicht ernst genommen, verschrieb mir eine Creme. Tage später bin ich wieder hin, als es im Ellenbogen piekste und ich mich nicht darauf aufstützen konnte. Also wurde ich zum Röntgen geschickt. Der Arzt glaubte mir noch immer nicht, dass er gebrochen war. Seit dem Freiflug waren inzwischen gute zwei Wochen vergangen. Selbst der Röntgenarzt dachte vermutlich, ich simuliere. Als die Röntgenbilder kamen, schaute mich der Arzt, die Schwester und die Sprechstundenhilfe an, als käme ich von einem anderen Stern. Er meinte, er wäre gebrochen. Worauf ich antwortete "das sagte ich doch". Ob ich denn keine Schmerzen hätte? Nö, müsste ich denn? Auf jeden Fall könne er jetzt nichts mehr machen, der Unfall sei schon zu lange her. Wäre auch noch schöner, wenn ich jetzt ins Krankenhaus verfrachtet worden wäre. Darauf hatte ich nun überhaupt keinen Bock! Insgesamt brachte mir mein Flugversuch drei Monate Therapie ein. Erst Krankengymnastik, damit ich meinen Arm mehr wie zehn Zentimeter vom Körper abheben konnte. Dann wurden meine mittleren Finger taub, erst die eine Hand, dann die andere. Man hätte meinen können, bei mir wäre jeden Tag Polterabend. So hatte ich bald buchstäblich nicht mehr alle Tassen im Schrank. Da ich die Finger nicht spürte, entglitt mir ständig Geschirr. Die Ärzte haben mich besser hinbekommen wie vorher, aber die Renovierung lag brach.

Jetzt reicht's! 

Es war Halloween. Statt die Wintergeister zu vertreiben, habe ich daran gemacht, Murphys Gesetz zu brechen. 


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Freitag, 18. November 2022

2 - Mikesch - der kleine Kater Naseweiss - Teil 2

...

Mikesch fiel und fiel. Dann "plumps", landete er mit allen Vieren auf dem Boden. Wie ihr wisst, fallen die Katzen immer wieder auf ihre Pfoten. Ausser ein paar Kratzer, ein paar Blätter und etwas Baumharz in seinem Fell war ihm nichts passiert. Im ersten Augenblick sass er etwas verdutzt auf dem Boden. Aber dann, hob er seinen Kopf und ging zu seiner Mama, ganz als wollte er sagen: " Ätsch, ich bin auch ohne Dich herunter gekommen." - Doch er hatte die Rechnung ohne seine Mama gemacht. Die kniff ihn als Strafe erst einmal in das Ohr, wie es Katzenmamas tun. Da schlich der kleine neugierige Kater vorsichtig davon.

Doch Mikesch wäre nicht Mikesch, wenn er nicht weiterhin naseweiss genug wäre, um weiteren Blödsinn anzustellen. Das Klettern hatte er ja jetzt gelernt und auch das wieder Herunterkommen. Jetzt musste er noch lernen, dass er vor dem Herunterspringen schauen sollte, ob nicht dort unten etwas im Weg stand. Einmal sprang er hinunter, geradewegs seinem Frauchen in den Nacken. Die schrie erschrocken auf und machte eine Handbewegung, sodass er noch ein paar Meter weiter flog. Das andere Mal passte er zwar auf Herrchen auf, aber er übersah dabei den Eimer und landete er in dem Farbeimer mit weisser Farbe.  Alle lachten Tränen über ihn: sein Herrchen und Frauchen, Mama und Papa, auch alle seine Geschwister. ;-) Denn aus dem kohlrabenschwarzen Katerchen, war nun ein schwarzer mit weissen Pfoten und weissen Tupfen geworden. Er sah fast aus wie ein Dalmatiner. Mikesch schämte sich fürchterlich und war die kommenden Tage kaum zu sehen. Er versteckte sich so lange bis die weisse Farbe wieder aus seinem Fell verschwand und er wieder ein wunderschönes schwarzes Katerchen war.

Aber auch daraus lernte Mikesch noch immer nicht genug. Und so geschah es, dass wochenlang keiner vor dem kleinen naseweissen Kater sicher war. Mal landete er auf der Kuh Isolde, die laut muhte und ihn mit ihrem Schwanz verjagte. Dann musste der Esel Eugen daran glauben, der Mikesch sogleich mit einem Bocksprung ins Heu katapultierte.  Ein anderes Mal landete er in Susi's Puppenwagen. Susi ist die Tochter von Herrchen und Frauchen. Sie wollte Mikesch auch gleich Puppenkleider anziehen. Doch das war dann  Mikesch zu viel und er suchte schnell das Weite.

Aber Mikesch war sehr neugierig und das brachte ihn oft in missliche Situationen ...

... Fortsetzung folgt ...

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Dienstag, 15. November 2022

Dachschaden

Wir wohnten in einem kleinen Häuschen idyllisch an einem Feuerlöschteich gelegen. 

Im Sommer liefen meine Jungs mit Badehose aus der Haustür, um wenig später im See zu plantschen. Im Winter hörte man hingegen dass metallische Klacken der Schlittschuhe auf dem Asphalt. Schlittschuhlaufen, Eishockey und Curling stand dann auf dem Programm.

Auf dem Hausdach stand ein grosser Verteilermast von dem aus die Stromkabel für die Nachbarhäuser abgingen. Hinter dem Haus stieg das Gelände an. 

Kurz hinter der Bruchkante zum Hang hin, stand eine riesige Eiche, fast schon streifte sie den Strommasten beim Verteilerkasten.  Sie neigte sich im Laufe der Jahre immer mehr. Je nach dem, gehörte der Baum mal zur Gemeinde, mal mir.

Ich befand mich just auf Auslandreise, als mein Sohn, damals gerade einmal achtzehn Jahre alt, mich völlig aufgelöst, fast schon hysterisch anrief.

"Mama, es ist was Schlimmes passiert" sagte er mit einer fast tonlosen Stimme, die immer wieder von Schluchsen unterbrochen wurde. 

Welcher Mutter sackt da nicht das Herz in die Magengrube und  der Atem bleibt stehen. In Bruchteil von Sekunden tauchen einem vor dem inneren Auge die schlimmsten Szenarien auf. Ich fragte beklommen, ob seinem Bruder etwas passiert sein. Erleichert hörte ich das beiden nichts passiert ist. Mein Jüngster unterdessen schluchste weiter, immer wieder unterbrochen mit einem "was soll denn jetzt machen?"  Es brauchte geraume Zeit bis ich meinen Spross einigermassen beruhigt hatte. 

Endlich schaffte er mir zu sagen, was geschehen war. Er sagte mir, dass die riesige Eiche in unser Dach gekracht war und den Kabelbaum mitgerissen hat. Dann fing er wieder an zu schniefen; sein ganzes Zimmer sei kaputt, auch die Deko die er an die Wand gemalt, einfach alles. Jetzt hätte es auch noch angefangen zu regnen, meinte er.

Nachdem ich wusste, dass meinen Buben nichts geschehen ist, hatte mein Verstand wieder eingesetzt. Doch mein Hirn ratterte, "verflixt, was macht man denn in so einer Situation?"

Das erste war, dass ich meinen Sohn verbot, in sein Zimmer zu gehen, bzw nicht in den ersten Stock. Ich wusste ja nicht was der Kabelbaum angerichtet hatte und ob der noch unter Strom stand. So fiel mir zuerst die Feuerwehr an. Keine Ahnung, ob die hilft. Aber Strom, Wasser und zerdeppertes Dach ... 

Zwischendrin bekam mein Sohn wieder hysterische Anfälle. Irgendwann hatte ich ihn soweit, dass er die Feuerwehr anrufen soll. Ich würde gleich wieder anrufen. Ok, sie kämen. 

