Montag, 18. Dezember 2017

"Unsere kleine Farm" - 2017-12-19

Leben bedeutet auch Abschied nehmen ...

Kürzlich ging die Serie "Club der roten Bänder" zu Ende. Für mich eine der stärksten Filme, die ich je gesehen habe. Ein Serie, die ein sensibles Thema stark umgesetzt hat mit außergewöhnlichen Schauspieler. Die Akteure, die jeder für sich ausdrucksstarke Charaktere überzeugend darstellen. Junge Schauspieler setzen sich mit dem Sterben und dem Tod auseinander.

Je nach Land wird damit ganz unterschiedlich umgegangen. In Deutschland ist das  mehr  ein Tabuthema. Darüber spricht man nicht und setzt nicht unbedingt damit auseinander. Ich lernte eine Familie kennen, die den Unfalltod des Sohnes und Bruders regelrecht totgeschwiegen hat. Nicht einmal der Name durfte mehr genannt werden. Mich hat geht das geschockt.

Hier in Ungarn gehört Leben der Tod irgendwie mehr zum Leben dazu. Trotz Trauer über den Verlust geht man hier schneller wieder in den Alltag zurück. Für mich hat das mehr Natürlichkeit.

Ich habe die letzten Jahre alles erlebt: den frühen Tod meiner Schwester, der mich das ganze Leben begleitete, mit den jährlich wiederkehrenden Jahrestagen, an denen meine Mutter in tiefe Depressionen verfiel. Dann das unfassbare, viel zu frühe Herztod meines geliebten Bruders, der nur zweiundvierzig Jahre werden durfte und dessen Traum nach eigenen Kindern niemals in Erfüllung gehen sollte. Wenig später folgte der erwartete, doch überraschend schnelle Krebstod meiner Mutter. Nur wenige Jahre erlebte ich den langsamen Abschied vom Leben meines Vaters. Von einem Tag auf den anderen erlebte ich wie ein Schlaganfall einen geistig voll fähiger Mann, meinen Vater, zu jemanden machte, der nichts mehr wusste und alles neu lernen musste. Um dann ... es durch Demenz langsam immer mehr zu vergessen. Diese Pflegezeit war für mich der härteste Zeit meines Lebens. Sie brachte mich in den Bankrott, katapultierte mich aus meines beruflichen Laufbahn und meine Beziehung zerbrach fast daran. Eine Erfahrung, die ich dennoch nicht missen möchte. Sie lernte mich meinem Vater und meine Mutter als Menschen kennen, nicht nur als Eltern. Sie half mir aber auch, mich selber besser zu verstehen. Und ... es war eine Zeit, die mich dazu brachte mich mit dem Sterben, dem Tod und dem eigenen Leben auseinander zu setzen. Vieles relativierte sich, manches wurde unwichtig und noch viel mehr erhielt einen neuen gewichtigen Stellenwert.

Meinen heutigen Post widmete ich allen, die Spuren in meinem Leben hinterlassen haben und deren Kerzen des Lebens längst erloschen sind. Viele dieser Seelen haben mich geprägt und mich zu dem gemacht, der ich heute bin. Doch ganz besonders widmet ich diesen Post einem jungen Mädchen, das seit Kind an mit dem Tod auf Du und Du stand. Eine starke junge Frau, die mit neunundzwanzig ihr Leben an Mukoviscidose verlor. Das Letzte was ich von ihr hörte war ein langer Brief, in dem sie mir von ihrer neuen Lunge schrieb, von ihren Plänen und daß sie zum ersten Mal nach Spanien fliegen konnte und das auch noch ohne ihre Sauerstoffflasche, Rollstuhl und Sauerstoff. Sie klang so glücklich und unbeschwert. Als ich den Brief las, weinte ich Freudentränen. Heute sind es Tränen der Trauer. Ich habe erst jetzt erfahren, daß dieses tapfere kämpferische Mädel vor eineinhalb Jahren ihren Kampf verloren hat.

Tanja

Du hast mich sehr beeindruckt und sehr tiefe Spuren bei mir hinterlassen. Du bist gegangen, aber 
wirst nie vergessen werden. Solange ich lebe, wirst Du in meinem Herzen sein und in meine Gedanken lebendig bleiben. Danke, daß ich Dich kennenlernen durfte.

Copyright Julietta Günther 

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