Donnerstag, 1. Dezember 2022

9 - Mikesch - der kleine Kater Naseweis - Teil 9

 ... die gestrige Begegnung steckte ihm noch in den Knochen.  Mikesch entschloss sich, nach Norden zu wandern, dabei ertappte er sich immer wieder, dass er sich vorsichtig umschaute und bei jedem Schatten gen Himmel sah. Emilio Bussardo hatte ihm einen gewaltigen Schrecken eingejagt und noch eine Begegnung mit ihm wollte Mikesch vermeiden. 

Er wanderte immer weiter. Irgendwann kam er an einen grossen, breiten Fluss. Darauf schwammen seltsame Ungestüme mit kleinem Kopf und einer langen Schnauze. Mikesch hatte von Krokodilen gehört, die in Flüssen schwammen und dachte, das wäre eines. Doch dann sah er auf der Schnauze des Ungetüms einen kleinen Hund, eine Art Promenadenmischung, freudig hin und her rennen. Er winkte Mikesch mit der Pfote zu und rief "Ahoi, bist Du auf Wanderschaft? Komm rüber und leiste mir Gesellschaft. Du kannst mit uns ein Stück mitfahren. Alleine ist mir hier oft sehr langweilig"

Mikesch balancierte über die wackeligen Planken und mit einem eleganten Sprung sprang er über die Reling. "Herzlich willkommen in meinem einsamem Reich, nur mein Herrchen und ich leben hier ... na ja, vielleicht die ein oder andere Maus". Als Mikesch das Wort "Maus" hörte, begann sein Magen zu knurren. Der Hund lachte "komm Du kannst von meinem Fressen etwas haben. Ich heisse übrigens Struppi". Mikesch fand den Namen passend und er sagte: "und ich bin Mikesch." Und fragte: "Ist das hier ein Krokodil?" Struppi wusste erst nicht, was Mikesch meinte. Doch dann ging ihm ein Kronleuchter auf und er lachte: "sieht fast aus wie eines ... stimmt ... aber es ist ein Lastenschiff. Im Bauch transportieren wir alle möglichen Waren. Im Augenblick sind wir leer, das erkennt man daran, wie tief das Schiff im Wasser liegt. Wir fahren zum nächsten Hafen um Weizen zu laden"

Nachdem Mikesch gefuttert hatte, legten sich beide auf das Deck zum Sonnen. Da kam ein Mann zu ihnen. Mikesch wollte schon wegrennen, aber das war schwierig, da das Schiff inzwischen mitten im Fluss schwamm. Struppi sprang freudig an dem Mann hoch, der ihn zu kraulen begann. Struppi sagte: "brauchst keine Angst haben, das ist Fietje, mein Herrchen und bester Freund." Jetzt bemerkte Fietje Mikesch und meinte zu Struppi: "Toll jetzt hast Du Gesellschaft und er vertreibt uns die Mäuse."

So blieb Mikesch auf dem Kahn. Es ist schon bequem gefahren zu werden, anstatt sich die Pfoten wund zu kaufen.

Mikesch blieb einige Wochen auf dem Kahn. Struppi und er wurden richtige gute Freunde. Von wegen "Hund und Katz verträgt sich nicht".

Zuerst fuhren sie zum Hafen um Weizen zu laden. Dafür wurden die Ladeluken geöffnet, ein großer Rüssel schwang sich über die Öffnung und der Weizen rieselte hinein. Mikesch mochte den Geruch des Getreides. Hatte fast so etwas wie frisches Brot.

Sie fuhren tagsüber den Fluss abwärts Richtung Meer, am Abends machten sie Halt und dockten an. Struppi und er gingen dann auf Tour. Struppi hatte überall Freunde, Bekannte und auch einige hübsche Hundedamen. 

Bei ihren Landausflügen hatten die beiden einen Heidenspaß und erfuhren jede Menge Neuigkeiten. Die Häfen waren Treffpunkte der Weltenbummler. Aus aller Herren Länder kamen hier die Tiere und auch die Menschen zusammen. Sie erzählten von einem Taifun in der Karibik, von den Kamelen in der Wüste, warnten vor Löwen und vielem mehr. Ein Schlittenhund, den es irgendwie auf einen Kahn verschlagen hatte, berichtete von ewigen Eis. Dort wo er herkam ist die ganze Landschaft mit meterdicken Eis bedeckt. Grrr! Das behagte Mikesch nun garnicht. Er lag lieber hinter dem warmen Ofen. Eiskalte Pfoten und Eiskristalle im Fell waren so garnicht sein Ding. Da wollte er nicht hin.

Nicht nur an Land war das Leben aufregend, auch auf dem Kahn gab es reichlich Abwechslung. Hin und wieder mussten sie eine Schleuse passieren. Das fand Mikesch spannend. Das ganze Schiff samt Struppi, Fietje und ihm fuhr in eine große Kammer. Dann wurden hinter ihnen die Schotten dicht gemacht. Das erste Mal hatte Mikesch fürchterliche Angst. Meterhohe Wände und dann wurde mit dicken Wasserstrahl die Kammer geflutet. Mikesch dachte, sein letztes Stündlein hätte geschlagen und würde nun samt Struppi und Fietje ertrinken. Doch die beiden waren ganz entspannt. Und siehe da, etwas Wundersames geschah. Durch das Wasser und die Luft im Schiffsbauch wurde das Schiff, samt Struppi, Fietje und ihm mehrere Meter angehoben. Dann öffnete sich vor ihnen das Schott, sie waren mehrere Meter angehoben worden und konnten nun oben ihre Fahrt fortsetzen. Das war fast wie Treppensteigen.

Irgendwann waren sie an ihrem Ziel angekommen und der Weizen wurde ausgeladen. Man sagt dazu, dass sie Ladung gelöscht wurde. Wieder kam ein grosses Rüssel. Doch dieses Mal war er wie ein riesiger Staubsaugern und saugte den ganzen Weizen ein.

Es war der Heimathafen von Fietje und Struppi. Fietje hatte ein paar Tage Urlaub und so verließen sie das Schiff und gingen zu ihm nach Hause. Dort warteten  bereits seine Frau Antje und die beiden Kinder Sanne und Björn auf die Fietje und Struppi. Mikesch wurde gleich in die Familie aufgenommen. Es gefiel Mikesch, aber er musste sich erst wieder daran gewöhnen, dass der Boden nicht mehr schwankte und vom Motor vibrierte.

Die Kinder bastelte ihm Spielzeug und er tobte mit ihnen und Struppi durch den Garten.

Nach ein paar Tagen mussten Fietje und Struppi wieder zur Arbeit. Die nächste Fuhre wartete. Mikesch verabschiedete sich schweren Katzenherzens von ihnen und fragte, ob er noch eine Weile bei der Familie bleiben dürfe. Nicht ganz ohne Hintergedanken. Mikesch war unheimlich verknallt in eine kleine Katzendame mit wunderschönen blauen Augen und schneeweißen langen Fell. Die kleine Minou ging ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf. Sie war ein Streuner, nachdem ihr Besitzer starb, hatte man sie einfach vergessen. Manchmal schaute sie recht traurig und melancholisch aus ihrem blauen Augen. Mikesch versuchte immer die zum Lachen zu bringen.

Fietje und Struppi machten sich auf die Reise. Mikesch fühlte sich im siebten Himmel und war überglücklich als auch Minou bei Antje und den Kindern ein zu Hause fand.

.... Fortsetzung folgt ...


Copyright Julietta  Günther 




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen