Samstag, 16. Dezember 2017

"Unsere Kleine Farm" - 2017-12-16

"Schneeflöckchen, Weißröckchen ... " - Gestern Nacht fegten starke Winde um das Haus und es regnete stark. Heute morgen beim Blick aus dem Fenster traute ich meinen Augen nicht: alles war unter einer geschlossenen Schneedecke verschwunden.

 

Solche Überraschungen kenne ich schon aus früheren Jahren. Einmal kam ich morgens aus dem Haus und steckte bis zum Knie im Schnee. Damals waren Schneepflüge noch selten hier und obendrein wohnte ich damals in Halbhöhenlage in einer Siedlung mit vornehmlich Ferienhäusern. Allein unter weiter Flur, zumindest im Winter. Erschwerend kam noch dazu, daß die Strasse zum Haus eine achtzehn-prozentige Steigung hat. Ich war eingeschneit, keine Chance vom Berg hinunter zu kommen, geschweige denn, daß ich zur Arbeit kam. Nach zwei Tagen kam der Schneepflug. Doch er kam nur zur Hälfte die Straße hoch, dann rutschte er wieder rückwärts runter. Nach einigen Versuchen gab er auf. So blieb mir nichts anderes übrig in stundenlanger Arbeit mich und mein Auto auszugraben. Bedauerlicher Weise konnte ich damals nicht nach Deutschland zu meinen Jungs fahren. Heilig Abend sowie den ersten Weihnachtsfeiertage saß ich alleine im Haus ohne Baum, Weihnachtsessen - ich machte es mir trotzdem gemütlich und es wurde das erste Fest ohne meine erwachsene Kinder.



Die heftigen Schneefälle über Nacht haben mich schon öfters in überraschende Situationen gebracht oder auch zu Erheiterungen geführt. Wie schon beschrieben hatte die Zufahrtsstraße eine nicht unerhebliche Steigung. Im Winter kam ich oftmals nur zum Haus, wenn ich von weit unten Anlauf nahm und mit Karacho den Berg hinauffuhr. Aber das ging nicht immer so einwandfrei, manchmal kam auch ich nur zur Hälfte hinauf. Und dann ... rutschte ich auf den unregelmäßigen Steinpflaster rückwärts wieder hinunter. Das war jedes Mal ein Akt: links ging es einige Meter die Böschung runter und rechts waren Gartenzäune und Hecken. Einmal landete ich in Nachbars Hecke, das andere Mal touchierte ich mit den Firmenwagen ein Straßenschild und zerkratzte die ganze Seite des Wagens. Unten am Fuße des Hanges das Auto stehen lassen war keine Option. Es blieb nichts anderes übrig: das Auto musste rauf. Damals hat mir mein Gelerntes im Sicherheits-Training sehr gute Dienste geleistet.

Eines Neujahrs kam ich von Deutschland zurück, das Auto wie immer vollgepackt. Es war fast Mittagsnacht als ich ankam und vor mir lag eine unter zwanzig Zentimeter Schnee begrabene Straße, deren Begrenzung ich in der Dunkelheit nur ahnen konnte.  Der Kofferraum voll Lebensmittel, "Care-Pakete" aus Deutschland, die Gelüste nach heimatlicher Geschmacksrichtung stillen sollten oder solche Nahrungsmittel, die es hier nicht gab: getrocknete grüne Erbsen, Maultaschen, Laugenbrezeln, dunkles Brot, Miracoli (ich gestehe freimütig, daß ich sterben könnte für eine große Portion von diesem Fertiggericht), Winterjoghurt der heimatlichen Molkerei  usw. Auf jeden Fall konnten die Lebensmittel nicht im Auto bleiben. Also musste ich irgendwie hinauf! Das Blöde war, daß am Ende des Hanges die Straße eine fünfundvierzig Grad Biegung machte und die Straße nach der Kurve nochmals anstieg. Ich also Anlauf genommen, wieder runtergerutscht. Nach fast einer Stunde hatte ich es geschafft, bis zur Kurve hoch zu kommen - dann ... dann steckte ich fest. Rien n'es van plus! Nichts ging mehr vorwärts und nichts rückwärts. So musste ich das  Auto in der Kurve stehen lassen, was nicht so schlimm war, da in der gesamten Siedlung nur ich war.

Während ich begann, meine Habseligkeiten und meine Einkäufe auszuladen und durch den Schnee stapfend ins Haus brachte, kamen zwei dunkel gekleideteten Gestalten mit Taschenlampen den Hang herauf. Meine Rutschaktionen hatte die Polizei auf den Plan gerufen. Nachdem ich die Situation erklärt hatte, begannen die Polizisten mir beim Ausladen zu helfen. Voller Elan packte einer einen Karton mit Lebensmittel und ... mit einem Mal gab der Boden nach und der Inhalt fiel in den Schnee. Da lagen nun Kartoffeln, Nudeln, Dosen etc. wildverstreut in der weißen Pracht. Ich konnte mir das Lachen nur knapp verkneifen. Ehe ich mich versehen hatte, packten die Polizisten ihre beiden Schlagstöcke in den Schnee, darauf kam der Karton, sie packten die Lebensmittel wieder ein und zu zweit, an jedem Schlagstock ein Ordnungshüter brachten sie die Fracht ins Haus. Fand ich richtig süß! - Auch sehr nett fand ich es, daß sie mich die nächste Zeit in ihren täglichen Rundgang mit einbezogen und jeden Tag nach dem Rechten sahen. Die Polizei, Dein Freund und Helfer!

Die Zufahrtsstraße hatte jedoch nicht nur bei Schnee ihre Tücken, sondern auch bei Regen und Nässe. Die Straße bestand aus unregelmäßig großen Natursteinen und hatte einige nicht unerhebliche Kuhlen und Senken. Eines Tages, hörte ich an den immer wieder durchdrehenden Rändern, daß ein Wagen vergeblich versuchte hochzufahren. Irgendwann nahm der Fahrer des Fahrzeuges einen gewaltigen Anlauf, kurz darauf vernahm ich einen dumpfen Schlag und dann aufgeregte Stimmen. Ich sah aus dem Fenster und nun konnte ich mein Lachen nicht verkneifen. Ein Kleintransporter von der Straßenwacht hatte es nach oben geschafft. Doch der Schwung war wohl zu groß gewesen und jetzt steckte das Auto auf der anderen Seite im Graben. Drum herum stand der Trupp der Bauarbeiter und machten einen ziemliche ratlosen Eindruck. Richtig absurd wurde die Situation als sie versuchten, das Auto herauszuheben ... sie brachte eine geschlagene Ewigkeit bis sie ihren Wagen wieder frei hatten.

Nun aber zurück zu heute morgen. Schnee am Morgen - eine Wonne für meine Hunde-Rasselbande! Sie stobten durch die weiße Pracht. Manche rannten mit der Schnauze im Schnee, andere wiederum wälzten sich auf dem Rücken mit allen vier Pfoten gen Himmel. Sie hatten sichtlich Spaß.


Copyright Julietta Günther

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