Samstag, 5. August 2017

"Unsere kleine Farm" - 2017-08-04

Langsam träume ich schon vom Einkochen!

Vor Kurzem sah ich eine Sendung der Landfrauen. Dort alles super in Ordnung, das Haus astrein in Ordnung, die Frauen adrett und super gepflegt, alles hervorragend in Schuss und ich hier ... ?!? - angesichts dieser Bauersfrauen packt mich der Frust - insbesondere wenn ich um mich schaue.... :-(((

In der Küche stapeln sich die Einmachgläser gefüllt zum Abkühlen oder in Reihe zum Auswaschen. Eimer und Kisten voll Obst und Gemüse stehen in Reih und Glied und warten auf ihre Verarbeitung oder belagern den Kühlschrank. Längst schon beherrscht das Chaos den Haushalt. Fenster müssten geputzt werden, Wäsche gewaschen und gebügelt, Zäune repariert werden, Papierkram stapelt sich zu schiefen, absturzgefährdeten Türmen. Meine Nägel sind inzwischen fast alle abgebrochen und haben vom Fruchtsaft eine bräunlich gelbe Färbung angenommen. Auch sonst sehen sie aus als hätte ich damit Grabräuber gespielt. Mein Arbeitstag beginnt seit Wochen morgens zwischen fünf und sechs und endet meist nicht vor Mitternacht.. .... Also weitgefehlt von diesen hochglanz perfekten Bauersfrauen, die es mit links auch noch schaffen ein mehrgängiges Menü auf den Tisch zu zaubern.

Doch ich lass mich von meinem Frust nicht unterkriegen, dafür habe ich eh keine Zeit ...

(Das einzige was mich wirklich frustet, dass ich derzeit keine Zeit finde, die Bilder für die Blogbeiträge zu bearbeiten. Sie kommen noch, versprochen, doch wann ... das steht in den Sternen ... spätestens wenn die Erntesaison vorbei ist ...)

Die letzten Wochen brachten alle meine Planungen durcheinander. Ganz besonders schuld daran ist die Witterung. Seit Wochen haben wir eine Hitzewelle mit 35 und mehr Grad. Das ganze Jahr war zudem extrem trocken, sodass wir bereits im Februar unsere Zisterne füllen mussten und die letzten zwei Monate ist der Tankwagen des Wasserwerkes alle Nase lang bei uns im Einsatz. Die Bäume, ganz besonders Äpfel) haben aufgrund der Dürre das meiste Obst abgeworfen. Was der ausgebliebene Regen nicht geschafft hat haben dann drei Unwetter hintereinander vollbracht. Sie brachten Sturm und Starkregen, wenngleich diesen für nur wenige Minuten und viel zu wenig). Das erste Unwetter setzte meiner Freundin die Wohnung und bei uns das Schlafzimmer unter Wasser. Das zweite kam so plötzlich, daß ich kaum Zeit hatte unsere Tiere und Welpen in Sicherheit zu bringen. Erst kam ein heftiger Wind auf, der aus der trockene Erde in einen Sandsturm werden ließ, dann öffneten sich die Himmelsschleusen und ich war nach zehn Metern bereits bis auf die Haut durchnässt und in meinen Schuhen stand das Wasser. Ich habe schon viele Unwetter erlebt, aber so etwas kannte ich bislang nicht. Ich schaffte es samt Hund gerate noch auf die Terrasse als es rundherum zu knallen begann und mit einer enormen Wucht ging eine Wand von Pingpongball grossen UFO-förmige Hagelkörner hernieder. Der Spuk dauerte fast zwanzig Minuten und danach ... langen unter den Bäumen das Obst wie Teppiche: orange für Aprikosen, grün für Birnen und grün-rot für die Äpfel. ... dazwischen langen Schichten voll Hagelkörner - Es dauerte eine Weile bis ich mich gesammelt hatte und ich meinen ersten Rundgang für die Schadensbesichtigung nahm. Danach war ich fertig mit der Welt, trank einen Schnaps (eine Seltenheit bei mir) und beschloss die Tür zuzumachen und erst am Morgen mich an die Schadensbeseitigung zu machen. Zu dem Zeitpunkt wusste ich allerdings noch nicht, daß ich damit eine Woche beschäftigt sein würde. - So schnell kann es in der Land- und Viehwirtschaft ergehen: eine Viertelstunde genügt und es kann einen Landwirt an den Rand seiner Existenz bringen. Wir sind zum Glück eher Hobbylandwirte, doch auch uns trifft der Schaden hart:

