Donnerstag, 28. Dezember 2017

"Unsere kleine Farm" - 2017-12-28

Das Weihnachtsfest ist vorüber. Wir hatten es tatsächlich geschafft, daß am Vierundzwanzigsten der Weihnachtsbaum in voller Schönheit erstrahlte.



Ansonsten war es ein ruhiges, sehr ruhiges Fest: gut gegessen, Entspannung pur, viel geschlafen und Fünfe gerade sein gelassen, Geselligkeit mit Freunden, das alles bei frühlingshaften Temperaturen und schönem Wetter.

Trotz dem Frühlingswetter, müssen wir doch an den Januar und Februar denken. Monate, die erfahrungsgamäß recht kalt werden können und oftmals Schnee mitbringen. So hieß es heute Holz schneiden und hacken. Jetzt haben wir Holz vor der Hütte.



Sonntag, 24. Dezember 2017

Wet Chrismas

In grauer Vorzeit, wir lebten in einer Dreizimmerwohnung zusammen mit unseren noch kleinen Kindern. Damals fiel Heiligabend auf einen Samstag.

Die ganze Woche hatten wir gearbeitet und so blieb mir leider nichts anderes übrig, als am Samstagmorgen noch schnell einkaufen zu gehen. Ich schnappte mir meine Jungs und stürzte mich ins Einkaufsgetümmel. Wer dachte, daß Heiligabend Morgen die Geschäfte leer sind, der täuscht sich ... Lange Schlangen bildeten sich an den Kassen und auf den Parkplätzen herrschte Gedränge. Total gestresst war ich froh als ich mich endlich auf den Heimweg machen konnte.

Zu Hause angekommen, verfrachtete ich meine Buben ins Kinderzimmer. Mein damaliger Ehemann war wie immer am Heiligabend abgängig. Was soviel bedeutete, daß er grundsätzlich am Heiligabend Morgen seine Weihnachtsgeschenke einkaufen ging. Wie er es allerdings immer schaffte, Stunden nach Geschäftsschluss und wenn bei mir die meistens Fest-Vorbereitungen abgeschlossen waren, nach Hause zu kommen, das war und blieb für mich ein Rätsel.

Ich begann meine Einkäufe auszuladen und als ich in die Küche kam, stand ich im Wasser! Ich befürchtete erst ein Rohrbruch oder ähnliches. Verfrachtete die Lebensmittel auf den Esstisch und begab mich auf Ursachenforschung. Dann traf mich fast der Schlag. Irgendwie hatten wir es geschafft, versehentlich die Gefrierschrank-Kombi auszuschalten und somit zum Abtauen anzuregen. Das Wasser stand nicht nur in der Gefriere und in der Küche, sondern auch in dem darunter befindlichen Kühlschrank. Die darin bereits vorrätigen Lebensmittel, standen ebenfalls im Wasser und die Packungen waren durchweicht. Jetzt hieß es erst einmal, Kühlschrank und Gefriere wieder trocken zu legen. Geschlagene zwei Stunden vergingen, bis ich das Chaos in den Griff bekam und meine Einkäufe endlich verräumen konnte.

Nun wurde der Zeitplan eng. Inzwischen war es bereits Mittag geworden. Sinniger Weise hatte ich an dem Tag auch noch die schwäbische Kehrwoche und musste das Treppenhaus putzen. Das durfte nur am Samstag sein. Ich schnell den Besen geschwungen, die Treppe gefegt (möglichst geräuschvoll, damit jeder im Haus mitbekam, daß ich wirklich der Kehrwochenpflicht nachkomme und ich mir keinen Beschwerdebrief der Verwaltung einhandelte). - Geschafft!

Ich zurück in die Wohnung, die Wohnungstür geschlossen und rückwärts in den vollen Wischeimer getreten, der daraufhin umkippte und das Wischwasser sich in den Flur ergoss. Dort lag ein verklebter Nadelfliesteppich. Unmengen von Handtücher geholt und versucht das Wasser aufzusaugen. Meine Kinder fanden das "Panschen im Flur" cool. - Ich weniger!

Um drei Uhr nachmittags, mein Ex war noch immer nicht aufgetaucht, war der Baum noch nicht geschmückt und die Gans nicht im Rohr. Letzteres erledigte sich auf überraschende Weise. Als ich irgendwann wieder in die Küche kam, wunderte ich mich, was unter der Eckbank in der Ecke lag: eine angefressene Gans! Nachbars kleine Miezekatze war durch die offene Terrassentür in die Wohnung geschlüpft und hatte sich an der Gans, die doppelt so groß wie sie selber war, gütlich getan. Das war's mit der Weihnachtsgans! Langsam war mit eh alles schnurz und es breitete sich eine Art Galgenhumor in mir aus.

Mit meinen Kindern machte ich mich ans Schmücken des Baumes. Ich fand das immer sehr schön und schmunzeln betrachtete ich, was die Kinder so alles an den Baum hangen: aus Tropfkratzern gebastelte Enten, Tannenzapfenwichteln, die Ostereier aus dem Kindergarten durften auch nicht fehlen, eine kleine Affenfigur und irgendwo baumelte zwischen den Weihnachtskugeln auch ein Matchbox Auto. Kindgerechter Weihnachtsbaum! Die Jungs fanden den stark. Insbesondere weil er damals das Lametta in ihrer Wahlfarbe trug: oben helllila, in der Mitte in mittellila und unten in dunkelviolett. Als mein Mann gegen achtzehn Uhr endlich auftauchte, war der Baum fertig und er verdrehte die Augen. Dann kam der Kommentar, den ich wohl mein ganzes Leben nicht vergessen werde: "Erst habe ich nur eine emanzipierte Frau, nun auch noch einen emanzipierten Weihnachtsbaum!" :-)

Es gab ein improvisierten Weihnachtsessen. Wir hatten gerade mit dem Essen begonnen, als mein Jüngster ein Glas um stieß. Alles schwamm! Bevor ans Weiteressen zu denken war, musste alles wieder trocken gelegt werden.  Als wir fertig waren griff mein Ex über den Tisch und dabei stieß ein großes Saftglas um. Der Saft ergoss sich über den Tisch. Wieder mussten wir den Tisch zur Hälfte abräumen. In mir breitete sich stoische Ruhe aus, denn schlimmer konnte es wohl nicht mehr kommen! - Doch weit gefehlt! ...

