Sonntag, 25. Oktober 2015

"Unsere kleine Farm" - 2015-10-25

Gerade wenn man auf einer Tanja (ungarisch für Bauernhof) wohnt, dann hat man gelernt, wie eng Leben und Sterben beieinander liegen. Vorgestern wurden uns junge Häschen geboren und gestern starb mein erster und mein Lieblingshund. Aber auch privat habe ich die letzten Jahre erlebt, wie eng verwoben Leben und Sterben miteinander sind. Sehr oft musste ich in der letzten Zeit Abschied nehmen. Besonders ohnmächtig und mich meinen Wurzel beraubt fühlte ich mich, als mein Bruder mit gerade einmal zweiundvierzig Jahren an einem Herzinfarkt starb, dann starb nur wenig später meine Mutter nach einer kurzen Krebserkrankung und dem folgte der schrittweise Abschieds meines Vaters nach einem Schlaganfall und darauf folgender Demenzerkrankung. 

Seitdem stehe ich dem Leben mit einer anderen Einstellung entgegen und sehe vieles mit anderen Augen. 

Das Sterben gehört zum Leben dazu. "Alles hat seine Zeit" 

- Manchmal muss man innehalten und schauen, ob man dem Leben noch genügend Leben zugesteht. -

Für mich bedeutet Trauer, auch sich selbst im Wandel der Zeit zu sehen. Ich lebe in einem anderen Kulturkreis und hier wird viel offener mit dem Sterben umgegangen, doch das scheint mir auch der erste Schritt zu sein, um schneller wieder in den Alltag zurück zu finden, trotz aller Trauer.

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Auch für mich bedeutet: es wartete der Alltag einer Farm. Doch in mir weinte das Herz, während ich meinen Hund begrub. Stunden habe ich damit zugebracht, eine entsprechend grosse Grube auszuheben, zwei Kubikmeter Erde umgewälzt und dann vier Schubkarren voll Steine herangekarrt. Es war eine enorme Kraftanstrengung, nicht nur einen Hund, der fast so viel wiegt wie ich selber, zu beerdigen, sondern auch rund eine halbe Tonne Erde und Steine zu bewegen. Trotzdem ich hier auf der Farm tagtäglich einiges an Gewicht hin- und herschleppe, so merke ich doch meine heutige Aktion in den Knochen. Mir tun alle Gräten weh!

Irgendwie habe ich eh das seltsame Glück, dass ich immer wieder die A....Karte ziehe und irgendwelche Sonderaktionen unerwartet hereinplatzen, wenn mein Männe arbeiten ist. Egal wie, für mich war dies heute aber auch eine Pflicht für meinen treuen Gefährten. Ich hatte einmal einen Hund, den ich einschläfern lassen musste, beim Tierarzt gelassen. Doch seitdem muss ich immer an ihn denken, wenn ich an der "Tierkörperbeseitigungsanlage" vorbei komme und obendrein kann ich kein Stück Seife mehr anfassen, ohne dass ich daran denken muss, dass ich mir womöglich mit Hund die Hände wasche. Ich hatte mir damals geschworen, dass ich, wenn ich es verhindern kann, keinen unserer Hunde mehr dort landen wird.

............ ob allerdings mein Männe sehr begeistert sein wird, wenn er Gewähr wird, dass ich den Hund in einem Teil des Gemüsegarten begraben habe ?!? Es war einfach der schönste Platz im Garten .... 

......  Jetzt muss der Gemüsegarten wohl oder übel an einem anderen Platz angelegt werden  ....

copright Julietta Günther

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