Also gut, das war der erste Schritt. Doch was nun? Mehrere Gedanken schossen mir durch den Kopf. Ich im Ausland, Jungs brauchten eine Ersatzbleibe, kein Geld für Dachreparatur usw.

Mein Sohn sollte mich anrufen, wenn die Feuerwehr da gewesen sei. Ich wartete, wartete und sass wie auf Kohlen. Irgendwann klingte endlich das Telefon. Die Feuerwehr hätte den Baum zersägt und eine Folie aufs Dach gezogen, aber der Strom sei weg. 

Zwischendrin jammerte Junior wieder über den Zustand seines Zimmers, was alles kaputt sei und wer jetzt die ganzen Äste aus dem Raum räumt. (Manchmal hat man in Krisensituationen schon seltsame Gedanken, dachte ich mir dabei)

Dann bat ich ihn den Ordner von der Versicherung herauszuholen und dort anzurufen.

Nun denn, das Ganze zog sich über Stunden hin, während ich nebenbei noch meine Besprechung mit einem unserer Hauptkunden abzuhalten hatte.

Als ich endlich meinen Sohn nach der Versicherung fragen konnte, fing der hysterisch an zu lachen und kriegte sich überhaupt nicht mehr ein. Vermutete dass ihm die Nerven durchgegangen waren. Je mehr ich ihn versuchte zu beruhigen, desto mehr lachte er. Ich war nur hunderte Kilometer entfernt, um ihn mit einer Ohrfeige aus seinem Lachanfall zu holen. Irgendwann beruhigte er sich und dann kam ganz trocken:

"April, April! Mama, du glaubst auch allen Scheiss!" ...

... 

Da hatte mein Jüngster Glück, dass er so weit weg war. Ich war einerseits heilfroh, dass das wieder einmal nur einer der berüchtigten Vorstellungen meines Sohnes war. Andererseits hätte ich ihn am liebsten zum Mond geschossen...

Es gibt wohl kein Familienmitglied, der ihm nicht schon einmal auf den Leim gegangen ist. Mein Junge konnte über Stunden hinweg eine solch überzeugende Rolle spielen ohne dass auch nur ein Grinsen ihn verraten hätte.


Copyright Julietta Günther


Sonntag, 13. November 2022

Wo ist die Tarnkappe?

Als meine Kinder klein waren, gehörte ich zur Katagorie "Rabenmutter", weil ich trotz Kinder arbeiten ging. (Allerdings konnte mir schon damals keiner sagen, womit ich meine Kinder ernähren sollte, wenn ich kein Einkommen hätte). 

Wie auch immer - 

Ich war durch meine Arbeit in der Lage, eine Tagesmutter zu bezahlen. So brachte ich meine Jungs vor der Arbeit dort hin und holte nach der Arbeit sie wieder ab. Die ersten Jahre benutze ich mit meinem Ältesten die S-Bahn und wir waren nicht nur durch die Regelmässigkeit, sondern  insbesondere dadurch bekannt, dass Sohn immer irgendwelche Kapriolen machte. Er war ein Strahlemann mit blauen Augen, dem die Fahrgäste bereitwillig ihren Fensterplatz überliessen. Hauptsächlich fiel der Knirps damit auf, dass er  zum Entertainer der Fahrgäste wurde und für manche Lacher sorgte. 

In unserem täglichen Reisegepäck befand sich nicht nur der Korb mit seinen Lieblingsplüschtieren, die ihn überall hin begleiten mussten, sondern auch diverse Bilderbücher und sein über zweihundert seitenstarkes Tierbuch in dem jedes Seite ein Tier abgebildet war. Er war noch keine zwei Jahre alt als er fast alle mit Namen benennen konnte und ganze Bandwurmsätze sprach.

Die Fahrgäste kannten bald alle Lieblingslieder der Tagesmutter. Mein Sohn trällte sie fröhlich in nicht überhörbarer Lautstärke vor sich hin. Nur bei dem Lied "Die Glocken von Rom" hatten manche Probleme es zu erkennen. Mein Sohn hatte daraus "Die Gurken von Romm" gemacht, mit starker Betonung auf einen kurzen "Romm", was wie ein Paukenschlag klang.

