Dienstag, 8. November 2022

Empathie - oder was macht einen Menschen aus?

Krieg in Europa, in der Ukraine, Russland der Aggressor - kaum 500 km entfernt. Da wird sich einfach selbstverständlich über die Souveranität eines Staates hinweggesetzt und den Menschen in der Ukraine und den eigenen Landleuten das Recht auf Leben abersprochen. 

Das macht mich nachdenklich und mir stellt sich die Frage "

wann ist ein  Mensch ein Mensch?" ... und wann hat er jegliche Empathie verloren?

Ich sah ein Film, in dem Gaffer die Rettungskräfte behindern. Ja Himmel nochmal "seid ihr noch ganz dicht?"🤔

Vielleicht bin ich inzwischen old fashion. Aber ich finde es pervers, wenn ein Vater stolz darüber ist, seine minderjährigen Söhne an die Front und in den sicheren Tod schickt. Er dann auch noch für sein Tun Anerkennung erhält, entbehrt es mir jedes Verständnis. Wenn mein Mann so etwas tun würde, Gnade ihm Gott. Sein Leben lang hätte er keine Ruhe vor mir!  Oder ein kirchlicher Priester Müttern den Rat gib, mehr Kinder in die Welt  zusetzen, damit einem der Verlust eines Kindes nicht so schmerzt.  Das muss schon echt kranken Hirnen entsprungen sein. 

Da fällt mir meine Hündin ein. Eines Tages brachte sie mir ihren vier Wochen alten Welpen. Sie wachte wie ein Augapfel über die Kleine. Luna legte mir ihr Hundchen vor die Füsse, schaute es lange an, dann wandte sie den Blick zu mir, mit Tränen in den Augen. Es schien mir als wolle sie sagen, pass auf meine Kleine auf! Dann drehte sie sich um und ging weg, obwohl sie niemals ihren Welpen nur eine Sekunde alleine liess. Als ich sie kurz darauf suchte, fand ich sie tod. 

Mensch und Tier unterscheiden sich offensichtlich.

Da werden Menschen in Zivilkleider gesteckt, gleich eines Köders in der Falle, nur damit man behaupten kann, der Feind habe Zivilisten erschossen. Wie perfide ist das und was für hirnlose Zombies müssen das sein, die das mit sich machen lassen ??

Ich frage mich auch, welch verknoteter Gehirnwindungen entsprang es, dem Menschen im Tod die Würde zu nehmen und selbst vor dem toten Menschen keinerlei Achtung zu haben. Aber auch wir, die wir uns die Bilder ansehen, haben keinerlei Respekt. Dabei heisst es "die Würde des Menschen ist unantastbar.

Auf der anderen Seite tun mir die Russen fast schon leid. Es heisst immer, in St.Petersburg leben die meisten Milliadäre der Welt. Aber der Rest der Landes lebt scheinbar in bitteter Armut. So arm, dass sie von Hyieneartikeln über Waschmaschine, bis hin zu Mobilfunkmaste, alles klauen was nicht niet und nagelfest" wasserfest ist. Sie klauen sogar Kinder! Vielleicht sollte man eine Spendenaktion ins Leben rufen. VIAGRA für Russland - macht eure eigenen Kinder!

Doch genug von Russland!

Schauen wir uns doch mal um, wann wir in unserem eigenen Mikrokosmos die Souveranität des Nachbarn in Frage stellen und uns um Kaisers Bart streiten. Die Gerichte sind voll damit. Da wird um Äste gestritten, die über den Zaun hängen; weil die Kinder zu laut sind oder ein Ball beim Spielen beim Nachbarn landet. Krass ist auch, wenn auf dem Land über den morgentlich Hahnenschrei gestritten wird Dabei ginge es  so einfach. Der Nachbar akzeptiert, dass der Hahn in frühen Morgenstunden kräht. Natur eben! Dafür gibt es jeden Tag ein Frühstücksei. So einfach kann es sein. Würde Nerven und Blutdrucktabletten sparen und vielleicht nachbarschaftliche Freundschaften entstehen lassen.  

Geschockt hat mich auch ein Erlebnis in Spanien. Ein bekannter Obdachloser, den fast jeder im Ort kannte. Ein freundlicher, hilfsbereiter Mann aus Rumänien, den das Schicksal im Spanien stranden liess. Er sass immer am Eingang zum Supermarkt. Eines morgens fand man ihn - tod - erfroren bei knapp null Grad...

Den meisten von uns geht es gut und darüber vergessen wir viel zu oft, dass das Schicksal erbarmungslos zu schlagen kann. Und jeder von uns, jederzeit, an dem Supermarkteingang oder in Trümmern sitzen könnte.

Ich betreue einen guten Freund, ohne Familie, hochbetagt in den 80-igern, fast blind, lebt in einem Land dessen Sprache er nicht so gut beherrscht. Wieviel Einsamkeit, verlorener Lebensmut, Hilflosigkeit und Depression in einem Menschen steckt, kann man als Aussenstehender nur erahnen. Viele Leute schauen weg, kaum einer kommt mal auf die Idee zu fragen, ob man helfen könnte. Ich sehe mich hingegen mit übler Nachrede und wilden Gerüchten konfrontiert.

Anderer Fall: Ein Paar hatte einen grossen Freundeskreis, nahm aktiv am gesellschaftlichen Leben Teil, war geachtet und beliebt. Der Ehepartner stirbt. Der Witwer sitzt alleine in seinem einsam gewordenen Haus und ... bleibt alleine! Kaum einer der sogenannten Freunde lässt sich mehr blicken. Aus dem Verein wird er nach und nach gedrängt. Mit Tod und Leid will keiner etwas zu tun haben. Doch auch das gehört zum Leben.

Empathie, wer hat sie und wer nicht? Oder wann ist sie uns abhanden gekommen? 

Vielleicht sollten wir uns auch die Frage stellen, ob wir bereits so abgestumpft sind, dass uns garnicht mehr bewusst wird, wann wir die Grenzen überschreiten.



Copyright Julietta  Günther





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