Samstag, 28. Januar 2023

1 - Kettő Labu - Teil 1 - Die Geschichte, der zweibeinigen Katze ... (geschehen vor mehr als 15 Jahren)



Gestatten - mein Name ist Labu - Kettö-Labu. - Nicht zu verwechseln mit James Bond. :-) ! - Nein im Ernst: Ich bin Kettö-Labu, eine kleine pfiffige Katzendame aus Südungarn mit Paprika im Blut und jede Menge Unsinn im Kopf. Und ich liebe ungarische Salami ....
.
Na ja - eigentlich habe ich viele Namen - So heisse ich auch Tigrisch (Getigerte) , Kis Someru (Kleine Traurige),  Kitschike (Kleines) , Zap-Zerap-Cica (die klauende Katze), Repüle Cica (die fliegende Katze) usw. aber dazu später. Ich erzähle euch meine Geschichte:


Wir waren fünf als wir geboren wurden. Ich war das einzige Katzenmädchen und musste mich von Anfang an gegen meine Brüder behaupten - Und wie ! Doch wir sind ein lustiger Haufen und hatten schon vor der Geburt jede Menge Spass. - Für unser Mammi war erst die erste Schwangerschaft und so wusste sie noch nicht was auf sie zu kam ... ;-) - Also es fing damit an, dass wir anfingen zu strampeln ...hihi ... - Jedes Mal wenn Mammi sich zum Schlafen hinlegte, hat irgendeiner von uns sie in die Seite getreten ... - Mami sprang wie von einer Tarantel gestochen auf und fuhr herum - doch da war keiner ..!?!..... :-) - Oder doch fünf kleine Katzengeister in ihrem Bauch - aber das wusste sie ja nicht ... - -Hatten wir einen Spass !!! - Doch leider dauerte dieses Spiel nur etwa drei Wochen. Danach hatte Mami sich an uns gewöhnt.

- Also liessen wir uns etwas Neues einfallen: Mami wurde immer runder, oder besser gesagt unförmiger. Unsere Menschenmami lachte immer, wenn sie Mami sah und meinte, Mami sei wohl die erste Katze, die sie sieht, die einen Spoiler hat. Stimmt schon, wobei Mami von oben betrachtet wohl eher die Form eines Schlüsselloches hatte: Dünner Kopf - Dicker Bauch (Wir!) - Dünnes Hinterteil. - Nun denn: Mamis Spoiler nahm immer mehr Ausmasse an, uns hingegen fiel ein neuer Blödsinn ein: - Mami ging also die Treppe herunter, als einer von uns rief "alles nach vorne !!!" - Gesagt - getan !!! - Was kam, das war dann weniger gut:  Mami purzelte mit Karacho und Gepolter die Treppe hinunter - nur eben nicht alleine - "Autsch" - "autsch" - "AUTSCH" - "autsch" - "Autsch" - "Jaaauuuul" ---- Mensch das tat weh! - Danach war erst einmal Ruhe - wir mussten unser blauen Flecken pflegen. - Stimmt nicht ganz: ganz ruhig war es nach dem Treppensturz nicht: Unsere Menschenmami lachte Tränen als sie herbeieilte und unsere verdatterte Mami sah.

Es kam also der Tag unserer Geburt und damit begann das Unglück - aber dazu später.Wir wurden im Juni geboren. Es war ein schöner Tag, sagte man, wir konnten ja noch nicht sehen. Mami war ja absolut unerfahren, aber eines muss man ihr lassen: sie hat sich für unseren Empfang einen ganz besonderen Ort ausgesucht: das grosse Ehebett unserer Menschenmami! War schön weich und gross! - Nur Mami meinte später, dem Gesicht der Menschenmami nach zu urteilen, war diese nicht sehr amused darüber. - Na ja - Mami hat auch eine grosse Schweinerei veranstaltet! Und da sie zuerst nicht wusste, was sie mit uns anfangen sollte, hat sie uns erst einmal im ganzen Bett verteilt: fünfe an der Zahl! - Mami hat sich dann aufs Ohr gelegt und hat es der Menschenmami überlassen, uns einzusammeln. ... und Mami dazu ...

Da waren wir nun! Haben also das Licht der Welt erblickt, das wir nur noch nicht sehen konnten. - Wer waren wir ? -

Wir bekamen Namen, und da unsere Menschenmami aus Deutschland kommt, aber in Ungarn lebt und sehr kreativ ist, haben wir mal deutsche, mal ungarische Namen - und diese ändern sich immer Mal wieder - ja nachdem was wir wieder einmal angestellt haben oder einfach nur nach Laune.

