Mittwoch, 30. Mai 2018

"Unsere kleine Farm" - 2018-05-30

Hilfe, ich habe das Wollfieber! Irgendwo habe ich mich massiv infiziert und das"Schlimme" ist, es geht in Sucht über. Es begann damit, daß ich mich in die Walliser Schwarznasen Schafe verliebt habe. Dann chattete ich mir einer Freundin darüber, was sie mit ihrer Schafwolle macht, erzählte ihr von den Schwarznasen. Sie wollte ein Vlies von diesen Schafen zu einem Fell filzen. Ich bekam welche angeboten. - Seltsam wie einem das Schicksal die Bälle zuwirft! - Kurz daraus hatte ich das Auto voller Vliese. Meine Freundin wollte ein Zackelschaf zu Fell verfilzen, ich habe solche Schafe. Dann begann ich meine eingelagerten Vliese zu waschen und nun - bin ich hochgradig am Wollfieber erkrankt ...

Mal experimentierte ich mit der Waschmethode der Fermentierung. Dabei werden die Vliese (die Schafwolle nach der Schur - das ausgezogenen Mäntelchen des Schafes) lediglich in einen verschliessbaren Behälter in Wasser gelegt. Bakterien sorgen dann dafür, daß die Wolle fettfrei gereinigt wird. Es entseht eine stinkende braune Brühe, die sehr an Kloake oder Jauche erinnert. Nun immerhin kann sie auch als Dünger verwendet werden. Sieht übel aus, stinkt noch übler, aber erstaunlicher Weise verfliegt der Gestank beim Trocknen und die Wolle riecht danach nur noch nach Wolle, auch verliert sich die seltsame grau-braune Farbe.

Das andere Mal wusch ich mit Soda. Als das Ergebnis mich nicht überzeugte,  wusch ich mit Holzasche oder Efeu. Efeu hatte den Nachteil, daß er sich in der Wolle verhedderte. Ich war nicht auf die Idee gekommen, diesen in einen Socken zu stecken und so musste ich die Blätter aus meiner gewaschenen Wolle pulen.

Dann wurde der Wäscheständer zum Wolltrockner umfunktioniert. Das Waschergebnis sah sehr verfilzt aus. War es aber nicht. Ich zupfte die Wolle auseinander, heraus kam ein fluffiges Etwas und damit war es um mich geschehen.


Jetzt liegen überall im Garten Vliese zum Trocknen, es sammeln sich die flauschigen Wollbälle. Inzwischen steht bereits das erste Glas mit einem Färbeexperiment auf dem Tisch. Gestern hatte ich allerdings das Pech, daß der Wind in mein Flauscheball blies und dann hatte ich kleine Wollmäuse in den Obstbäumen und auf dem Rasen liegen.

Das wird zur never ending story. Ich bin total verliebt in Wolle. 😍😍😍

Copyright Julietta Günther


Donnerstag, 10. Mai 2018

"Unsere kleine Farm" - 2018-05-10

Ich bin absoluter Neuling was das Melken anbelangt. Prinzipiell stehe ich auf dem Standpunkt: was ich nicht kann und brauche, daß kann ich auch lernen. Also ich ran an die Ziege! Fragt sie besser nicht was sie von meinen erst ziemlich unbeholfenen und erfolglosen Melkversuchen hielt. Ich zog und zuppelte, keine Milch kam, stattdessen schaute mich die Ziege vorwurfsvoll an. Einer Ziege  war das wohl zu bunt. Sie drehte ihren Kopf und zwickte mir in meinen Allerwertesten. Irgendwann hatte auch ich verstanden, wie das Melken funktioniert und dabei auch gleich heraus gefunden, daß Euter nicht gleich Euter ist. Mittlerweile habe ich für jede Ziege eine individuelle Melktechnik. Es klappt recht gut. Die Ziegen kommen inzwischen sogar von selber und fordern mich mit ihrem Gemeckere auf, sie zu melken. Hin und wieder bekomme ich noch einen Kniff oder es leckt mir eine das Ohr ab. Aber was soll's, dafür habe ich leckere Ziegenmilch, zu dessen Fan ich geworden bin. Früher hatte ich mit Ziegenmilch den strengen Ziegenbockgeschmack verbunden. Inzwischen weiss ich, daß die Milch der Ziegen ganz und garnicht nach Bock schmeckt, sondern etwas süßlicher als Kuhmilch. Seitdem trinke ich meinen Morgenkaffee nur noch mit Ziege.

Wenn man schon eigene Ziegenmilch hat, was liegt dann nicht näher als sich auch gleich mit der Käseherstellung zu befassen? Nun habe ich noch nicht heraus bekommen, wo ich hier Lab herbekommen kann und so säuerte ich die Milch erst mit Zitrone, dann mit Essig an. Die Ergebnisse konnten sich sehen lassen. Es kam ein ganz feiner milder Frischkäse heraus. Dann las ich im Internet, daß früher Pflanzen dazu verwendet wurden, zum Beispiel das Laubkraut oder Ananas. Neugierig wie ich bin, gleich Labkraut aus dem Garten geholt. Ergebnis dauerte zwar länger, aber war ok. Kleine Käsebällchen geformt und ab damit in Kräuteröl oder Salzlake.

Lecker! Mein Männer hingegen hat meinen Käse erst einmal kritisch beäugt und sehr zaghaft probiert. Wie sagt ein deutsches Sprichwort: "Was der Bauer nicht kennt, das frißt er nicht".