Gegen zwanzig Uhr konnten wir endlich mit der Bescherung beginnen. Die Kinder rissen ihre ersten Geschenke auf und ich hätte meinem Ex am liebsten sein Weihnachtsgeschenk an mich, über den Kopf gehauen: eine Pfanne - mit Deckel wohlgemerkt (was er stolz wie Harry anmerkte und mein innerliches Brodeln noch mehr verstärkte). Ich stand kurz vorm Ausbruch. Da drehte er sich um und mit seinem Allerwertesten kam er in den Baum. Dieser begann sich zu neigen und wie in Zeitlupe fiel er um. Ich hatte an dem Chaostag vergessen ihn anzubinden. Nach einer Schrecksekunde kam Hektik auf. Der deckengroße Weihnachtsbaum war in all seiner Pracht, mit Kugeln und Lametta auf die Kinder gefallen. Die langen nun darunter und begannen erschreckt zu weinen. Also wir schnell die Buben darunter hervorgezogen und in Sicherheit gebracht. Den Baum wieder aufgerichtet. Um uns herum herrschte ein wildes Chaos aus abgebrochene Zweigen, zerbrochene Kugeln, verstreutes Lametta, zerdrückte Kinderbasteleien und verstörte, weinenden Jungs. Aber nicht nur das! Der Baum stand in einem Baumständer der voll Wasser war und das breitete sich nun im Wohnzimmer und auf dem Teppich aus. Wieder war wischen angesagt, das Lametta und die Kugelreste klebten auf dem nassen Parkett, dazwischen schluchzten die Kinder und trauerten um ihren einst so schön geschmückten Baum. Irgendwann beruhigte sich die Situation. Mit Wischmob, Eimer und den letzten trockenen Handtüchern wurde trockengelegt. Während auf der anderen Seite, der Staubsauger die Kugelsplitter aus den Sofakissen und der Couch sog.

Endlich gegen zweiundzwanzig Uhr konnten wir mit der Bescherung weitermachen. Den Kinder fielen inzwischen schon langsam die Augen zu und sie konnten sich nicht mehr richtig an ihren Geschenken erfreuen. Gemäß "Vom Winde verweht": "Das verschieben wir auf morgen".

Als die Kinder im Bett lagen und bereits im Reich der Träume waren, sammelten wir die letzten Reste des Baumbruches zusammen, setzten uns mit einem Glas Wein auf die Couch und ließen es Revue passieren: Unser Wet Chrismas!


Copyright Julietta Günther

"Unsere kleine Farm" - 2017-12-24

Es ist Heiligabend! Ich schreibe das extra dazu ...

Inzwischen ist es Mittag, es steht noch kein Baum, weder Essen ist aufgestellt, noch sonst irgendetwas was auch nur entfernt an Weihnachten erinnert ...

Männe kam erst vorgestern Nacht mit Tagen Verspätung aus Deutschland retour und so wurde unser kompletter Zeitplan gewaltig durcheinander gewirbelt. Jetzt gibt es für heute nur noch zwei Möglichkeiten: entweder in wildem Aktionismus verfallen oder aber "Take it easy!

Ungarn hat mich gelehrt, es kommt wie es kommen muss und so gehe ich die Dinge gelassen an. Steht der Baum heute noch, super! Steht er erst morgen, auch kein Beinbruch! Hauptsache ist doch, daß wir ein schönes friedliches Fest haben und uns nicht wegen irgendwelchen Unzulänglichkeiten in die Wolle bekommen.

In diesem Sinne wünsche ich Allen ein schönes besinnliches Fest ...

... mit einem weniger gelungenen Bild des Weihnachtsbaumes. - Klar, der von letztem Jahr ;-)

Copyright Julietta Günther

Donnerstag, 21. Dezember 2017

"Unsere kleine Farm" - 2017-12-21

Mist! Unser Hundebär hat meinen Sauerteig gefressen. Ich hatte den Eimer mit dem Sauerteig auf die Arbeitsplatte gestellt. Mein Plan: ich wollte ein Brot backen und gleichzeitig auch noch einen neuen Hermann ansetzen. Einen unbeaufsichtigten Augenblick und schwupp di wupp hatte sich unser Riesenbaby den Eimer geschnappt. Immerhin ist Cäsar so groß, daß er ohne sich anstrengen zu müssen, seinen Kopf auf die Arbeitsplatte legen kann. Was er nicht darf! Doch er hat schon bemerkt., daß er sich an der Kante der Arbeitsplatte herrlich unter dem Kinn schubbern kann. Was er auch nicht darf! - Und dennoch ... er ist schließlich nicht doof und nutzt Frauchen Nachlässigkeit oder Unaufmerksamkeit schamlos aus. ...

Und so verschwand mein Sauerteig, immerhin eineinhalb Liter! Ich befürchtete schon das Schlimmste, von Dünnpfiff bis Reihern was das Zeug hält. Doch weitgefehlt! Es ist ihm gut bekommen und nach seiner Schandtag lag er zusammengerollt laut schnarchen und ließ sich durch Nichts aus der Ruhe bringen.

Für mich hieß es nun umdisponieren, ein Brot aus der Gefriere nehmen und neuen Sauerteig ansetzen.

Mittwoch, 20. Dezember 2017

"Unsere kleine Farm" - 2017-12-20

Nach der schwereren und nachdenklichen Kost meines letzten Blog, jetzt wieder etwas heiteres.

Unser kleine Baba kann Treppenlaufen!

Baba ist die kleinere der beiden

Vor vier Tagen begann sie die Treppen herunter zu poltern. Die erste Zeit hatte sie den Dreh noch nicht raus, der Körper war schneller als ihre kurzen Beinchen und die Technik war noch nicht ausgereift. Ergo purzelte sie die Treppen lautstark hinab. Ich rannte jedes Mal hin, um nachzusehen, daß sie sich dabei nicht verletzt hatte oder was noch schlimmer gewesen wäre, durch die offenen Stufen gefallen wäre. Doch alles gutgegangen!

Vor zwei Tagen war ich erst verwirrt und dachte eine Weile darüber nach, ob ich sie die Treppen hinauf getragen hatte oder nicht? Etwas später ging ich in den oberen Stock und mit einem Mal hörte ich ein leises Plop-Plop-Plop und tatsächlich: der kleine Zwerg mühte sich die Stufen hoch. Oben angekommen, rannte und hüpfte sie. Offensichtlich war sie selber überwältigt von ihrer Leistung. In ihrer Euphorie sprang sie unserem Border Collie auf den Rücken, der darüber reichlich perplex war.

Baba hat ihre ganz eigene Technik, Hindernisse zu überwinden und irgendwo hinauf zu kommen. So läuft sie beispielsweise unter die unterste Stufe, dreht sich in Richtung zweite Stufe, legt ihren Kopf auf die erste, die Vorderpfoten auf die zweite und stemmt sich dann mit dem Nacken hoch, während sie gleichzeitig mit den Vorderpfoten hochstemmt. Wenn sie dann die erste Stufe erklommen hat, läuft sie ganz normal die Treppe hoch, bzw.sie springt eher. Diese seltsame Technik wendet sie auch an, wenn sie bei mir auf den Schoß oder nachts ins Bett will. Reichlich erfinderisch, der kleine Knopf!

