Dienstag, 27. Dezember 2022

24 - Mikesch - der kleine Kater Naseweis - Teil 24

... die kommenden Tage dümpelte Mikesch so vor sich. Er besuchte noch einmal Li. Diesen Mal hatte Li nicht viel Zeit, sie hatte eine Lieferung bekommen und musste die in die Regale räumen. 

Das kommende Ende des Landurlaub machte sich auch bei der Familie bemerkbar. Sie planten für die Wochen an denen Pittyu auf See sein würde und Mariella alleine mit den Kindern an Land. Pittyu seinerseits bereitete möglichst vieles vor, damit es für Mariella leichter war. Er kontrollierte die Heizung, überprüfte die Süsswassertanks, schnitt den Schafen noch die Hufe, mistete die Stallungen aus und so vieles mehr.

Am Tag vor der Abreise traf Mikesch Caruso. Da dieser meistens mit der Schafherde draußen war, hatten sie einander nur aus der Ferne gesehen. Jetzt beim Hufe schneiden, hatte er frei. Nun war Caruso ebenso wissbegierig wie Mikesch neugierig. Sie setzten sich in den Schatten und sofort begann Caruso Mikesch Löcher in den Bauch zu fragen. Eigentlich war er in Gesellschaft der Schafe ziemlich einsam und hatte selten Gesprächspartner. Nun ja, da waren die Schafe, aber die kannten auch nur die Weiden und Stall. So spudelte es nur so aus Caruso. Er redete wie ein Wasserfall, wie eben jeder der lange jeder Konversation entbehrt hat. Das ist wie wenn ihr im Urlaub ward, zurück kommt und euren Freunden alles erzählen wollt, was ihr erlebt habt.

Eigentlich kam Mikesch kaum zu Wort, aber es war auch egal, er hatte sowieso keine große Lust zu reden und fand es viel interessanter zuzuhören was Caruso ihm erzählte. 

Er erzählte dem kleinen Kater, dass er ein ausgebildeter Hüterhund ist. Seine Aufgabe ist es, die Schafherde zusammen zu halten und bei Gefahr sie aus der Gefahrenzone zu bringen und zu beschützen. Vieles  seiner Aufgaben erledige er selbständig, ohne dass sein Herrchen oder Frauchen eingriff. Meistens lag er bäuchlings im Gras und beobachtete die Herde. Mit seinen Augen, Ohren und vorallem seiner Nase achtete er auf die Umgebung, ob sich zum Beispiel ein Fuchs der Herde näherte. Ihr müsst wissen, Hunde können viel, viel besser riechen als Menschen. Sicher habt ihr schon einmal bemerkt, dass euer Hund bereits an der Haustür steht und wartet, obwohl euer Papa mit dem Auto noch nicht einmal in die Straße eingebogen ist. 

Caruso erzählte ihm, dass er ein reinrassiger Australian Sheperd und sogar adelig ist mit einem richtigen Stammbaum. Seine Vorfahren kamen aus Irland und seine Großmutter aus Australien. Er entstammt einer sehr intelligenten Familie, die schon viele Preise gewonnen haben. Er selbst hätte beim Hütewettbewerb eine Silbermedaille gewonnen. Sein Cousin war etwas schneller und gewann Gold. Caruso erzählte und erzählte, langsam wurde Mikesch müde. 

Doch als als Caruso von einem entfernten Verwandten erzählte, der ausgebildeter Therapiehund ist, da wurde Mikesch glockenwach. Das interessierte ihn. Er fragte nun seinerseits Caruso Löcher in den Bauch, was denn ein Therapiehund sein. 

Geduldig erklärte Caruso ihm, das nur sehr intelligente Hunde mit gutem Sozialverhalten dazu ausgebildet werden. Sie müssen erst den Grundgehorsam lernen, wie "sitz", "platz", "bleib" usw. Dann entscheidet sich, ob sie weiter in die Schule gehen dürfen. So wie die Kinder  wenn sie gute Noten haben, dürfen auch sie weiter lernen. 

