Samstag, 19. November 2022

"Sind so kleine Hände" (Bettina Wegner)

Die Adventszeit und Weihnachten stehen vor der Tür, Frieden auf Erden... 

... und ich denke an die Kinder in der Ukraine... mit Tränen in meinen Augen und schreiender Seele...


"Sind so kleine Seelen 

Offen und ganz frei

Darf man niemals quälen

Geh'n kaputt dabei"

( Zitat aus "Kleine Hände" von Bettina Wegner)


Die Kinder u.a. in der Ukraine leben im Krieg in Angst, erleben Grausames, werden gequält, verlieren vielleicht ihre Liebsten. Sie erleben Kälte, Hunger, sind auf der Flucht oder werden in unbekannte Welten verschleppt.

Wenn ich könnte, würde ich Russland permanent mit Antikriegslieder beschallen, Bettina Wegners "Kleine Hände" dem Verantwortlichen ins Ohr pflanzen, die nicht einmal vor ihren eigenen Kindern Halt machen. 

Eine traumatisierte Gesellschaft mit Kindern, die nicht mehr Kind sein dürfen. 

Ich habe erlebt, wie tiefe Wunden in die Seelen eingebrannt werden, die so etwas erleben mussten. Mein Vater wuchs während des Krieges in Berlin auf, meine Mutter im späterem Ostdeutschland. Der Krieg war sowohl bei meinen Eltern als auch Grosseltern ein Tabuthema.

Nur einmal erwähnte meine Mutter, dass sie als "die Russen kamen" aus dem Schulfenster kletterten und über die Felder wegliefen. Sie konnte nie die Schule beenden. Erst nach ihrem Tod erzählte mein Vater, dass ihr das Weglaufen nicht immer glückte und sie als junges Mädchen, eigentlich noch ein Kind, vergewaltigt wurde und sie miterleben musste, wie ihrer Mutter und Grossmutter gleiches widerfuhr. Ihr Leben lang war für sie Sex nur Pflichtprogramm.

Bei meinem Vater waren Gefühle sein Leben lang eher unter Verschluss. Nur einmal, nach seinem Schlaganfall mit Mitte siebzig, kam hervor wie er als Kind das Trauma Krieg erlitten hat. Er sah im Fernsehen ein Bericht, wo u.a. von Russland die Rede war. Mit einem Mal rief er mich total panisch und aufgelöst. Er sprang aus dem Stuhl auf, packte mich so fest, dass ich noch tagelang einen Bluterguss hatten. Fast hysterisch zerrte er mich hinter sich her und rief voller Panik "schnell, die Russen kommen, wir müssen uns verstecken" ich hatte meine liebe Not ihn davon abzuhalten, sich unter dem Bett verstecken zu wollen und noch länger bis ich ihn beruhigen konnte. Er zitterte am ganzen Körper. Rund siebzig Jahre später!

Kein Kind soll so etwas jemals erleben müssen. Kinderaugen müssen strahlend vor dem Weihnachtsbaum stehen, kichern, lachen, Fahrrad fahren, Kind sein dürfen ...

" Sind so kleine Seelen"

Sollten ihr ganzes Leben noch vor sich haben!


Copyright Julietta Günther


  





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