Donnerstag, 10. Mai 2018

"Unsere kleine Farm" - 2018-05-10

Ich bin absoluter Neuling was das Melken anbelangt. Prinzipiell stehe ich auf dem Standpunkt: was ich nicht kann und brauche, daß kann ich auch lernen. Also ich ran an die Ziege! Fragt sie besser nicht was sie von meinen erst ziemlich unbeholfenen und erfolglosen Melkversuchen hielt. Ich zog und zuppelte, keine Milch kam, stattdessen schaute mich die Ziege vorwurfsvoll an. Einer Ziege  war das wohl zu bunt. Sie drehte ihren Kopf und zwickte mir in meinen Allerwertesten. Irgendwann hatte auch ich verstanden, wie das Melken funktioniert und dabei auch gleich heraus gefunden, daß Euter nicht gleich Euter ist. Mittlerweile habe ich für jede Ziege eine individuelle Melktechnik. Es klappt recht gut. Die Ziegen kommen inzwischen sogar von selber und fordern mich mit ihrem Gemeckere auf, sie zu melken. Hin und wieder bekomme ich noch einen Kniff oder es leckt mir eine das Ohr ab. Aber was soll's, dafür habe ich leckere Ziegenmilch, zu dessen Fan ich geworden bin. Früher hatte ich mit Ziegenmilch den strengen Ziegenbockgeschmack verbunden. Inzwischen weiss ich, daß die Milch der Ziegen ganz und garnicht nach Bock schmeckt, sondern etwas süßlicher als Kuhmilch. Seitdem trinke ich meinen Morgenkaffee nur noch mit Ziege.

Wenn man schon eigene Ziegenmilch hat, was liegt dann nicht näher als sich auch gleich mit der Käseherstellung zu befassen? Nun habe ich noch nicht heraus bekommen, wo ich hier Lab herbekommen kann und so säuerte ich die Milch erst mit Zitrone, dann mit Essig an. Die Ergebnisse konnten sich sehen lassen. Es kam ein ganz feiner milder Frischkäse heraus. Dann las ich im Internet, daß früher Pflanzen dazu verwendet wurden, zum Beispiel das Laubkraut oder Ananas. Neugierig wie ich bin, gleich Labkraut aus dem Garten geholt. Ergebnis dauerte zwar länger, aber war ok. Kleine Käsebällchen geformt und ab damit in Kräuteröl oder Salzlake.

Lecker! Mein Männer hingegen hat meinen Käse erst einmal kritisch beäugt und sehr zaghaft probiert. Wie sagt ein deutsches Sprichwort: "Was der Bauer nicht kennt, das frißt er nicht".

Dazu fällt mir eine Episode ein. Bei uns in der Stadt hatte ein Thailändisches Restaurant eröffnet. Durch meine Eltern kannte ich einiges aus der thailändischen Küche. Ich wollte unbedingt das Restaurant ausprobieren. Mein damaliger Freund kam mit. Seines Zeichens "typischer Beamter", der damals noch nie im außer deutschsprachigem Bereich Urlaub gemacht hatte. Für ihn war die thailändische Küche so fremd wie sie nur sein konnte. Schon auf dem Hinweg hörte ich immer wieder "ob mir das auch bekommt?" ... Zweifel über Zweifel und schon im Vorfeld mit Vorurteilen gespickt "essen die auch Hund?" ... Ich war kurz davor, die Freude auf ein Essen beim Thai zu verlieren. Aber ich hatte Hunger und so schaltete ich temporär auf Durchzug. Das Essen war lecker. Genussvoll machte ich mich an mein Mahl. Mein Freund stocherte anfangs auf seinem Teller herum und inspizierte jedes einzelne Bestandteil, als wolle er es sezieren.  Nachdem er nach einer Weile bemerkte, daß ich mich mit sichtlichen Wohlbefallen an meinem Mahl labte und  nach geraumer Zeit noch immer nicht tot vom Stuhl gefallen war, beschloss er nun seinerseits auch zu essen. Kurze Zeit später hörte ich dann von ihm, reichlich verwundert "Das schmeckt ja richtig gut!" ... und ich dachte nur "o ha! Da ist jemand aufgewacht" Irgendwann waren die Teller leer, der Nachtisch verputzt, die Gläser leer und wir machten uns auf dem Heimweg. Auf der Heimfahrt vernahm ich "bis jetzt geht es mir gut, hoffentlich ist es mir auch bekommen und ich habe morgen keine Sch...! Und ich dachte "O mein Gott, das darf doch nicht wahr sein!" - war es aber! - Der Abschuss kam aber noch. Längst gehen wir getrennte Wege. Er ist inzwischen mutiger geworden und traut sich hin und wieder in fremde Länder. Unlängst trafen wir uns, nach nun mehr über zwanzig Jahren. Und was hörte ich in den ersten zehn Minuten? "Erstaunlich, daß mir damals das Essen beim Thailänder bekommen ist und ich keine gesundheitlichen Probleme bekam" ---- GRRR! Wäre irgendwo in der Nähe ein Tischtuch gewesen, hätte ich hinein gebissen! --- So beschränkte ich mich darauf schallend zu lachen und zu fragen "warum hätte es Dir nicht bekommen sollen?"

Copyright Julietta Günther

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