Sonntag, 8. Oktober 2017

Unerwartete Begegnungen

Vor einigen Jahren zogen wir in unser jetziges Domizil. Unglücklicherweise mussten wir in ein Haus einziehen, das sich noch im Rohzustand befand - sprich wir lebten wochenlang im Chaos, während wir rundherum noch am Renovieren waren. Manchmal kommt es eben anders als geplant!  

Unsere erste Aktion, an einem langem Pfingstwochenende, war den Garten erst einmal halbwegs begehbar zu machen. Es herrschte ein solch ein Dschungel aus meterhohem Gras, verwilderten Gebüsch und alle möglichen Stolperfallen, der es uns unmöglich machte überhaupt die Grundstücksgrenze zu erkennen, geschweige denn da hin zu gelangen. Mit drei Motersensen, zwei Motersägen und sechs Mann bzw. Frau ging es der Wildnis an den "Kragen". Nach drei Tagen zierten das Gelände sechs riesigen Heuhaufen. Wir konnten zum Zaun am Ende des Grundstückes, fanden Unmengen von Unrat und der Weg zum Plumpsklo im Garten war frei von Dornen - letzteres allerdings war mir ein Dorn im Auge! In Deutschland aufgewachsen konnte ich mich einfach nicht damit anfreunden, im Dunkel der Nacht auf das Sch...häuschen im Garten zu gehen. - Als ich das sah, wusste ich sofort, daß dies meine erste Renovierungsaktion werden würde.  Am Tag nach Pfingsten stand ich im Baumarkt und kaufte eine Toilettenschüssel. Glücklicherweise, war im Haus dafür bereits ein Anschluss vorgesehen. Wir hatten zwar keinen Wasseranschluß, dafür aber einen Abfluss, eine Sickergrube und eine Zisterne. Sinnigerweise war der Zugang zur Haustoilette nicht im Haus, sondern war nur über den Garten erreichbar. Den Sinn und Zweck erschloss sich mir nicht. Die darauffolgenden Tage wurde vom Haus ein Durchgang gebrochen, die Außentür zugemauert  und die maroden Fenster entfernt. Tagelang klafften dort Lücken. Die Toilette war jedoch einsatzbereit!

Einen Tag unserer Gartenaufräumaktion werde ich wohl nie vergessen! Es begann recht unspektakulär mit dem Zusammentragen und Sortieren des Unrates, der im Garten verteilt lag: alte Autoreifen, ein Autodach in einer anderen Ecke, alte Zementfliesen, Ziegel, Draht und sonstiges Metall usw.. Da stieß ich auf eine schwarze Folie, ein stattliches Stück von einigen Quadratmetern. Ich zog daran und hob sie an. Gleichdarauf stockte mir der Atem beim Anblick was ich sah und beim nächsten Atemzug, den ich zustande bekam, ließ ich einen gellenden Schrei los. Unter der Folie lagen fünf oder sechs ca. sechs Zentimeter dicke und gute zwei Meter lange, als auch mindestens dreißig einen halben Meter eineinhalb Zentimeter schlanke ... Schlangen. Ich stand wie erstarrt, aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie einige der Leute angerannt kamen. Doch die Schlangen waren vermutlich genauso erschrocken wie ich, denn kaum war die Folie gelüftet, verschwanden sie wie der Blitz in irgendwelchem Erdlöcher. Ich erntete von den hinzugeeilten Helfern nur verständnislose Blicke angesichts des blanken Bodens vor mir und einige Lacher. ... Den Bereich des Garten betreten ich heute noch immer mit Vorsicht und vorallem sehr geräuschvoll. ;-)

Kurze Zeit später kam der Tumult aus einem anderen Bereichs des Grundstückes. Erst ein Fluchen, dann sah man jemanden flitzen, der wie wild die Arme um sich schlug. Ein Freund von uns hatte sich daran gemacht, einen heruntergekommen Schuppen abzureißen. Dieser hatte offensichtlich auch als Wohnstätte gedient und war mit Bett, Schrank und diversen Kochgeschirr ausgestattet und verfügte über eine stattliche Sammlung von leeren Schnapsflaschen. Was wir aber nicht bemerkten war das Nest, ein recht großes dazu. Als unser Freund sich daran machte, die Bretter der Verschalung zu lösen, weckte er die schlafende Bestie und ein Schwarm Hornissen rüstete sich zur Attacke. Trotz Spurt trafen einige der Hornissen auf seinen Kopf und hinterließen dort schmerzhafte rote Beulen. Zum Glück reagierte unser Freund nicht allergisch auf die Hornissenbisse. Dafür stankt er später kräftig nach Zwiebeln, denn ich legte ihm rohe Zwiebeln auf die Bisse. Auch ich bekam später einige Hornissenbisse ab. Es dauerte fast vier Jahre bis die Hornissen sich andere Wohnorte als unser Haus und unseren Garten suchten.

Am Abend, es war inzwischen dunkel, die Helfer waren weg und bei uns kehrte Ruhe ein. Kurz bevor wir ins Bett gingen, wollte ich noch einmal auf die Toilette, die allerdings weder Strom noch Licht hatte. Im diffusen Licht, das durch die offene Küchentür drang, sah ich, daß irgendetwas im Wasser des Toilettenbecken schwamm. Ich vermutete, daß irgendwer sein großes Geschäft nicht hinuntergespült hatte. Zu der Zeit war die Toilettenspülung nur mittels eines Eimer Wasser möglich. Nun befand ich mich in der Zwickmühle, entweder schnell rausgehen und den Eimer mit Wasser füllen damit ich die Hinterlassenschaft hinterspülen kann oder aber meinen dringenden Bedürfnis erst nachzugehen. Ich entschloss mich für letzteres. Just als ich mich auf die Schüssel setzen wollte, begann die Hinterlassenschaft sich zu bewegen. Beim genaueres Hinsehen bemerkte ich, daß das nicht ein Sch...häufchen war, sondern ein Streifenhörnchen, das im Toilettenbecken gefangen war und im Wasser seine Runden schwamm. Nun war guter Rat teuer und angesichts meiner vollen Blase schnell von Nöten. Nachdem ich früher schon einmal schmerzhafte Erfahrungen mit einem solch possierlichen, jedoch sehr bissigen Tierchen gemacht hatte, war mir klar, daß ich es nicht einfach greifen konnte. Ich nahm einen Besenstiel und wollte das Tierchen durch die offenen Fensterluken geleiten. Doch ich hatte die Rechnung ohne das kleine Wesen in der Schüssel gemacht! Kaum hatte ich den Besenstiel in das Becken gehalten, da kletterte das Tier bereits flink den Stiel hinauf, an dessen  anderem Ende ich mich befand. Ich schrie laut auf, ließ den Besen fallen, während das Hörnchen sich zwischen den im Raum gelagerten Zemetsäcken in Sicherheit brachte. Mein Schrei hatte meinen Männe auf den Plan gerufen. Der wiederum lachte Tränen, während er bei meiner Pinkelei Wache stehen musste. Die darauffolgenden Tage musste ich mir einiges an Hänselleien anhören. -

Und was aus dem Streifenhörchen geworden ist, wollte ihr wissen ...

Das hat irgendwann den Weg durch die offenen Fensterlücken gefunden und sich getrollt. Allerdings nicht ganz: denn es siedelte sich auf unseren Dachboden an und spukte von dort an immer mal wieder in unseren Träumen.


Copyright Julietta Günther




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