Mittwoch, 28. Oktober 2015

"Unsere kleine Farm" - 2015-10-28

Wir haben die letzten Tage wunderschöne Spätherbsttage mit strahlendem Sonnenschein mit etwas über 20 Grad. Doch langsam aber sicher müssen wir uns mit dem Winter befassen. Bereits der nächste Wetterwechsel könnte Schnee bringen. In der Regel haben wir in der ersen Novemberwoche den ersten Schnee. Wir liegen östlicher als Deutschland und sind mit unseren Jahreszeiten etwa vier Wochen weiter voran. Doch auch sonst unterscheidet sich unser Wetter von dem in Deutschland. Unsere Jahreszeitenwechsel von Winter auf  Frühling oder von Herbst auf Winter finden meist abrupt statt, d.h. einen richtigen Frühling und Herbst gibt es kaum. Am Ende des Winters kann es sein, dass es innerhalb weniger Tage die Temperaturen von 0 Grad auf über 20 Grad schnellen. Die Natur explodiert dann regelrecht und es ist keine Seltenheit, wenn die Schneeglöckchen zeitgleich mit den Primeln, Tulpen und Osterglocken blühen. Im Spätsommer/Herbst kann es genauso sein, nur eben umgekehrt. Wir hatten schon Wechsel von Mitte November mit plus 25 Grad und eine Woche später mit minus 18 Grad. Das Wetter hängt von uns stark davon ab, woher die Winde kommen: von Süden bedeutet mediteranes Klima, von Westen kontinentales und wenn im Winter der Wind von Nordost kommt, dann bekommen wir sibirische Kälte.

So heisst es nun, sich langsam aber sicher, sich auf den Winter vorzubereiten. Gerade in den letzten Jahren hatten wir einige Wetterkapriolen und wir waren tagelang von der Aussenwelt abgeschnitten. Nicht einmal die 500 m zum Ort waren überwindbar. Mal hatten wir so hohe Schneeverwehungen, dass es kein Durchkommen gab und der Schneepflug erst nach Tagen die Strassen halbweg frei hatte, wobei wir eigentlich selten viel Schnee haben.  Ein anderes Mal gab es einen Regen auf den gefrorenen Boden, dass sich eine 4-5 cm dicke Eisschicht gebildet hatte und wir zum Katastrophengebiet erklärt worden waren. Damals konnten wir zwei Tage die Tiere nicht füttern. Am dritten Tag wagten wir uns auf allen Vieren und mit Eispickel zu den Tierunterständen. Selbst den Hunden sind beim Pinkeln alle vier Pfoten weggerutscht, was allerdings ein Bild für Götter war, insbesondere wenn man dann ihren verwunderten und irritierten Ausdruck im Gesicht sah. Erst nach über einer Woche konnten wir uns wieder gefahrlos auf das Gelände wagen. Da wir also nie wissen, welche Überraschungen uns das Wetter bereitet, ist es wichtig, rechtzeitig Vorsorge zu treffen. Vorräte einzulagern und vorallem die Tierunterstände winterfest zu machen.

Die meisten unserer Tiere sind Sommer wie Winter im Freien und es gibt lediglich einen offenen Unterstand, wo sie einen trockenen und geschützten Platz finden. Das ist insbesondere dann wichtig, wenn Nachwuchs zu erwarten ist. Warum sich unsere Schafe, Ziegen und Schweine dafür immer die Zeit zwischen Mitte Januar bis Ende Februar aussuchen, sprich hier genau die kälteste Zeit, ist uns ein Rätsel. Wir haben schon versucht, die Nachwuchsplanung zu steuern, doch dann zeigen die Viecher keinerlei Interesse aneinander. Und so wird auch wieder im kommenden Jahr zwischen 15. Januar und Ende Februar Zicklein- und Lämmeralarm geben. Ferkel werden wohl dann gegen Ende Februar das Licht der Welt erblicken. Wobei die Schweine da eher schlau sind, denn eine trächtige Sau in der Weihnachtszeit wird nun einmal nicht zu Braten und Wurst ;-)

Doch nicht nur die Unterstände müssen winterfest gemacht werden, auch der Heu-, Stroh-, Mais- und Holzvorrat muss noch aufgestockt werden. Was wir bislang eingelagert haben, reicht gerade bis Ende des Jahres maximal bis Ende Januar und dann fehlen uns noch gute drei Monate bis zum neuen Gras im Frühjahr. Heuer ist es schwierig, an Heu zu kommen. Durch die Trockenheit ist der komplette Sommer- als auch der Herbstschnitt ausgefallen und am Markt gibt es auch fast kein Heu. Wenn das Wetter es zulässt, sind die Tiere auf der Weide, aber dennoch brauchen wir für die Schweine Heu. Mal sehen ....