Eines schönen Sommertages waren wir auf dem Heimweg. Ich trug ein Sommerkleid mit Stufenrock und Carmenausschnitt. Letzterer war mit Gummizug in Form gebracht worden. Wir schauten ein Bilderbuch von einem Bauernhof an. Dort waren jeweils die erwachsenen Tiere mit ihrem Nachwuchs zu sehen. Junior fragte mir Löcher in den Bauch. "Was ist das?" Die Kuh und ihr Euter hatten ihm besonders angetan. Ich sagte ihm, es sei ein Euter aus dem die Milch für die Kälbchen heraus käme. Mein Sprössling wiederholte ein paar Mal recht andächtig das Wort "Euter". Es rumorte in seinem kleinen Köpfchen. Mit einem Mal drehte er sich um, packte meinen Carmenausschnitt, zog ihn runter und klatschte mit seinen kleinen Patschehändchen auf meinen blanken Busen, lautstark verkündigte er 

"Du auch Euter!"

So sass ich da mit blanken Busen in einer vollbesetzten S-Bahn mit puterrotem Kopf, während alle Fahrgäste gröllten vor Lachen.

Mich erstaunt bis heute, wie der kleine Mann die Verbindung vom Kuheuter zu meiner Brust kombinieren konnte.

Ein anderes Mal sass uns gegenüber ein junger Mann, der eingeschlafen war. Mein Sohn betrachtete ihn ausgiebig und ich merkte, dass ihn irgendetwas beschäftigte.

Mit einem Mal stiess mein Spross einen ohrenbetäubenden Schrei aus. Alle Fahrgäste schauten auf. Der junge Mann schreckte reichlich verdaddert aus seinem Schlaf auf. Worauf mein Sohn in entspechender Lautstärke, ganz trocken bemerkte

"Jetzt ist er wach!" Alles lachte und der junge Mann wusste garnicht wie ihm geschah.

So brachte mein Sprössling mich das ein oder andere Mal in Verlegenheit.



Copyright Julietta Guenther



Samstag, 12. November 2022

Der Weg über den Regenbogen






Du kommst auf die Welt und wirst empfangen von den Menschen Deiner Familie. Sie sind Deine Wurzeln, Dein Sein und Deine Zukunft. Sie geben Dir Flügel und Rückrat, damit Du im Leben Deinen eigenen Weg gehen und bestehen kannst. Mit den Menschen Deiner Familie bist du auf immer und ewig durch ein unsichtbares Band verbunden.

Ferner gibt es die Menschen, die wie Schall und Rauch sind. Sie treten in dein Leben und verschwinden wieder ohne aufzufallen.

Dann sind da noch die Menschen, die einen prägen, fördern und ihre Spuren hinterlassen, in Deinem Leben, in Deinen Gedanken und vielleicht auch in Deinem Herzen und auf Deiner Seele. Auch sie verschwinden wieder, aber wirst sie nie vergessen.

Doch dann gibt es noch die ganz besonderen Menschen Deines Lebens. Es sind die echten Freunde mit denen man durch Dick und Dünn geht, Freud und Leid teilt. Es sind die, die einen nicht verurteilen, sondern Dich akzeptieren, wie Du bist mit all Deinen Fehlern und Schwächen. Sie verpassen Dir hin und wieder einen kräftigen Tritt oder waschen Dir gewaltig den Kopf. Sie fangen Dich auf, wenn es Dir schlecht und wie sagte mal eine Freundin sinngemäss, "man kann sich vor ihnen nackt machen ohne sich schämen zu müssen". Manchmal verliert man sich für Jahre aus den Augen und doch ist das nächste Treffen so als hätte man sich erst gestern gesehen.

Besondere Menschen eben! 

Mich hat das Schicksal unsagbar reich beschenkt und so begleiten mich ein paar solcher Menschen bereits Jahrzehnte lang. Sie sind für immer und ewig im Herzen verankert.