Ich gestatte mir hiermit, uns vorzustellen:

FLOCKE - sollte eigentlich Locke heissen, weil er mit lauter kleinen Locken im Fell auf die Welt kam. Doch dieser Name war selbst meiner Menschenmami zu doof - also wurde daraus Flocke. Flocke heisst heute jedoch nur noch "Szürke Cica", was ungarisch ist und soviel heisst wie graue Katze. Flocke alias Szürke Cica ist ein grauer (man glaubt es fast nicht :-)) ) ruhiger Kater. Er und ich, wir waren die kräftigesten nach der  Geburt.


TEDDY: (Im Ernst!) - aber nicht dass ihr glaubt: Mami hätte sich in der Auswahl unseres Vaters vertan ! - Teddy bekam seinen Namen von seinem Aussehen und seiner eingedatschten Nase. Er hatte wirklich mehr Ähnlichkeit mit einem kleinen Teddybär als mit einer Katze. Teddy war ein ganz stiller Kater, aber nicht blöd! Denn während wir uns einen Kampf um die vollste Zitze leisteten, lag Teddy bei Mamis Hinterbeinen und hat abwechselnd mal oben und mal unten Futter gefasst. Ich weiss garnicht, ob er überhaupt einmal den Standort gewechselt hat. Irgendwie kann ich mich nicht daran erinnern. - Nun denn - auch Teddy hat das Namenswechselspiel nicht unbeschadet überstanden - heute heisst er schlicht und einfach "Fekete". Was auf deutsch soviel heisst wie "Schwarz". Teddy Schwarz ist kohlrabenschwarz, bis auf die Zunge und die Zähnen. Obendrein schauen aus dem Fell auch noch zwei kugelrunde, kohlrabenschwarze Augen. Teddy Schwarz ist Meister im Futterbeschaffen! Wenn Menschenmami gekocht hat und es steht noch etwas davon auf dem Herd - dann kommt das "kleine schwarze Phantom" und schwupps ... - sobald er die Menschenmami hört, dann versteckt er sich blitzschnell hinter dem Herd und setzt eine Unschuldsmiene auf. - Nur, das klappt nicht immer ... - manchmal bekommt er richtig Ärger ... - doch dafür hat er auch etwas Leckeres ergattert . ;-))


Und dann war da noch

JEANNY: Das war zwar auch ein Katerchen, aber das hübscheste ("Legszebb") von uns allen. Zierliches schwarz-weisses Katerchen, immer etwas tapsig und absolut süüüüssss ! Jeanny war der Liebling aller Menschen und von uns. - Nur leider haben ihn die neuen Zähne und eine Magenverstimmung in den Katzenhimmel befördert. Der Arzt hat ihm noch Medizin gegeben, aber Jeanny wollte irgendwie nicht mehr so richtig und hat sich verabschiedet.


Dafür haben wir

FETZ: Auch ein schwarz-weisser Kater (heute: Fekete-feher"). Aber was für einer !!! - Als er geboren wurde war er ganz zierlich und der letzte, der den Weg aus der Wurfkiste fand. Selbst den Weg zu den Zitzen musste ihm Menschenmami zeigen. - Aber er hat sich gemausert und ist heute ein richtiger, teilweise recht wilder Kater. Eine spätere Episode hat ihm auch den Namen "Vad-Cica" eingebracht, was soviel heisst wie Wildkatze. - Sieht man ihm garnicht an, nicht wahr? Die andere Katze auf dem Bild bin ich einer meiner Lieblingsbeschäftigung.



Und dann bin dann noch ich:

TIGRIS: ausgesprochen Tigrisch, was so viel heisst wie Tiger. Bei dem Namen war Menschenmami nicht sehr kreativ. Warum? - Nun denn, ich bin ein kleines grau-getigertes Kätzchen. - Dafür habe ich heute die meisten Namen ;-)

Nun beginnt meine Geschichte:

