Sonntag, 29. Oktober 2017

"Unsere kleine Farm" - 2017-10-28

Zu meinem Leidwesen geht  die Pilzsaison so langsam zu Ende!

Durch die Trockenheit in diesem Jahr fiel das Pilzwachstum sowieso recht mager aus, Steinpilze gab es leider garkeine - zumindest nicht in unserer Region. Nichtsdestotrotz ließ ich es mir nicht nehmen, nach den Pilzen zu suchen. Sobald es meine Zeit zuließ, stahl ich mir meistens vormittags eine Stunde und machte die Gegend rund ums Haus mit ihren Wiesen unsicher.

Für mich ist diese Zeit eine Art Meditation. Mit den Augen scanne ich den Boden ab, während ich im Inneren meinen Gedanken freien Lauf lasse. Gedanken kommen und gehen, Ideen formen sich und es kehrt eine wohltuende Ruhe ein. Danach bin ich wieder geerdet, meine Akkus sind neu aufgeladen und so manch eine Problemlösung entsprang meinen Gehirnwindungen. Es ist eine sehr wertvolle und äußerst erfolgreiche Zeit, die ich nicht missen möchte. Zeitfenster von besonderer Qualität: die Tasse Frühstückskaffee mit dem Blick ins die Ferne, das Sammeln von Pilzen, das Glas Wein auf der Terrasse mit fernen Lichterketten. Selbst das Fensterputzen und das Bügeln sind Minuten mit Tiefgang, eine Entschleunigung der Zeit und Tiefenentspannung pur.

Wenn ich beim Pilzesammeln über die Wiesen und Felder gehe, gleitet mein Blick über die Gräser und Pflanzen. Ich freue mich an der unsagbaren Blüten- und Pflanzenvielfalt. Fasziniert beobachtete  was dort alles wuselt und fliegt. Manchmal entdecke ich einen neuen Schatz für meinen Wildpflanzengarten, in dem sich bereits eine ganze Menge wunderschöner "Unkräuter" versammelt haben.

Ich stamme offensichtlich von der Spezies des Sammlers ab! Selbst beim Pilzesammeln ... unlängst fragte mich eine Frau aus dem Dorf, ob es sein könnte, daß wir uns vor einigen Jahren im Wald begegnet seien. Sie und ihr Mann hätten sich darüber gewundert, daß ich alle möglichen Pilze eingesammelt hätte. Da musste ich breit schmunzeln ... damals kannte ich die hier wachsenden Pilze nicht. In Deutschland werden hauptsächlich andere gesammelt, auch solche, die hier keiner einsacken würde. Ich war also in Wald und Flur unterwegs und sammelte alles ein, was mir als interessanter Pilz erschien. Dann setzte ich mich mit meinen Fundstücken an der Computer und durchstöberte meine beliebteste Pilzsuchseite. Anschließend machte ich mich auf den Weg ins Dorf und kontaktierte die passionierten Pilzsammler. Nach und nach lernte ich so einige der hiesigen Pilze kennen und bestimmen. Auch heute habe ich oft ein oder zwei mir unbekannte Pilze im Korb, die ich zu Hause versuche zu bestimmen.

Das diesjährige Sammelergebnis bestand primär aus Parasolpilzen, Wiesenchampignons, Anischampignons, Riesenchampignons, Riesenboviste und meinen Lieblingspilzen, einem kleinen sehr würzigen Wiesenpilz. Leider kenne ich den deutschen Namen nicht. Inzwischen liegen viele Tüten Pilze in der Gefriere und mehr als zehn Gläser getrocknete Pilze stehen im Regal.

Heute hat es geregnet und es ist noch einigermaßen mild, d.h. vielleicht habe ich morgen und übermorgen Glück und es gibt wieder einige der kleinen Wiesenpilze, mit denen sich superleckere Pilzsuppe oder Pilzgulasch machen läßt. Die getrockneten Pilzchen hüte ich den Winter über wie ein Schatz und verwende sie sehr sorgsam. Dieses Jahr habe ich circa zwanzig Kilo davon eingesammelt und ich kann sie großzügiger in den Speisen einsetzten. Darauf freue ich mich jetzt schon...

Manchmal sind es die kleinen Freuden, die das Leben so reich werden lassen.

Copyright Julietta Günther

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