Dienstag, 6. Oktober 2015

"Unsere kleine Farm" - 2015-10-06

Wir haben ein kleines Zicklein, das mich ganz kirre macht. Es kommt aus einer Handaufzucht und es war von Anbeginn schwierig, sie in die Gruppe zu integrieren. Auch hat es ein paar Tage gedauert, dass sie sich selber Futter suchte. Das klappt inzwischen, ABER:  das Tier ist so anhänglich wie ein Hund. Wenn sie nur meine Stimme hört, dann steht sie am Zaun und blöckt, während die anderen fressen. Wenn ich dann weggehen, muss ich aufpassen, dass sie nicht irgendein Loch im Zaun findet und mir hinterher läuft. Trotz vieler Bemühungen ist mir noch nicht klar, wo sie immer wieder ausbüchsen kann. Richtig schlimm wurde es, nachdem sie wieder einmal ausgebüchst war und die "Ganster" versuchten sie wieder in ihr Gehege zurück zutreiben. Die Junghunde waren dabei etwas zu übereifrig und gingen nicht gerade zimperlich mit der Ziege um. Dies hatte zur Folge, dass ihr eines Hinterbein Blessuren davor getragen hatte. Bis das Zicklein wieder geheilt war, wurde sie temporär getrennt von den anderen gehalten. Jetzt rennt sie erst recht hinter mir her und wenn ich abends die Schafe und Ziegen in den Stall treibe, braucht sie mit Sicherheit eine Extraauffoderung oder ich muss sie gar in den Stall tragen. Hoffentlich wächst sich das bald aus!

Wir haben überhaupt seltsame Tiere. In unserer Nachbarschaft haben alle die gleiche Art Zäune, doch im Gegensatz zu deren Tieren, haben wir immer Ausreisser dabei. Eine Zeitlang haben uns die Schweine beschäftigt. Die waren ständig auf Achse und es hiess nicht nur einmal morgens um vier Uhr "Schnell raus aus dem Bett, die Schweine stehen auf der Kreisstrasse". Auch kam es schon vor, dass wir unsere Schafe aus dem Nachbarort zurückholen mussten. Einmal konnte ich beobachten, wie die Schweine aus dem Gehege gekommen sind. 100 Kilo Schwein legte sich flach auf den Bauch, kroch an den Zaun und schwabbelte unter den Zaun durch - Bauch rechts, Bauch links - Hintern rechts, Hintern links - nur schade, dass ich da keine Videokamera zur Hand hatte! - Es war zum Brüllen lustig - nur musste ich dann wieder den Schweinen hinterher laufen ... aber mit einem Eimer Mais in der Hand liefen sie mir wie die Hunde hinterher in ihren Stall zurück ... doch dies Mal nicht unter dem Zaun durch ! Die Viecher sind ja verflixt schlau: binnen kürzester Zeit hatten sie heraus bekommen, wo unser Gartentor war und dann warteten sie dort darauf, dass man sie einliess.

