Mittwoch, 14. Dezember 2022

17 - Mikesch - der kleine Kater Naseweis - Teil 17

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Pittyu wartete bereits als Mikesch vom Schiff kam. Gemeinsam gingen sie zu einem abgetrennten Parkplatz am Hafen. Dort stand Pittyu's Auto. Da stutzt ihr sicher, genauso wie ich. Was soll man denn mit einem Auto auf kleinen Inseln, die insgesamt keine 1600 Quadratkilometer gross sind und an dem kein Punkt auf den Inseln weniger als fünf Kilometer von Meer entfernt sind. Ganz einfach! Die Bewohner von den Färöer Inseln lieben Autos und so gibt es ein gut ausgebautes Straßennetz, das selbst die Inseln untereinander verbinden. Die Inseln sind interessant. Sie gehören zwar zu Königreich Dänemark und sind selbstständig, gehören aber nicht zur europäischen Gemeinschaft. Dort ist auch ältesten Parlament der Welt beheimatet. Mikesch fragte Pittyu, ob er sich nicht fremd fühlt in dem fremden Land. Er meinte nein. Auf den Inseln gibt es nur ca 56000 Einwohner, aber die stammen aus über 70 Nationen. So trifft man immer auf Ausländer. Da war Mikesch baff. 

Multinational auf so einem kleinen Fleckchen Erde.

Mikesch dachte eine Weile darüber nach und zog Vergleiche zu anderen Ländern. Während Pittyu erzählte, merkte man dass die Färöer Inseln längst schon zu seiner neuen Heimat geworden sind. Stolz erzählte er, dass alle Leute an Strassen, Internet und Telefon angeschlossen sind. Erneuerbare Energien allgegenwärtig verwendet werden und sie sogar eine Universität haben.

Auf der Fahrt kamen sie vorbei an saftig grünen Wiesen. An der Küste entlang und in den Buchten sah Mikesch unzählige Fischzuchtanlagen. Bei dem Gedanken an frischen Fisch,  vielleicht sogar Lachs, lief Mikesch das Wasser im Mund zusammen und sein Magen knurrte verdächtig. Pittyu lachte. "Da hat wohl einer mächtig Hunger, nichts gefrühstückt?" Mikesch wollte nicht unhöflich sein und verkniff sich zu sagen: "nee die letzten Tage alles ausgekotzt!"

Immer wieder mussten sie stoppen, weil Schafe auf der Straße standen und sie neugierig die Autoinsassen begutachteten. Mann, hatten die die Ruhe weg! Es nicht ratsam bei einer fremde Herde als Unkundiger auszusteigen. Die knuddeliger, vermeintlich sanften Schafe können gefährlich werden. Ganz besonders wenn Jungtiere in der Herde sind. Die Böcke verteidigten ihre Familie. Wenn dann gute achtzig Kilo und mehr auf einen zurasen, einen auf die Hörner oder Stirn nehmen, kann das lebensgefährlich werden. Also besser sein lassen! So sassen Pittyu und Mikesch im Auto und warteten. Hupen half nicht. Vermutlich sind die Viecher taub, dachte sich Mikesch. Der Versuch sie zu verjagen, mit Rufen und wild mit den Armen oder Pfoten zu wedeln, hatte den entgegen gesetzten Effekt. Neugierig sind die Biester auch noch schoss es Mikesch in den Kopf. Bald war das Auto von der Herde eingekesselt. Nun war an Aussteigen erst Recht nicht zu denken. Langsam verlor die Herde das Interesse am Auto und trottete eine gefühlte Ewigkeit ihres Weges. Das geschah auf der Fahrt mehrfach und Mikesch glaubte schon fast nicht mehr daran, dass sie jemals ankommen werden.

Pittyu, der von Geburt Ungar ist, lebt jetzt auf der Insel Eysturoy in Flugafjördur. Obwohl der Ort nur etwa 1200 Einwohner hat, ist es eine richtig kleine Stadt mit Geschäften, Läden, eine Schule, einen Fischereihafen und sogar einen Fußballverein.

Sie kamen über die Kuppe als sich vor ihnen eine Bucht auftat, mit etlichen kleineren zweistöckigen bunten Häusern. Mikesch traute seinen Augen nicht, das soll eine Stadt sein ?!? Sieht ja eigentlich eher aus wie ein grösseres Dorf.

Pittyu wohnte mit seiner Familie etwas abseits in Halbhöhenlage. Es war ein zweistöckiges rot gestrichenes Häuschen. Oh nee! Schon wieder Schafe!

Ein paar tummelten sich auf der Wiese vor dem Haus. 

Kaum dass Pittyu das Auto stoppte, ging auch schon die Haustür auf. Heraus kamen ein Junge und zwei Mädels, dahinter in einigem Abstand ein kleine etwas pummelige Frau. Die Kinder rannten auf Pittyu zu. Er ging in die Hocke, um alle in den Arm zu nehmen. Pittyu sagte: "Mikesch, ich möchte dir meine Familie vorstellen. Das ist Poul, er ist acht Jahre alt, dieser Wildfang ist sechs Jahre alt und heisst Lea. Die kleine heisst Sana und ist vor kurzem vier geworden.Und dieser Sonnenschein hier ist Mariella, meine Frau." Mariella begrüsste Mikesch herzlich und sagte: "Kommt rein, ihr seit sicher hungrig. Es gibt Fischpastete. " da begann Pittyu heftig zu lachen. "Oh ja, hungrig ist der kleine Kater mit Sicherheit. Sein Magen knurrt schon seit geraumer Zeit kräftig, ich dachte schon, ich hätte einen Tiger im Tank " Au weia! Als Mikesch das hörte, wurde er rot im Gesicht. Zum Glück sah man es wegen seinem schwarzen Fell nicht

Im Haus roch es nach Bohnerwachs für die Fußbodendielen und ... nach Fisch!

Die Familie setzte sich an den Tisch und für Mikesch war neben dem Tisch gedeckt. Logisch, oder? Katzen gehören nun einmal auf den Esstisch. Die Pastete war himmlisch. Zum Glück hatte Mariella genügend gemacht. Mikesch langte kräftig zu.

Das Essen machte Mikesch müde. Die Kinder hatten ihm als Schlafplatz ein Körbchen mit einem weichen Kissen vorbereitet. Es stand direkt am Ofen, denn obwohl es Sommer war, waren Temperaturen knapp über zehn Grad normal.

Dafür gingen sie im Winter nur knapp unter den Gefrierpunkt und die Häfen blieben eisfrei. 

Mikesch kuschelte sich ins Kissen und war im nächsten Augenblick eingeschlafen.


... Fortsetzung folgt ...


Copyright Julietta  Günther 

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