Donnerstag, 2. Februar 2017

"Unsere kleine Farm" - 2017-02-02

Die letzten Wochen hegte ich ernsthafte Zweifel an der Erderwärmung.

Es war kalt - bitterkalt mit Temperaturen bis zu minus 20 Grad - dazu Schnee satt und es fegte ein eiskalter, von Sibirien kommender, Nordostwind, der einen bei nur kurzen Aufenthalt im Freien die Gehirnwindungen einzufrieren schien. Ein Wetter, das selbst die langhaarigen zotteligen Schafe wieder in ihren Unterstand trieb, die Hennen nach einem Schritt aus dem Stall kurzerhand umdrehen ließ. Selbst die Hunde blieben in ihrer Hütte, wenn sie es vermeiden konnten rausgehen zu müssen. Zum ersten Mal habe ich erlebt wie einer unserer freilebenden Hündinnen so zitterten, dass ihr die Zähne klapperten. Die Hunde froren wie noch nie zuvor. Buddy gab nachts erst Ruhe nachdem er ins Auto durfte und sich dort auf ein Federbett legen konnte. Pedro, Luna und Felix kuschelten sich eng aneinander ins Heu. Max und Chiszma machten Randale an der Haustür bis sie eingelassen wurden. Mittlerweile wurde es eng in der Küche und im Haus, denn wir teilen es bereits mit sechs großen Hunden, darunter auch unser riesige Hundebär, und vier Katzen. Wenn sie ihr Geschäft machen mussten, rannten sie raus und waren schnell wie der Blitz wieder zurück. Balou und Simba blieben hingegen die meiste Zeit in ihren Hütten voll Heu. Doch eines Nachts jaulten sie jämmerlich. Mitten in der Nacht holte ich einen Sack Schafwolle vom Schuppendach und kleidete ihre Hütten damit aus. Sie rollten sich darin ein und schlummerten friedlich. Allerdings hatte meine Idee mit der ungewaschenen Wolle einen Haken: sie fanden es hochspannend die Wolle zu zerfleddern und nun ist der Boden, im weiten Umkreis ihrer Hütten, übersät mit festgefrorenen Wollfetzen.

Auch den Schweinen war es entschieden zu ungemütlich. Sie gruben sich tief in den Boden und lagen dicht an dicht, wie nebeneinander eingeparkt, in ihrem Stall. An manchen Tagen waren sie selbst zu der Fressenzeit kaum bereit, sich aus ihrer Kuhle zu bewegen. Den einzigen Tieren, denen das Wetter wenig auszumachen schien, waren die Gänse. Sie lagen mit eingezogenen Füßen im Schnee und ich hatten den Eindruck sie genossen dies sogar.

Und wir Zweibeiner? Wir mutierten langsam zu Michelinmännchen - mehr breit als hoch - mehrere Lagen Pullover  und Hosen übereinander. Eine Passantin meinte kürzlich im Bus, daß sie so viele  Schichten übereinander trüge, daß sie Mühe hätte, sich zu bewegen, aber dennoch friere. -

Das wird im Frühjahr eine Schlankheitskur der besonderen Art! Dreißig Zentimeter Umfangsverminderung innerhalb weniger Tage und dann die Kommentare
"Whow hast Du abgenommen!" -
 So kann denn ein jeder mit neuem Selbstbewusstsein in den Frühling gehen! - ;-))

Die Kälte zauberte auch wunderschöne Naturschauspiele: auf den Bäumen, den Pflanzen und auch auf der Weihnachtsdekoration bildete die feuchte nebelige Luft ihre Eiskristalle - wunderschöne Gebilde entstanden...







Bedauerlicherweise haben die eisigen Zeiten unseren jüngsten Nachwüchsen zugesetzt und wir verloren zwei Lämmer. Aber auch bei den anderen Schafen läßt die mütterliche Fürsorge schwer zu wünschen übrig und ich hoffe, daß wir nicht noch mehr Verluste zu verzeichnen haben. Dahingegen sind die Frischlinge quietschfidel und rennen durch den Stall. Erstaunlich schnell sind die kleinen Schweinchen und obwohl erst wenige Tage alt, läßt sich bereits der Charakter der einzelnen erkennen. Manch ein kleiner Raufbold ist darunter, aber auch ein kleiner Angsthase. Ich könnte dem Treiben der kleinen Schar ewig zuschauen. Und unser Hundebär? Der geht jeden Morgen und Abend auf seinem Kontrollgang dort vorbei und schaut nach dem Rechten. Sobald irgendetwas nicht stimmt oder eines der Jungtiere schreit, rennt er hin und protestiert lautstark. - Allerdings muss ich aufpassen, dass nicht wie letztes Jahr eines ausbüchst. Cäsar hat nämlich versucht das Ferkelchen einzufangen, was ihm auch gelangt, doch der Kleine hat leider seinen Ausflug mit dem Leben bezahlt. Bevor Cäsar im Gehege tollen darf, kontrolliere ich seitdem vorher, ob dort nicht ein unbefugter Freigänger sich aufhält. Cäsar ist ein kaukasischer Owtscharka, ein Herdenschutzhund und ein Riese von einem Hund. Nur manchmal nimmt er es mit der Herde schützen doch zu ernst - aber nicht nur er: auch die anderen treiben Ausreißer wieder zurück ins Gehege.

A propo Zurücktreiben: Als es die ersten Tage so kalt war, haben mich unser
Australien Sheperd Hobby und seine Tochter Max schier zur Verzweiflung gebracht. Immer wenn ich morgens die Schafe und das Federvieh aus dem Stall ließ, musste ich kaum im Haus zurück feststellen, daß die Beiden sie wieder in die Stallungen getrieben hatte. Ich also wieder raus und alles Viehzeug wieder freigelassen. Das Spiel ging ein paar Mal - bis ich merkte was los war: Die Hunden wollten nicht draußen bleiben und hatten beschlossen, daß es genug sei und trieben alle wieder zurück. Frei nach dem Motto: Feierabend - jetzt geht es ins Warme! - Also habe ich die Hunde mit rein genommen und die Tiere konnten in Ruhe draußen Futter fassen.
Doch die Hunde haben sich das gemerkt. Denn wenn ich bis spätestens 15.30 Uhr nicht begonnen habe, die Tiere für die Nacht zu versorgen, beginnen sie seitdem eigenständig damit, alle Freigänger in die jeweiligen Ställe zu treiben. - Sind halt doch schlaue Kerlchen! -


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