Mittwoch, 18. November 2015

"Unsere kleine Farm " - 2015-10-31

Weihnachten steht kurz bevor !!! - zumindest wollen uns das die Geschäfte weiss machen !!! - überall liegt schon Weihnachtsdeko in der Auslage, Lebkuchen und Co locken die Gaumen und überall klingen schon "Süsser die Glocken nie klingen" - dabei denkt unsereins eher noch an "Beach Boy - Beach Boy"  - Ist die Welt inzwischen so schnelllebig geworden oder hinke ich noch der Zeit hinterher ?  ... vermutlich von beidem etwas ;-) Jedenfalls habe ich mich noch immer nicht daran gewöhnt. Dabei hätte gerade ich die besten Voraussetzungen dafür. Viele Jahre arbeitete ich in einer Firma, die Saisonware produzierte und da war es üblich, dass wir Ostern an der Weinachtsware arbeiteten, die spätestens im Juni in den Versand kommen musste, damit sie rechtzeitig in der Weihnachtsvorzeit ihre Abnehmer fand. Doch bei einer Ausstellung kurz vor Ostern Weihnachtsbaum aufzustellen, war mir doch suspekt.. Für mich ist Weihnachten mit flackerndem Kamin, warmen Tee und Kerzenschein verbunden und eben nicht mit 30 Grad Sonnenschein und Beachparty verbunden. Lebe ja schliesslich nicht in Australien ! Auch findet nicht jedes Jahr der Fall der Mauer statt. Damals hatte ich wie immer die Süssigkeiten für die Bunten Teller zu Weihnachten, kurz vor dem Fest einkaufen wollen und hatte das Nachsehen: Im gesamten Umkreis gab es keinen einzigen Weihnachtsmann mehr zu kaufen, auch keine Lebkuchen oder Orangen. Damals hatte ganz Ostdeutschland Run darauf gemacht. In einem Spezialitätengeschäft fand ich dann noch zwei kleine, sündhaft teure Nikoläuse für meine Jungs. Seit der Zeit habe ich das früher eingekauft, doch in den letzten Jahren musste ich feststellen, dass bereits gute 2-3- Wochen vor dem Fest, die Ware bereits wieder aus den Geschäften geräumt wird. Verrückte Konsumwelt. Aber wenigstens ist das wieder etwas gemässigt worden. In den Jahren, in denen auch die Öffnung der Mauer fiel, kam eines Tages meine Freundin total aufgebracht an, es war Mitte August und 30 Grad heiss. Sie arbeitete damals als Verkäuferin bei einer Kaufhauskette, die inzwischen Pleite gemacht hat, und berichtete: "Stell Dir das mal vor, draussen knallt die Hochsommersonne und wir müssen Schokoladenweihnachtsmänner aufbauen und Weihnachtsmusik abspielen." !?!? - Hähhh?!?!? - man kann es auch übertreiben ... oder der Verkaufsleiter hat das letzte Weihnachten verpennt und musste nun die Lager räumen - kein Wunder, dass die Kaufhauskette Pleite ging ... bei so viel Verkauf am Kunden vorbei ...

A propo Verkauf! Da können wir auch ein Lied von singen. Wir produzieren ausschliesslich Bio-Produkte, unser Tiere bekommen auch nur natürliches Futter und sind im Freilauf. Doch der hiesige Markt macht kaum Unterschiede zwischen biologischen und konventionellen Anbau. Wie sagen die Leute hier, "Es ist doch alles bio" - dieser Logik kann man sich nicht ganz entziehen, es kommt auf die Definition an. Bio oder nicht, es gibt kaum jemanden, der für biologisch angebautes Erzeugnisse mehr zahlen will. Zudem kommt noch, dass hier viele noch ihre Hausgärten haben und auch das ein oder andere Nutztier im Garten. Das Angebot an hochwertigen Fleisch, Obst und Gemüse ist demnach gross und so produzieren wir hauptsächlich für den eigenen Bedarf oder erzeugen ganz spezielle Produkte, wie beispielsweise meine Essigspezialitäten, Marmeladen, Sirup etc. - Der Vorteil ist, dass wir wissen, was wir essen und dass nichts hineingepanscht wurde, was meiner Meinung nicht in gesunde Ernährung gehört, wie Farbstoffe, Geschmacksstoffe etc. pp.