Dazu fällt mir eine Episode ein. Bei uns in der Stadt hatte ein Thailändisches Restaurant eröffnet. Durch meine Eltern kannte ich einiges aus der thailändischen Küche. Ich wollte unbedingt das Restaurant ausprobieren. Mein damaliger Freund kam mit. Seines Zeichens "typischer Beamter", der damals noch nie im außer deutschsprachigem Bereich Urlaub gemacht hatte. Für ihn war die thailändische Küche so fremd wie sie nur sein konnte. Schon auf dem Hinweg hörte ich immer wieder "ob mir das auch bekommt?" ... Zweifel über Zweifel und schon im Vorfeld mit Vorurteilen gespickt "essen die auch Hund?" ... Ich war kurz davor, die Freude auf ein Essen beim Thai zu verlieren. Aber ich hatte Hunger und so schaltete ich temporär auf Durchzug. Das Essen war lecker. Genussvoll machte ich mich an mein Mahl. Mein Freund stocherte anfangs auf seinem Teller herum und inspizierte jedes einzelne Bestandteil, als wolle er es sezieren.  Nachdem er nach einer Weile bemerkte, daß ich mich mit sichtlichen Wohlbefallen an meinem Mahl labte und  nach geraumer Zeit noch immer nicht tot vom Stuhl gefallen war, beschloss er nun seinerseits auch zu essen. Kurze Zeit später hörte ich dann von ihm, reichlich verwundert "Das schmeckt ja richtig gut!" ... und ich dachte nur "o ha! Da ist jemand aufgewacht" Irgendwann waren die Teller leer, der Nachtisch verputzt, die Gläser leer und wir machten uns auf dem Heimweg. Auf der Heimfahrt vernahm ich "bis jetzt geht es mir gut, hoffentlich ist es mir auch bekommen und ich habe morgen keine Sch...! Und ich dachte "O mein Gott, das darf doch nicht wahr sein!" - war es aber! - Der Abschuss kam aber noch. Längst gehen wir getrennte Wege. Er ist inzwischen mutiger geworden und traut sich hin und wieder in fremde Länder. Unlängst trafen wir uns, nach nun mehr über zwanzig Jahren. Und was hörte ich in den ersten zehn Minuten? "Erstaunlich, daß mir damals das Essen beim Thailänder bekommen ist und ich keine gesundheitlichen Probleme bekam" ---- GRRR! Wäre irgendwo in der Nähe ein Tischtuch gewesen, hätte ich hinein gebissen! --- So beschränkte ich mich darauf schallend zu lachen und zu fragen "warum hätte es Dir nicht bekommen sollen?"

Copyright Julietta Günther

Dienstag, 8. Mai 2018

"Unsere kleine Farm" - 2018-05-08

Es schneit! 

Gestern sah es so aus:
Die Akazien oder genauer gesagt, die Robinie oder auch Falsche Akazie stehen in voller Blüte. Ein süsser Honigduft zieht über das Land.




und heute
liegt die Blütenpracht am Boden

Copyright Julietta Günther

Samstag, 5. Mai 2018

"Unsere kleine Farm - 2018-05-05

Rasend schnell und im Zeitraffer rast der Frühling vorbei. Kaum blüht etwas, schon ist die Pracht wieder vorbei. Drei Tage gelbe Wiesen voll mit Löwenzahnblüten. Kaum eine Woche erfüllt der Fliederduft die Luft, schon vergeht er und wird von dem Honiggeruch der Akazien abgelöst. Dieses Jahr ist es irre schnell. Ich bekam nicht einmal mit, daß unsere haushohen Aprikosenbäume blühten. Selbst bei den meisten der mehrere hundert Apfelbäume, konnte ich die Baumblüte nicht geniessen. Dabei hatte ich so darauf gewartet. Ich ging durch die Reihen und verblüfft bemerkte ich, daß einige Fruchtansätze dran hängen. Offensichtlich waren selbst die Bienen überrascht über das Tempo, das dieses Jahr die Natur an den Tag legt. Scheinbar wollte Mütterchen Natur die vier Wochen Verspätung mit dem Eilexpress wieder aufholen. Schade. Ich freue mich jedes Frühjahr darüber wenn  die Bäume aus dem Winterschlaf  kommen, die Tulpen ihre Köpfe zeigen und die Pfingstrosen duften. Doch viel zu schnell und kaum Zeit zu geniessen ...

... und zu ernten. Inzwischen stapeln sich in meiner Gefriere Unmengen von Tüten mit Erntegut, daß ich nicht zeitgenau verarbeiten konnte. Innerhalb einer Woche kamen so mehrere Kilo Bärlauch, Tüte um Tüte Löwenzahnblüten, Flieder- und Akazienblüten zusammen. Meine Küche ähnelt einem Gläserdepot, in dem zusätzlich noch etliche Kilo Zucker lagern. Es wird wohl zu einer Crashaktion werden, um aus meiner Ernte Sirup, Pesto, Kräuterbutter, Gelee und dicken Sirup zu machen. Der Rhabarber schreit nach Ernte, die erste Runde Mangold ist bereits im Gefrierschrank. Es eilt und die Natur rennt mir davon. Anfang April noch minus 20 Grad, nun 30 Grad plus. Wieder kein Regen in Sicht. Dicke Risse zieren den Boden. Meine Paprika-, Kürbis, Zucchini-, Tomatenpflanzen sind noch nicht im Boden. Erst die Kälte, nun die Hitze. Und jetzt beginnen bereits die Rosen und der Holunder zu blühen. Gestern aß ich die ersten Kirschen. Irre nicht?

Mein ganzer Stolz: mein Gemüsegarten. Mangels Platz habe ich Reihen in einander gesät: die Salatpflanzen, die ich im Herbst eingesät hatte, zwischen die Erbsen und die Rote Beete. Zwischen Mangold, wächst Petersilie, Liebstöckel und Estragon. Zwischen den im Herbst gesteckten Zwiebeln wurden Karotten gesät. Das Resultat ein wilder Mix an Blattfarben und Formen.





Copyright Julietta Günther