Wie schon erwähnt: mit der Geburt beginnt das Unglück, oder besser gesagt danach. - Wir waren fünf gesunde kleine Kätzchen, aber .... - Mami war absolut unerfahren und wusste wirklich nicht, was sie mit uns anfangen sollte. .... - bei vier von uns hatte sich Stunden nach unserer Geburt die Nabelschnur um die Hinterbeine gewickelt. Mami wusste nicht was sie machen sollte ....  Als die Menschenmami abends von der Arbeit nach Hause kam, war es zu spät. Sie hat uns von der Nabelschnur befreit, aber drei von uns haben das nicht heil überstanden: Jeanny verlor eine Hintertatze, Flocke ein halbes hinteres Bein  und mich hat es ganz schlimm erwischt: zwei halbe Hinterbeine waren nicht mehr zu retten. Das Malheur verschaffte mir meinen Namen "Kettö-Labu", Zwei-Beinig. Menschenmami war dann auch ziemlich ratlos, doch dann kam Mamis Instikt zum Vorschein und mit einem Mal wusste sie ganz genau was sie tat. Sie amputierte unsere lädierten Hinterpfoten soweit nötig und die nächsten Wochen umsorgte sie uns ganz liebevoll. Mich hat sie immer wieder mit ihrer Pfote an ihre Zitzen geschoben. Na ja, es war manchmal auch nicht ganz einfach, zumal mir meine Hinterbeine höllisch wehtaten. Und wir hatten bei dem allen auch noch Glück! - Mami hatte sich vor der Geburt bei unserer Menschenmami einquartiert. Und diese hat ein Herz für Tiere. Freunde sagten zu ihr "Mensch lass doch die Kätzchen einschläfern - ist doch eine Quälerei" - aber Menschenmami sagte nur "wenn die Natur es so will, dass sie überleben, dann sollen sie leben ... - wir werden sehen ..." - Na ja gequält haben wir uns schon, aber in den ewigen Katzenhimmel wollten wir dann doch nicht. Und - wir haben uns mächtig angestrengt: Flocke stieg als erster aus der Wurfkiste. Diese war immerhin 20 cm hoch und Flocke gerade einmal 10 cm gross. War eine stattliche Leistung! Dann folgte ich und Jeanny kletterte als vierte raus. - Teddy ist aus Versehen aus der Wurfkiste geplumpst. Als er auf Mami rumturnte, hat er die Kurve nicht bekommen und plums! - Draussen war er! - Nur Fetz liess sich Zeit.

Also so war ich als gesundes hübsches Katzenmädchen geboren worden und nun war ich behindert. Meine Brüder wurden immer übermütiger und tobten rum, nur ich konnte nicht wie ich wollte .... Ich war sooo traurig und darum nannte mich Menschenmami dann auch bald Kis Someru (Kleine Traurigkeit). Zum Glück dauerte dieser Zustand nicht allzu lange - ich wollte ja leben - Und um das musste ich ganz gewaltig kämpfen ! - Zuerst kamen die Zähne. Beinahe wäre ich Jeanny vorangegangen. Ich hatte kaum noch Kraft, aber Menschenmami hat sich ein Tuch um den Bauch gewickelt und mich wie ein Kängeruh-Baby getragen, damit ich es schön warm habe. Sie hat mich wieder aufgepäppelt. Als später die Magengeschichte kam, war ich schon ganz schön stark und sie hat mich nicht so gebeutelt wie meine Brüder.

Wieder gesund und mit neuen Zähnen, war ich noch immer traurig, aber ich wollte LEBEN !!! Also begann ich Schritt für Schritt, mich mit meiner Behinderung zu arrangieren. Aber was ist eine Katze, die nicht laufen kann ? Eben ! - ein lahmer Bettvorleger - doch dazu war ich zu jung und obendrein ist dieser in der Regel nicht lebendig, sondern ausgestopft :-)) - Und lebendig war ich ! So lernte ich denn zu laufen. Und das hat mir einen neuen Namen eingebracht "Repülö-Cica", was in etwa so etwas wie Flugzeug-Kätzchen bedeutet. Der Grund dafür liegt in meiner Lauftechnik: da nur halbe Hinterläufe habe, muss ich vieles mit den Vorderbeinen machen. Also Technik Nr. 1: Ich laufe auf den Vorderbeinen und stelle zur Balance beide Hinterläufe wie die Flügel eines Flugzeuges aus - und ab geht die Post ! - Und glaubt ja nicht, dass ich damit langsam bin. Weit gefehlt: ich kann ganz schön flitzen damit!