Und was gibt es sonst so zu berichten? - Alles friert! - Wir haben derzeit Dauerfrost, der letzte Schnee ist liegengeblieben (allerdings nur bei uns, 300 Meter weiter unten im Ort ist er weg), keiner will so richtig vor die Tür, selbst die Schafe ziehen es vor ihre Mahlzeit im Stall einzunehmen, die Ziegen hingegen schrecken vor nicht zurück. Eigentlich müsste es umgekehrt sein, denn die Schafe haben ein gut zwanzig Zentimeter langes dichtes Fell und die Ziegen ein kurzes wie ein Rauhaardackel. Die Hunde freuen sich über ihre Stroheinlage, die Hühner bleiben auch meistens in ihrer Behausung, die Gans ist da eher kälteresistent, und ich? Ich friere, obwohl ich wie eine Zwiebel mehrere Lagen übereinander trage. - Doch mir bleibt nichts anderes übrig: ich muss raus! Die Tiere versorgen sich nun einmal nicht ganz von alleine und gleich welches Wetter auf einer Tanja = ungarisch Bauernhof) gibt es immer etwas zu tun. Längst schon habe ich begonnen, die Bäume zu schneiden, sonst werde ich bis zur Blüte im Frühjahr nicht fertig. Dafür sind es einfach zu viele Bäume, die Pflege brauchen. Theoretisch könnte ich das auch machen lassen, doch ich habe festgestellt, daß jeder seine eigene "Handschrift" hat und eine andere Vorstellung von der Form des Baumes. So mache ich es eben selber - Baum für Baum - und solange ich es noch kann und will.

Schnee - Felix


Copyright Julietta Günther

Montag, 18. Dezember 2017

"Unsere kleine Farm" - 2017-12-19

Leben bedeutet auch Abschied nehmen ...

Kürzlich ging die Serie "Club der roten Bänder" zu Ende. Für mich eine der stärksten Filme, die ich je gesehen habe. Ein Serie, die ein sensibles Thema stark umgesetzt hat mit außergewöhnlichen Schauspieler. Die Akteure, die jeder für sich ausdrucksstarke Charaktere überzeugend darstellen. Junge Schauspieler setzen sich mit dem Sterben und dem Tod auseinander.

Je nach Land wird damit ganz unterschiedlich umgegangen. In Deutschland ist das  mehr  ein Tabuthema. Darüber spricht man nicht und setzt nicht unbedingt damit auseinander. Ich lernte eine Familie kennen, die den Unfalltod des Sohnes und Bruders regelrecht totgeschwiegen hat. Nicht einmal der Name durfte mehr genannt werden. Mich hat geht das geschockt.

Hier in Ungarn gehört Leben der Tod irgendwie mehr zum Leben dazu. Trotz Trauer über den Verlust geht man hier schneller wieder in den Alltag zurück. Für mich hat das mehr Natürlichkeit.

Ich habe die letzten Jahre alles erlebt: den frühen Tod meiner Schwester, der mich das ganze Leben begleitete, mit den jährlich wiederkehrenden Jahrestagen, an denen meine Mutter in tiefe Depressionen verfiel. Dann das unfassbare, viel zu frühe Herztod meines geliebten Bruders, der nur zweiundvierzig Jahre werden durfte und dessen Traum nach eigenen Kindern niemals in Erfüllung gehen sollte. Wenig später folgte der erwartete, doch überraschend schnelle Krebstod meiner Mutter. Nur wenige Jahre erlebte ich den langsamen Abschied vom Leben meines Vaters. Von einem Tag auf den anderen erlebte ich wie ein Schlaganfall einen geistig voll fähiger Mann, meinen Vater, zu jemanden machte, der nichts mehr wusste und alles neu lernen musste. Um dann ... es durch Demenz langsam immer mehr zu vergessen. Diese Pflegezeit war für mich der härteste Zeit meines Lebens. Sie brachte mich in den Bankrott, katapultierte mich aus meines beruflichen Laufbahn und meine Beziehung zerbrach fast daran. Eine Erfahrung, die ich dennoch nicht missen möchte. Sie lernte mich meinem Vater und meine Mutter als Menschen kennen, nicht nur als Eltern. Sie half mir aber auch, mich selber besser zu verstehen. Und ... es war eine Zeit, die mich dazu brachte mich mit dem Sterben, dem Tod und dem eigenen Leben auseinander zu setzen. Vieles relativierte sich, manches wurde unwichtig und noch viel mehr erhielt einen neuen gewichtigen Stellenwert.

Meinen heutigen Post widmete ich allen, die Spuren in meinem Leben hinterlassen haben und deren Kerzen des Lebens längst erloschen sind. Viele dieser Seelen haben mich geprägt und mich zu dem gemacht, der ich heute bin. Doch ganz besonders widmet ich diesen Post einem jungen Mädchen, das seit Kind an mit dem Tod auf Du und Du stand. Eine starke junge Frau, die mit neunundzwanzig ihr Leben an Mukoviscidose verlor. Das Letzte was ich von ihr hörte war ein langer Brief, in dem sie mir von ihrer neuen Lunge schrieb, von ihren Plänen und daß sie zum ersten Mal nach Spanien fliegen konnte und das auch noch ohne ihre Sauerstoffflasche, Rollstuhl und Sauerstoff. Sie klang so glücklich und unbeschwert. Als ich den Brief las, weinte ich Freudentränen. Heute sind es Tränen der Trauer. Ich habe erst jetzt erfahren, daß dieses tapfere kämpferische Mädel vor eineinhalb Jahren ihren Kampf verloren hat.

Tanja

Du hast mich sehr beeindruckt und sehr tiefe Spuren bei mir hinterlassen. Du bist gegangen, aber 
wirst nie vergessen werden. Solange ich lebe, wirst Du in meinem Herzen sein und in meine Gedanken lebendig bleiben. Danke, daß ich Dich kennenlernen durfte.

Copyright Julietta Günther 

"Unsere kleine Farm" - 2017-12-18

Väterchen Frost hat das Land fest im Griff!

Die Hunde schliddern beim Ballspiel wie die Eishockeyspieler - sehr elegant auf ihren vier Pfoten.
Ich hingegen haben einen weniger anmutigen Spagat hingelegt, sehr zur Verwunderung meiner Vierbeiner. Ihre Verwirrung war perfekt, da meine unerwartete Sporteinlage von einem Überraschungsschrei meinerseits gekürt war.

Die Kuh auf dem Eis macht sicher eine bessere Figur als ich es heute morgen tat ;-)

Und hier noch ein paar frostige Schönheiten ...