Eine Sache beschäftigt mich seit geraumer Zeit: wir hatten Beusch aus Deutschland. Während eines Tageausfluges waren sie in einem Restaurant essen und kamen abends zu uns. Aus ihrem Tagesmenue brachten sie ihr komplettes Fleisch mit, für die Hunde. Sie meinten, das Fleisch sei fest , hätte einen eigenartigen Geschmack und wäre vermutlich nicht mehr gut. Dass ein renommiertes Restaurant gleich bei mehreren Gerichten verdorbenes Fleisch serviert, konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen und probierte es. Es war ein hervorragendes Filetfleisch, hatte Biss, aber war butterweich, doch es hatte einen Nachteil: es schmeckte nach Fleisch. - Ich weiss ja, dass wir in Deutschland immer enttäuscht sind, von der Geschmackslosigkeit des dortigen Fleisches, aber dass der Unterschied so gewaltig ist, gibt mir doch zu denken. .... Genau genommen geht uns das auch mit dem Gemüse so. Ich muss nach Deutschland immer Paprika, Gurken und Kartoffeln mitnehmen. Wenn ich aber hier gefüllte deutsche Kohlrouladen machen will, dann klappt das einfach nicht. Der Kohl ist hier viel milder und hat nicht den typischen Kohlgeruch. So habe ich mich auf die ungarische Variante der Kohlroulade umorientiert. Diese wird aus Sauerkraut gemacht und schmeckt eben anders. Ebenso wie auch die gefüllten Paprika, die hier super lecker sind , aber eher süss gegessen werden. ...

..... wie auch immer, ich jedenfalls werde mich noch des Herbstes freuen und frühestens in der Adventszeit an Weihnachten denken. Eine Besonderheit aber will ich noch berichten:  hier gibt es Lebkuchen und Printen das ganze Jahr. Als mein Männe einmal mitten im Sommer mit Busserli  ankam, das sind die mit Zuckerguss überzogenen Lebkuchen, fragte ich ihn, wo er dann das alte Zeug her hätte und stellte erstaunt fest, dass das neue Ware war. "Andere Länder, andere Sitten" - wobei genau genommen, haben wir in Deutschland die "alte Ware" gekauft - rein wenn ich mir den Produktionsprozess und die Lieferdauer betrachte.

Könnt ihr Euch noch daran erinnern, als einer Firma ein Produktionsfehler passierte und als unterm Weihnachtsbaum die Kinder ihre Schokoweihnachtsmänner auspackten, Osterhasen zum Vorschein kamen? Die Hasen waren bestimmt im Winterschlaf und hatten sich in der Behausung geirrt ;-)

So, ich widme mich jetzt den Kürbissen und davon gibt es hier unzählige Sorten, nur leider nicht die riesen grossen, die ich aus Deutschland kenne. Eine Spezialität ist hier ein Kürbis, der aufgeschnitten und im Ofen gebacken wird bis das Fruchtfleisch ganz weich ist. Man kann dann  Zucker darüber streuen und das Fleisch auslöffeln. Kürbis findet in der ungarischen Küche vielerlei Verwendung und erst hier kam ich so richtig auf den Geschmack. Leider ist dieses Jahr unsere Kürbisernte auch der Trockenheit zum Opfer gefallen, ebenso wie die der Melonen. Das Gemüse braucht zum Wachsen viel Wasser.

Da fällt mir ein heute ist Halloween, auch so ein Brauch, den wir von den angloamerikanischen Ländern übernommern haben. Als ich ein Kind war, gab es das noch nicht ... Als ich hier herkam war noch etwas  Anderes neu oder besser gesagt für mich nicht so in diesem Mass bekannt : heute Nacht leuchten überall auf den Friedhöfen Kerzen und Lebenslichter, das gleicht einem Lichtermeer. Die Familien treffen zusammen, um gemeinsam ihren Verstorbenen zu gedenken und ihnen Blumen ans Grab zu bringen. Das Gedenken der Ahnen hat einen solch hohen Stellenwert, dass daraus ohne Weiteres aufgrund von Entfernungen auch eine Tagestour werden kann.

copright Julietta Günther

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