Freitag, 27. November 2015

"Unsere kleine Farm" - 2015-11-27

Heute Nacht gab es den ersten Frost, der Schnee ist wieder weg und es ist ein trockener grauer Novembertag.

Gestern am späten Nachmittag hatte ich noch eine unerwartete, doch schweisstreibende Sonderaktion. Unsere sechs erwachsenen Schweine und zwei Ferkel sind gestern aus ihrem Einstand ausgebüchst. Unsere Schweine sind eine Mischung zwischen Wildschwein und Mangalicaschweine in reiner Freilandhaltung, sehr widerstandsfähig, aber nicht zu vergleichen mit trägen Hausschweinen in reiner Stallhaltung.
Sie haben einen halben Meter tief einen Tunnel gegraben, sind ausgebrochen und rannten flink zwischen den Schafen, Hühnern, Enten und Hunden hin und her. Die Hunde versuchten, die Schweine wieder zurück zu treiben. Doch alles machte einen eher unkoordinierten Eindruck mit dem Effekt, dass einige Schweine ihre Schnauze unter den Zaun steckten und diesen hochdrückten. Dann schwabbel-di-wabbel, drückten sie sich unten durch und damit war das Chaos vollens perfekt. Durch den Krach draussen wurde ich aufmerksam und mich traf schier der Schlag als ich die Rotte rumrennen sah. Ich schnell in die Klamotten gesprungen und rausgerannt. Auf den Weg dorthin noch schnell meinen Hütestock geschnappt. Dann in aller Eile das Geflügel in den Stall gejagt, denn es wäre nicht das erste Mal, dass die Schweine Lust auf Hühnchen haben. Währenddessen versuchten die Schweine, in den Hasenstall zu kommen. Also schnell dahin, die Schweine verscheucht und dann den Hasenstall verschlossen. Beim Schliessen festgestellt, dass sich dahin ein Hahn verirrt hatte. Der musste nun dort übernachten. Dann ging das Theater richtig los. Mühevoll und unter grosser Kraftanstrengung habe ich erst einmal versucht, den Tunnel wieder zu verschliessen. Währenddessen waren die Schweine dabei, den Schafunterstand umzugraben. Also schnell die Schweine raus und die Schafe in ihre Unterkunft getrieben. Insbesondere auch unter dem Hintergrund, dass eine der Sauen anfing, unser schwarzes Schaf zu zwicken. Dazu muss man wissen, dass Schweine und auch die Hühner zu den grossen Kannibalen unter den Haustieren gehören und nahezu alles fressen, was ihnen vor die Schnauze kommt.

Als nun, bis auf die Schweine, alle anderen Nutztiere in Sicherheit gebracht waren, ging es an die Schweinejagd. Wobei unsere Junghunde die Jagd falsch verstanden haben und ich aufpassen musste, dass sie die Schweine nicht bissen. Auf der anderen Seite war unser Hütehund, der Border Collie mit acht Schweinen schlichtweg überfordert.  Er versuchte, sie wieder zurückzutreiben. Doch da er keine Übung darin hatte, Schweine zusammenzutreiben und diese wiederum nicht verstanden, was der Hund von ihnen wollte, ging das gründlich schief. Alles rannte hin und her, ich fluchte und schimpfte wie ein Besenbinder ...  Nach geschlagenen zwei Stunden, einem an mehreren Stellen hochgedrückten Zaun, durchgepflügtem Misthaufen, umgegrabenen Obstbaumwiesen, einem halben Sack Mais und etlichen Kilo Äpfel, war die Gruppe bis auf ein Ferkel wieder eingesperrt.  Nach einer weiteren halben Stunde vergeblicher Versuche, das Ferkel zusammen mit Hilfe unseres Border Collies Hobby zu fangen, gab ich auf. Hobby und auch das Ferkel waren sichtlich erschőpft, ganz zu schweigen von mir ... Langsam wurde es dunkel ...

Also liess ich erst einmal davon ab und fütterte unsere Hunde, deren Magen schon auf Halbmast hing. Doch dann ging das Theater weiter. Da irgendwo in der Dunkelheit des Gartens ein Ferkel rumrannte, konnte ich die Hunde nicht rauslassen.  Insbesonders unserem Kaukasier drückte reichlich die Blase und er jaulte. Aber es half nichts, er musste warten, bis Männe heimkam, wir zu zweit das Ferkel zu fassen bekamen und zurück verfrachten konnten. Zum Glück war es eine klare Vollmondnacht und wir konnten das hellgraue Wollschwein gut erkennen.

Wegen der Einfangaktion kam ich nicht zum Kochen und das warme Abendessen fiel aus. Gegen 21.30 Uhr fielen wir beide, erst einmal total KO, auf das Sofa. Ich hatte einen Marathonlauf hinter mit und mir taten alle Gräten weh.

Heute hingegen laufe ich jedesmal wenn die Hunde anschlagen ans Fenster, in der Bange, dass die Schweine wieder einen Tunnelausbruch gewagt haben.

Wer Viecher hat, der braucht kein Fitnessstudio ! ;-)

copright Julietta Günther


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