Mittwoch, 30. November 2022

8 - Mikesch - der kleine Kater Naseweis - Teil 8

 ...

Mikesch hatte gut geschlafen. Als er aufwachte, beobachtete er Mademoiselle Spinne eine Weile bei ihrer Arbeit, bevor er sich bemerkbar machte. Sie arbeitete gerade an einen neuen Netz gerade im oberen Bereich des Eingangs.  Kopfüber hing sie an einem dünnen Faden von der Decke und schwang sich geschickt von einer Seite zur anderen. In Windeseile hatte sie ein beträchtliches Netz gesponnen, das jetzt in dem hereinscheinenden Sonnenlicht glänzte. Gestern hatte sie ihm noch ihre Vorratskammer gezeigt. Dort hingen säuberlich versponnen Fliegen, Mücken und auch mal ein kleiner Nachtfalter. Ihm war es zwar reichlich suspekt, dass man Fliegen und sonstiges lästiges Getier auf seiner Speisekarte hatte. Vermutlich fand auch sie es seltsam, dass er sich für Mäuse und Heuschrecken begeisterte. Während er noch vor sich hin sinnierte, hörte er :"Hallo guten Morgen, du Schlafmütze! Der halbe Tag ist schon rum". Sie lachte, als er sich reckte und einen Katzenbuckel machte. 

In ihrer Höhle war es urig gemütlich. An der Decke hingen kopfüber einige kleine Fledermäuse. Mikesch hatte sich schon in der Nacht  gefragt, was das für ein Quieken und Geflattere über seinem Koof war, aber er war einfach zu müde. Zum Frühstück rannte ihm just eine Eidechse in die Pfoten, die in den Spalten der Felsen  wohnte.

Kater Mikesch dümpelte durch den Tag, pflegte sich und genoss die Gesellschaft von Mademoiselle Spinne. Die konnte so herrliche Geschichten erzählen, immer mit einem Augenzwinkern. Sie hatten sich viel zu erzählen. Lachten gemeinsam über Mikesch Erzählung wie der Bauer nach dem Melken in den vollen Milcheimer trat und Mikesch vor lauter frischer Milch fürchterliches Bauchgrimmen bekam. Vor lauter Lachen taten ihnen am nächsten Morgen die Bauchmuskeln weh.

Schweren Herzens nahm er am kommenden Morgen Abschied  von Mademoiselle, versprach aber auf dem Rückweg sie zu besuchen.

Er schlug den Weg durch das Wäldchen ein. Aber weit kam er nicht. Gerade als er aus dem Wald heraus auf das Feld trat, hörte er ein gewaltiges Summen. Verwundert schaute er sich um, als plötzlich vor seiner Nase ein stattlicher Hase fiel. !?! 

Mikesch hatte noch nie etwas von fliegenden Hasen gehört. Ihr etwa?

Als er näher ging, um den Hasen zu begutachten, hörte er eine dunkle, kratzige Stimme sagen:" Pfoten weg, das ist meiner!"

Das Summen wurde lauter, das Sonnenlicht verdunkelte sich, Kater Mikesch zog instinktiv seinen Kopf ein. Dann landete majestätisch direkt vor seiner Nase ein riesiger Vogel mit langen nicht manikürten Krallen.

"Gestatten, ich bin Emilio Bussardo aus der Familie der Mäusebussarde. Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass Sie sich in meinem Jagdrevier befinden" 

Da blieb Mikesch erst einmal die Spucke weg. So ein aufgeblasenen Vogel war ihm noch nie untergekommen.

Er beeilte sich, sich für sein unbeabsichtigtes Eindringen zu entschuldigen. Die dunklen Augen des Vogels schienen ihn zu durchdringen und die kräftigen gebogen Krallen machten Mikesch Angst. 

Der kleine Kater Naseweis murmelte schnell ein: "ich muss weiter" und machte sich schleunigst aus dem Staub. Als er ausser Sichtweite war, rannte er so schnell ihn seine vier Pfoten trugen. Er hielt erst an, als er sich in Sicherheit wähnte. Mit letzter Kraft kroch er in ein dichtes Gebüsch und schlief sofort ein.


 .. Fortsetzung folgt...


Copyright Julietta Günther 






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