 
 


Copyright Julietta Günther

Samstag, 16. Dezember 2017

"Unsere Kleine Farm" - 2017-12-16

"Schneeflöckchen, Weißröckchen ... " - Gestern Nacht fegten starke Winde um das Haus und es regnete stark. Heute morgen beim Blick aus dem Fenster traute ich meinen Augen nicht: alles war unter einer geschlossenen Schneedecke verschwunden.

 

Solche Überraschungen kenne ich schon aus früheren Jahren. Einmal kam ich morgens aus dem Haus und steckte bis zum Knie im Schnee. Damals waren Schneepflüge noch selten hier und obendrein wohnte ich damals in Halbhöhenlage in einer Siedlung mit vornehmlich Ferienhäusern. Allein unter weiter Flur, zumindest im Winter. Erschwerend kam noch dazu, daß die Strasse zum Haus eine achtzehn-prozentige Steigung hat. Ich war eingeschneit, keine Chance vom Berg hinunter zu kommen, geschweige denn, daß ich zur Arbeit kam. Nach zwei Tagen kam der Schneepflug. Doch er kam nur zur Hälfte die Straße hoch, dann rutschte er wieder rückwärts runter. Nach einigen Versuchen gab er auf. So blieb mir nichts anderes übrig in stundenlanger Arbeit mich und mein Auto auszugraben. Bedauerlicher Weise konnte ich damals nicht nach Deutschland zu meinen Jungs fahren. Heilig Abend sowie den ersten Weihnachtsfeiertage saß ich alleine im Haus ohne Baum, Weihnachtsessen - ich machte es mir trotzdem gemütlich und es wurde das erste Fest ohne meine erwachsene Kinder.



Die heftigen Schneefälle über Nacht haben mich schon öfters in überraschende Situationen gebracht oder auch zu Erheiterungen geführt. Wie schon beschrieben hatte die Zufahrtsstraße eine nicht unerhebliche Steigung. Im Winter kam ich oftmals nur zum Haus, wenn ich von weit unten Anlauf nahm und mit Karacho den Berg hinauffuhr. Aber das ging nicht immer so einwandfrei, manchmal kam auch ich nur zur Hälfte hinauf. Und dann ... rutschte ich auf den unregelmäßigen Steinpflaster rückwärts wieder hinunter. Das war jedes Mal ein Akt: links ging es einige Meter die Böschung runter und rechts waren Gartenzäune und Hecken. Einmal landete ich in Nachbars Hecke, das andere Mal touchierte ich mit den Firmenwagen ein Straßenschild und zerkratzte die ganze Seite des Wagens. Unten am Fuße des Hanges das Auto stehen lassen war keine Option. Es blieb nichts anderes übrig: das Auto musste rauf. Damals hat mir mein Gelerntes im Sicherheits-Training sehr gute Dienste geleistet.

Eines Neujahrs kam ich von Deutschland zurück, das Auto wie immer vollgepackt. Es war fast Mittagsnacht als ich ankam und vor mir lag eine unter zwanzig Zentimeter Schnee begrabene Straße, deren Begrenzung ich in der Dunkelheit nur ahnen konnte.  Der Kofferraum voll Lebensmittel, "Care-Pakete" aus Deutschland, die Gelüste nach heimatlicher Geschmacksrichtung stillen sollten oder solche Nahrungsmittel, die es hier nicht gab: getrocknete grüne Erbsen, Maultaschen, Laugenbrezeln, dunkles Brot, Miracoli (ich gestehe freimütig, daß ich sterben könnte für eine große Portion von diesem Fertiggericht), Winterjoghurt der heimatlichen Molkerei  usw. Auf jeden Fall konnten die Lebensmittel nicht im Auto bleiben. Also musste ich irgendwie hinauf! Das Blöde war, daß am Ende des Hanges die Straße eine fünfundvierzig Grad Biegung machte und die Straße nach der Kurve nochmals anstieg. Ich also Anlauf genommen, wieder runtergerutscht. Nach fast einer Stunde hatte ich es geschafft, bis zur Kurve hoch zu kommen - dann ... dann steckte ich fest. Rien n'es van plus! Nichts ging mehr vorwärts und nichts rückwärts. So musste ich das  Auto in der Kurve stehen lassen, was nicht so schlimm war, da in der gesamten Siedlung nur ich war.

Während ich begann, meine Habseligkeiten und meine Einkäufe auszuladen und durch den Schnee stapfend ins Haus brachte, kamen zwei dunkel gekleideteten Gestalten mit Taschenlampen den Hang herauf. Meine Rutschaktionen hatte die Polizei auf den Plan gerufen. Nachdem ich die Situation erklärt hatte, begannen die Polizisten mir beim Ausladen zu helfen. Voller Elan packte einer einen Karton mit Lebensmittel und ... mit einem Mal gab der Boden nach und der Inhalt fiel in den Schnee. Da lagen nun Kartoffeln, Nudeln, Dosen etc. wildverstreut in der weißen Pracht. Ich konnte mir das Lachen nur knapp verkneifen. Ehe ich mich versehen hatte, packten die Polizisten ihre beiden Schlagstöcke in den Schnee, darauf kam der Karton, sie packten die Lebensmittel wieder ein und zu zweit, an jedem Schlagstock ein Ordnungshüter brachten sie die Fracht ins Haus. Fand ich richtig süß! - Auch sehr nett fand ich es, daß sie mich die nächste Zeit in ihren täglichen Rundgang mit einbezogen und jeden Tag nach dem Rechten sahen. Die Polizei, Dein Freund und Helfer!

Die Zufahrtsstraße hatte jedoch nicht nur bei Schnee ihre Tücken, sondern auch bei Regen und Nässe. Die Straße bestand aus unregelmäßig großen Natursteinen und hatte einige nicht unerhebliche Kuhlen und Senken. Eines Tages, hörte ich an den immer wieder durchdrehenden Rändern, daß ein Wagen vergeblich versuchte hochzufahren. Irgendwann nahm der Fahrer des Fahrzeuges einen gewaltigen Anlauf, kurz darauf vernahm ich einen dumpfen Schlag und dann aufgeregte Stimmen. Ich sah aus dem Fenster und nun konnte ich mein Lachen nicht verkneifen. Ein Kleintransporter von der Straßenwacht hatte es nach oben geschafft. Doch der Schwung war wohl zu groß gewesen und jetzt steckte das Auto auf der anderen Seite im Graben. Drum herum stand der Trupp der Bauarbeiter und machten einen ziemliche ratlosen Eindruck. Richtig absurd wurde die Situation als sie versuchten, das Auto herauszuheben ... sie brachte eine geschlagene Ewigkeit bis sie ihren Wagen wieder frei hatten.

Nun aber zurück zu heute morgen. Schnee am Morgen - eine Wonne für meine Hunde-Rasselbande! Sie stobten durch die weiße Pracht. Manche rannten mit der Schnauze im Schnee, andere wiederum wälzten sich auf dem Rücken mit allen vier Pfoten gen Himmel. Sie hatten sichtlich Spaß.


