Samstag, 24. Oktober 2015

"Unsere Kleine Farm" - 2015-10-24


In Memorial



An den Tag an dem Du zu uns kamst, kann ich mich noch genau erinnern. Dein Herrchen kam zu mir und hatte schon im Vorfeld von einer Überraschung gesprochen. Er hatte Dich in seine Jacke gesteckt und hervor kam ein kleines Fellbündel mit dunklen, vorwitzigen Knopfaugen. Du warst mein erster Hund. Herrchen meinte, er hätte ihn mir gebracht, damit Du mich beschützt und ich habe herzlich gelacht und meinte, ich glaube eher, dass ich ihn beschützen muss. Damals wusste ich nicht, dass Du ein staatlicher Hund werden wirst und Du mich wirklich beschützen würdest.
  Du warst ein Süddeutscher Schwarzer, eine altdeutsche Schäferhundrasse. Wir haben damals darauf gewartet. dass sich Deine Ohren aufstellen, aber das taten sie nicht. Wir hatten eine besondere Bindung zueinander. Anfangs meinte Herrchen, Du kämest nicht ins Haus, doch als es Abend wurde und Du an der Tür kratztest und jauletest, war er der erste, der Dich hinein liess. Du klebtest mir an den Fersen und hattest schnell raus, dass der beste Platz neben mir in der Küche war. 
Wenn Du draussen warst und ich am Kochen, dann hast Du immer wieder einmal, Deinen Kopf durch das Fenster gesteckt, wohl in der Hoffnung, dass etwas für Dich abfällt, was auch oft der Fall war;-)
So manch ein Besucher, wunderte sich, warum man durch das Fenster kaum durchschauen konnte, da es total verschmiert war - ich wusste warum ;-) - wenn es verschlossen war, hast Du Deine feuchte Nase solange daran platt gedrückt, bis ich das Fenster öffnete und Du mir zusehen konntest.
Mit den Katzen teiltest Du Dir einen Napf und hattest am meisten Respekt vor Kettő Labu, der kleinen zweibeinigen Katze, insbesondere als sie Dir mit einer ihrer Vorderpfoten einen Schwinger verpasste. Doch Du warst sofort zur Stelle, wenn sie Hilfe brauchte und hast sie beschützt. Lange suchte ich vergeblich nach einer Partnerin für Dich. Auch eine Süddeutsche Schwarze sollte es sein. Doch dann lief uns eine Sierra de Aires zu und Doddo wurde zu Deiner Partnerin. Ihr bekamt einigen Nachwuchs und Du hast Dich fürsorglich um Deinen Kindern gekümmert. Doddo hingegen war keine gute Mutter. Du warst ein rührender Vater mit einer Engelsgeduld und ein besonnener Rudelführer. Für mich warst Du ein treuer Gefährter und ich werde Dich schmerzlich vermissen. Die letzten Wochen bemerkte ich, dass sich in Deinem Rudel etwas verändert, doch ich konnte es nicht einordnen. Dann begannen am Montag die jungen Rüden ihre Rangfolge auszuhandeln, auch da merkte ich noch nicht, was los ist. Vorgestern wolltest Du nicht fressen und als ich gestern, das Fressen brachte, kamst Du aus Deiner Hundehütte, legtest Dich neben mich und schautest mich an - es war dieser Blick, der mir nur zu gut bekannt ist. Ein Blick, ruhig, etwas traurig, der einem sagst, es gibt keine Hoffnung mehr. Da wusste ich, Du bleibst nicht mehr lange und in der Nacht wurde ich wach und wusste - Du bist für immer gegangen. Nur sieben Jahre durftest Du auf Erden bleiben, nur sieben Jahre durfte ich mich glücklich schätzen, solch einen tollen Hund neben mir zu haben. 













Leb wohl mein Grosser! - Danke für die Zeit mit Dir und für Deine Kinder. - Dein Frauchen -

Copyright Julietta Günther 

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