Irgendwann habe ich dann bemerkt, dass ich andere Dinge kann, die meine Brüder nicht können: Gesetz der Fall: Feind in Sicht oder ganz schmaler Durchgang - Dann kommt Technik Nr. 2 zum Einsatz: Vorderbeine kräftig in Gang gebracht, Hinterpfoten und Popo in die Höhe und ab durch die Mitte! Ich kann auf dem Kopf laufen ! Ätsch - Du nicht! Feind ist dann meistens so perplex, bis der dann wieder aufwacht bin ich längst über alle Berge.

Technik Nr. 3 verhilft mir ins kuschelig weiche Bett (wo wir nicht hin sollen ;-) ) oder öffnet mir Türen, die meinen Brüdern verschlossen bleiben. Meine Vorderbeine sind verdammt stark - wie das ganze Katzenmädchen. Und ein paar Mal an der Tür gezogen, schon ist sie offen und ich mit Sicherheit drin.

Technik Nr. 4 ist die Beste von allen. Meine Brüder sind mittlerweile viel grösser und stärker als ich, um nicht zu sagen, ich bin sehr klein. Ergo musste ich mir etwas einfallen lassen, um ans Futter zu kommen. Das heisst eigentlich hat mich Flocke darauf gebracht. Flocke und ich, wir haben mit einem Ball gespielt, als dieser unter den Schrank rollte. Ich also Anlauf genommen, mich auf den Bauch geworfen und flach wie eine Flunder unter den Schrank gerutscht. - Flocke hat das auch probiert .... - Boing - .. Mann hat das einen Schlag gelassen! Flocke schaute als hätte er ein Brett vor dem Kopf gehabt, was wohl auch der Fall war. Auf jeden Fall habe ich kräftig gelacht als ich ihn so sitzen sah. Meine Brüder haben noch ein paar Mal versucht, es mir nach zu machen. Doch jedes Mal mit dem gleichen geräuschvollen Ergebnis. - Und ich? Hatte wieder etwas gelernt, was mir mehr als nützlich ist. Beispielsweise wenn uns die Menschenmami ein paar Leckerbissen zu wirft. Da ich nicht so dick wie meine Brüder bin, die den Weg zu den Leckerbissen blockieren, kommt         Technik Nr. 4 zum Einsatz: ich rutsche also bäuchlings unter den Beinen meiner Brüder durch und ehe diese es merken habe ich eins-zwei-drei die Leckerbissen ergattert und bin mit Technik Nr. 2 auf und davon. - Gewusst wie !

Mittlerweile bin ich acht Monate alt und kann so ziemlich alles machen was ich will. Nur auf Bäume klettern, wie Flocke das kann, das schaffe ich nicht - noch nicht .... Und ansonsten, die einzige katzenbehinderten gerechte Einrichtung, die ich habe ist eine Katzen Behinderten Toilette. Eigenlich ist das nur ein Katzen-WC mit wenig Streu drin. Das Balancieren fällt mir etwas schwer, wenn ich beim grossen Geschäft zu viel Streu unter den Vorderpfoten habe und einsinke. So weit so gut. Hey! Und ich kann mir sogar mit meinen verbliebenen Hinterpfoten, die Ohren putzen. Das schafft Flocke nicht, der putzt noch immer die Luft ... - Da ist Akrobatik angesagt .... und ich bin verflixt gelenkig ....

In den letzten Monaten ist viel passiert in meinem kurzen Katzenleben.

Als erstes habe ich meinen Papi kennen gelernt. Mami nahm uns mit nach draussen und kurze Zeit danach kam Papi. Au Backe! - Papi hat bestimmt für Cats Pate gestanden. Er ist so ein richtiger verdreckter, ausgefranzter Strassenkater, immer mit einem Schmiss am Auge und einem Riss im Ohr, Fell verklebt und sein Geruchssinn muss auch abhanden gekommen sein. Mami muss blind gewesen sein oder es war Nachts, wo bekanntlich alle Katzen grau sind. - Aber er ist lieb! - Wenn wir draussen sind, ist er immer in der Nähe und passt auf uns auf. Auch lässt er uns immer zu erst fressen. Er sieht zwar grauslich aus, aber er ist der tollste Katzenvater der Welt! - Leider  nachdem wir flügge waren, haben Mami und er sich ein neues Revier gesucht.

