Samstag, 10. Dezember 2022

13 - Mikesch - der kleine Kater Naseweis - Teil 13

 ... als alle Blicke auf ihm ruhten, sackte Mikesch sein kleines Herz in seine Felltasche. Ihm fiel nichts anderes ein und so presste er reichlich kleinlaut ein heiseres "Hi Leute" hervor. Alle brachen in Gelächter aus. Irgendwann musste auch Mikesch mitlachen. Da kam Jan zu ihm, nahm ihn auf den Arm. Gleich fühlte sich Mikesch in Sicherheit. Jan stellte ihn der Crew vor und sagte grinsend: "Hi Leute". Da wusste Mikesch noch nicht, dass dies sein Spitzname auf dem Schiff werden würde. Jan also sagte: " Das ist Hi Leute, er ist ab sofort unser schiffseigener Mäuse- und Rattenfänger". Mikesch glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Ratten! Igitt! Diese riesen Viecher, die sich im Müll und Abwasserkanälen wohlfühlen!  Konnten ganz gewaltig beissen. Igitt! Hoffentlich sollte das nicht sein Fressen werden. Da würde er aber gewaltig abnehmen. Jan bat Mikesch ein wenig von sich zu erzählen. Mikesch erzählte von dem Hof auf dem er geboren war, dann wie er Minou auf seiner Reise kennenlernte. Er sprach von seinen Kindern. Als er vom Tod seiner geliebten Minou sprach, traten bei einigen der hart gesottenen Crewmitglieder Tränen in die Augen. 

Dann begann Jan, Mikesch seine Kollegen vorzustellen. Das waren vielleicht viele. Mikesch war wegen der vielen Namen und Einsatzorte total verwirrt. Die künftigen Kollegen kamen von überall auf der Welt her. 

Da war Tony der Kapitän, der technische Offizier Mechanico, der nautische Offizier Naut, der Funker Morse, der Steuermann Rudero, die Matrosen Enrike, Pittyu, Marius, Fernando, der Koch - den sie den Spitznamen Bocuse gaben, seinen wirklichen Namen hat Mikesch nie erfahren. Tool der Mechaniker, der Maschinist Otto, Ampere der Elektriker, Beijing der Steward, der für mitfahrende Passagier zu sorgen hatte, Unkel Doc der Arzt, Jan der Schiffsjunge

Reichlich viele Leute für so ein kleines Schiff. Die Crew war so gross, damit das Schiff jederzeit unter allen Bedingungen sicher geführt werden kann. Eigentlich ist es kein wirklich kleines Schiff. Es ist immerhin 53 Meter lang, gehört zur Klasse der Trawler und wiegt sage und schreibe 530 Tonnen. Das sind mehr als zwanzig mittelgroße Lkw. Mikesch erfuhr auch, dass das Schiff ein Kühlfrachtschiff für gekühlten oder gefroren Fisch ist. Jetzt wurde Mikesch auch klar, warum ihn das Schiff so magisch angezogen hatte. Ihr wisst ja, Mikesch liebt Fisch und er sah sich schon in Gedanken in mitten von Fisch schlemmen. Das dies nur ein Traum bleiben würde, wusste er da noch nicht. Die Crew erzählte ihm,  dass sie zurück in ihren Heimathafen nach Island fahren. Wo um Himmels Willen ist Island fragte sich Mikesch insgeheim. 

Er lernte auch, weshalb ein Schiff schwimmt und nicht untergeht. Weil es einen Bauch hat, in dem Luft ist. Könnt ihr selber ausprobieren. Nehmt eine gut verschlossene leere Flasche und werft sie ins Wasser. Siehe da, sie schwimmt. Wenn jetzt das Schiff Ladung aufnimmt  dann liegt sie tiefer im Wasser. Soviel Gewicht das Schiff durch die Ladung aufnimmt, um genauso viel verdrängt das Schiff Wasser unter dem Kiel und sinkt tiefer ins Wasser. Auch das könnt ihr ausprobieren, in dem ihr in die Flasche etwas Wasser oder Sand einfüllt.

Nach Beendigung des Frühstücks ging jeder auf seinen Posten. 

Bejing nahm den einzigen Passagier in Empfang. Manchmal wenn er nicht aufpasste, dann begrüsste er die Gäste mit ni hao, was Chinesisch ist und guten Tag bedeutet. Normalerweise benutzt er Englisch, wie die anderen Crew Mitglieder auch. Der Passagier war Tante Mo. Ihr kennt sicher die Geschichte von "Tante Mo und ihr kleiner grauer Freund". Tante Mo hat ihren Freund von Island erzählen hören und war so fasziniert von den Erzählungen, dass sie das unbedingt mit eigenen Augen sehen wollte.

Beijing brachte Tante Mo in ihre Kajüte. So heissen die Unterkünfte für die Passagiere.

Mikesch sah sich um und bemerkte, dass er ganz alleine an Deck stand. Unter sich spürte er ein Rollen und hörte ein tiefes Brummen. Die Leinen platschten an Deck und die Ankerketten rasselten. Der Anker wurde eingefahren. Gemächlich setzte sich das Schiff in Bewegung, fuhr den Fluss hinab, auf das offene Meer. Die Küste wurde immer kleiner. Irgendwann war rundherum nur noch das offene Meer. Das war Mikesch nicht geheuer. Er beschloss zurück zu seiner Koje zu gehen. Doch wohin? Als er zum Frühstück ging, hatte er nicht aufgepasst. Er stieg die Stufen des Niedergangs hinunter. Aber alles kam ihm so garnicht bekannt vor. Er irrte durch die Gänge, sah keine Menschen Seele und musste sich eingestehen, dass er sich verlaufen hatte ...


... Fortsetzung folgt ...


Copyright Julietta Günther 


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