Die Therapiehunde müssen lernen in jeder Situation ruhig zu bleiben, auch wenn jemand schreit oder wie ein Betrunkener auf ihn zu wankt. Sie dürfen auch nicht schnappen, wenn jemand ihm den Knochen aus der Schnauze nehmen will. Erst recht nicht darf er jemanden das so verführerisch riechende Leberwurstbrot aus der Hand oder vom Teller klauen. Die Ausbildung ist recht anspruchsvoll und erst wenn er alle Prüfungen bestanden hat, dann darf er als Therapiehund arbeiten. Es ist eine tolle Arbeit  aber manchmal auch sehr anstrengend oder traurig. Als Therapiehund kann man mit behinderten Kindern arbeiten oder im Hospiz, wo unheilbar kranke Leute und Kinder sind. Es ist immer der schönste Dank, wenn man diesen Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann.

Caruso erzählte, dass sein Verwandter Balto in Spanien in einem Altenheim arbeitete. Eigentlich hatte er früher dort immer nur sein Herrchen besucht. Irgendwann fragte man, ob er nicht bei den Therapiestunde für die an Demenz erkrankten Bewohner dabei sein will. Das fand er spannend. Dieses Mal durfte er in einen Rollstuhl springen, damit er auf der gleichen Höhe wie die anderen war. Die Therapeutin schob ihn von einem Bewohner und Bewohnerin zum nächsten. Brav gab er zur Begrüßung seine Pfote. Dann warfen sie bunte Bälle durch einen Ring. Die alten Leutchen mussten genau aufpassen, dass sie den roten Ball durch den roten Ring warfen, den blauen durch den blauem  usw. Baltos Aufgabe war es den Ball wieder an den richtigen Rollstuhlfahrer zurück zu bringen. Aber er durfte auf keinen Fall am Rollstuhl hochspringen. 

Eine Therapiestunde war richtig lustig. Die Therapeutin hatte jede Menge Haarschmuck mitgebracht, Haargummi, Schleifchen, Kämmerchen,  usw. Balto hatte langes weisses, glänzendes Fell mit ebenso schwarze Flecken wie Caruso. Die älteren Herrschaften mussten nun der Reihe nach den Haarschmuck in Baltos Fell klemmen. Manchmal ziepte es, aber Balto wusste, dass er nicht knurren oder abhauen durfte. Als er in die leuchtende Augen und die lächelnden Gesichter der Alten sah, hatte er jedes Ziepen vergessen. Ihr denkt euch jetzt sicher was für ein Quatsch, wozu soll denn das gut sein?

Ganz einfach, wenn man älter wird, wollen manchmal die Finger nicht mehr so. Durch den kleinen Haarschmuck wurden die Beweglichkeit der Hände trainiert. So hat jede Übung seinen Sinn. Das Allerschönste aber war, dass manche sogar noch nach Wochen sich an Baltos Namen erinnerten und manche, die durch ihre Krankheit in ihrer eigenen Welt verschlossen waren, wieder aktiv am Leben teilnahmen.

Whow, dachte Mikesch, das sollte es öfters in Altenheimen, Krankenhäusern oder Pflegeheimen geben. Vielleicht auch in Gefängnissen, wer weiß.

Caruso erzählte ihm, dass es nicht nur Therapiehunde gibt, sondern auch Blindenhunde, die ihre blinden Herrchen oder Frauchen durch die Strassen führen. Die müssen ganz genau wissen, wenn die Fußgängerampel grün ist oder ein Hindernis im Weg ist und so vieles mehr. Die Blindenhunde tragen eine enorme Verantwortung.

Ferner gibt es unter anderem noch Spürhunde für die Suche nach Vermissten, Lawinenhunde, Sprengstoffsuchhunde  Minensuchhunde und welche bei der Drogenfahndung. 

Hunde bei der Seerettung. Die müssen sogar aus einem Hubschrauber springen können und dürfen nicht wasserscheu sein.

Seit einiger Zeit werden auch Hunde trainiert, die wegen ihrer aussergewöhnlichen Riehfähigkeit, Krankheiten wie Krebs oder so erkennen können. 

Mikesch war total geplättet als er hörte was Hunde alles können, vorausgesetzt sie dürfen in die Schule. Fast wie bei den Menschenkindern. Er dachte so bei sich... und was können wir Katzen ? Schnurren, Mäuse jagen und ... na ja nicht besonders viel. Da fiel ihm gerade noch ein, dass auch Katzen Krankheiten erkennen können.

Nach dem langen Bericht schwirrte Mikesch der Kopf und er war hundemüde. Er wollte nicht unhöflich sein, aber als Pittyu dann nach Caruso rief, war er doch froh  dass Caruso sich trollte. Mikesch rollte sich zusammen und schlief sofort ein.


... Fortsetzung folgt ...


Copyright Julietta Günther 



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