Freitag, 2. Dezember 2022

10 - Mikesch - der kleine Kater Naseweis - Teil 10

 ... als Struppi mit Fietje wieder ihre nächste Tour fuhren, lebten Mikesch und Minou in der Familie. Sie waren reizend. Doch es war für Mikesch eine ganz neue Erfahrung. Er hatte ein Katzenkörbchen in dem er sich mit Minou einkuscheln konnte. Auch musste er lernen, dass er die Katzentoilette benutzte. Menschen sind manchmal seltsam. Denen reicht es nicht, einfach ein Loch in die weiche Erde zu graben und dort seine Notdurft zu verrichten. Nein, es musste eine weisse oder andersfarbige Schüssel sein, die nach Meer oder Veilchen  (hihi!) duftete. Dann setzten sie sich auf eine sogenannte Brille (wohl für Einäugige gedacht 😀). Warum in die manchmal Stacheldraht eingelassen war, blieb Mikesch ein Rätsel. Wenn die Menschen ihr Geschäft verrichtet hatten, drückten sie auf einen Knopf und wusch, ein Wasserstrahl spülte alles durch ein Loch. Was für ein Aufwand!

Mikesch gefiel das Spiel mit dem Wusch! Er machte einen Satz und wusch kam der Wasserstrahl. Irgendwann war ihm das Wasser nicht mehr genug. So probierte er es mit seiner Spielzeugmaus und - wusch weg war sie! Das ging solange gut, bis er für sein Spiel die Socken der Kinder dafür benutzte. Auch sie waren - wusch weg! Aber einige waren zu gross und wusch ... stand das Badezimmer unter Wasser...

Ab dem Zeitpunkt war für ihn das Badezimmer Tabuzone.

Doch Mikesch wurde es nie langweilig. Mal kletterte er die Vorhänge hoch, was auch nicht gut ankam. Ein anderes Mal sprang er in den Suppentopf vom Mittagessen.  Das roch besonders lecker. Gut, dass in seinem Fell einiges an Suppe hängenblieb, so hatten Minou und er noch etwas davon. Mit der Zeit lernte er, was er durfte und was nicht. Obendrein hatte er ja noch den grossen Garten und seine heissgeliebte Minou.

Das Highlight war das Essen. Das bekam er jeden Tag in einem glänzenden Schälchen serviert. Er fühlte sich wie König Mikesch. Wenn ihr jetzt glaubt, dass da fette Stadtmäuse drin lagen, täuscht ihr euch. Es gab Truthahn mit Gemüse in Gelee, Forellenfilet im eigenen juice, Kaninchen mit Trüffel und zum Nachtisch kleine gefüllte Kekse. Was für ein Leben! Mikesch wurde zum Feinschmecker, wunderte sich aber warum sich die Menschen hingegen mit Nudeln in Tomatensosse oder Kartoffelpuffer begnügten.

Er lebte einige Jahre bei der Familie, hatte inzwischen etwas zu viel Gewicht auf den Rippen. 

Vor ein paar Jahren musste er von Struppi Abschied nehmen. Hunde leben nicht so lange wie Katzen. Eines Tages kam Fietje nach Hause und erzählte, dass der alte Struppi ins Regenbogenland gegangen sei. Fietje hatte ein kleines quirreliges Bündel unter seiner Jacke und stellte den Welpen als Struppis Sohn Wuschel vor. Der sah fast wie Struppi aus, war aber noch fast ein Baby und ein reichlicher Rabauke, der ständig irgendwelchen Blödsinn machte, aber er war genauso herzlich wie Struppi und so wurden sie bald Freunde.

Mikesch genoss sein Luxusleben, doch das Allergrösste war seine Minou. Nachts ihr weiches Fell neben sich zu spüren und morgens beim Aufwachen in ihre strahlend blauen Augen zu schauen, war für ihn der Himmel auf Erden! Richtig Mist war aber, wenn sie im Frühjahr ihr Sommerfell bekam. Dann fluste sie wie ein alter  Flokati und Mikesch war über und über voll ihrer Haare ... aber er liebte sie ... und so akzeptierte er, dass er selber voller Haare wurde, dauert niesen musste und in seinen Fressen ständig Haare in der Suppe  waren. 

Minou und Mikesch wurden ein eingespieltes Team und schafften gemeinsam über manches Hindernis. 

Die Krönung war, das Minou  und er Eltern wurden. Drei kleine Miezen kuschelten sind irgendwann an Minou. Mikesch war fast ein wenig eifersüchtig. Als er aber sah, wie die Kleinen tapsig nach ihrer Mutter suchten war er schockverliebt. Mikesch konnte sich stundenlang neben den Katzenkorb liegen und zuschauen. Drei kleine Kätzchen. Da war Sternchen, die genauso ein weisses langen Fell hatte und ein paar Wochen später mit blauen Augen in die Welt blickte. Sie war ein ruhiger Charakter. Dann war da noch ein schwarzes Katerchen mit langem Fell. Sie nannten ihn Blacky. Ein gutmütiger Welpe, der am liebsten schlief. Und dann war doch noch Tornado, ein echter Draufgänger und Kämpfernatur. Wie der Name schon erahnen lässt  war er Hans Dampf in allen Gassen, ständig Blödsinn in Kopf und immer auf Achse. Er war ein richtiger Mischling, und sah aus, wie eine Mischung von allem. Das lange Haar der Mutter und das kurze vom Vater. Das Fell war schwarz weiss gefleckt. Ein Ohr war weiss das andere schwarz. Selbst bei der Felllänge ging es durcheinander. Der Rücken langhaarig, der Kopf kurzhaarig usw. Er sah eher aus wie gerupft. Besonders hübsch war er nicht, eigentlich eher hässlich. Während Sternchen und Blacky zu anderen Familien kamen, blieb Tornado. Ihn wollte keiner. Aber bei Antje, Fietje, Wuschel und den Kinder war es sowieso am Besten.

Eines Tages wurde Minou schwer krank. Antje brachte sie zu Tierarzt. Doch der machte ihr wenig Hoffnung. Traurig kam Antje mit Minou nach Hause. Tagelang bewachte Mikesch seine Minou. Eines Tages öffnete sie ihre blauen Augen und schaute ihn zärtlich an. "Mein Liebster" sagte sie, "sei nicht traurig, wir hatte so schöne Zeit miteinander. Doch meine Zeit ist gekommen, dass ich mich auf den Weg über den Regenbogen mache. Eines Tages sehen wir uns dort wieder. In der Zwischenzeit werde ich über dich wachen und immer bei dir sein, wenn du mich brauchst. Leg dich eine Weile neben mich"

Irgendwann bemerkte Mikesch, dass seine Minou ihn für immer verlassen hatte. Aber er wusste auch, dass sie dennoch immer bei ihm sein wird.

Antje und die Kinder begruben Minou unter dem Kirschbaum, den sie so mochte. Mikesch lag tagelang an ihrem Grab und schaute stundenlang ins Leere. Antje begann sich langsam Sorgen um Mikesch zu machen.

Als Fietje und Wuschel von der Fahrt zurück kamen, hatte Mikesch einen Entschluss gefasst. Seit Minou weg war, war sein Leben bei der Familie nicht mehr perfekt.  Er bat Fietje und Wuschel eine Weile mit ihnen mitfahren zu dürfen. Es war an der Zeit, dass er seine Reise fortsetzte.


... Fortsetzung folgt ...


Copyright Julietta Günther 


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