Copyright Julietta Günther

Dienstag, 12. Dezember 2017

"Unsere kleine Farm" - 2017-12-12

... und hier haben wir noch ein kleines Flaschenkind. Felix, die Mutter hatte nach drei Wochen keine Milch mehr um ihre zwei Jungen zu säugen. Der zweite, stärkere Welpe hat dies leider nicht überlebt. Das kleine, schwächere Hundemädchen hatte einen sehr engen Bezug zu ihrem Brüderchen. Nach seinem Tod, lag sie meistens alleine in ihrer Kuhle. Ihre Mutter, eine sonst sehr fürsorgliche Hundemama hatte die Kleine längst schon dem Schicksal übergeben. Ich holte sie in den kalten Nächten herein und fütterte sie. Auch der kleine Zwerg brauchte noch den Körperkontakt und sie hatte schnell mitbekommen, wenn ich ins Bett ging. Erst quängelte sie neben dem Bett und irgendwie hatte sie es geschafft, ins Bett zu kommen und krabbelte unter die Bettdecke. Der kleine Wurm stützt sich dabei am Nachtisch ab und drückt sich mit dem Nacken hoch. Eine richtige Artistenakrobatik. Inszwischen ist das zu Bett gehen zu einem Ritual geworden, wie auch daß ich sie morgens wieder zu dem Rudel bringe.

Baba

Eine Handvoll Hund


Unsere beiden Handaufzuchten: Gomboc, die Waise und Baba, die kleinste

So süß Welpen sind, so wünschte ich doch, ich hätte das Geld meine Hunde sterilisieren und kastrieren zu lassen. Durch die letzten beiden Würfe habe ich nun acht (!) nicht sterilisierte Hündinnen. Garnicht auszudenken, wenn sie alle läufig werden ... von den Machtkämpfen der Rüden ganz zu schweigen. Eine Sterilisation kostet soviel. wie die Menschen hier an Sozialhilfe erhalten oder bezogen auf den Mindestlohn einen halben Monatslohn. Ein riesen Problem, nicht nur bei mir. Hinzukommt, daß Mischlinge, wie meine Hunde es sind, kaum Chancen haben hier einen neuen Besitzer zu bekommen. Es gab Interessenten, doch da hieß es dann "Mischlinge, nein danke, wir wollen nur reinrassige" Vor ein paar Jahren gab es noch die Kettenhunde. Das Gesetz ist inzwischen abgeschafft worden. Ich wollte keinen meiner Hunde in eine neue Umgebung abgeben, wo ich von vorne herein wusste, daß der Besitzer selber kaum etwas zu essen hat oder das Hündchen als Ketten- bzw. Zwingerhund sein Leben fristen wird. Hinzu kam auch noch, daß ich Hunde habe, die eines Tages ausgebüchst waren und miterleben mussten, wie ihre Geschwister und Mutter gejagt und erschossen wurden, Seitdem sind sie extrem scheu und lassen sich selbst von mir nicht freiwillig anfassen. Ich liebe meine Hunde, aber es sind zu viele und mehr dürfen es auf keine Fall werden... -nur wie, daß weiß ich nicht ...
 Copyright Julietta Günther

Mittwoch, 6. Dezember 2017

"Unsere kleine Farm" - 2017-12-06

Seit ich in Ungarn lebe, habe ich meine Liebe für Kürbisse entdeckt. Hier werden Kürbisse gebacken und mit Zucker bestreut. Eine andere Sorte wird zu Suppe mit Dill verarbeitete. Das Gemüse ist genial. Alles kann man davon verwenden: das Fruchtfleisch wird zu Suppe, Kuchen, Brot, Gemüse usw.. Aus dem Inneren, dem so genannten Engelshaar lässt sich eine superleckere Marmelade zaubern. Die Kerne sind getrocknet ein gesunder Snack, der zudem noch in der Naturmedizin gegen Würmer angewendet wurde. Sie sind natürlich auch die Basis für die neue Kürbis-Generation. Die Schale des Kürbissen werden zu Hundeleckerbissen,  gekocht unter das Futter gemischt; getrocknet als Leckerli oder roh - meine Hunde lieben nicht nur  Melonen sondern auch Kürbisse.

Und das war auch der Grund weshalb heute ein Kürbis "notgeschlachtet" werden musste. Einer meiner Hunde hatte sich in den Raum geschlichen, wo ich den Kürbis eingelagert  hatte. Ehe ich  mich versah, knabberte er ihn an und somit war er nicht mehr lagerfähig. Das bedeutete für mich unerwartete Mehrarbeit von immerhin vier Stunden bis ich den großen Runden verarbeitet hatte. Für die Hunde bescherte dies ein Festmahl. Mir hingegen "blutete" das Herz: es war mein letzter  Warzenkürbis! Das ist ein ganz toller Kürbis mit einen superleckeren Geschmack. Meine Freundin hatte ihn eigentlich nur als Deko und schenkte mir welche - als Dekoration. Nun denn, ich bin nun einmal neugierig und konnte mir nicht vorstellen, wieso so ein schöner Kürbis nicht essbar sein sollte. Ich versuchte einen kleinere. Paniert und gebraten wie Schnitzel, sowie als Püree. Das war so lecker, daß ich mir gleich noch eine Portion gemacht. Kürbis satt bis sie mir fast aus den Ohren kamen.

Ist das nicht ein wunderschöner Kürbis?



Am Abend machte ich mich noch über die Schüssel mit dem Kürbiskompott her. Dafür hatte ich das Engelshaar mit Vanille, Kardamon, Nelke und braunen Zucker gekocht und darauf kam ein Klacks Sahne oder Sauerrahm. Ich habe im Laufe des Abends  die ganze Schüssel ausgelöffelt.



Copyright Julietta Günther

Sonntag, 3. Dezember 2017

"Unsere kleine Farm" - 2017-12-03

Kleine Eindrücke von den Bewohnern unserer kleinen Farm





Little Sue

 












 
Bella auf der Katze oder Katze in Deckung ...

