Mittwoch, 28. Dezember 2022

25 - Mikesch - der kleine Kater Naseweis - Teil 25

 ... am kommendem Morgen hieß es früh aufstehen. Mikesch hatte sein Bündel schon am Abend zuvor gepackt. Alle saßen gemeinsam am Frühstück. Es herrschte eine etwas traurige Stimmung. Pittyu würde wieder wochenlang auf See sein, das Leben seiner Familie würde ohne ihn weiterlaufen. Poul, Lea und Sane würden lange ohne die Gutenachtgeschichten ihres Vaters einschlafen müssen und Mariella müsste das Leben mit den Kindern alleine meistern. Auch für Mikesch hieß es Abschied nehmen. Er war gerne bei der Familie, aber im inneren seines Herzens spürte er, dass dies nicht sein Platz auf der Welt war. Höflich bedankte er sich für die Gastfreundschaft, gab jedem die Pfote und liess sich von allen noch reichlich knuddeln, bis Pittyu zur Abfahrt drängte. Sie winken noch aus dem Fenster bis das Auto ausserhalb der Sichtweite war. Stumm fuhren sie den Weg zurück, jeder hing seinen Gedanken nach. Weder die Schafe auf der Straße, noch die wunderschöne Aussicht nahmen sie so richtig wahr. Abschied ist immer das Ende von etwas und immer ein gewisser Schritt ins Unbekannte. Sie kamen am Hafen an, stellten das Auto auf dem Parkplatz ab und gingen zum Pier. Da lag schon das Schiff vor Anker und der Kapitän winkte hocherfreut als er beide zurück an Bord kommen sah.

Nach und nach trudelten die anderen Crewmitglieder ein. Sie hatten den kurzen Aufenthalt genutzt, um ein paar Kleinigkeiten einzukaufen oder Post aufzugeben. Kurze Zeit später stach das Schiff in See. Mikesch verkroch sich in seine Koje und liess die Tage noch einmal Revue passieren. Er hatte liebe Menschen kennengelernt, sehr viel erlebt und noch mehr erfahren. Da fiel ihm zum ersten Mal auf, dass es nie wichtig war, welche Sprache gesprochen wurde. Selbst wenn jeder in seiner eigenen Sprache redete, war dies kein Hindernis. Man konnte einander auch ohne Worte verstehen und hatte sich so viel zu erzählen. Seltsam nicht! Oder vielleicht auch nicht. Man hat nicht nur Worte um sich zu verständigen, man hat Hände, Füsse, Mimik oder notfalls Papier und Stift. Letzteres klappte bei Mikesch eher weniger. Er konnte lausig zeichnen und so kam schon mal der blanke Quatsch heraus. Wollte er einen Elefanten zeichnen  verstanden die Leute Gießkanne, was ja bekanntlich etwas ganz anderes ist. Aber im grossen und ganzen klappte die Verständigung sehr gut.

Am Abend begann Mikesch Magen sich zu melden und er begab sich zur Messe. Als Otto ihn sah, rief er: "Seht mal Leute wer da ist! "Hi Leute " ist wieder mit an Bord! (das ist Mikesch's Spitzname an Bord). Es gab erst einmal ein großes Hallo als sie Mikesch sahen. Er musste erzählen, was er alles erlebt hatte und sie berichtete was sich an Bord getan hat, während sie auf Landurlaub waren. Sie erzählten Mikesch aber auch, dass Tante Mo und ihr kleiner grauer Freund noch auf Island seinen und bei der Rückfahrt wieder mit kommen würden. Das freute Mikesch. Er hatte so gehofft die beiden noch einmal zu treffen.  Dann erzählte Rudero, der Steuermann noch eine unglaubliche Geschichte von Island. Dort kann man Outhorsing buchen. Was das ist? Angeblich beantworten Pferde dort die Emails der Gäste. Dazu haben die überdimentionale Tastaturen über die die Pferde laufen und so die Emails gestresster Urlauber beantworten. Ah ja, dachte sich Mikesch, ihr wollt mich wohl auf den Arm nehmen oder glaubt die story vom Pferd? Irgendwann, viel später stellte er fest, dass es diesen Quatsch tatsächlich gibt  wenngleich die Emails recht undefinierbare Anworten enthielten, logischerweise in pferdisch waren.

Recht schnell nach dem Abendessen verzog er sich in die Kabine. Mikesch hatte an dem Abend keine rechte Lust auf Gesellschaft. Ganz gegen seiner Gewohnheit schlief er nicht in Jan seiner Koje am Fussende. Jan wunderte sich etwas darüber, dass Mikesch in seiner eigenen Koje zusammen gerollt lag und schlief. Er dachte so bei sich, na ja Kater wollen offensichtlich auch mal fär sich alleine sein. 

Es war ein ruhige Nacht, das Schiff glitt ruhig durch das Wasser. Mikesch träumte, dass irgendjemand seinen Namen ruft. Als er am Morgen aufwachte, war er nicht sicher, ob er es nur geträumt hatte oder ihn wirklich jemand gerufen hatte. 


... Fortsetzung folgt...


Copyright Julietta  Günther 




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