Dann hat uns die Menschenmami in Verwirrung gesetzt. Wir wohnten in einem kleinen Haus mit Garten direkt am Wald. Eines Tages kam sie mit einer Unmenge brauner Ungetüme, die alles mögliche in dem Haus verschluckt haben. Die Ungetüme waren herrlich zu Spielen, Toben und Verstecken. Erst hatten sie oben ein Loch, dann keines mehr, dann wurden sie überein gestellt und eines Tages waren sie weg. Dieses Spiel fand mehrfach statt. Wir konnten uns keinen Reim darauf machen und wurden immer unruhiger. Eines Tages kamen mehrere Männer und immer mehr verschwand aus dem Haus. Irgendwann war fast alles leer und ich hörte, dass die Menschen von "Umzug" sprachen und das jetzt fast alles fertig sein. Doch was bitteschön ist ein "Umzug" ? - Uns wurde langsam Himmelangst. Werden wir jetzt auch in diese braunen Ungetüme gestopft ? - Mit einem Mal sagte die Menschenmami, so jetzt können wir fahren, ich packe nur noch die Kätzchen ein. - Wir also ab ... - nein nicht in diese braunen Ungetüme, sondern in unseren kuscheligen Katzenkorb. - Nur - Fetz nicht! - Der hat so richtig Fetz gemacht, hat gefaucht, um sich gebissen, die Krallen ausgefahren und damit die Menschenmami bös zugerichtet. Sie hat heute noch die Narben seiner Krallen. - Auf jeden Fall ist Fetz mit Gebrüll und Affenzahn auf und davon - wir dachten, den sehen wir nie wieder .... - Aber wir haben die Rechnung ohne unsere Menschenmami gemacht.

Am Freitagnachmittag fuhren  wir zu unserem neuen Domizil. Noch grösserer Garten und vorallem kein Halbstarker, der wie bekloppt in einem Ralleytempo die kurze Schotter-Strasse nach hinten prescht. Hier fahren selten Autos. - Ein kleines Katzenparadies! Aber Flocke war traurig: Fetz war sein liebster Spielkamerad und er fehlte ihm so sehr. Aber nicht nur ihm, auch wenn Fetz mittlerweile ein richtiger Rabauke geworden war, den keiner so richtig anfassen durfte. Eine richtige "Vad-Cica" (Wildkatze) eben.

Das ganze Wochenende hat sich Menschenmami um Fetz Sorgen gemacht und am Montag hat sie sich mit Karton, Wäschkorb, Futter, jede Menge Decken und Klebeband ausgestattet und ist zurück zum alten Haus gefahren. Fetz hat jaulend vor dem Haus gewartet. Dem hat ganz schön der Magen geknurrt, Zwei Tage ohne Futter und Mamis Zitzen standen auch nicht mehr zur Verfügung... - Fetz hat uns später erzählt, dass die Menschenmami ihn zuerst mit Futter versorgt hat und dann versucht hat, ihn in den Korb zu verfrachten. Er wieder mit ausgefahrenen Krallen entwischte, doch letzlich es der Menschenmami gelang eine Decke über ihn zu werfen und ihn in einen Karton zu verfrachten. So sass er dann ganz kleinlaut, maunzend im Karton und wurde noch kleinlauter als das Auto sich in Bewegung setzte. Wir waren vorher noch nie Auto gefahren! - Aber die Freude war gross, als er uns sah. Flocke und er sind erst einmal eine halbe Stunde wie wild durch den Garten getobt. Heute ist Fetz alias Fekete-Feher mittunter eine richtige Schmusekatze und lässt sich gerne graulen. - Wenn er in Stimmung ist .... Wenn nicht, ist Vorsicht geboten ....

Kaum eingezogen kam für uns eine schlimme Zeit. Wir haben das andere Wasser nicht vertragen und wurden alle sehr krank. Jeanny hat uns verlassen und lange Zeit sah es bei Bärchen ganz schlecht aus. Menschenmami hat ihn alle halbe Stunde mit Flüssigkeit, Nahrung und Medizin versorgt, er hat furchtbar gestunken und war dann so schwach, dass er den Kopf nicht mehr heben konnte. Wir hatten alle keine Hoffnung mehr. Doch eines Tages hatte er sich irgendwie zwei Meter voran geschleppt und als ob die Menschenmami ihn verstanden hätte, nahm sie ihn hoch und trug ihn zum Futternapf. Und tatsächlich: fing er wieder an zu Fressen und von da an ging es bergauf.

So aber nun zurück zu mir.