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Freitag, 1. Dezember 2017

Eines Nachts

Ein wunderschöner sonniger Tag und eine Einladung zu einer Geburtstagsfeier, herrliche Unterhaltung im Kreis von Freunden, Stunden voller Kurzweile, guter Gespräche und viel Lachen. - Gegen dreiundzwanzig Uhr machten mein Sohn und ich uns auf den Heimweh. Mit einem Lächeln im Gesicht fuhr ich durch die dunkle Nacht auf der fast leeren Autobahn und ließ meinen Gedanken freien Lauf. Mein Sohn war auf dem Beifahrersitz eingeschlafen. Kurz bevor ich die vorletzte Ausfahrt passierte, bog ein Streifenwagen mit Blaulicht auf die Autobahn. Ich fuhr die autoleere Autobahn entlang, die Schilder zeigten bereits unsere Ausfahrt an als ich am Horizont Blinklichter in allen Farben sah: blaue, gelbe, weiße und rote. Mir schwante nichts Gutes und ich musste Recht behalten. Wissend um die nächste Ausfahrt, fuhr ich geradewegs auf die Sperrung der Autobahn zu, ohne eine Chance die Strasse verlassen zu können. Nun stand ich da und vor mir tat sich im Licht meiner Scheinwerfer eine gespenstische Szene auf: ein weißes Auto stand quer auf der Autobahn, überall waren Blinklichter und zwischendurch huschten dunkle Gestalten durch die Szenerie. Während ich versuchte herauszubekommen, was da vor mir geschah, rannte eine Gestalt auf unser Auto zu und - ich hörte Schüsse und sah Mündungsfeuer. Instinktiv verriegelte ich das Auto. Erst als ich sah, daß es ein Polizist war, entspannte ich mich ein wenig. Der Ordnungshüter rief mir zu "Bleiben sie im Auto! Und lassen Sie das Licht an!" - "Ob der wohl glaubte, daß ich mich in die Schußbahn werfen will?" schoss mir durch den Kopf und sagte ihm "aber sicher doch!" Durch das Gespräch war mein Sohn aufgewacht und verschlafen wollte er wissen, was los sei. ... Gute Frage!?! -

Wir duckten uns immer tiefer in die Autositze und ich lugte nur zur Vorsicht etwas über das Armaturenbrett. Um uns herum schossen mehrere Gestalten, die durch die Nacht rannten. Eine surrealle Szenerie. Mir schossen die schlimmsten Befürchtungen durch den Kopf und ich schickte Stoßgebete gen Himmel, daß wir dies heil überstehen. Irgendwann gesellte sich neben uns ein anderes Auto. Vermutlich war danach die Autobahn hinter uns gesperrt worden, denn es folgte kein weiteres Fahrzeug nach. Nachdem das zweite Auto ebenfalls die Fahrbahn vor uns beleuchtete, konnte ich etwas mehr erkennen: der weiße Wagen hatte einen eingedrückten Kotflügel und war vermutlich nicht mehr fahrbereit. Hinter und davor standen weitere Autos kreuz und quer, normale Personenwagen, Polizeiautos und Krankenwagen, sowie noch weitere für mich nicht klassifierbare Fahrzeuge mit den unterschiedlichsten Blicklichtern. Personen rannten über die Bahn und schossen scheinbar wahllos in die Nacht. Irgendwann sah ich, was der Grund dieses Spektakels war: ein Wildschweineber rannte zwischen den Autos umher. Polizisten versuchten mit ihren kleinen Pistolen das Tier zu erlegen, Der Eber war wohl schon mehrfach getroffen, in Panik drehte er sich um und machte nun seinerseits Jagd auf die Schützen. Nun rannten die Polizisten vor dem Tier her. Einem kam das Wildschwein bedenklich nahe, als dieser sich mit einem Sprung über die Motorhaube des weissen Autos erstmals ins Sicherheit brachte. Die Situation war so absurd, daß ich einfach lachen musste.

Wir saßen in den Auto, inzwischen standen wir bereits eineinhalb Stunden und beobachteten das spezielle Movie. Meine Blase drohte zu platzen und ich wusste schon garnicht mehr, wie ich es mir noch verkneifen sollte. Wieder kam ein Polizist auf unser Auto zu und fragte, ob alles in Ordnung sei. Ich meinte, im Prinzip schon, aber ich müsste dringend für "kleine Königstiger" - Der Polizist sah sich suchend um, meinte "kommen Sie" und geleitete mich mit der Pistole schussbereit im Anschlag zum Straßengraben. Ich erleichterte meine Blase, währenddessen keine zwei Meter der Schütze angestrengt über die Felder in die schwarze Nacht sah. Noch mit offener, halb heruntergelassener Hose hechtet ich wieder ins Auto. Männer haben es da doch einfacher, denn selbst im Auto war es garnicht so einfach sich wieder komplett anzuziehen.

Das Licht meines altersschwachen B-Kadett durfte ich jetzt ausschalten. Doch nun standen wir in völliger Dunkelheit und langsam stieg die Müdigkeit in mir auf. Mein Sohn war inzwischen wieder eingeschlafen, unbeeindruckt dessen, dass noch immer Schüsse durch die dunkle Nacht hallten. Es war halb zwei in der Nacht als der Spuk ein Ende fand und die Polizei die Fahrt wieder frei gab.

Der Wagen neben mir setzte sich in Bewegung und - mein Auto gab keinen Ton mehr von sich! Na Klasse, die Batterie war leer! -  Der nächste Polizist, der nun ans Auto kam, war nicht mehr so freundlich, sondern schnauzte mich an, warum ich denn nicht losfuhr, Als ich ihm sagte, dass meine Batterie schlapp gemacht hat und ich ihn um Starthilfe bat, bekam ich als Antwort, dass ich auf den Abschleppwagen warten musste. Sie schoben mein Auto an den Straßenrand. Da kam erst Recht Freude bei mir auf: Hundemüde und als alleinerziehende Mutter nicht gerate mit voller Geldbörse gesegnet, harrte ich auf die Dinge, die da kommen würde, während in mir die Gehirnwindungen ratterten und rechneten.

Eine gefühlte Ewigkeit später kam der Abschlepper. Der weiße Wagen wurde die Rampe hochgezogen und ich wurde hinten angehängt. Wir fuhren an dem Ort des Geschehens vorbei. Am Fahrbahnrand sah ich die tote Rotte liegen: vier ausgewachsene Wildschweine und fünf Ferkel. Sinnigerweise fuhr der Abschleppwagen in entgegengesetzter Richtung zu meiner Fahrtrichtung. Irgendwann sprang mein Wagen an, ich wurde abgehängt. Nach einem kleinen Ovolus konnte ich meine Heimfahrt fortsetzen. Morgens um halbvier kamen wir hundemüde (zummindestens ich) zu Hause an.


Copyright Julietta Günther


"Unsere kleine Farm" - 2017-12-31

Silvester! Wir wollten zum dörflichen Ball gehen - doch manchmal kommt es anders als geplant ... mich hat ein Magen-Darm-Infekt außer Gefecht gesetzt und bereits um 17.30 Uhr kippte ich ins Bett. Mein Männe hingegen, dem sonst am Tag des Jahreswechsels meistens bis spätestens um 22 Uhr die Lichter ausgingen und er das Neue Jahr schnarchend begann - er blieb dieses Jahr munter. Verkehrte Welt ...