Heute erfuhr ich, dass einer dieser Menschen über den Regenbogen ging. (Mir gefällt die Vorstellung, dass auch Menschen über den Regenbogen gehen. Und es passt zu ihr). Meine Freundin hat nach 20 Jahren ihren Kampf gehen den Krebs verloren. Mehr als dreissig Jahren waren wir befreundet. Wir begleiteten einander über steinige Wege, lachten zusammen, hielten einander wenn Tränen flossen. Viele gemeinsame Erlebnisse schmücken unsere Anektoden.

Ich trage tiefe Bewunderung für diese unsagbar kraftvolle und liebevolle Frau, die ihr schweres Leid getragen hat und noch immer ihr Lachen behielt, für andere da war auch wenn es ihr immer schwerer fiel. Ein grosses Herz hat aufgehört zu schlagen, doch sie wird weiterleben in ihrem Mann, ihren Kindern und Enkelkindern, sowie all den Menschen in dessen Leben sie Spuren hinterlassen hat. 

Liebe Freundin, ich winke Dir auf den Weg über den Regenbogen nach und ich bin glücklich, dass Du all das Leiden und die Pein hinter Dich lassen kannst. Wir sehen uns wieder.

In inniger Liebe

(wie sich nur gute Freundinnen lieben können)


Copyright Julietta Günther


Freitag, 11. November 2022

1 - Mikesch - der kleine Kater Naseweiss - Teil 1

Mikesch wurde in einer lauen Sommernacht geboren. Für die Geburt hat sich die Katzenmamma einen weichen, warmen Platz im Heu ausgesucht. Er hatte fünf Geschwister und die ersten drei Wochen lagen sie  zusammengekuschelt bei ihrer Mutter. Erst wenn die Kätzchen drei Wochen alt sind, öffnen sie ihre Augen. Jeden Tag konnten sie etwas deutlicher sehen und sie wurden mutiger. Irgendwann kletterten sie aus ihrem Heubett und begannen die Umgebung zu erforschen. Erst ganz vorsichtig, doch mit der Zeit tobten sie ausgelassen durch das Heu. Jetzt wussten sie auch, dass sie in einem Stall waren. Das war ein toller Spielplatz! Es gab ganz viele Verstecke und Klettermöglichkeiten. Ihre Mama und ihr Papa waren immer in der Nähe, sodass ihnen nichts passieren konnte. Mikesch war der Mutigste und der Neugierigste unter ihnen. Das brachte ihn manchmal in ziemlich blöde Situationen. Als er gerade einmal zwei Monate alt war, kletterte er auf einen Baum so hoch wie der Himmel, hoch und immer weiter, doch dann wusste er nicht, wie er da wieder herunterkommen sollte. Er jaulte jämmerlich. Seine Mutter schaute zu ihm hinauf und meinte, "wenn Du da hinauf gekommen bist, dann sieh zu, wie Du da wieder hinunter kommst". Mikesch war schliesslich schon so gross und schwer, dass seine Mama ihn nicht mehr in die Schnauze nehmen und ihn herunter tragen konnte. So sass Mikesch ratlos auf dem Baum. Und er hatte fürchterliche Angst.

Irgendwann bekam er mächtigen Hunger und er sah ein, dass er irgendwie von seinem Kletterbaum herunter kommen musste. Erst versuchte er es vorwärts. Oh je, die Mama da unten sah so klein aus! Mikesch wurde es ganz schwindelig.  Dann kam er auf die Idee es rückwärts zu probieren. Das war aber auch nicht so gut, da er nicht sah, ob unter ihm ein Ast war auf den er treten konnte. Einmal trat er dabei ins Leere und rutschte ab. Au weiha! - Aber Mikesch hatte Glück, er fiel einen halben Meter in die Tiefe, doch dann traf er einen Ast, an dem er sich ganz schnell festkrallte. Stückchen für Stückchen tastete er sich weiter nach unten. Doch dann geschah es. Mikesch war noch etwa 4 Meter über dem Boden, als er abrutschte und ungehindert in die Tiefe stürzte  ...

