Samstag, 10. Dezember 2022

12 - Mikesch - der kleine Kater Naseweis- Teil 12

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Kaum dass Mikesch von Bord gegangen war, stand er schon inmitten wildem Getümmel. Manche Kähne wurden gelöscht (entladen), ständig fuhren irgendwelche Fahrzeuge um ihn herum. Mikesch hatte seine Mühe  nicht unter die Räder zu kommen. Menschen hasteten hin und her, riefen Anweisungen, sprachen in ihre Walki Talkis mit der Schiffbrücke. Aus dem Bäuchen der Kähne wurde das geladene Getreide direkt in Silos gesaugt. Aus anderen Schiffen wurde die Ladung in Form von Paletten entladen. Sie kamen direkt auf Lkw"s oder wurden mit Hilfe von Gabelstapler in die Lagerhallen gebracht.

In einem anderen Teil des Hafens sah Mikesch große Containerschiffe mit mehreren Lagen Container. Sie wurden mit Hilfe eines riesigen Krans, automatisch entladen. Es waren grosse Brücken über der Straße , die miteinander verbunden waren. Die Container schwebten an den Verbindungsstücken von Brücke zu Brücke und bogen mal nach rechts oder links ab. Auf einem Sammelplatz wurden sie abgeladen. Sie standen in mehreren Lagen übereinander und warteten auf ihren Weitertransport. 

Mikesch war ständig dabei hin und her zu springen. Er musste tierisch aufpassen und war froh, als er irgendwann mit heiler Haut diesem Hafenareal entlommen konnte.

Er kam in einen ruhigeren Bereich des Hafens in dem kleinere Schiffe angedockt hatten. Mikesch war von dem Hinternislauf total etschöpft. An einem sicheren Örtchen rollte er sich ein und schlief ein Stündchen. Nachdem er sich ausgeruht hatte, begann er sich die Schiffe genauer anzusehen. Irgendwie sagte ihm keines so richtig zu und er wusste nicht wirklich, was er tun sollte. Fast wollte er schon umdrehen als er fast am Ende des Kais ein älteres Frachtschiff erblickte. Es machte einen soliden, gemütlichen Eindruck. Er ging näher, begutachtete es. Ihm schien es heimelig und fast schien ihm, als würde das Schiff ihn rufen. Während er noch den Gedanken nachhing bemerkte er, dass er beobachtet wurde.  Ein Schiffsjunge stand an der Reling "Hallo kleiner Kater. Hast Du Dich verlaufen?Mikesch antwortete: "Nein, ich suche nach einem Schiff bei dem ich mitfahren kann." - "Du? Und wo willst Du hin?"

Da erzählte Mikesch dem Schiffsjunge, der sich als Jan vorstellte, die Geschichte von Minou und der Familie, auch dass er da nicht länger bleiben konnte. 

Jan hörte ihm geduldig zu und dann meinte er: " Das sei traurig und er könne gut verstehem,  warum Mikesch dort nicht bleiben könne". Eine Weile überlegte er, dann sagte Jan: "Warte hier, ich spreche mit dem Kapitän". Kaum gesagt, verschwand er. Nach einiger Zeit kam Jan zusammen mit einem älteren dicklichen Herrn zurück. Der musterte Mikesch eindringlich. "Was kannst du? " Mikesch daraufhin spontan: "Mäuse fangen" Der kleine Dicke grinste: "Ok, dann kannst du bleiben, aber Du musst dir dein Futter verdienen. Ich bin Tony und der Kapitän an Bord. Was ich sage, ist zu tun. Wir stechen morgen in See. Jan wird Dir alles an Bord erklären. Und noch etwas,  ich dulde keinen Streit an Bord" und  zu Jan "zeige ihm bitte seine Koje"

Nachdem Mikesch seine Koje bezogen hatte, legte sich hinein und lies seine Gedanken kreisen. Mikesch war inzwischen kein kleiner Kater mehr, auch nicht mehr Naseweis; er war erwachsen geworden, aber noch wissbegieriger. Er nahm sich vor, künftig mehr darauf zu achten, wo er überhaupt ist. Man ist nie zu alt, noch etwas zu lernen. Mit diesem Gedanken schlief er ein. Irgendwann in der Nacht wurde er durch ein Gepolter wach. Nach und nach trudelten die anderen  Crewmitglieder von ihrem Landgang ein. Der ein oder andere hatte etwas über den Durst getrunken und stolperte lauthals singend die Treppen herunter. Einer nach dem anderen plumpste in seine Koje und bald hörte man aus allen Ecken Schnarchen. Manch einer redete auch im Schlaf. Kaum ging die Sonne auf, waren alle auf den Beinen. Mikesch hatte wegen den unbekannten Geräuschen fast kein Auge zu gemacht und sah reichlich verkatert aus. Der Rest der Mannschaft sah aus anderen Gründen ähnlich aus. 

Mikesch kroch aus der Koje. Da bemerkte er zum ersten Mal, dass er die Nacht über, in Jan seiner Koje war  pan seinen Füßen geschlafen hatte und unter der Bettdecke lag. Jetzt war ihm auch klar, warum es so mollig warm gewesen war

Mikesch trottete den anderen hinterher. So richtig munter war er noch nicht und so merkte er überhaupt nicht, auf welchem Weg und wohin er den Crewmitgliedern folgte.  Mit einem Mal stand er in der Crew-Messe, so wird der Aufenthalts- und Speiseraum auf einem Schiff genannt. Als er durch die Tür trat, kam ihm lautes Stimmengewirr entgegen, das aber sofort verstummte als man Mikesch bemerkte. Alles starrte ihn an, als käme er von einem anderen Stern. Der kleine Kater fühlte sich recht unwohl und kurz schoss ihm der Gedanke in den Kopf, ob er womöglich auf einem Piratenschiff angeheuert hat? ...



Fortsetzung folgt


Copyright Julietta Günther 










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