Dienstag, 6. Juni 2017

"Unsere kleine Farm" - 2017-06-06

Wasser marsch!!!

Heute kam der Tankwagen des hiesigen Wasserwerkes und hat meiner Zisterne mit einigen Kubikmeter Wasser neues Leben eingehaucht. Jippieh jippieh Jeeh! - Wasser schleppen ist eindeutig nicht mein Ding. Gestern habe ich auch noch rund siebzig Liter in Kanistern mit der Schubkarre den Berg hochgeschoben. Dazu muss ich aber anmerken, dass ich auf dem Weg eine gute Bekannte traf und sie bestand darauf, mir zu helfen und so schoben wir abwechselnd immer einige Meter. Frauenpower und ungarische Hilfsbereitschaft - letzteres suchte ich gestern bei den Herren der Schöpfung vergeblich. Da kamen nur blöde Kommentare!

Auf jeden Fall habe ich heute Vormittag erst einmal alle Tiere mit reichlich Trinkwasser versorgt. Der gestrige Tag hatte es in sich und gestern Abend soffen die Vierbeiner schon wie die Löcher. Allein Caesar, unser Kaukasier, trank drei Liter. Aufgrund dieser Erfahrung habe ich mich heute nicht mit den üblichen Trinknäpfen begnügt und gleich große Eimer hingestellt. Und die waren ratz fatz leer. Als ich mit meiner Tränkaktion fertig war, fehlten in der Zisterne rund dreihundert Liter. Dann allerdings ging mir ein Kronleuchter der eigenen Dummheit auf! - Ich hatte so an die Tiere gedacht, dass ich mich vergessen hatte. - Anstatt für den Haushalt Trinkwasser abzufüllen, hatte ich das komplette Wasser in die Zisterne laufen lassen. Genial daneben! - Denn was musste ich nun tun? - Genau! - Wieder Wasser schleppen! Also wieder in den Ort getigert, dieses Mal fluchte ich innerlich - ein Gutes hatte die Aktion aber dann doch noch: ein Einkehrschwung bei meiner Freundin bescherte mir ein Stück frischgebackenen Kirschkuchen, eine Tasse Kaffee, ein Plausch und eine willkommene, viel zu seltene Auszeit. - Der Kuchen war lecker, das Gespräch interessant informativ und das Ganze: "aber bitte mit Sahne!" ;-)
So wurde mir unerwartet meine Gedankenlosigkeit versüßt.

Kleine Anmerkung am Rande: heute morgen rief die Abdeckerei an und fragte nach dem toten abzuholenden Schwein ... ich konnte dazu nur sagen, ich habe mich anders beholfen, da ich den Kadaver nicht zwei Tage in der Bruthitze verwesen lassen wollte. - einzige Reaktion war: "aha" - Kaum zu glauben! Jetzt ist mir auch klar geworden, warum hier immer wieder tote Tiere in der Gegend entsorgt werden. ... aber nicht nur tote, immer mal wieder tauchen freigelassene Hunde auf oder uns wirft wieder einmal jemanden einen Wurf Kätzchen in den Garten. (Ich will mich jetzt nicht wieder über die vielen Tierschutzorganisationen auslassen, die erst dann aktiv werden, wenn die Tiere in den Heimen landen oder gequält wurden. Für mich beginnt Tierschutz bei der Prävention, z.Bsp. Hilfe bei Kastration und Sterilisation - doch das führt jetzt zu weit).

Wie schon erwähnt liefen die Tiere die letzten Tage etwas neben der Spur. In den Nacht hatte ich noch ein Erlebnis der besondere Art. Ich schlummerte tief und träumte gerade von einer Schafherde als mir einer unserer Kater in vollem Schwung auf die Brust sprang. Bis ich mich von meinem Schreck erholt und endgültig wach geworden war, hatte sich der Kater bereit wie ein Schal unter mein Kinn gelegt und schnurrte. Ich hatte meine liebe Not, ihn von den mir unliebsamen Platz zu vertreiben. Offensichtlich gefiel ihm der Ort. Nach und nach begannen meine Gehirnwindungen wieder zu arbeiten und mir wurde bewusst, warum ich von Schafen geträumt hatte. Hobby, der Hüte- aber auch Haushund hatte sich heimlich an mein Fußende ins Bett geschlichen und ... stank wie eine ganze Schaf- und Ziegenherde! Vermutlich hatte er sich wieder in den Schafsküddeln gewälzt. Den Hund konnte ich aus dem Bett vertreiben, doch der Geruch nach Schaf hing noch eine geraume Zeit im Raum.

Mein Farmleben bedeutet derzeit auch, daß ich bis über beide Ohren in Kirschen stecke. Erst habe ich die Ernte des einen Baumes verarbeitet. Das waren aber nicht so viel. Danach kamen die Erdbeeren, mit mittlerweile rund fünfundzwanzig Kilo. Jetzt werden die Kirschen der letzten beiden Bäume reif. Als die Bäume in der Blüte standen, hingen die Äste bereits am Boden und jetzt hängen sie knüppeldicke voll. Wenn ich daran denke, dann werde ich sie morgen fotografieren - und gleich meine Hände dazu. Inzwischen ist es wieder so weit, daß ich meine Nägel lackieren muss. Die Farbe der Kirschen hat sich so in die Nägel gesetzt, daß da keine Zitrone mehr hilft. Sie haben eine scheußliche braun-gräuliche Färbung angenommen - "the same procedure as last year" - Die Saison hat gerade erst begonnen und ein Gefrierschrank ist bereits voll, auch gehen mir langsam die Einweckgläser aus. Letztes Jahr hatte ich zweihundertachtzig gebrauchte Gläser zugekauft. Viel Arbeit und doch schon jetzt freue ich mich darauf, wenn ich im Winter mich an einem Glas eingemachter Kirschen laben kann. Wenn es keine Kirschen gäbe, dann würde ich sie vermutlich erfinden - ich liebe sie und kann nicht genug von ihnen bekommen. Das Schöne ist, daß ich sie nicht für teures Geld kaufen muss, sie wachsen einfach in meinem hauseigenen Schlaraffenland.




Frei nach Murphys Gesetz: Heute bekam ich meine Wasserlieferung und ... es kam der seit Wochen sehnsüchtig erwarteten Regen. Die Schafe und Ziegen waren darüber so erschrocken, daß sie schneller in ihren Stall rannten als ich schauen konnte. Die Hunde hingegen begannen zu jaulen. Mich hat der Regen auch völlig überrascht. Ich hatte den Wolken keine besondere Bedeutung beigemessen, auch nicht dem grollenden Donner. Davon gab es die letzten Wochen genug, doch das Wetter zog jedes Mal an uns vorbei. Heute aber hat er mich voll erwischt und ... ich wurde klatschnass.

- Copyright Julietta Günther - 


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