Wir hatten jetzt einen grossen Garten zum Toben und auch im Haus war viel Platz trotz all der braunen Ungetüme. Es war Sommer. Das war toll.- Ihr müsst wissen, ich liebe es draussen zu liegen und mir die Sonne auf den Pelz brennen zu lassen oder Heuschrecken zu jagen. Ihr solltet mal sehen, welch eine geschickter Jägerin ich bin.

Eines Tages kam Menschenmami vom Einkaufen. Sie hatte viele Kisten im Auto. Auch unsere ehemalige Futterkiste war vollgepackt und wurde ins Haus gebracht. Als dann die Menschenmami das nächste Mal ins Haus zurück kam, habe ich ihr einen riesigen Schreck verpasst. Ich flitzte an ihr vorbei ins Wohnzimmer und hörte nur wie sie ausrief "um Gottes Willen, was ist den mit dem Bein der Katze passiert". Sie kam sofort hinter mir her und fing schallend an zu lachen. - Während sie draussen war, habe ich mich in die Küche geschlichen (das geht sehr gut, da ich so klein bin ...). Dort stand unsere ehemalige Wurfkiste und darin waren viel Lebensmittel und eine Packung mit Hühnerbeinen. Und - Zap-Zerap - eines geklaut. ... Wie ich da hoch gekommen bin und wie ich die Packung aufbekam, das bleibt mein Geheimnis ..... :-))) - Ich also mit meinem Zap-Zerap-Diebesgut, daher auch mein Name Zap-Zerap-Cica, losgeflitzt. Just in diesem Moment kam die Menschenmami wieder herein und sah nur wie mir ein blankes, nacktes Bein abstand und ich fluchtartig das Weite suchte. --- :-))) --- Hat lecker geschmeckt, mein Diebesgut. Das durfte ich nämlich behalten. Menschenmami meinte, wenn die Kleine es schafft aus dieser hohen Kiste aus der Packung ein Hühnerbein, so gross wie sie selbst, zu stibitzen, dann hat sie es auch verdient, es zu behalten. Auch später habe ich diesem Namen noch öfter alle Ehre gemacht .... ;-)

Klein darf man sein, behindert auch - aber man muss sich nur zu helfen wissen. :-))

Wir haben den Sommer viel im Garten zu gebracht. Mein Aktionskreis wurde immer grösser. Menschenmami wundert sich schon längst nicht mehr, wie ich irgendwo hin komme. Nur mit meiner Mauerkraxelei habe ich sie unlängst in Erstaunen versetzt. Aber wenn man will, geht alles. Nur manchmal eben anders, als es erwartet wird.

Eines Tages im Herbst gab es eine grosse Veränderung. Menschenmami braucht nur einmal durch den Ort zu laufen, schon laufen ihr fremde Tiere hinterher und die hören auch noch auf sie. Menschenmamis Freund nennt sie deshalb schon scherzhalber "Doctor Doolittle" Sie geht auf jeden Fall nie alleine spazieren, irgendein Viech begleitet sie mit Sicherheit. Eines Tages war er da, ging jeden Tag mit zum Laden und wieder zurück und - eines Tages blieb er bei uns. - Oh Schreck: Ein grosser zotteliger, total abgemagerter Hund. - Ich kann ja nicht gerade behaupten, dass ich Hunde liebe und schon garnicht so ein grosses Untier. Obendrein ist er doof. Er merkt nicht einmal, dass wir garnicht mit ihm spielen wollen. Also Hund war da und meine feigen Brüder: Schwanz eingezogen und ab unters Bett. Also blieb es an mir hängen, die Stellung zu verteidigen. Ich die kleinste von uns! Auf in dem Kampf gegen halben Meter Hund. Ich also an dem Hund vorbei, der wollte doch glatt auch mit mir spielen ! Dann bin ich einfach hochkannt, habe auf einer Vorderpfote balanciert und habe ihn mit der anderen mit Schwung und ausgefahrenen Krallen einen Schwinger auf die Nase verpasst ....
 "Jaauuul" - Hund auf Rückzug!

- Seitdem lässt er mich in Ruhe, Freunde sind wir noch immer nicht, aber ich muss mir auch nicht wie meine Brüder gefallen lassen, dass dieser doofe Hund mir mit seiner grossen Zunge mein Fell nass macht und total versaut. - Bin schliesslich ein hübsches kleines Katzenmädchen ! Eine kleine "Prinzessin Eisenherz" !


copyright Julietta Guenther

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