- Fortsetzung folgt -

Copyright Julietta Guenther

Dienstag, 8. November 2022

Empathie - oder was macht einen Menschen aus?

Krieg in Europa, in der Ukraine, Russland der Aggressor - kaum 500 km entfernt. Da wird sich einfach selbstverständlich über die Souveranität eines Staates hinweggesetzt und den Menschen in der Ukraine und den eigenen Landleuten das Recht auf Leben abersprochen. 

Das macht mich nachdenklich und mir stellt sich die Frage "

wann ist ein  Mensch ein Mensch?" ... und wann hat er jegliche Empathie verloren?

Ich sah ein Film, in dem Gaffer die Rettungskräfte behindern. Ja Himmel nochmal "seid ihr noch ganz dicht?"🤔

Vielleicht bin ich inzwischen old fashion. Aber ich finde es pervers, wenn ein Vater stolz darüber ist, seine minderjährigen Söhne an die Front und in den sicheren Tod schickt. Er dann auch noch für sein Tun Anerkennung erhält, entbehrt es mir jedes Verständnis. Wenn mein Mann so etwas tun würde, Gnade ihm Gott. Sein Leben lang hätte er keine Ruhe vor mir!  Oder ein kirchlicher Priester Müttern den Rat gib, mehr Kinder in die Welt  zusetzen, damit einem der Verlust eines Kindes nicht so schmerzt.  Das muss schon echt kranken Hirnen entsprungen sein. 

Da fällt mir meine Hündin ein. Eines Tages brachte sie mir ihren vier Wochen alten Welpen. Sie wachte wie ein Augapfel über die Kleine. Luna legte mir ihr Hundchen vor die Füsse, schaute es lange an, dann wandte sie den Blick zu mir, mit Tränen in den Augen. Es schien mir als wolle sie sagen, pass auf meine Kleine auf! Dann drehte sie sich um und ging weg, obwohl sie niemals ihren Welpen nur eine Sekunde alleine liess. Als ich sie kurz darauf suchte, fand ich sie tod. 

Mensch und Tier unterscheiden sich offensichtlich.

Da werden Menschen in Zivilkleider gesteckt, gleich eines Köders in der Falle, nur damit man behaupten kann, der Feind habe Zivilisten erschossen. Wie perfide ist das und was für hirnlose Zombies müssen das sein, die das mit sich machen lassen ??

Ich frage mich auch, welch verknoteter Gehirnwindungen entsprang es, dem Menschen im Tod die Würde zu nehmen und selbst vor dem toten Menschen keinerlei Achtung zu haben. Aber auch wir, die wir uns die Bilder ansehen, haben keinerlei Respekt. Dabei heisst es "die Würde des Menschen ist unantastbar.

Auf der anderen Seite tun mir die Russen fast schon leid. Es heisst immer, in St.Petersburg leben die meisten Milliadäre der Welt. Aber der Rest der Landes lebt scheinbar in bitteter Armut. So arm, dass sie von Hyieneartikeln über Waschmaschine, bis hin zu Mobilfunkmaste, alles klauen was nicht niet und nagelfest" wasserfest ist. Sie klauen sogar Kinder! Vielleicht sollte man eine Spendenaktion ins Leben rufen. VIAGRA für Russland - macht eure eigenen Kinder!

Doch genug von Russland!

Schauen wir uns doch mal um, wann wir in unserem eigenen Mikrokosmos die Souveranität des Nachbarn in Frage stellen und uns um Kaisers Bart streiten. Die Gerichte sind voll damit. Da wird um Äste gestritten, die über den Zaun hängen; weil die Kinder zu laut sind oder ein Ball beim Spielen beim Nachbarn landet. Krass ist auch, wenn auf dem Land über den morgentlich Hahnenschrei gestritten wird Dabei ginge es  so einfach. Der Nachbar akzeptiert, dass der Hahn in frühen Morgenstunden kräht. Natur eben! Dafür gibt es jeden Tag ein Frühstücksei. So einfach kann es sein. Würde Nerven und Blutdrucktabletten sparen und vielleicht nachbarschaftliche Freundschaften entstehen lassen.  