Verrückt war auch die Geschichte mit einem unserer ersten Schafe. Das Vieh ist vor den Hunden ausgerückt und über den Gehegezaun gesprungen. Es hatte sich dann der Gruppe des Nachbarn angeschlossen, der darüber nicht sehr erfreut war, da unser Schaf seine Herde immer wieder zu Exkusionen animiert hat. Wir wollten schliesslich auch unser Muttertier zurück haben und was dann begann war eine besondere Story. Erst versuchten wir das Vieh mit sechs Mann einzufangen, was darin gipfelte, dass zwei davon der Länge nach im Mist landeten und unser Schaf auf und davon in den Wald stürmte. Es kam aber jeden Abend wieder in das Nachbargehege zurück. Nachdem auch der zweite Versuch scheiterte, kam uns die Idee mit dem Tierarzt. Der kam auch mit einem Betäubungsgewähr bewaffnet, doch kaum sah das Vieh ihn - auf und davon. Dann probierten wir es mit einem Jäger. Kaum war das Tier in Schussnähe - auf und davon. Hier gaben wir nach dem dritten Versuch auf. Der Nachbar wollte nun erst recht nicht uns das Tier abkaufen! Dann kamen wir auf die Idee, dort einen extra Pferch zu erstellen, die Tiere hineinzutreiben und unser Schaf zu fangen. Gesagt, getan, 25 m Zaun aufgestellt, Tiere reingetrieben, unser Schaf fangen wollen, Zaun nieder gerissen - auf und davon ! Irgendwann gelang es, das Tier zu fangen, jetzt hiess es aber, es auch nach Hause zu transportieren. - Es bekam ein Hundehalsband um und wurde an der Hundleine heimgeführt. Ich stand auf der Terasse, schon lange bevor ich die Karavana aus 5 Männer  und einem Schaf sah, hörte ich sie. " Nein nicht hier lang- hierher!" -"Komm endlich, du blödes Viech" - "Schieb doch mal, vielleicht bewegt es sich dann von der Stelle" - "Geh mal einen Eimer Mais holen, vielleicht klappt es dann" - usw.... Ich stand eine geschlagene halbe Stunde auf der Terasse und lachte Tränen beim Hören dieses Schauspieles. ... Und erst recht war es mit meiner Fassung vorbei, als ich die Gruppe sah: allein voran ging friedlich ein sichtlich zufriedenes Schaf in seinen Stall und dahinter kamen 5 totel verschwitzte Männer mit hochrotem Kopf, Heu in den Haaren und mit komplett verdreckter Kleidung. - Na das kühle Bier hatten sie sich redlich verdient ! ;-)

Die letzten Wochen hat mich Frieda beschäftigt, das einzige Schwein, das bei uns je einen Namen bekam. Frieda ist auch so eine Ausreiserkönigin. Sie schaffte es, alle halbe Stunde irgendwie aus ihren Stall zu kommen und ich musste sie wieder zurück treiben, oft auch mit Hilfe unseren Border Collies. Die Sau brachte mich schier zur Verzeiflung. An sich wäre ihr Freigang ja nicht so schlimm gewesen, doch sie grub das Gehege der Schafe um und was viel schlimmer war, sie hatte es auf das kleine, schwarze Schaf abgesehen und biss es ständig in das Hinterbein. Manchmal merkte ich garnicht sofort, dass Frieda sich wieder einmal Freigang gewährt hatte, da sie sich farblich nicht von den Schafen unterschied. Lange kam ich nicht dahinter, wie Frieda überhaupt aus ihrem Stall kam, bis ich sie eines Tages zufällig beobachten konnte: Sie kletterte die Verstrebungen ihres Stalles wie an einer Leiter hoch, um dann in 1,80 m Höhe über die Absperrung zu klettern. Irgendwann hatte aber auch Frieda gemerkt, dass es sinnvoller im Stall zu bleiben, denn wer im Stall blieb, der bekam etwas Leckeres und - Schwein ist ja nicht doof, sondern sehr schlau!
Frieda steht auf der linken Seite vor den Schafen

... und die Liste liesse sich um so viele Tiere verlängern, so z. Bsp.
- da ist der Hase, der ständig ausbüchste und dem Hund hinterher lief,
- die Gänse, die in den Wald liefen. Leider war darauf hin die Hälfte der Gruppe auf nimmer Wiedersehen verschwunden.
- unsere Junghunde, die beim Nachbarn die Schuhe von der Terasse geklaut haben und stolz wie Oskar mit ihren Trophäen in den Schnauzen zurück kamen.
- die Ziegen, die mit einem Mal auf der Obstbaumwiese standen und Äpfel pflückten.

.... und wer denkt, dass dies an maroden Zäunen liegt, der täuscht sich. Selbst frischgezogenen neue Zäune, können unsere Aussreisser nicht wirklich halten. ... und warum sie,  trotz grossen Freilauf lieber ausserhalb vom Zaun sind, bleibt uns ein Rätsel ???


copyright Julietta Guenther

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