Samstag, 3. Oktober 2015

Die kleine Hexe Nimmersatt

Die kleine Hexe Nimmersatt


In einem kleinen Dorf am Rand der grossen Wiese stand ein winziges Haus mit hübschen, rot bemalten Fensterläden. Darin wohnte die kleine dicke Hexe Nimmersatt. Die kleine Hexe ass am liebsten Schokolade, Kuchen und Chips.

Es war Winter und es lag viel Schnee. Die kleine Hexe Nimmersatt und ihre Freundinnen, die kleinen Hexen Hab-dich-lieb,  Lache-gerne, Helf-dir-gerne gingen  am liebsten Schlitten fahren. Sie sausten auf ihren Schlitten die Hänge hinunter und bauten Schneemänner. Ski fahren konnten sie nicht. Eines Tages kamen ihre Freundinnen mit ihren Schlittschuhen. Sie wollten auf dem zugefrorenen See eislaufen. Die kleine Hexe Nimmersatt aber war so dick, dass sie ihre Schlittschuhe kaum  zu machen konnte. Als sie dann auf das Eis trat, krachte dieses und bekam Risse. Das war zu gefährlich. Die kleine Hexe Nimmersatt musste zurück an das Ufer. Da stand sie nun, sah ihre Freundinnen Schlittschuh laufen und weinte bitterlich. Ihre Freundinnen kamen zu ihr und die kleine Hexe Nimmersatt erzählte traurig von ihrem Kummer. Die kleine Hexe Hab-dich-lieb nahm sie in den Arm und tröstete sie. Die kleine Hexe Helf-dir-gerne sagte, „komm mit mir zum Turnen."

Am nächsten Tag gingen die kleine Hexe Nimmersatt und die kleine Hexe
Helf-dir-gerne zum Turnen. Beim Spagat fiel die kleine Hexe Nimmersatt um. Beim Bockspringen warf sie den Bock um. Beim Laufen ächzte sie hinter den anderen Hexchen hinterher und die lachten sie aus. Das gefiel der kleinen Hexe Nimmersatt überhaupt nicht und traurig ging sie nach Hause.

Da kam die kleine Hexe Lache-gerne zu Besuch. Sie sagte, „kommt doch mit mir Zeitung austragen." Erst gefiel es der kleinen Hexe Nimmersatt überhaupt nicht. Am liebsten wäre sie früh morgens in ihrem warmen Bett geblieben. Doch die kleine Hexe Lache-gerne liess nicht locker. Lachend zog sie der kleinen Hexe Nimmersatt die Bettdecke weg. Anfangs missmutig trottelte die kleine Hexe Nimmersatt neben ihrer fröhlichen Freundin Lache-gerne hinterher. Doch irgendwann fing es an, ihr Spass zu machen. Der Tag erwachte und die Vögel begannen zu singen. So ging die kleine Hexe Nimmersatt nun jeden Morgen mit zum Zeitung austragen.

Die kleine Hexe Nimmersatt bewunderte die Schneeflocken auf ihrem Arm. Sie lachte, wenn dicke Regentropfen auf ihren Kopf fielen  und sie freute sich, wenn die Sonnenstrahlen sie an der Nase kitzelten.

Es wurde Frühling und sie fuhren die Zeitungen mit dem Fahrrad aus. Ihre Freundinnen und sie spielten draussen „Hüpf auf einem Bein", „Fang mich" und Gummitwist. Sie fuhren Rollschuh, spielten Hockey, Federball, Tischtennis oder Frisbee. Manchmal wenn die Jungs aus der Nachbarschaft Zeit hatten, spielten sie auch Fussball und rannten wie wild dem Ball hinterher. Die kleine Hexe Hab-dich-lieb hatte einen grossen Hof. Da war auch ein Korb. Aber weil es kleine Hexen waren, klappte es mit dem Korbball spielen nicht so gut. Sie trafen den Ball nicht in den Korb.

Es kam der Sommer. Im August war es sehr warm. Die kleine Hexe Nimmersatt und ihre Freundinnen hielten sich am liebsten am See auf. Sie gingen schwimmen, tauchten nach Gegenständen, schnorchelten mit den Fischen oder ruderten mit dem Boot hinaus. Manchmal liessen sie sich auch nur faul auf der Luftmatratze treiben.

Sie schleckten Eis. Die kleine Hexe naschte immer noch gerne. Doch jetzt stand auch immer eine grosse Schale mit Äpfeln, Bananen und Karotten auf ihrem Tisch. Ganz besonders liebte die kleine Hexe Nimmersatt dunkelrote Kirschen und  saftige Pfirsiche.

Langsam kam der Herbst. Die Blätter färbten sich rot, gelb, braun und fielen ab. Die kleinen Freundinnen gingen nun öfter zum Wandern. In der Nähe gab es ein  kleines Gebirge. Von oben, auf dem höchsten Berg, konnte sie ganz weit in die Ferne sehen. Wenn sie ganz leise waren, konnten sie an den Berghängen Gemsen, Murmeltiere und Steinböcke beobachten.

Die Murmeltiere waren lustig. Sie pfiffen immer, wenn sie Gefahr witterten und verschwanden blitzschnell in ihrem Bau.

Eines Tage war er da, der erste Schnee und mit ihm wurde es kalt. Dann war es so weit. Der See war dick zugefroren und wieder wollten sie Schlittschuhlaufen. Und siehe da, die kleine Hexe Nimmersatt, die nun nicht mehr dick war, passte bequem in ihre Schlittschuhe. Sie tanzte vor Freude.

Langsam betrat sie das Eis - kein Krachen, kein Splittern - Das Eis trug sie ohne Probleme. Jetzt lachte die kleine Hexe Nimmersatt. Sie lief hinaus auf das Eis, drehte Pirouetten, ab und zu plumpste sie auf ihren Po. Sie war überglücklich.

Heute gönnt sie die kleine Hexe Nimmersatt hin und wieder ein Stück Kuchen oder Schokolade, doch nur ein kleines. Sie isst viel Obst und Gemüse. Manchmal wenn ihr ganz leise seid und genau hinschaut, seht ihr die kleine Hexe Nimmersatt, wie sie am Rand der Wiese mit den Häschen um die Wette läuft.


-copyright Julietta Günther -

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