Geschockt hat mich auch ein Erlebnis in Spanien. Ein bekannter Obdachloser, den fast jeder im Ort kannte. Ein freundlicher, hilfsbereiter Mann aus Rumänien, den das Schicksal im Spanien stranden liess. Er sass immer am Eingang zum Supermarkt. Eines morgens fand man ihn - tod - erfroren bei knapp null Grad...

Den meisten von uns geht es gut und darüber vergessen wir viel zu oft, dass das Schicksal erbarmungslos zu schlagen kann. Und jeder von uns, jederzeit, an dem Supermarkteingang oder in Trümmern sitzen könnte.

Ich betreue einen guten Freund, ohne Familie, hochbetagt in den 80-igern, fast blind, lebt in einem Land dessen Sprache er nicht so gut beherrscht. Wieviel Einsamkeit, verlorener Lebensmut, Hilflosigkeit und Depression in einem Menschen steckt, kann man als Aussenstehender nur erahnen. Viele Leute schauen weg, kaum einer kommt mal auf die Idee zu fragen, ob man helfen könnte. Ich sehe mich hingegen mit übler Nachrede und wilden Gerüchten konfrontiert.

Anderer Fall: Ein Paar hatte einen grossen Freundeskreis, nahm aktiv am gesellschaftlichen Leben Teil, war geachtet und beliebt. Der Ehepartner stirbt. Der Witwer sitzt alleine in seinem einsam gewordenen Haus und ... bleibt alleine! Kaum einer der sogenannten Freunde lässt sich mehr blicken. Aus dem Verein wird er nach und nach gedrängt. Mit Tod und Leid will keiner etwas zu tun haben. Doch auch das gehört zum Leben.

Empathie, wer hat sie und wer nicht? Oder wann ist sie uns abhanden gekommen? 

Vielleicht sollten wir uns auch die Frage stellen, ob wir bereits so abgestumpft sind, dass uns garnicht mehr bewusst wird, wann wir die Grenzen überschreiten.



Copyright Julietta  Günther





Herbstzauber


Händchen"Raureif"
streicht über die letzten Sommerblüten


BRAKE ! Zeitenwende

Zeiten ändern sich, Träume zerplatzen...

Es gibt ein Buch mit dem Titel 

"Ich hatte eine Farm in Afrika"  eine Zeitenwende gepaart mit einer Prise Wehmut und einem Sack voller wunderschönen Erinnerungen.

Auch "meine kleine Farm" hat den Wandel der Zeiten nicht überstanden. Manchmal denke ich mit Wehmut daran, manchmal bin ich traurig.  

Das Leben geht weiter und wer vorwärts gehen will, muss die Vergangenheit begraben.

Lange wollte ich den blog nicht weiterführen. Hatte meine Sprache und die Leichtigkeit verloren. 

Ihr seht, ich bin zurück! 

Manchmal bedarf es einen Impuls von aussen oder einen kräftigen Tritt in den Hintern. Ich hatte Glück und bekam beides... und eine kräftige Kopfwäsche dazu.

Ehrlich gesagt, weiss ich noch nicht wohin die Reise führt, worüber ich schreiben soll.

So lasst euch überraschen ... ich werde es sicher sein 

🙈

... kaum geschrieben purzeln mir auch schon die Ideen in die Gehirnwindungen ...

Es wird über Irrungen und Wirrungen gehen, skurile Menschen werden den Weg kreuzen, aber es werden auch leise und ernstere Töne erklingen ...

... und vorallem Lachen und handfeste Arbeit ... 

denn vor zu viel Übermut und Elan habe ich den Wischeimer hinter mir vergessen 😒 ich mach mich jetzt ans Aufwischen und Euch wünsche ich eine geruhsame Nacht

Copyright Julietta Günther