Mittwoch, 18. November 2015

"Unsere kleine Farm" - 2015-11-01

Heute ist Miracoli-Tag! - Wer ins Ausland abgewandert ist oder im Ausland arbeitet, kennt das. Irgendwann, nach geraumer Zeit, bekommt man Gelüste auf bekannte Geschmackserlebnisse aus der früheren Heimat. Bei mir ist es aus irgendeinem Grund Miracoli. Seltsamer Weise war ich früher nie so scharf darauf, dafür kann man mich heute damit hinter dem Ofen vorlocken - mein Männe hingegen hasst es. Als das letzte Mal Miracoli-Tag war, musste ich lachen: mein Männe kam nach Hause, sah in den Topf und schnaubte .... pfff ....- ihm war mehr als deutlich anzusehen, dass das heutige Abendessen absolut nicht nach seinem Gusto war :-) - aber er musste es auch nicht essen, denn seit ich weiss, dass er das absolut nicht mag und lieber hungrig bleibt, mache ich ihm stattdessen etwas nach seinem Geschmack. Während ich mich in Spaghetti mit Tomatensosse wälzte, bis mir der Ranzen spannte.

Als meine Eltern ins Ausland gingen, habe ich mich immer über ihre Wunschlisten amüsiert. Damals hiess es , könnt ihr uns nicht mit dem nächsten Paket, ich nannte sie Care-Pakete, folgendes mitschicken: Kaffee, Käse, Salami, Schokolade, Lebkuchen .... - Wobei die Care-Pakete-Wunschliste je nach Land eine andere Zusammenstellung hatten. Das obrige war das aus Mitte der 80-er und ging nach Thailand. Das spätere für Mittelamerika hiess dann: Edle Tropfen in Nuss, Sauerkraut, Backpuler .... Ein anderes beinhaltete hauptsächlich Backzutaten. Das wiederum kenne ich auch. Im Rahmen der Globalisierung gibt im Ausland sehr vieles in den bekannten Supermarktketten, doch manches auch nicht oder in einer andern Qualität. Ich kann mich noch gut erinnern, als hier der Lidl, hier Lidli genannt, aufgemacht hat. Jeder mit deutschen Wurzel musste dahin und als es dann dort auch noch Wienerle gab, begann ein regelrechter Run darauf und die waren immer schneller ausverkauft als in das Regal gepackt. Beim Einkauf mussten es dann auch gleich mehrere Päckchen sein, denn das erste überstand grundsätzlich die Fahrt nach Hause nicht. Ein richtiges Lauffeuer und eine Sammeleinkaufsaktionen gab es auch, als es hier das erste Schwarzbrot verkauft wurde. Gut erinnern kann ich mich auch meine Heisshungerattacke auf Lakritzschnecken. Ich hatte sie zum ersten Mal hier entdeckt, sie schmeckten zwar nicht so wie ich sie in Erinnerung hatte, aber ich gab keine Ruhe bis nicht die Tüte leer war. Mann war mir danach schlecht !!!

Es ist schon erstaunlich, wie man seine Wurzeln mit sich mit nimmt und welche Anstregungen man unternimmt, um beispielsweise in Spanien Matjes Heringe oder Sülze zu bekommen ;-)

So ist jedes Mal, wenn wir aus Deutschland kommen, unser Auto voll mit deutschen Lebensmittel, die man hier nicht oder nur sehr selten oder wenn extrem teuer bekommt. So kam ich auch eines Tages am Jahresanfang zurück. Hier lag einen halben Meter Schnee, das Auto war voll mit Maultaschen, Buttermilch, Frankfurter, Vollkornbrot ... und Miracoli ;-)) etc.pp.. Ich wohnte damals in Hanglage, dessen Strasse nicht geräumt wurde. Jetzt konnte ich aber das Auto mit allem darin kaum unten in der Kälte stehen lassen. Ich also mit Karacho den Berg hoch. X-mal wieder rückwärts runter gerutscht, beinahe links die Böschung runter und auch mal rechts in Nachbars Hecke gelandet. ... Irgendwann hatte ich es zumindest so weit geschafft, dass bis hoch kam und in der Kurve, etwa 20 m vor dem Haus stecken blieb. Da in der Siedlung im Winter keine andere Menschenseele wohnte, haben meine Bemühungen die Polizei auf den Plan gerufen. Als ich das Auto ausräumte, kamen sie durch den Schnee den Berg hinauf gestapft. Ich erklärte die Lage und sie halfen mir mit dem Ausladen. Doch, gerade als einer von ihnen einen Karton mit Lebensmittel hoch nahm und Richtung Haus gehen wollte, just da, öffnete sich der Boden und alles darin fiel in den Schnee. Doch die Polizisten waren recht pfiffig: sie nahmen ihre beiden Schlagstöcke, stellten den Karton darauf, packten die Lebensmittel wieder in den Karton und brachte ihn zu zweit ins Haus. Da kann man wirklich sagen "Die Polizei Dein Freund und Helfer"  - Richtig nett war auch, dass sie mich in ihren Rundgang mit aufnahmen und immer Mal wieder bei mir anklopften und fragten, ob alles in Ordnung sei.

... Inzwischen gibt es allerdings auch Care-Pakete in die andere Richtung und zwar zu Familie und Freunden nach Deutschland und Spanien. Da heisst es dann: "Könntet ihr uns nicht bitte, Paprika, Paprikacreme, Kolbasz ... etc schicken." - Aber auch mein Männe hat eine besondere Vorliebe in Deutschland entdeckt. Jedes Mal wenn wir einkaufen gingen oder er einen Grund fand, dort hin zu müssen, manchten wir einen Abstecher zur Pommes Bude, die neben dem Supermarkt steht. Er konnte garnicht genug bekommen von Grillhähnchen, während ich mich an Bratwurst, Grillwurst und Curry Wurst labte...

... so und nun  -
widme ich mich meinem Miracoli bevor sie die Hunde auffressen, die lieben das nämlich auch ;-)

copyright Julietta Günther


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