Freitag, 3. März 2023

Ein Schaf, ein Jäger und eine Anektode reicher

Vor einigen Jahren, wir hatten gerade unsere ersten vier Schafe bekommen, erhielten wir auch gleich unsere erste Lektion, was man als Schafshalter sein lassen sollte.

Eines hatten wir nicht bedacht:
für unsere Hunde waren das Eindringlinge. Fremde, die in ihrem Revier nichts zu suchen hatten.

Nichts ahnend ließ Männe morgens die Hunde raus.
(Na ja! Ahnung hatten wir damals wirklich nicht viel oder besser gesagt, wir waren reiflich naiv an das Thema Schaf herangegangen)

Buddy lief in den Garten, verrichtete sein Geschäft bis ... na bis er die Schafe erblickte. Da gab es für ihn kein Halten mehr. Rufe unsererseits wurden ignoriert. Buddy raste auf die vier Schafe  zu. Männe dem Hund hinterher. Es herrschte reichlich Tumult, was mich auf den Plan rief. Drei Schafe sprangen über den Zaun. Der Hund wurde von dem Hindernis abrupt gebremst, was mir Gelegenheit gab, den Hund anzuleinen und von den Schafen wegzuführen.

Ein Schaf war zurück in den Stall getrabt. Doch die anderen waren auf der anderen Seite des Zaunes, außerhalb des Grundstückes. Da Schafe von Natur aus Fluchttiere sind, gestaltete sich das Zurücktreiben nicht so einfach. Eines rannte freiwillig zurück ins Gehege. Ein anderes Tier rannte in den Wald und blieb für immer verschwunden. Vermutlich lief es irgendwann einmal einem überraschtem Jäger vor die Flinte. Und das vierte Tier ? Das wurde nahezu zu einer never ending story!

Wir hatten circa fünfhundert Meter entfernt einen Nachbarn, der auch Schafe hatte. Seine Tiere waren auf einem Grundstück, das an drei Seiten eingezäunt war und auf einer Seite von Dickicht und Wald begrenzt war. Seine Tiere blieben den ganzen Tag draußen, teilweise auch außerhalb Sichtweite des Eigentümers.

Unser Schaf war wie Doktor Kimbel auf der Flucht. Wir suchten es, doch fanden es nicht. Im Dorf hatten wir die Nachricht verbreitet, daß bei uns zwei Schafe abgängig seien und wir um Nachricht bäten, falls jemand die Tiere sähe. Wir hatten die Hoffnung schon aufgegeben. Nach gut einer Woche bekamen wir die Meldung, daß bei unserem Nachbars ein fremdes Tier aufgetaucht war und seine Herde anführte. Wir sollten doch mal schauen, ob das unseres sei.

Wir hin und der Nachbar berichtete uns, daß er sich seit ein paar Tagen wundere, daß seine Herde begonnen hatte, zu wandern. Noch verblüffter war er, als er feststellen musste, daß seine Herde von einem ihm unbekannten Schaf angeführt wurde. - Unser Schaf hat sich eine Herde gekapert!

Wir wollte unser Schaf zurück und so mussten wir es wieder einfangen. Das gestaltete sich schwieriger als gedacht. Denn kaum kam man dem Schaf näher als zwanzig Meter - schwupps - Hufe in Bewegung gesetzt und wir sahen von dem Schaf samt Herde nur noch eine Staubwolke.

Tagelang versuchten wir es, auf die unterschiedlichste Weise. Nichts führte zum Erfolg.

Dann bestellten wir ein Jäger, der es mit einem Betäubungsgewehr schiessen sollte. Doch - unser Schaf war kein blödes Schaf! Kaum kam der Jäger in Schussreichweite - Schaf war weg! Zwei Tage lang lag der Jäger vergeblich auf der Lauer. Kaum Gewehr angelegt - Schaf war weg!

Nun war guter Rat teuer. Der Nachbar wollte unser renitentes Schaf, das nur Unruhe in seine Herde brachte, nicht behalten und wir wollten es wieder haben. Was nun?!?

Wir grübelten und grübelten. Dann kamen wir auf die Idee, die Schafe in eine Art Gatter zu treiben. Doch das gab es bei dem Nachbarn nicht. Per Schubkarre fuhren wir zwei Rollen Zaunmaterial hin und zogen bei ihm provisorisch ein Gehege. Die Schafe wurden hineingetrieben. Die ganze Herde stand drin, nur unser Schaf blieb draußen ... Verflixte Sch.. noch einmal! Neuer Versuch! Gleiches Spiel! Dann kam der Hafer als Lockmittel dran. ALLE Schafe rein ins Gatter. Super! Doch zu früh gefreut! Als die Männer das Schaf fassen wollten, sprang es über den Zaun. An dem Tag lief nun garnichts mehr.

Nächster Tag, neuer Versuch. Ich blieb zu Hause. Nach drei Stunden hörte ich von Weiten ein Tumult. Ich ging auf die Terrasse und hörte: "Komm, Du blödes Vieh!" - "Lauf endlich weiter!" - "Nein, nicht dorthin" - "Komm endlich"- "Pass auf, es reißt sich los!" usw.
Alleine die Konversation brachte mich zum Lachen.

Dann sah ich die Gruppe: fünf gestandene Mannsbilder mit hochroten Kopf und dazwischen ein ziemlich widerborstiges Schaf. Zwei der Männer waren vermutlich beim Einfangen im Mist gelandet. Einer zog das Schaf, das sich wild gebährte und in alle Richtungen zog, in die es nicht  sollte. Zwei schoben das Tier und fielen immer mal wieder der Länge nach hin. Die anderen beiden prusteten und krümmten sich vor Lachen.

Irgendwann hatten sie es geschafft, das Tier ins Gehege zu bringen. Kaum von der Leine, lief das Schaf seelenruhig in seinen Stall, fast als wollte es sagen "Ätsch, Euch habe ich es aber gezeigt!"

Die Männer erzählten, daß sie das Tier x-mal in das Notgehege treiben mussten. Immer wieder ist es ausgebüchst: mal über den Zaun. Einmal hat es einen der Männer am Eingang umgerissen und ist davon getrabt. Ein anderes Mal ist es glatt über das Hausdach abgehauen. - Immerhin irgendwann hat es geklappt. - Danach lebte das Tier einige Jahre bei uns und es blieb der einzige Ausflug.

Copyright Julietta Günther






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