Die Maisernte fiel bei uns auch recht mau aus. Der Mais stand richtig gut, doch dann sind die Rehe und Wildschweine eingefallen und wir haben rund die Hälfte unserer Ernte verloren. Da halfen sämtliche Schutzmassnahmen nichts. Wir mussten hilflos mit ansehen, wie der Schaden immer grösser wurde. Jetzt wurde der Mais abgeerntet. Ich sagte unlängst, eines der Wildschweine und Rehe, die sich bei uns kugelrund gefressen haben, hätte ich gerne. - So ein Rehschinken ist etwas Feines !!! - mmmh - ....., aber ich fürchte, wir müssen dieses Jahr auch wieder  zukaufen müssen. Hier in unserer Nähe ist ein Wildgehege.

Man mag seine eigene Meinung haben, was die Jagd anbelangt, insbesondere, wenn man sieht, dass dort im Wildgehege besonders Deutsche und Russen zum Jagen kommen und zwar als Sport ! - Wenn ein Hüter des Waldes zur Jagd geht, und damit regulierend in die Natur eingreift, ist das etwas anderes. Ich sehe hier, welchen Schaden übermässiger Wildbestand haben kann. Wenn wie, nicht nur bei uns, grosse Teile der Ernte vernichtet wurden oder wenn regelmässig die Schakale die Federviech Stallungen leerräumen. Allerdings muss man das auch differenziert betrachten. Die Natur ist ein Kreislauf und die Tiere würden nicht in die landwirtschaftliche Flächen einfallen, wenn sie in ihrem natürlichen Lebensraum genügend Nahrung und Schutz finden würden. (Zu diesem Thema gab es letztens einen ganz interessanten Bericht im deutschen Fernsehen.) Hier hingegen werden grosse Flächen Wald gerodet und viele Hektar nicht wieder aufgeforstet, das hat natürlich Konsequenzen. Nicht nur, dass die uralten Eichen und Buchen aus den Wäldern verschwinden, sondern der Wald sich wandelt. Schnellwachsende Akazien übernehmen oder aber Dornengestrüpp. Den Tieren wird der Lebensraum genommen, aber auch den Menschen, die von der Holzwirtschaft leben, gehen Einnahmequellen verloren. So ist es für viele Famlien ein nicht unerhebliches Zubrot, wenn sie Pilze sammeln und diesse verkaufen können. Absoluten Wahnsinn finde ich es allerdings, dass das hiesige städtische Heizkraftwerk mit Holz beheizt wird  - (Täglich landen dort LKW um LKW Holz in der Strom- und Fernwärmeerzeugung) - Ich bin kein Fachmann, aber ich sehe das mit gewisser Skepsis. Doch um es mit Thomas Mann zu sagen "es ist ein weites Feld"  und so hat das meiste zwei Medaillien, wenngleich sich die zweite Seite für mich auch nicht immer erschliesst.

Aber noch einmal zurück zum Heu: das war heute auch wieder so eine Aktion mit Überraschungseffekt ! Unser Heu lagern wir draussen auf dem Gelände. Die Ballen sind gute vier Meter hoch gestapelt und mit einer Folie abgedeckt. Heute musste ich nun Ballen von der oberen Ebene herunterholen. Ich stieg also herauf, als mit einem Mal die Folie riss und das Wasser, dass sich dort in einer Mulde gesammelt hatte, über mich ergoss. Ich muss sagen, durch den Regen der vergangenen Wochen, war das einiges. Und .... ich war von Kopf bis Fuss klitschenass. Frei nach dem Motto "wenn das Wörtchen wenn nicht wär ..." : Hätte ich das schon heute morgen gewusst, dann hätte ich mir die morgentliche Dusche sparen können. So stand ich nun da wie eine begossener Pudel und zur Krönung des Ganzen klebte nun noch das Heu überall, an den Haaren, der Kleidung und im Gesicht. Bei jeder Bewegung piekste es irgendwo - na manche probieren es mit Reizstrom, ich habe dafür eine kalte Dusche mit Strohdekor gewählt. - Man gönnt sich ja sonst nichts ;-) - Ein Glück, dass mich keiner gesehen hat, als ich so dekoriert ins Haus ging ;-) - ich stell' mir gerade bildlich das Dorfgespräch vor "Stell Dir mal vor, was ich heute gesehen habe, die Deutsche ..... usw.usw " - Na ja warum sollte man sich nicht auch einmal zum Gespött der Leute machen ;-) - wenn man dann noch über sich selber lachen kann, ist doch der Tag gerettet. :-) :-) :-)

copright Julietta Günther


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