Freitag, 5. Januar 2024

Blauer See

Wenn Feiertage anstehen, wird gewienert und gebohert, sprich alles soll blinken und blitzen. Inmitten Renovierungsarbeiten ein nicht ganz einfaches Unterfangen. Ich begann in der Küche. Obwohl die Tür schon geraume Zeit eingebaut ist, meldet sich der Wandabbruch mit zäher Energie immer wieder durch dicke Staubschichten zurück. Die Waschmaschine lief und ich schrubbte Schränke und Boden. War fast fertig, als ich beschloss eine Kaffeepause einzulegen. Just als ich mich im Esszimmer auf einen Stuhl setzte, vernahm ich aus der Küche einen lauten Schlag und das zerbersten von Tellern und Geschirr. Es wäre untertrieben, jetzt zu sagen, mir schwante Schlimmes. 

Kaum kam ich in die Küche, entglitt mir ein "O  Ha!". Das Bild was mir in der Küche bot, übertraf so ziemlich alles. Fassungslos begann ich schallend zu lachen. Auf einem der Küchenunterschränke hatte ich einen grossen Oleander zwischengelagert, um ihn vor dem Frost zu schützen, dann hatte ich mir eine grosse Kanne Tee gemacht und die Tasse daneben gestellt. Ferner stand noch eine sechs Liter Flasche mit flüssigem Waschmittel. An sich schon ein seltsames Stillleben.

Die Ursache des Kraches: aus irgendeinem Grund hatte der Sockel vom Küchenschrank nachgegeben. Und der Schrank war umgefallen.

Der Oleander hatte das Fliegen gelernt, der Topf war zerbrochen, die schwarze Erde grosszügig verteilt. Der Tee bildete eine rötliche Pfütze, in der die Scherben von Kanne und Tasse schwammen. Die Schranktür hatte sich geöffnet und sämtliche Backutensilien verteilten sich. Die Puddingformen, wie roter Elefant und weisser Esel schwammen hingegen auf dem herrlich großen, blauen See aus Flüssigwaschmittel, das langsam unter die Schränke und Waschmaschine kroch. Alles floss ineinander, schwarze Blumenerde, rötlicher Tee und blauer See. Einer meiner Hunde war neugierig. Er geriet in den See, dabei rutschtem ihm alle Füsse weg. Zurück wählte er eine  Umweg ausserhalb der Sees, lief dabei noch durch die schwarze Blumenerde 🙈. 

Ich fischte erst einmal alles aus der Erde und dem Tee, was noch zu retten war. Tapte dabei auch in die schwarze Blumenerde. Wem einmal ein Blumentopf mit feuchter Blumenerde runter gefallen ist, der weiß, was das alleine für eine Schweinerei ist. 

Dann stellte ich den Schrank wieder auf, der prompt wieder umfiel. Also raus, Ziegelsteine geholt, untergelegt. Jetzt steht er, aber nicht sonderlich stabil. 

Langsam Schritt für Schritt arbeitete ich mich vorwärts. Am blauen See angekommen, begann ich ihn aufzuwischen. Dabei musste ich aufpassen, dass ich nicht hinfiel. Die Küche hatte sich in eine verflixt glitschige Rutschbahn verwandelt. Gute zweihundert Liter Wasser  und zwei Stunden später konnte ich mich einigermaßen sicher wieder in der Küche bewegen. 

Es gibt einfach Tage, da sollte man sich still in eine Ecke setzen und dort bleiben ... und um Himmels Willen nichts anfassen!

Als ich meiner Freundin von dem Intermezzo erzählte, meinte sie ganz trocken :"Warum hast du keine Müllschippe und einen Eimer genommen und das Ganze dort reingekippt?" 🤔 

Ja warum wohl? Manchmal kommt man auf das Naheliegende zuletzt! 

Und warum einfach, wenn es auch umständlich geht😂.


Copyright Julietta Günther 


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