Pünktlich kurz bevor das Feuerwerk begann wurde ich wach. Gerade noch rechtzeitig, um Neujahrswünsche bei einem Schlückchen Sekt auszutauschen. (Mein Magen rebellierte noch immer und im Darm grummelte es). Dann hieß es auch schon "Ab zu den Hunden" und Feuerwerk anschauen.

Buddy (Schäfer-Mix) und Jojo (Foxi) haben panische Angst vor der Knallerei. Sie müssen beruhigt werden, damit sie nicht total ausflippen, Schnappatmung bekommen oder hysterisch an der Leine zerren. Ohne angebunden zu sein, wären sie auf nimmer Wiedersehen auf und davon. Hingegen reagieren Balou und Zimba total verstört. Die Beiden hatten miterlebt, wie Jäger ihre Mutter und Geschwister erschossen haben. Sie kläffen zwar, aber verfallen in eine Art Erstarrungszustand. Die anderen Hunde reagieren mehr oder minder nur mit Gebell, es sei denn es geht in unmittelbarer Nähe eine Rakete hoch. Dann flippen auch sie und sind kaum zu bändigen.

Die letzten Jahren habe ich Silvester oder bei sonstigen Feuerwerken bei dem Rudel verbracht. Mit Autogenen Training habe ich mich selber entspannt und dies versucht auf die Hunde zu übertragen. Ich hatte letztes Jahr schon Erfolge damit erzielt und konnte die Hunde damit beruhigen.

Dieses Jahr habe ich das noch etwas ausgeweitet. Meine Hunde bekamen Futter satt, bis der Ranzen spannte. Ich dachte mir, daß wenn sie vollgefuttert sind, sie keine große Lust mehr haben, aus ihrem warmen Schlafplatz zu kommen. Es hat ganz gut funktioniert, denn die Stunden vor dem Feuerwerk ließen sie sich kaum davon beeindrucken.

Mitternacht und die ersten Raketen stiegen gen Himmel, ich stand auf der Terrasse und schaute mir das Feuerwerk an. Dieses Jahr war es ein beeindruckendes Spektakel. Die Luft war klar und die Weitsicht phänomenal. Auf die Weise konnte ich mit meinem 180° Rundblick mehr als hundert Ortschaften mit ihren Feuerwerken beobachten. Der Wind stand gut und der Geräuschpegel war erstaunlich gering. Die Hunde standen um mich herum. Sobald ich bemerkte, daß einer auf die Böller reagierte, warf ich ein paar Taps zwischen sie. Sofort ließen sie sich ablenken, machten sich ans Schnüffeln und Fressen. Irgendwann lagen sie entspannt da und das Feuerwerk war ihnen Schurz ...

Ein recht entspannter Beginn des Neues Jahres!

Copyright Julietta Günther

Samstag, 25. November 2017

"Unsere kleine Farm" - 2017-11-25

Heute ist bei unseren Tieren "Red Nose Day"!

Meine Freundin hat heute ihren Garten gesäubert, die letzte Ernte eingebracht und ich bekam die Reste für die Viecher: Kohlrabiblätter, Karottengrün, Paprikapflanzen usw.. Unter dem"usw" waren auch jede Menge kleiner Rote Beete Knollen und einen ganzen Sack voll Blätter. Ein Festschmaus für alle Tiere. - Nun haben alle rosarote Schnauzen. Weißer Hase mit Rosa Nase, Ziegen mit roten Schlappermäulern, Schafschnauzen rosa eingefärbt.- Bei den Hunden hätte die Futterergänzung beinahe den Tierarzt auf den Plan gerufen. Den Hunden koche ich immer die Schalen von Kartoffeln, Kohlblätter, Kartoffeln oder sonstige Gemüsereste, so eben auch die kleinen rote Beete Knollen und die Blätter. Diese Gemüsereste mische ich unter das Trockenfutter. Die Hunde lieben das. Wenn dann auch noch gekochte Hühnerköpfe, -Füße, -flüchtel dabei sind, sind die Futternäpfe ratzfatz leer. Nun wenn das Futter an der einen Stelle aufgenommen wird, kommt es an einer anderen Stelle wieder raus. Natürlicher Vorgang! Rote Beete im Futter und ich bekam einige Stunden später einen Schreck: "Hunde haben Blut im Stuhl!"  --- irgendwann nachdem sich der erste Schrecken gelegt hat, kam mir in den Sinn, was sie gefressen hatten --- - Irren ist menschlich! ;-)

... und hier noch ein paar Gartenimpressionen ...

Erdbeerblüte im November

Die letzten Rote Beete Rüben sowie der Wintersalat, gleichermassen der erste Kopfsalat im kommenden Jahr
Ein Farbtupfer im trüben Winterwetter



Copyright Julietta Günther

Freitag, 10. November 2017

"Unsere kleine Farm" - 2017-11-10

Die Vögel ziehen gen Süden!

Vor kurzen zogen riesige Schwärme Stare über uns hinweg, Schwärme, wie große schwarzeWolken, die in Wellen über den Himmel zogen und scheinbar ständig ihre Richtung änderten.

Nun krächzen Vogelformationen am Himmel, oft kilometerweit zu hören und manchmal nur als  winzige Punkte in weiter Ferne zu erkennen. Woher sie wohl kommen und wohin sie fliegen. Wildgänsen und Kraniche auf dem Weg in den Süden, fast möchte ich ihnen zurufen "Nimmt mich mit. Wartet auf mich und laßt mich auf Euren Flügeln mitfliegen." - In mir steigt Fernweh auf, Erinnerungen an meine Reisen auf den afrikanischen Kontinent kommen mir in den Sinn. - Ich stehe am Boden und mit wehem Herzen sehe ich ihnen nach bis sie in den Ferne verschwinden.

Fasziniert beobachte ich die Formationen. Die Vögel formierten sich wie eine Pfeilspitze. Ein Vogel flog an der Spitze, eine abgetrennte Gruppe bildete die Nachhut und interessanter Weise flogen in jedem Schwarm vier Tiere separat. Wer weiß, vielleicht sind sie die Flug-Kommandozentrale?

Als ich hier her kam, war ich anfangs etwas verwirrt: Vögel, die in Deutschland das ganze Jahr sind, überwintern hier.  Kürzlich kamen die Meisen. Nach all den Jahren, die ich hier lebe, sind inzwischen die kleinen Sänger für mich Boten aus der alten Heimat.

Immer mehr Meisen und Spatzen kommen an - doch längst sind es nicht mehr so viele wie vor ein paar Jahren. Traurig! Viele dieser kleinen Sänger sind von der Welt verschwunden, an manchen Tagen ist die Stille schmerzhaft spürbar und ich vermisse, das oft ohrenbetäubende Morgenkonzert von früher. Dieses Jahr tauchten seit Jahren wieder ein paar wenige Schwalben auf, doch auch diesen Sommer blieben die meisten Storchennester leer. Als ich Mitte der achtziger Jahren das erste Mal nach Ungarn kam, begeisterten mich die Dörfer in denen auf nahezu jeder Strassenlaterne ein bewohntes Storchennest war. Lange her, längst schon Geschichte und es wird vermutlich nie wieder so werden. Damals gab es auch noch Graureiher - ja damals ...