Vieles des Obstes ist nicht mehr zu retten und nicht einmal mehr zum Schnapsbrennen zu gebrauchen - alles eine matschige Pampe am Boden. Der Schaden, derbei den auf dem Baum verbliebenen Früchte ist immens. Teilweise hängen nur noch halbe unreife Birnen am Baum oder haben zwei bis drei Zentimeter große Löcher. Für den Verkauf nicht mehr geeignet. Dies bedeutet für mich, je mehr ich davon verarbeiten kann desto mehr kann ich den letztendlichen Schaden eingrenzen. Bei dem Gemüse sieht es nicht besser aus: Die Bohnen-, Tomaten- und Paprikapflanzen hat der Hagel platt gemacht. Bohnen konnte ich noch nachsähen und einige der Paprikapflanzen haben sich erholt, Tomaten sind hin. Ich hatte Kürbis, Gurken, Zucchini und Kürbis recht spät noch einmal nachgesät und kam dadurch glimpflich weg. Meine Freundin hat es dafür kalt erwischt - im wahrsten Sinne des Wortes. Was der Hagel nicht geschafft hatte, das gelangt den eiskalten Hagelkörnern. Ihr sind bei dreißig Grad unzählige Pflanzen erfroren. Richtig übel hat das Unwetter ihren Gurken und Melonen zugesetzt. Durch den Hagelschlag begannen die Früchte von innen zu verrotten. Vor zwei Wochen mussten sie zwei Schubkarren unreife Honigmelonen abnehmen, teilweise konnten sie eingekocht werden, aber viele landeten in den Mägen unserer Schweine oder unsere Hunde stürzten sich auf die noch unreifen Melonen.

Nur wenige Tage später ging erneut ein fünfminütiger Starkregen nieder.

Inzwischen hängt das Folien-Dach unseres Schafstalles in Fetzen. das neue Winterheu ist nun endgültig nicht mehr zu retten, einige Ziegel sind zerdeppert und ich suche händeringend nach Einmachgläsern und Platz wo ich das Einmachgut danach lagern kann.


Bei mir hat sich inzwischen ein Erschöpfungszustand breitgemacht  und die derzeitige Hitzewelle mit Temperaturen um die vierzig Grad machen ihr Übriges. Die Tiere suchen nach kühlen Flecken und ich komme kaum nach die Tränken zu füllen. Die Hunde schlafen mittlerweile in der hintersten Ecke des Weinkellers. Die Schafe und Ziegen sind kaum aus dem Stall zu bekommen. Die Schweine haben sind einen Meter tief in den Boden eingegraben und von ihnen erkennt man oft nur noch die beiden Nasenlöcher. Sobald auch nur ein Tropfen Wasser auf den Boden tropft, erscheint eine Armada von Fliegen, die sich darum scharren. Leider sind sie so durstig, daß sie auch vor den Schweißtropfen nicht Halt machen und sind so zu einer Plage geworden. Der Schweiß läuft einem Achtern oder in die Augen und das geflügelte Wort von "noch nicht trocken hinter den Ohren" erlangt eine neue Dimension. Allerdings steht es bei mir eher in als hinter den Ohrwatscheln. Gestern musste ich eine unserer Katzen aus der Regentonne retten: sie hatte versucht an den tiefgelegenen Wasserspiegel zu gelangen und war in die Tonne geplumpst. Ich hatte ein paar Wäschestücke eingeweicht, doch irgendein Tier hat mir das komplette Waschwasser ausgesoffen - hätte eigentlich auch gleich meine Wäsche waschen können ... ;-) A propo saufen ... das Wasser, was ich die letzten Tage getrunken habe müsste ausreichen, um mich zu einem Dauergast am Pinkelbecken zu machen - doch weit gefehlt! - Einen besonderen Effekt hat das Wasser, das von innen nach außen drückt: die Haut ist glatt wie ein Babypopo und ich bekomme Komplimente wie gut erholt ich aussehe ?!? - Fragt sich bloß, wie ich mich bei all der Arbeit erholen hätte können. - Meine Freundin meinte unlängst lakonisch " Jetzt muss man das Obst und Gemüse verarbeiten, wenn es es gibt und wenn man im Winter sich daran laben will. - Für Erholung ist im Winter Zeit genug" - Wo sie Recht hat, hat sie Recht ... doch gegen ein kühles Bad in einem unserer vielen Thermalbädern hätte ich auch nichts dagegen. ... Aber man kann eben nicht Alles haben... Volle Vorratskammer oder nasse Bikinihose ... Uff - es warten die Birnen ...

Die Tiere sind hingegen in eine Art Wärme-Schock-Starre verfallen und wedeln höchstens einmal mit einem Ohr, wenn sie eine Fliege nervt.

Copyright Julietta Guenther

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