... und heute? Immer weniger Vögel und von den Bienen will ich lieber garnicht reden. Drei Jahre hintereinander blieben die meisten Blüten der Obstbäume unbefruchtet. Es fehlten die kleinen fleißigen Insekten.

Aber zurück zu den Wildgänsen und Kranichen. Ich las, daß die Vögel sich an der Sonne, den Sternen und dem Magnetfeld orientieren. Was ich aber am meisten erstaunt hat, daß sie meistens nachts fliegen. Eigentlich müssten die Tiere nach meinem Verständnis sich ständig verfliegen, bei so vielen Fremdlichtern der Städten und Autos. - Bei mir ist es gerade anders herum: ohne die Fremdlichter wäre ich nachts vermutlich gänzlich aufgeschmissen.

Manchmal frage ich mich sowieso, wer ist eigentlich der Schlauere? Die Tiere oder wir Menschen? Wenn ich meine Tierschar so anschaue, dann bin ich mir manchmal garnicht so sicher. Die Tiere wissen genau, was sie fressen können und was nicht. Wir Menschen haben da deutlich ein Defizit. Unsere "dummen" Hühner wissen ganz genau, daß in meiner Jackentasche eine Tüte mit Hundefutter steckt. Sobald ich nur die Hand hineinsteckte, steht Hahn und Huhn neben den Hütehunden und passen auf, daß sie etwas ergattern können.  Die "dumme" Gans kennt den Ausgang zur Außenweide und wartet darauf, daß ich einen Augenblick nicht auf sie achte und sie nach draußen entwischen kann. Das hat schon Methode! Witzig finde ich es,  wenn ich sie auf ihrem Weg ertappe. Dann nämlich macht sie einen auf harmlos und wechselt ganz unbeteiligt die Richtung - bis - ja bis ich ihr wieder den Rücken zudrehe ... Raffiniertes Vieh!

Die Schweine kletterten an der Stallwand wie auf einer Leiter empor, um dann über das Dach des Schweinestalls zu laufen und auf der anderen Seite außerhalb des Geheges wieder runterzuklettern, dann schwabbelten sie unter dem Aussenzaun durch, ab ins Maisfeld und ich bekam Ärger mit dem Nachbarn. Sämtliche Versuche sie davon abzuhalten scheiterten. Jede Möglichkeit, die wir ihnen nahmen, quittierten sie mit einer neuen Ausbruchsvariante. Nach ein paar dieser unerwünschten Ausflüge, hatte ich es spitzbekommen, daß die Tiere sich vor ihrem Ausflug "unterhielten" und ich konnte rechtzeitig eingreifen. Allerdings bei einem der letzten Sauausflüge, stand Sau auf dem Dach, während ich durch das ebensolche brach und auf dem Wildschweineber landete! Resultat: Einhundertdreißig Kilo Sau verschwand lockerflockig und recht elegant durch ein 30x30 Zentimeter großes Loch in den darunterliegenden Stall, während ich mir mehrere Rippen brach, eine Niere quetschte, die Schulter auskugelte und obendrein noch zappelnd auf dem Eber stehend versuchte mich wieder durch das Dach nach oben zu stemmen. Keine Frage, wer da die bessere Figur machte ...

Copyright Julietta Günther

Mittwoch, 1. November 2017

"Unsere kleine Farm" - 2017-11-01

Heute ist Allerheiligen.

Als ich vor vielen Jahren das erste Mal in dieser Zeit hier war und in der Dunkelheit durch die Dörfer fuhr, wunderte ich mich. Überall gab es Gebiete, die hellerleuchtet waren und noch in weiter Ferne zu sehen waren. Ich wusste in der Nacht nicht so richtig etwas damit anzufangen und schob es auf einen Halloween-Brauch. Doch am nächsten Tag bemerkte ich meinen Irrtum. Die hellerleuchteten Gebiete waren die Friedhöfe. Die Ahnenverehrung in dem Ausmaß wie hier war mir fremd. In der Zeit vor dem ersten November ziehen die Familienangehörigen zu den Gräbern ihrer Verstorbenen und legen dort Blumen nieder. Die vielen Lebenslichter erhellen dann die Nacht. Es herrscht ein regelrechter Pilgerzug zu den Friedhöfen und nicht selten fahren die Menschen mehrere hundert Kilometer, um auf den Gräbern ihrer Ahnen Blumen niederzulegen, ein Lebenslicht anzuzünden und ihrer zu gedenken. Ich weiss nicht, ob es in Deutschland auch so stark ausgeprägt ist. Doch ich weiss, dass in meiner Familie keiner mit der gesamten Familie fünfhundert Kilometer weit fahren würde, um ein Grab zu besuchen. Ich habe dazu meine eigene Philosophie: lieber huldige ich jeden Tag meiner verstorbenen Lieben in meinen Gedanken und Tun, als an einer für mich doch anonymen Stelle Blumen nieder zu legen. Für mich etwas surreal. Aber der Tod hat sowieso etwas Surreales. Wie auch immer. Jeder soll nach seiner Facon glücklich werden und jedem sei sein Glaube, der im Halt und Sicherheit gibt.

Doch so sehr die Ungarn ihren Ahnen huldigen, so pragmatisch sind sie auf der anderen Seite. Ehrlich gesagt, an diesen Pragmatismus musste ich mich hier erst gewöhnen ...

... denn Feiertag, heisst freier Tag ... doch anders als in Deutschland, wo an einem Feiertag teils gespenstische Ruhe sich über die Orte legt, herrscht hier lebhaftes Treiben: dort eine Motorsäge, hier das Geräusch einer Bohrmaschine, an einem anderen Ort ist man fleißig dabei ein Haus abzureißen. Als ich in den ersten Jahren mal sagte, dass ich mich darüber wundere, daß am Feiertag die Motorsense oder der Rasenmäher läuft, bekam ich eine erstaunte Antwort: "Wann soll ich denn das sonst machen, wenn nicht an meinem freien Tag". - Recht hatte er! Längst habe ich mich daran gewöhnt, daß am Sonntag und Feiertag von irgendwoher Motorgeräusche erklingen und die Menschen in ihren Gärten werkeln. Auch muss ich gestehen, daß ich dies reichlich entspannt finde und mich inzwischen darüber wundere, wieso in Deutschland die Menschen sich selber so viele eigene Grenzen auferlegen.


Copyright Julietta Günther

Montag, 30. Oktober 2017